Kennt ihr dieses Gefühl, welches einen in eine Art Rauschzustand versetzt. Dieses Gefühl welches dich alles andere ausblenden lässt und alles andere unwichtig erscheinen lässt. Ein Gefühl von Schwerelosigkeit in welches man sich komplett fallen lässt. Es fühlt sich an wie eine Art Rausch der den ganzen Körper durchdringt und deine Gedanken komplett übernimmt. Du kannst an nichts anderes denken als an das Kribbeln und die gemeinsamem Momente mit einem bestimmten Menschen und du willst mehr davon, viel mehr davon.
Immer wieder wenn man etwas von diesem Gefühl bekommt tut es gut und die Sucht wird dadurch nur noch größer. Man sehnt sich nach diesem einen Menschen und könnte verrückt werden sobald man ihn nicht bei sich hat. Fast wie ein kalter Entzug fühlt es sich an wenn man dann genau diesen Menschen erst einmal nicht bei sich hat und man will einfach wieder dieses gewisse Gefühl zurück haben. Man will wieder in diesen Rauschzustand versetzt werden und man zählt die Tage bis man genau diese Droge wieder bekommt. Die Sucht nach der Liebe kann wohl unter Umständen eine der größten werden wenn man erst mal den richtigen Menschen getroffen hat und man spürt es mit jeder Faser des Körpers, dass man genau dieses gewisse Gefühl nie wieder missen möchte. Kurz gesagt, man trifft irgendwann auf diesen Menschen der einen völlig verrückt macht und man weiß eigentlich gar nicht wo einem der Kopf steht. Man ist verliebt, verliebt in die Liebe und verliebt in diesen Rausch.
Jedem von uns geht es irgendwann mal so und mindestens einmal trifft man auf genau diesen Menschen der genauso empfindet und man versteht sich ganz ohne Worte. Worte werden sowieso überflüssig und irgendwann lässt man sich dann ganz von der Sache mitreißen. Und da genau dieses einzigartige Gefühl nach mehr verlangt, macht man alles um ganz oft und viel von seiner Droge zu bekommen. Man wird schließlich ein Paar…
Heute sitze ich hier und blicke zurück auf meinen eigenen Rauchzustand. Der Zustand des Verliebtseins hält nicht ewig an…
Irgendwann spricht man von Liebe, weil man einen ganz bestimmten Menschen lange an seiner Seite hat und ihn nicht mehr missen möchte. Man gewöhnt sich aneinander, bezieht irgendwann die gemeinsame Wohnung und beginnt ein gemeinsames Leben zu leben. Alles scheint ganz wunderbar zu sein und man ist sehr glücklich. Man macht gemeinsame Pläne für die Zukunft weil man weiß, dass man mit genau diesem Menschen alt werden möchte und immer bei ihm sein möchte. Man ist überzeugt von seiner Einstellung und den gemeinsamen Plänen und schaut stets nach vorn. Weil alles so wunderbar ist, gründet man sicher auch irgendwann eine gemeinsame Familie. Man liebt seinen Partner und möchte mit ihm gemeinsam neues Leben in diese Welt setzten. Es läuft eben und man macht einfach weiter weil alles passt und alles stimmt. Die Liebe wächst und man macht sich überhaupt keine Gedanken darüber ob dies immer so sein wird oder ob es irgendwann mal einen Halt der gemeinsamen Reise geben könnte. Die Liebe in der gemeinsamen Beziehung ist allgegenwärtig und man glaubt fest daran. Der gemeinsame Alltag läuft und auch mit einer gegründeten Familie wuppt man den neuen etwas stressigeren Alltag ganz gut. Es läuft immer noch so vor sich hin. Man gewöhnt sich an feste Abläufe. Der eine kümmert sich um den Haushalt, der andere um die Einkäufe. Einer bringt den Nachwuchs zur Kita, der andere schmeißt noch schnell die Wäsche an und schon ist ein neuer Tag vorbei bevor ein neuer beginnt. Es scheint alles wunderbar zu laufen doch irgendwann kommt der Punkt an dem man als Eltern eine ganz bestimmte Richtung einschlägt. Man entscheidet sich unbewusst für eine Art der Beziehung die vielleicht nichts mehr mit der jungen Beziehung am Anfang zu tun hatte. Es gibt nun mal irgendwann Dinge die einfach im Vordergrund stehen müssen und die viel wichtiger sind als der gewisse Rauschzustand am Anfang der jungen Liebe.
Ist es wirklich völlig in Ordnung und normal dem Verliebtsein kein Interesse mehr zu schenken und darf man nicht auch noch nach vielen gemeinsamen Jahren so verliebt sein wie am Anfang? Warum vernachlässigen wir dieses besondere Gefühl so sehr? Warum kümmern wir uns irgendwann nur noch um die Dinge um die sich alle so kümmern? Man schaut eben doch immer nach anderen Menschen und Familien und möchte sich dem anpassen. Man möchte normal sein und orientiert sich an anderen Paaren und deren Alltag. Man möchte modern und hip sein und auf keinen Fall etwas falsch machen. Man möchte, sobald man eine kleine Familie hat, auf gar keinen Fall etwas falsch oder anders machen und tut es am Ende so wie es von einem verlangt wird. Man kümmerte sich nur noch um die kleine Familie und den Familienalltag und vergisst sich selbst als Paar mehr oder weniger. Hat man dieses Gefühl des Verliebtseins und des besonderen Rauschgefühls denn überhaupt noch nach so vielen gemeinsamen Jahren?
Ich glaube selbst, die Wenigsten schaffen es nach vielen Jahren sich auch noch um ihre eigene Beziehung und die Liebe zu dem einen bestimmten Menschen zu kümmern. Der Alltag lässt es einfach viel zu selten und zu schwer zu. Man funktioniert irgendwann einfach nur noch und merkt gar nicht wie schnell aus alltäglicher Leidenschaft dann doch Qualitätsmanagement wird. Kurz gesagt, man kümmert sich tatsächlich irgendwann nur noch um das Familienleben und richtet alles danach aus. Das ist natürlich nicht falsch, den Kids soll es an nichts fehlen und sie sollen mit ganz viel Liebe und Zuneigung groß gezogen werden. Man möchte auf gar keinen Fall die Zufriedenheit des Nachwuchses vernachlässigen aber man vernachlässigt irgendwann sich selbst und die innige Liebe zu dem Menschen mit dem doch eigentlich alles angefangen hat. Ohne diesen einen Menschen wäre man gar nicht an dem Punkt an dem man gerade steht und doch vergisst man diese Tatschte sehr schnell.
Es ist eigentlich kein Wunder, denn wir bekommen jeden Tag vor Augen gehalten wie man eine Beziehung zu führen hat und vor allem wie man ein Familienleben zu führen hat. Macht man etwas anders passt das sowieso jemanden nicht und man bekommt schnell das Gefühl alles, aber auch alles falsch zu machen. Ist es nicht auch in Ordnung das Familienleben so auszurichten, dass alle dabei glücklich sind? Also dass auch der Partner, man selbst und auch der Nachwuchs glücklich ist. Gibt es denn keinen individuellen Mittelweg den man einschlagen kann ohne Vorwürfe oder verwunderte Blicke zu bekommen?
Ich selbst glaube daran, dass man eine kleine Familie haben kann aber genauso auch das Verliebtsein beibehalten kann. Ich bin der Meinung, dass man sich als Frau oder auch als Mann nicht komplett für das eigene Kind aufgeben muss. Es gibt immer einen Weg und es gibt auch Wege die eigene Beziehung am Laufen zu halten und die Liebe, und ich meine speziell nur die Liebe für den Partner, aufrecht zu erhalten. Vielleicht schafft man es sogar sich nach vielen Jahren nochmal in diesen Rauschzustand versetzten zu lassen aber dazu muss man dies auch zulassen und vor allem auch wollen.
Wir sind ein seltenes Paar in unserem Freundeskreis, welcher aus jungen Familien besteht, dass sich regelmäßig sehr viel Freiraum und Zeit zu zweit gönnt. Es gibt in unserem Bekanntenkreis eigentlich kaum ein Paar welches regelmäßig den Nachwuchs, so wie wir, zu den Großeltern gibt oder einfach auch mal den Partner ganz allein losziehen lässt. Wir selbst sehen das ziemlich locker und achten natürlich immer darauf, dass alle Parteien dabei glücklich sind und dies auch wollen. Es gibt schon komische Reaktionen oder Blicke wenn wir erzählen, dass ich vor kurzem mit dem Mini allein im Urlaub war während der Verlobte mit den Jungs auf Männertrip war…
Es wird wahrscheinlich einfach verlangt, dass man als Paar alles gemeinsam macht und sich keinen Freiraum mehr lässt. Wieso aber wird dies verlangt, wenn man doch weiß, dass jeder mal eine Auszeit bracht. Jeder Mensch ist eigenständig und man kann keinen Menschen zu seinem Eigentum machen, auch nicht den eigenen Partner. Es gibt zwar dieses große WIR aber das bedeutet für uns nicht, dass wir uns ständig kontrollieren und sehen müssen. Wir wollen, dass die Liebe bestehen bleibt und nicht wieder neu und mühselig aufgebaut werden muss sobald viele Jahre vergangen sind und der Mini mal aus dem Haus ist. Sie soll nicht einschlafen und dies kann sie nur wenn man den Partner immer wieder vermissen kann. Wie soll man sich nach einem Menschen sehnen, wenn man diesen immer und überall um sich hat und eigentlich schon alles weiß was er so getan hat. Man will sich nach vielen Jahren Immer noch angeregt unterhalten können und Neugier auf den Partner haben…Und dies ist nur eine kleine Sache um eine Paarbeziehung am Laufen zu halten. Ich möchte mit meinem Partner nicht jeden Abend die gleiche Position auf dem Sofa einnehmen um mich am Ende dann doch nur mit der Chipstüte zu unterhalten zu müssen. Das war vielleicht am Anfang der Beziehung ganz interessant weil man sich einfach vom vielen Daten erholen musste und froh war jemanden zu haben mit dem man genau nur dies machen kann aber irgendwann wird diese Angewohnheit ziemlich umschön…
Es ist schon komisch, dass mir diese Sache erst jetzt nach so vielen Jahren auffällt. Vielleicht liegt es daran, dass ich noch mehr Vertrauen bekommen habe, weil es eben wirklich kein Zurück mehr gibt. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich älter geworden bin und die Sache mit der Liebe jetzt etwas anders sehe. Ich weiß nicht genau wie ich darauf gekommen bin aber es fühlt sich richtig an. Wir werden weiterhin uns selbst und auch jedem einzelnen in unserer Familie Freiraum geben. Wir werden weiterhin Zeit nur für uns beide finden und diese genießen. Wir werden dabei kein schlechtes Gewissen haben aber wir werden dennoch nicht um komische Reaktionen herum kommen. Wir drei fühlen uns damit sehr wohl und sind wohl auch einfach nicht die Typen für ein Leben, welches einem viellicht irgendwann dann doch mal ausbrechen lässt, weil man das Gefühl bekommt etwas verpasst zu haben…
Tags:#kolumne Familienleben Gedanken