Lady Dracula

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Lady Dracula

Liebe Filmfreunde des guten schlechten Geschmacks. 67 Ausgaben dieser Schmuddelfilm-Kolumne hat es gebraucht, bis wir nun endlich auch mal auf ihn zu sprechen kommen: Jean Rollin – den Meister des unmotivierten Zooms! Aber Scherz bei Seite: Jean Rollin ist natürlich ein absoluter Meister, ein verkanntes Genie, ein immer noch viel zu häufig übersehenes Kuriosum im Kosmos des gehobenen Schundfilms. Derer hat er etliche gemacht. Und heute werfen wir mal einen genaueren Blick auf einen seiner schönsten: Lady Dracula.

Ein paar Tunichtgute laden ihren Giftmüll in einer entlegenen Katakombe ab und plündern – wenn sie schon mal da sind – auch schnell ein paar Gräber. Da stürzt ein Gift-Fass um. Die entflohenen Dämpfe erwecken die kürzlich verstorbene Catherine (Françoise Blanchard) wieder zum Leben. Diese fackelt nicht lange und murkst die üblen Burschen ab. Danach wandelt sie zombieartig zurück in ihr Schloss, wo sie zu Lebzeiten wohnte. Zur selben Zeit kehrt ihre beste Freundin Hélène (Marina Pierro) nach längerem Auslandsaufenthalt in die Ortschaft zurück und erfährt erst nun vom Ableben ihrer Freundin. Hélène und Catherine schlossen als junge Mädchen einst einen Blutschwur. Wenn die eine stirbt, wird die andere ihr folgen. Hélène sucht nun das Anwesen auf und findet dort Catherine – lebendig und doch tot. Nur Blut und Fleisch scheint sie am Leben zu erhalten … Ein Umstand der ihre unsterbliche Freundschaft auf eine harte Probe stellt.

Lady Dracula

Lady Dracula, auch bekannt als The Living Dead Girl, ist einer der späteren und bekannteren Filme von Jean Rollin. Jener ist (zumindest in seinem Heimatland) bekannt für seine surrealen, erotischen Vampir-Filme, die oft als Sex-Quatsch von der Kritik abgetan wurden. Zu Lebzeiten genoss Rollin keinen guten Ruf, galt als kompliziert und konnte seine Projekte immer schwieriger finanzieren. Um sich über Wasser zu halten, betätigte er sich auch einige Jahre als Pornofilm-Regisseur, was er zutiefst verabscheute – und seinen Ruf in der Szene auch nicht gerade aufwertete. Er selbst verstand sich als großen, unverstandenen Künstler und war zutiefst verbittert darüber, dass die Fachpresse seine Einschätzung nicht teilte. Tatsächlich umweht die Filme Rollins ein poetischer Wind und eine seltsame Faszination, der man sich schwer entziehen kann. Vorausgesetzt natürlich man hat das Sitzfleisch für so was. Denn selbst für damalige Sehgewohnheiten ist das Tempo von Rollins Filmen dermaßen reduziert, dass es auch schnell mal zur Einschlafhilfe verkommen kann.

Eine Reihe sich wiederholender Merkmale zeichnet seine Filme aus. Zum Beispiel das Thema der tiefverbundenen Frauenfreundschaft. Clowns bzw. Clowninnen trifft man häufig an, genauso wie Vampire. Dann sind da diese elendslangen Zooms in die französische Landschaft. Und natürlich jede Menge Titten. Lady Dracula ist insofern wiederum speziell, da er einer der wenigen Gore-Filme Rollins ist. Hier wird ganz schön viel Blut verspritzt. Das ist teilweise ziemlich heftig in Szene gesetzt, selbst für heutige Verhältnisse. Dennoch war ich ziemlich erstaunt, als ich bei der Recherche zu dem Film erfahren habe, dass der Film seit 1984 in Deutschland nicht nur indiziert, nein, sogar bundesweit beschlagnahmt ist! Zuletzt nochmal im Jahr 2014. Ja, geht’s noch? Jede Folge von The Walking Dead ist brutaler, als das was wir hier zu sehen kriegen. Dafür ist das hier mit Niveau, und Tragik und Finesse erzählt.

Tatsächlich ist Lady Dracula der Rollin-Film, den man auf jeden Fall mal gesehen haben sollte, falls man noch nie einen gesehen hat. Wenn‘s einem zusagt, gibt es dann noch jede Menge weitere schöne und kuriose Filme zu entdecken. Dienerinnen des Satans ist z.B. einer meiner weiteren Favoriten. Das Label Wicked Vision Media bringt jedenfalls seit einigen Jahren eine Jean-Rollin-Collection in aufwändig restaurierten Mediabooks auf den Markt. Zum Teil nur über Österreich vertrieben um den Zensurproblemen in Deutschland aus dem Weg zu gehen. Uns soll’s recht sein!

In diesem Sinne: Seid nett zueinander wie die besten Freundinnen und bleibt seltsam!

Lady Dracula

OT:  Le Morte vivante, Frankreich, 1982, Regie und Drehbuch: Jean Rollin, Mit: Françoise Blanchard, Marina Pierro, Carina Barone u.a.

… noch mehr Wonne aus der Tonne


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