La befana oder die Nacht der Befana in Italien – 6. Januar

In der Nacht vom 5. auf den 6. Januar zieht in Italien eine Hexe ihre Runden. Daran erinnert bei unseren südeuropäischen Nachbarn die Tradition des La befana bzw. die Nacht der Befana. Grund genug, diesem Anlass einen eigenen Beitrag im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt zu spendieren und die Hexengestalt auf ihrem Ausritt zu begleiten.

Wer ist die Befana?

Befana ist im italienischen Volksglauben eine Hexe, die auf ihrem Besen von Haus zu Haus fliegt und die Kinder entweder beschenkt oder bestraft. Obwohl einige Quellen sie auch als weiblichen Dämon bezeichnen, ist die typische Darstellung die einer alten, hässlichen Hexe (siehe dazu auch die anderen Beiträge aus dem Kalender der Grusel-Feiertage). Dieser Aspekt findet sich auch in der italienischen Umgangssprache, die Befana synonym für den Begriff „hässliche Frau" verwendet. Im Gegensatz zur typischen Hexengestalt aus den Märchen, schreiben die Italiener der Befana allerdings primär positive Eigenschaften zu (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Ähnlich dem Nikolaus beschenkt sie die braven Kinder und bestraft denjenigen Nachwuchs, der im Laufe des Jahres unartig war. Viele Kulturwissenschaftler und Volkskundler sehen in der Befana allerdings auch eine Parallelgestalt zur alpenländlichen Perchta und der mitteleuropäischen Frau Holle (siehe dazu auch die Beiträge zum Waldmännchentag in Deutschland am 2. Januar und der Wintersonnenwende am 21./22. Dezember).

Warum fällt La befana auf die Nacht vom 5. auf den 6. Januar?

Wie bei den meisten anderen lokalen Traditionen gibt es auch im Falle des italienischen La befana eine sehr konkrete Begründung für das gewählte Datum. Ein erster Hinweis ergibt sich tatsächlich aus dem Namen der Hexe, der sich vom italienischen Begriff Epifania ableitet und auf die Epiphanie, das römisch-katholische Kirchenfest der Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar am 6. Januar verweist. Auch inhaltlich lässt sich hier eine Brücke zum Feiertag des Liturgischen Kalenders bauen.

Denn laut verschiedener lokaler Sagen soll die Hexe die Frohe Botschaft der Geburt Christi von Hirten gehört habe, verpasste aber den Stern von Bethlehem, weil sie zu spät aufbrach. Dementsprechend fällt ihr Fest auch in die Nacht vom 5. auf den 6. Januar. Kurzum, in dieser Nacht begibt sich Befana auf die Suche nach dem Stall in Bethlehem und fliegt auf ihrem Besen von Haus zu Haus (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Wie feiert man La Befana? Befana-Traditionen in Italien

  • Der zuvor bereits angedeutete Bezug zur Figur des Nikolaus oder dem US-amerikanischen Santa Claus findet sich - abgesehen von dem unterschiedlichen Geschlecht und der äußeren Erscheinung - dann auch in den typischen Traditionen, die in Italien zum Festa de la Befana gehören:
  • Am Abend des 5. Januar hängen die Kinder im ganzen Land Strümpfe an den Kamin des Hauses oder stellen ihre Schuhe vor die Tür, damit die Hexe sie mit Geschenken füllt.
  • Dem Volksglauben nach kommt Befana dann in der Nacht durch den Schornstein in die Häuser und füllt die Strümpfe bzw. Schuhe mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken. Nicht umsonst lautet heißt es in einem italienischen Reim: La Befana vien di notte con le scarpe tutte rotte (dt. Die Befana kommt in der Nacht mit ihren kaputten Schuhen).
  • Einzige Bedingung für die Geschenke: Die Kinder müssen brav gewesen sein. Denn Unartigkeit bestraft die Hexe mit einem Stück Kohle im Strumpf bzw. Schuh. Natürlich nicht in Form von echter Kohle, sondern als schwarz gefärbte Zuckermasse, die in Italien carbone dolce (dt. süße Kohle) heißt. Sozusagen eine symbolische Ermahnung durch die Weihnachtshexe. Diese Kombination aus Belohnung und Strafe rückt die Figur dann übrigens auch wieder in die Nähe der Perchta, die während der Rauhnächte ebenfalls diese beiden Aspekte in ihrem Handeln vereint (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).
  • Typisch für die Feierlichkeiten rund um La Befana ist auch die Tradition, eine Hexenfigur vom Glockenturm der Kirchen „fliegen" zu lassen, indem sie an einem gespannten Seil hinabgleitet.
  • Abschließend ein kleiner historischer Exkurs in die jüngere Vergangenheit: Leider war auch die Figur der Befana nicht vor dem Einfluss des italienischen Faschismus gefeit. So feierte man ab 1928 den 6. Januar als sogenanntes Befana fascistia, in dessen Rahmen die Nationalfaschistischen Partei (ital. Partitio Nazionale Fascista) landesweit Geschenke an arme Kinder verteilte (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Und wer von Euch nicht mit geschenkebringenden Hexen anfangen kann, für den/die bietet der 6. Januar mit dem US-amerikanischen Take Down the Christmas Tree Day (dt. Bau-den-Weihnachtsbaum-ab-Tag), dem Tag des Apfelbaums (engl. National Apple Tree Day), dem Tag der Bohne (engl. National Bean Day), dem Tag des schottischen Shortbread (engl. National Shortbread Day) oder dem Tag des Kuschelns (engl. Cuddle Up Day) eine ganze Reihe kalendarischer Alternativen.

In diesem Sinne: Hoffentlich seid Ihr brav gewesen und Euch allen eine tolle Nacht der Befana. Egal ob in Italien, in Deutschland oder sonst wo auf der Welt. :)

Weitere Informationen und Quellen zur Nacht der Befana in Italien

Kategorien Grusel-Feiertage, Historische Kuriositäten, Januar Schlagwörter 6. Januar


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