Kurzrezension: Franz Fühmann – Das Judenauto

Kennt ihr das, wenn ein Gerücht die Runde macht und die Leute einem praktisch alles glauben? Sicherlich. In der Kurzgeschichte “Das Judenauto” von Franz Fühmann geht es um die Nachbearbeitung des Judenhasses im dritten Reich auf eine wirklich naive und kindliche Art und Weise.

Alles beginnt damit, dass ein Gerücht in der Schule die Runde macht – ein gelbes Auto, besetzt mit messerbewaffneten Juden fährt jeden Abend einen verlassenen Feldweg entlang, begegnet ihnen ein junges Mädchen, wird es in den Wagen gezogen, vergewaltigt und ermordet. Der Protagonist der Geschichte glaubt diesen Mythos auf Anhieb und begibt sich eines Abends in die Gegend, in der das sogenannte Judenauto immer umherfahren soll. Er sieht ein Auto, und nachdem er es kurze Zeit beobachtet hat, erkennt er in der Ferne, dass es sich in jedem Fall um das Judenauto handeln muss – immerhin ist es ja gelb. Er flüchtet vor dem Wagen, als dieser ihn verfolgt. Am nächsten Morgen ist eben genau dieser Vorfall das Gesprächsthema Nr. 1, er entpuppt sich jedoch als überraschend anders, und sorgt indirekt dafür, dass der junge Protagonist eine Neigung gegen Juden hat.

Meine erste Kurzgeschichte von Franz Fühmann, die nicht nur durch ihre Kürze, sondern auch durch den pregnanten Inhalt glänzt. Nichts ist so unschuldig wie ein Kind, und gleichzeitig doch so vorurteilbelastet und unwissend, sodass sich der Protagonist in der Handlung ideal für ein Exempel eignet. Die Geschichte liest sich flott und beschäftigt auch noch nach der Lektüre durch seinen allegorischen Wahrheitsgehalt.
Ein schöner Einstieg für eine Betrachtungsweise des Judenhasses nach dem 2. Weltkrieg zu Zeiten der DDR.


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