La Paz – die unmöglichste Stadt der Welt

Von Southtraveler

Wie immer man nach La Paz gelangt – nachdem man einmal die Hochebene erreicht hat, die zwischen den geöffneten Armen der Andenketten liegt, scheint der Horizont kein Ende zu nehmen.

Bis man plötzlich hier in 4000 Metern Höhe auf den Rand eines tiefen Kessels stößt, an dessen Wänden eine Stadt zu kleben scheint. Eine unmögliche Lage…nein, nicht für La Paz!

Den Willkommensgruß an seine Besucher bereitet der schönste Schneeberg der Anden, der sagenumwobene Illimani. Die graubraune Landschaft rundherum wird vielfarbig: weiß die schneebedeckten Gipfel, ockerfarben, rötlich, lila die Anhöhen, unterbrochen durch die grünen Punkte der Eukalyptusbäume. Silbern oder ziegelfarben die Dächer und Gebäude in allen erdenklichen Farben.

Ist La Paz tagsüber vielfarbig, so ist es nachts glänzend wie ein Nest von Glühwürmchen. Die Stadt ändert sein Angesicht zu jeder Stunde.

La Paz gibt schon auf den ersten Blick zu erkennen, das es nicht am Reißbrett entworfen wurde. Die Stadt läuft überall da hin, wo sie Lust hat. Nur die 2 Hauptstrassen versuchen ein wenig Ordnung in das Gewirr der vor Verkehr überquellenden steigenden und fallenden Straßen und Gassen zu bringen. La Paz ist laut und jederzeit in Bewegung.

Der Höhenunterschied zwischen den talabwärts gelegenen südlichen Stadtteilen mit vielen Villen und Hochhäusern und dem Stadtrand von El Alto am oberen Ende des Kessels beträgt knapp 1000 Meter, was bei der Abfahrt von El Alto hinunter nach La Paz zu einem der spektakulärsten Ausblicke auf dem südamerikanischen Kontinent führt. Dies ist übrigens der größte Höhenunterschied innerhalb einer Stadt auf der Welt.

Zwischen der Höhenlage der Wohnviertel und dem sozialen Status ihrer Bewohner existiert eine eindeutige Beziehung: je höher die Lage, desto ärmer die Bewohner. An den Hängen von El Alto, wo Wind und Kälte den Menschen zusetzen, finden sich die kärgsten Behausungen, wo Familien auf engstem Raum zusammenleben. Wer es sich leisten kann, zieht möglichst weit nach unten. El Alto hat mittlerweile den Status einer eigenen Stadt und schätzungsweise weit über eine Millionen Einwohner. So genau ist das nicht zu sagen, da sie sich jeden Tag weiter ausdehnt.

Ein absolutes Highlight mit atemberaubender Sicht ist eine Fahrt mit der höchstgelegenen Seilbahn der Welt von El Alto hinab nach La Paz. In El Alto findet jeden Donnerstag und Sonntag auch der größte Freiluftmarkt der Welt statt. Hier bekommst du alles von A wie Autoreifen bis Z wie Zahnbürsten.

La Paz ist traditionell und modern zugleich. Als die Eroberer in diese Gegend des von ihnen genannten Alto Perú genannten Hochlands kamen, blieben sie angesichts der Schönheit und überzeugt von der strategischen Lage an dieser Wegkreuzung zwischen Lima und Potosi.

Der welthöchste Regierungssitz hat eine bewegte Vergangenheit. Hier fanden die ersten Aufstände gegen die spanische Herrschaft in Südamerika statt. Nicht umsonst wird die Stadt die „Wiege der Freiheit und Grab der Tyrannen“ genannt.

Die Paceños, wie sich die Einwohner von La Paz nennen, sind bunt gemischt – Indigenos, Mischlinge und die spanischstämmigen Weißen leben hier zusammen, dennoch gibt es kulturelle Unterschiede, sowohl in der Art zu sprechen oder sich zu kleiden. Ein besonderes Farbenspiel bietet die Kleidung der „Cholas“, den Indianerfrauen, die mit weitem Rock, besticktem Umhang aus Aguayo Stoff und Derby Melone die Straßen und Märkte noch bunter erscheinen lassen.

Sie beherrschen das Bild der Märkte. Produkte aus allen Zonen Boliviens sind dort in Pyramidenform auf Podien aufgehäuft. Sie kommen aus dem Regenwald oder den einsamen Regionen des Altiplano. Inmitten dieses Angebots sitzen wie auf einem Thron die Verkäuferinnen und preisen lautstark ihre Ware an.

Ein Menschengewimmel aller Art und Herkunft, Leute, die feilschen, etwas anprobieren, Schmuck untersuchen oder die rumdherum angebotenen Speisen wie Salteñas, die bolivianische Variante der Empanadas, verzehren.

Der weithin bekannteste und skurillste Markt ist der Mercado de las Brujas, der Hexenmarkt in altertümlichen, gewundenen Pflastergäßchen entlang der Calle Santa Cruz, wo Liebes Talismane, Figuren zum Bleigießen, Zauberkräuter, Embryos von Lamas, Weihrauch und allerlei mehr kurioses angeboten wird. Coca Blätter gegen die Höhenkrankheit bekommst du hier auch. (Keine Angst, die Blätter selbst sind völlig harmlos und werden oft als Tee aufgebrüht).

Es liegt in der Tradition der Aymara Indianer, Pachamama, der Göttin, die  Mutter Erde erschaffen hat und Leben schenkt, zu huldigen und sie mit kleinen Opfergaben und Ritualen gnädig zu stimmen. Für „normalere“ Ansprüche findet man auch Läden mit den typisch bunten Stoffen und Textilen, Kunsthandwerk, Gold – Silber – und Bronzeschmuck, Charangos (Mandolinen, aus Gürteltierpanzer gefertigt) und natürlich die weltberühmten Panflöten, die Zampoñas, die du sicher aus der ein oder anderen Fußgängerzone kennst ;) Leider hat der Markt aufgrund des Touristenansturms viel von seiner Ursprünglichkeit eingebüßt.

Beim Abstieg kann man die Kirche San Francisco mit ihrer berühmten Steinschnitzerei sehen. Es gibt  im Zentrum keine großen Entfernungen. In zwanzig Minuten etwa erreicht man vom Hauptplatz fast jedes beliebige Stadtviertel. Die Plaza Murillo ist der Ort, wo, umflattert von Tauben, die Alten zusammenkommen, um Zeitung zu lesen und die politischen Neuigkeiten zu besprechen. Am Rande des Platzes befinden sich das Parlament, die im neoklassizistischem Stil gebaute Kathedrale und das nationale Kunstmuseum.

Kurios auch: Inmitten der Stadt an der Plaza San Pedro liegt das größte Gefängnis des Landes. Ein Knast in bester Lage: 18 Meter hohe Mauern, die Sträflinge zahlen Miete, betreiben Geschäfte, leben hier mit der Familie und wählen ihre Chefs selbst. Vor einigen Jahren wurden sogar Touren für Touristen angeboten.

An vielen Ecken finden sich in La Paz Schuhputzer. Sie sind vermummt wie Bankräuber, da sie nicht erkannt werden wollen. Traurig aber wahr, denn mit diesem Beruf werden sie von der Gesellschaft gemieden, diskriminiert und teilweise verhöhnt.

Es lohnt sich, einen Abstecher nach Miraflores zu machen – allein wegen der Aussicht auf die Stadt. Du kannst Miraflores auf einem Skyway erkunden, der sich über dem Viertel zur Erkundung anbietet. Neben Universitäten, Krankenhäusern ist hier auch auch das Fußballstadion beheimatet. Hier gewinnt die bolivianische Nationalmannschaft nicht selten aufgrund der enormen Höhe – den anderen Mannschaften geht hier einfach zu schnell die Puste  aus.

Wenn man Miraflores verlässt, hat man einen weiten Blick auf die Hochhäuser von La Paz, deren Umrisse sich hinter einer Grünfläche abheben, die abfallend zum „Teatro al aire libre“ (Freilufttheater) führt, an dem sich das größte Wandgemälde der Stadt befindet, welches zahlreiche historische Figuren der bolivianischen Geschichte, u.a. den Gründer der Stadt, Alonso de Mendoza und den Aymara Häuptling Tupac Katari zeigt.

Hier befinden wir uns nahe am Prado, dem Boulevard mit seinen Brunnen, Zierbäumen und Blumen. Hier steht das Denkmal von Befreier Simón Bolivar. Die Avenida ist eine belebte Straße mit diversen Einkaufsmöglichkeiten, Hotels und Restaurants.

Beim Denkmal für Sucre, den anderen Freiheitshelden Südamerikas, beginnt das Viertel Sopcachi, mit intimen Parks, Bungalows, Rosengärten und dem herrlichen Monitculo (kleiner Berg), von wo aus man einen tollen Blick auf die Stadt hat.

Um es mit einem bekannten Volkslied zu sagen:

Oh, linda La Paz, quien te conoce, no te olvida jamás!

Oh, schönes La Paz, wer dich kennt, vergißt dich nie mehr.

La Paz besteht aus insgesamt 7 Stadtteilen:

  • Casco Viejo: Casco Viejo ist die Altstadt und das ehemalige Zentrum von La Paz. Dort findest Du Museen, Hotels, Geschäfte und wichtige Gebäude wie die Alcadia Municipal de La Paz und die Zentralbank von Bolivien. Am Plaza Murillo liegen der Regierungspalast und der Nationalkongress.
  • Zona Central: Zona Central ist als „die Mitte“ bekannt. Hier befinden sich Geschäfte, Hotels und viele Botschaften. Es gibt auch mehrere Wohnhäuser sowie Restaurants und Diskotheken.
  • Sopocachi: Sopocachi ist eines der ältesten Wohnviertel der Stadt.
  • San Pedro: San Pedro ist einer der ältesten Stadtteile. Sein Zentrum bildet die Plaza Sucre am rechten Ufer des Flusses Choqueyapu. In San Pedro liegt das Gefängnis und der Mercado Rodriguez, einer der größten und ältesten Märkte von La Paz.
  • Miraflores: Miraflores ist von der Innenstadt deutlich getrennt. In diesem Stadtteil wohnen mittlerweile etwa 45.000 Einwohner. Miraflores ist als Erholungsort bekannt, beherbergt ein großes Einkaufszentrum, bedeutende Universitäten und Krankenhäuser. In Miraflores befindet sich Stadion von La Paz, das Estadio Hernando Siles. Es ist das höchstgelegene Fußballstadion der Welt.
  • Zona Norte: Zona Norte ist besonders durch seine Industrie geprägt. In Zona Norte beginnt auch die Autobahn, die La Paz mit der Stadt El Alto verbindet.
  • Zona Sur: Die Zona Sur ist der tiefste Punkt in La Paz und liegt auf einer Höhe von (nur!)  3.200 m. Dieser Stadtteil ist das größte Wohnviertel von La Paz. Die Zona Sur verzeichnete in letzter Zeit ein starkes Wachstum und gilt als Wohnviertel der wohlhabenden Schichten.

Wer sich einer organisierten Tour durch La Paz anschließen will, sollte mal bei Redcap Walkingtours vorbeischauen, von denen ich nur Gutes gehört habe.


Hinkommen

Flüge nach La Paz sind relativ teuer und werden von Europa meist mit Zwischenstopp in Lima angeboten (LATAM) Es bietet sich an, bei einer Reise durch den Süden von Peru La Paz mit in die Reiseplanung zu integrieren, da es eine gute Busverbindung von Puno nach La Paz (über Copacabana) gibt.


 Unterkünfte

Casa Skyways B&B

Schönes B&B in guter, zentraler Lage in La Paz. Heiße Duschen, komfortable Betten (pro Nacht 30 € im DZ)

Weitere Unterkünfte findest du hier


  Essen und Trinken

  • Namas Te (C. Zoilo Flores # 1334 Almost Esq, La Paz) Tolles vegetarisches & veganes Restaurant mit schönem Innenhof
  • Pacena La Saltena (Loayza 233 Edif. Mcal. de Ayacucho | Sopocachi) Die besten Salteñas (die bolivianischen Empanandas) in ganz La Paz.
  • Red Monkey (Calle 30 ‚D‘ Nº 9, Achumani) Hier gibt´s  leckeres veganes Essen. Es hat auch einige interessante kleine Kuriositäten wie den mit Lavendel aromatisierten Kaffee und selbst gebraute Biere im Angebot.
  • Diesel Nacional (Av 20 de Octubre 2271) Leckere Drinks in einem Ambiente wie aus einem Tarantino Film – muss man gesehen haben!

Hast du La Paz schon besucht? Was war dein Eindruck? Poste es in den Kommentaren

Merken

Merken