Deshalb war es eine ganz und gar ungewohnte Situation, eine Pause von der täglichen Abholerei zu bekommen, ohne schwerkrank im Bett zu liegen. Mein Mann hat täglich die Kinder zur Kita gebracht und außer am Freitag auch abgeholt. Er war letzte Woche krankgeschrieben, noch angeschlagen, aber nicht bettlägerig und sah sich in der Lage, das Abholen sowie einen kurzen Spielplatz- und Cafèbesuch zu schaffen. Außerdem wollte er mich etwas entlasten, weil ich die Kinder in der letzten Zeit, selbst oft ziemlich krank, noch mehr allein als ohnehin schon hatte, wegen zweimaliger Krankheit meines Mannes an Wochenenden und der Fahrten wegen des Ablebens meines Schwiegervaters. Ich habe an 2 Tagen länger gearbeitet und am Donnerstag einen größeren Einkauf erledigt und hatte somit jeden Tag ca. 1,5 - 2 h Freizeit bis zum Eintreffen der Kinder. Zu einer Uhrzeit, wo ich sonst immer mit den Kindern auf Spielplätzen, im Cafè, im Park oder bei Freunden bin, saß ich auf dem heimischen Sofa. Das war sehr skurril.
Folgende Erkenntnisse habe ich aus der Woche gewonnen:
1. Es ist schön, mal eine Abwechslung zu haben, und erschreckend, dass es die erste mehrtägige dieser Art seit fast 1 3/4 Jahren war. Es war herrlich, am späten Nachmittag mal zuhause die Füße hochzulegen. Erleichternd kam natürlich dazu, dass kaum Haushaltstätigkeiten anfielen, weil mein Mann diese im Laufe des Tages schon erledigt hatte, so dass es sich wirklich wie Freizeit anfühlte, was sonst oft nicht der Fall ist, wenn ich mal 2 h frei habe. Um den Tausch beim Abholen vielleicht von Zeit zu Zeit zu wiederholen, müsste ich die Kinder morgens ab und zu wegbringen, damit mein Mann früher mit der Arbeit starten kann. Andererseits ist es gerade der feste Rhythmus, den die Kinder brauchen und auf den sie sich verlassen können.
2. Als die Kinder gegen 17 Uhr eintrafen, war ich gerade im Entspannungsmodus angekommen und sehr müde, so dass es mir schwer fiel, wieder aktiv zu werden und umzuschalten. Anscheinend fehlte mir auch die tägliche Portion frischer Luft und Bewegung, die ich ja sonst gewöhnt bin. Dazu kommt, dass auch die Kinder beim Nachhausekommen müde und geschafft sind sowie abschalten, runterkommen und nicht bespielt werden wollen. Die Kleine ist dann auch sehr anhänglich, wenn sie mich am Nachmittag nicht hatte.
3. Mir fällt es aktuell schwerer, mich auf die Kinder einzustellen, wenn ich weniger Zeit mit ihnen verbringe. Ich bin dann mehr in meiner Welt und deutlich ungeduldiger und genervter als sonst, wenn ich viel mit ihnen zusammen bin, was in letzter Zeit wegen der häufigen Krankheiten der Fall war. Das ist merkwürdig, weil ich früher immer ganz schnell genervt war, wenn ich keine Pause von ihnen bekam (also das Gegenteil). Die Erfahrung, dass durch weniger gemeinsam verbrachte Zeit das Verständnis für die Kinder nachlässt, zeigte mir, wie es Vätern manchmal gehen mag, die ihre Kinder noch weniger, vielleicht nur 1 h täglich sehen. Man ist dann einfach so in der selbstbestimmten, logischen Erwachsenenwelt drin, dass man sich an umgeschmissene Becher, sinnlos erscheinende Bockanfälle und die vielen kleinen Scharmützel erst wieder gewöhnen muss. In manchen Fällen kann das auch die Gelassenheit des geringer in die Kinderbetreuung involvierten Elternteils steigern. Bei mir ist es im Moment so, dass ich umso gelassener bin, je mehr ich in der "Kinderwelt" drin bin. Das war nicht immer so.
4. Wenn ich den Nachmittag mit den Kindern verbringe und nur für sie da bin, habe ich kein schlechtes Gewissen, wenn ich zuhause nicht mehr intensiv mit ihnen spiele, sondern Abendbrot mache oder andere Kleinigkeiten für mich selbst. Das klappt mittlerweile auch ziemlich gut. Wenn ich sie aber erst abends sehe, habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich mit anderen Dingen beschäftige, anstatt sie zu bespaßen (obwohl sie dies gar nicht wollen, weil sie auch erschöpft sind). Das ist irgendwie blöd. Ich bekomme auch wirklich ein ungutes Gefühl, wenn ich nur 2 h am Tag mit den Kindern verbringe, obwohl ich es mir manchmal auch wünsche. Das ist vielleicht so ein "Mütterproblem"...
5. Mein Mann hat gesehen, dass man sich jeden Nachmittag überlegen muss, was man mit den Kindern anstellt, je nach Wetter, nach Laune, nach Kraft etc. Dass man schauen muss, nicht zu früh nach Hause zu kommen, aber auch nicht zu spät, damit die Kinder noch Zeit zum Entspannen haben. Dass man nie vorher weiß, wie die Kinder drauf sind, was einen in der Kita erwartet und wie der Nachmittag verläuft. Das fühlt sich anders an, als einmal in der Woche die Kinder abzuholen.
Am Freitag habe ich die Kinder dann wieder abgeholt und es war komisch, nach so vielen (4...) Tagen Pause wieder in die Kita zu kommen. Es fand ein Kuchenbasar statt und wir kauften einige Kuchenstücke, die wir dann auf dem Spielplatz zusammen mit Freunden verspeisten. Zuhause angekommen konnte ich mich ohne schlechtes Gewissen anderen Dingen widmen und mein Mann hat übernommen. Also alles wie immer. Die Pause hat trotzdem mal gut getan. So etwas wird aber leider auch zukünftig nur äußerst selten vorkommen. Prinzipiell mag ich unsere gemeinsamen Nachmittage ja wirklich gern. Aber jeder Mensch braucht auch mal eine Abwechslung.
Wie ist das bei euch, habt ihr auch einen festen Rhythmus oder wechselt ihr euch öfter mal ab?