Ich bin verliebt. In die neue Show im GOP Varieté Theater in Bonn. „la luna“ heißt sie und verführt nicht nur optisch, sondern auch akustisch. Wer sich fallen lässt, wird empfangen in den weit geöffneten Armen einer Artistenfamilie, die das Publikum auch mal hinter die Kulissen des Zirkuslebens blicken lässt.
Vor allem in der ersten Hälfte ist die Show leise und intim, vorsichtig und vorwitzig, wir lernen die „Familie“ kennen. Da sind Miguel (Lucas Bergandi) und Spiral (Vivian Hancock), die sich mit Drahtseilakten und wild tanzenden Hula Hoop Reifen beeindrucken und mit Blicken ausziehen, bis sie irgendwann leicht bekleidet mit Angelo (Olivier Perrin) hinter einem der Wohnwagen verschwinden.
la luna ist untypisches Varieté, denn es gibt eine fortlaufend erzählte Geschichte, die auf augenzwinkernde und humorvolle, aber überhaupt nicht alberne Art zeigt, wie die Artisten ihr Leben im Zirkus außerhalb der Manege leben – wie sie proben, fallen, lachen und lieben. So entlässt uns das starke Duo Michele & Amélie mit offenen Mündern in die Pause, nachdem die beiden leidenschaftlichen Tänzer die Machtverhältnisse in einer atemberaubenden Handstand-Akrobatik klären.
Nach der Pause befinden wir uns im Zirkuszelt, in einer Show in der Show, und beobachten die liebgewonnenen Familienmitglieder in ihrem Element. Carmen (Vanessa Alvarez) eröffnet die zweite Hälfte mit einer rasanten Antipoden-Nummer, Witz versprechen Luis & Atila (Duo Manducas), die gleichzeitig beweisen, wie anmutig Stärke sein kann. Poetisch sprechen die Körper auf der Bühne miteinander und mit dem Publikum, verträumt wiegt die Musik, die fast immer live von den Artisten selbst gespielt wird, in eine Welt, die von la luna, dem hellen Mond am Kopf des Bühnenbilds, beschienen wird. In diese Szenerie hinein schwebt Esmeralda (Anna Ward, die bereits umwerfend war in Plüfoli) in ihrem Cyr, als bewege sie sich unter Wasser.
la luna ist typisches Varieté, denn es gibt viele bekannte Artistiknummern, die mit Leidenschaft und Ausdruckskraft, mit Muskelkraft und Magie ausgeführt werden und den Zuschauer fesseln – ob Drahtseil, Luftring oder Cyr. Und es gibt diesen verschmitzten Witz, der in Form von Miro (Romina Chen) jungen- und jugendhaft im Hintergrund lauert und immer wieder für ein Lächeln oder Schmunzeln sorgt, der den Blick kurz auf das Seitengeschehen lenkt, wo so viel passiert.
All diese zauberhaften Momente werden von der schönsten Musik begleitet, die ich bisher im Varieté gehört habe. Fast immer live, emotional, irgendwie französisch und mit dem Charme der fabelhaften Welt der Amélie (einem meiner Lieblingsfilme!) trägt sie den Zuschauer von der ersten Minute an in diese fantastische Welt voller Licht und Leben, voller Kunst und Kraft, voller Witz und Wärme, und entlässt ihn beseelt und verzückt.
Die Show läuft in Bonn vom 18. Januar bis 25. Februar 2018. Unbedingt ansehen!