Marokko ist bei Menschenrechtlern nicht sonderlich beliebt. Nun wurden drei Teenager inhaftiert, die ein Kussfoto ins Internet stellten. Die Solidarität mit den jungen Menschen ist enorm, der Druck auf die Justiz wächst.
Viele Gesetze sind in Marokko für den gesunden Menschenverstand nicht zu verstehen. Da gibt es als Beispiel den Vergewaltiger, der ohne Strafe davon kommt, wenn er das Opfer heiratet. 2012 brachte sich ein 16 jähriges Mädchen nach der erzwungenen Ehe um. Im August wurde ein Pädophiler von König Mohammed VI begnadigt, wütende Proteste waren die Folge. Nun gerät das Land wieder in negative Schlagzeilen. Ein 15 jähriger Schüler und seine 14 jährige Freundin landeten hinter Gittern, weil sie ein Kussbild von sich auf Facebook veröffentlichten. Auch der Fotograf sitzt wegen “Erregung öffentlichen Ärgernisses” im Gefängnis. Das schlimme an dieser Farce ist, dass den Jugendlichen bis zwei Jahre Haft drohen. Laut einem Nachrichtenportal ist das Foto harmlos, es zeigt eine Szenerie, die sich täglich auf der Welt millionenfach abspielt.
Der Tatort war eine Straße im besonders konservativen Nordosten, aber damit begann das Problem. Als die Medien das Foto veröffentlichten, rief dies die erzkonservative regionale “Organisation für die Menschenrechte und öffentliche Freiheiten” auf den Plan. Der Name ist sicher nicht Programm und die Begründung von Organisationschef Faycal El Morsi absurd. Er sagte in einem Interview, diese Bilder können von gewissen Menschen als Pornografie missbraucht werden.
Nach Bekanntgabe der Inhaftierung wuchs die Empörung im Land. Immer mehr Internetnutzer veröffentlichten aus Solidarität Kussfotos. Die marokkanische Frauenrechtlerin Ibtissame Lachgar sprach von mittelalterlichen Methoden. Sie ist in Marokko eine unerwünschte Person und lebt in Frankreich. Der Norden von Marokko ist für Frauen ein schwieriger Ort. Alte restriktive Gesetze werden permanent angewendet, z.B. sind Abtreibungen verboten. Hier kann eine Verurteilung zwei Jahre Gefängnis bringen und zudem schützt er Staat auch nicht bei häuslicher Gewalt. Zwar wurden die Jugendlichen mittlerweile aus dem Gefängnis entlassen, doch müssen sie sich demnächst noch vor Gericht verantworten.
Die Anklage gegen die Teenager ist Schreck genug, um für öffentliche Proteste zu sorgen. Es muss aber auch für die Frauenrechte etwas getan werden. Auch der Westen sollte dies regelmäßig ansprechen und seine Macht nutzen. Sonst wird es nie besser werden!