La Santísima Trinidad de Paraná

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Encarnación, die Menschwerdung Gottes, übersetzt. Die Stadt an der Grenze zu Argentinien und am Río Paraná, dem zweitlängsten Strom Südamerikas, bezeichnet sich als ›Stadt Gottes‹. Casinos und Shopping-Malls allerdings überragen seinen Anspruch. Unerbittliche Sonne, eine alles erstickende mit Moskitos benetzte Schwüle – und am Horizont, hinter dem Río Paraná, Argentinien.

Mein Frühstück, das sind drei frittierte, mit Fleisch gefüllte Empanadas mit Ketchup. Etwas anderes ist schwer zu finden, Obst in Paraguay ist grundsätzlich teuer, Märkte, wie ich sie noch aus Bolivien in Erinnerung habe, sind hier nur schwer zu finden. Was meinen Gaumen jedoch sehr erfreut, ist eine Art karamellisierte Tafel aus Honig und Erdnüssen. Satt, aber ungestillt, setzte ich mich in den Bus, Richtung Trinidad, den Jahrhundert alten Ruinen einer Jesuitenreduktion.

Bei Kilometer 31 hüpfe ich raus. Wie eine von Bukowski‘s Hyänen lechze ich im größten Freiluftbackofen der Welt (36° im Schatten und in einer Woche ist hier Herbst!) einem mich entzückenden, wackelnden Arsch hinterher. Ich hole die junge Dame in pink ein und frage nach dem Weg. Eine breite lange Narbe ziert ihre Wange, die Augen liegen in tiefen Schatten. Sie zeigt mir die Richtung, weiß aber, mich in eine Unterhaltung zu verstricken und lädt mich schließlich auf einen tereré ein. Ich empfinde das als Kompliment. Sie entschuldigt sich für ihr Anwesen, obwohl ich es noch nicht gesehen habe: Es wäre nicht besonders. Wir steigen eine kleine versengte Kuppe hinauf. Ein furchterregender Hund kläfft, ihr ein Monat alter Welpe dagegen kollert auf dem staubigen Boden. Er ist ganz aufgeregt. Ich reiche ihm den Finger, der sofort zwischen seinen knabbernden Zähnchen im Maul verschwindet. Ich soll draußen warten. Der weiße Lack blättert, die Planken sind schief, Lücken tun sich überall auf, die Fensterläden sind geschlossen. Aus halbierten Plastikflaschen sprießen Blumen. Sie trägt Stühle und einen wackeligen Tisch hinaus, auf ihn legt sie eine selbst gestickte Decke. Sie tut das mit einer feierlichen, freudigen Geste. Es ist ein Exemplar, dass sie nicht verkaufen konnte. Ich suchte mühsam nach Worten, aber trotzdem finden wir ein wenig zu einander. Sie füllt die Guampa etwa zur Hälfte mit zerstoßener, klein gehackter Mate auf, befeuchtet und drückt sie ein wenig um anschließend kaltes Wasser hineinzugießen. Sie saugt an einem metallenen Trinkrohr, lehnt sich nach hinten und reicht mir den Becher: Es schmeckt bitter, sehr bitter. Und unter dem Schatten eines Mangobaums sprechen wir ein wenig über ihr Leben und meines.

Danach verabschiede ich mich und marschiere zu den Ruinen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts unternahm der Jesuitenorden den Versuch das Urchristentum – ›das‹ Christentum galt als missbraucht, verfälscht und unrein – im Gebiet des heutigen Paraguay, Uruguay, Brasilien und Argentinien – der Heimat der Guaraní – zu verankern. Trinidad, die Stätte meines Besuches, wurde 1706, als eine von 30 Gemeinden, von dem Priester Juan de Anaya gegründet. Die Missionierung war durchaus erfolgreich: Nach und Nach gaben die Guaraní ihren tradierten Lebensstil auf und machten sich in den Reduktionen sesshaft. Sicherlich auch, weil Sklavenjäger und – sich alles unter den Nagel reißende – Großgrundbesitzer ihre Existenz bedrohten. In den Siedlungen hatte jede Familie eine Stück Land. Während die Männer sich der Feldarbeit, dem Handwerk und dem Gewerbe widmeten, oblag die im Haushalt anfallende Arbeit, die Erziehung der Kinder und das Weiterverarbeiten von Baumwolle der Frau. Beide jedoch fröhnten der künstlerischen sowie religiösen Muse. Die Gemeinden produzierten einen Überschuss an Getreide, Zucker, Mate und Baumwolle. Mit ihrem Gewinn wurden alleinstehende Frauen, die Kirche, die Erziehung und die Kunst im Allgemeinen unterstützt. Auf dem Platz, auf dem ich nun barfuß auf vertrocknetem Gras stehe, befand sich einst ein Kreuz. Dieses Symbol war Ausgangspunkt einer jeden Gemeinde. Hier mündeten alle aus dem Umland kommenden Straßen. Auf der einen Seite des Platzes standen die Kathedrale und Priester-Residenzen, Schule und Werkstätten. Auf der gegenüberliegenden Flanke befanden sich Unterkünfte für Witwer und Witwen sowie der Friedhof. Umliegend standen die Häuser ihrer eigentlichen Einwohner und Farmland. 1767 wurden die Reduktionen, die bisher  der spanischen Krone unterstanden, ihrem Schicksal überlassen: Paraguayische und brasilianische Invasoren zerstörten und plünderten sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Heute lebt nur noch die Erinnerung fort, zwischen rotem Sandstein.


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