Wenn man nach Barcelona fährt, dann ist die Sagrada Familia quasi Pflichtprogramm. Sie ist meiner Meinung nach DAS Wahrzeichen der Stadt.Auch während meiner Unterhaltungen mit Freunden und Bekannten vor der Reise erhielt ich immer und immer wieder den Tipp, die Kirche auch von innen zu besichtigen.
Auf der Webseite kaufte ich vorab also die Tickets für unseren Sagrada Familia Besuch. Nur als kleine Info: Man muss bereits beim Kauf alles genau angeben: Wann willst du in die Kirche? Wann willst du auf den Turm? Auf welchen Turm? Durch welchen Eingang?
Das hat mich doch geringfügig überfordert, sodass ich Supermans Rat brauchte. Der hatte aber keine Zeit und ließ mich nur wissen, dass wir den höchsten Turm nehmen sollen, wenn alle gleich viel kosten. Dann haben wir länger was davon, oder so… Wenn schon, dann schon! ;-) So kaufte ich also 2 Karten für die Sagrada Familia und den Torre Naixement – mit zarten 75m Höhe. Ich weiß nicht, ob ich es hier schon mal erwähnt habe, aber ich habe Höhenangst. Ziemlich ausgeprägte Höhenangst. Ich weiß gar nicht, was mich da geritten hat, aber direkt nachdem ich die Karten gekauft habe, wurde mir bewusst, was ich mir da eigentlich eingebrockt habe. Um das Grauen zu visualisieren, habe ich 75m abgemessen… um festzustellen, dass 75m verdammt viel sind. Vor allem wenn sie in die Höhe gehen. Das war’s. Mein Schicksal war besiegelt. Ich würde auf dem Turm der Sagrada Familia an einem Herzinfarkt sterben.
Frisch in Barcelona angekommen, machten wir uns nach einem entspannten Badetag auf zu unserem ersten Ausflugsziel. Wir waren extra früh da, damit wir uns in Ruhe die Kirche anschauen können und dann zum Schluss den Turm besichtigen können. Weil man aber nur eine dreiviertel Stunde vor dem Zutritt zu den Türmen in die Kirche darf, und ich das nicht wusste , hatten wir noch eine Menge Zeit. Also machten wir ein paar hübsche Poser-Fotos für das private Fotoalbum und wollten einige andere Sehenswürdigkeiten in der Nähe aufsuchen. Weil wir sie aber nicht gefunden haben und keine Lust mehr hatten, sie zu suchen aber noch genug zu Fuß unterwegs sein würden, setzten wir uns lieber in ein Straßencafé, welches uns so anlachte, und tranken Kaffee, der einem die Fußnägel hochrollen lässt. Danach waren wir 3 Tage wach und hyperaktiv: Genau der richtige Gemütszustand, um mit Höhenangst auf einen 75m hohen Turm hinaufzusteigen.
Die Kirche ist wirklich richtig groß. Die Fotos können die tatsächliche Größe der Kirche überhaupt nicht einfangen. Sie wirkt auf Fotos einfach mickrig im Vergleich zum Live-Anblick, aber auf diesem Foto sieht man ganz gut, dass sie wirklich groß, groß, GROSS ist.
Wir hatten ein wenig Angst, dass die Kirche total überlaufen sein würde, aber im Inneren verliefen sich die Menschenmengen, sodass es relativ angenehm war, die Kirche zu besichtigen.
Besonders gut hat mir gefallen, dass die Sagrada Familia eine “fröhliche” Kirche ist. Sie ist hell und farbenfroh und nicht überfüllt mit Totenbildchen. Das mag ich an Kirchen nicht so gerne, überall wird man dort mit Leid und Qual konfrontiert. In der Sagrada Familia ist das nicht der Fall. Sie ist detailverliebt und egal wie oft man sich einen Teil der Kirche ansieht, bei jedem Betrachten entdeckt man neue Details. Diese Kirche ist ein architektonisches Meisterwerk.Viele Elemente hat Antoni Gaudí sich in der Natur abgeschaut. Der Eingang erinnert an Baumstämme, die Treppe vom Turm hinab in die Kirche ist eine Fibonacci Spirale.
Gaudí hat hier wirklich sein Bestes gegeben, auch wenn die Kirche eine ewige Baustelle bleiben wird. Das Innere der Kirche ist einfach wunderschön anzusehen. Deshalb: Bevor ich hier allzu viele Worte darüber verliere, seht selbst:
Doch da war ja noch die Challenge…. Während Superman und ich darauf warteten, in den Aufzug zu steigen und in den Turm hinaufzufahren, spazierten wir wenig auf dem Vorplatz der Kirche -denn wir hatten strahlende 30° und Sonnenschein- und machten noch einige Fotos von den bewundernswerten Verzierungen an der Kirchenfassade.
Mit einer Aufzugkapsel wurden wir in 6er Teams in den Turm hinaufgefahren und uns selbst überlassen. Wir verließen den Aufzug und durften die engen Treppen herunterlaufen, auf die kleinen Balkone gehen, aus den Fensterln in den Türmen lugen, während wir wie die Lemminge zwischen den Türmen herumirrten. Immer wenn uns jemand entgegen kam, wurde es kuschelig. Die Gänge sind nämlich so eng, dass zwei sehr schlanke Menschen gerade so aneinander vorbeikommen. Normalgebaute Menschen müssen schon auf die kleinen Vorsprünge ausweichen, damit sie aneinander vorbeikommen.
Ich presste mich die gesamte Zeit artig an die Wand und knipste ein wenig mit meiner Handykamera. Die “richtigen” Fotos durfte Superman machen, weil er nicht mit Höhenangst gesegnet ist. Superman hat sich sogar auf den höchsten Balkon hinausgetraut und ein hübsches Foto für euch gemacht.
Auf den kleinsten aller Balkone habe ich mich sogar auch hinausgetraut. Zitternd wie Espenlaub, mit richtig tiefen Augenringen vor Angst hab ich mich getraut. Gut, ich habe mich ein wenig verkrampft gegen den Balkon gedrückt, bin nicht weiter als nötig hinaus und hatte schweißnasse Hände, aber hey… ich habe Höhenangst und war auf einem Balkon des höchsten Turmes der Sagrada Familia!
Somit gilt nun:
La Sagrada Familia 0 : puppinski. 1