Kürzlich gelesen: Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele von Suzanne Collins

Vor einigen Jahren musste ich auf große Reise in meine Heimat. Dahin brauche ich mit dem Zug immer etliche Stunden. Und womit vertreibt man sich die Zeit? Mit Lesen. Nun ist besagter nebulöser Moment in der Vergangenheit das einzige Mal gewesen, soweit ich mich erinnere, an dem ich ein Buch innerhalb eines Tages beendet habe. Das war damals Die Verwandlung von Franz Kafka. Kurz, kompakt – und entgegen der Meinung über Kafka auch recht einfach zu verstehen.
Heute nun gesellt sich ein zweites Buch in diesen Olymp meiner Lesehistorie. Ein Buch, das mich so intensiv wie bisher kein anderes fesseln konnte. Innerhalb eines Tages (oder vielmehr einem halben Tag) habe ich Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele von Suzanne Collins gelesen. In einem Rutsch ohne wirkliche Pausen durch.  [...]

Kürzlich gelesen: Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele von Suzanne Collins

Jedes Jahr finden in einer Arena die sogenannten Hungerspiele statt, bei denen jeweils zwei Jugendliche aus jedem der zwölf Distrikte des ehemaligen Nordamerikas um ihr Überleben kämpfen. Denn am Ende darf von den 24 Kontrahenten nur ein einzelner lebend übrig bleiben.
Als ihre Schwester Prim beim Losverfahren für Distrikt 12 ausgewählt wird, meldet sich Katniss freiwillig, denn seit dem Tod ihres Vaters hat sie für ihre Mutter und ihre Schwester gesorgt. Und auch hier wird es nicht anders sein. Damit taucht Katniss gemeinsam mit Peeta, einem Jungen aus ihrem Distrikt, in die groteske Welt der Hungerspiele, die im ganzen Land live ausgestrahlt wird, mit dem Wissen, dass mindestens einer von ihnen am Ende tot sein wird. Und in der Arena lauern mehr Gefahren, als nur die Kontrahenten des Spieles.

Zugegeben, ich habe bei der Inhaltsangabe an einen skurilen Mischmasch aus jedem x-beliebigen Jugendroman mit unglücklich Liebenden (und ja, ich meine euch, ihr verdammten Vampirromane!) und Menschenjagd von Richard Bachmann. Oder etwas bekannter: dessen Filmversoftung Running Man mit Arnold Schwarzenegger.
Und ich bin selten so froh darüber, dass ich nicht auf meine Klappantextvorurteile gehört habe (passiert mir oft, dass ich ein Buch nach wenigen Sätzen Klappentext weglege, weil es sich immer gleich liest) und Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele ausgeliehen habe.

Wie bereits eingangs erwähnt – ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Und das kann ja nur bedeuten, dass mir das Buch gefallen hat. Woran liegt das?

Charaktere – Angefangen bei Katniss über Peeta zu den anderen „Gladiatoren“ der Spiele, hinweg zu den Randfiguren des Geschehens und der Familie in der Heimat, alle sind sehr gut gezeichnet. Vor allem Katniss, aus deren Sicht das Buch erzählt, verrät dadurch eine Menge aus ihrem Innenleben und die Bindung zum Leser wird größer.

Story – Das Buch wird als Fantasyroman angegeben, dabei wirkt es mehr wie ein Science-Fiction-Werk. Hinweise gibt es da eine Menge, gerade weil die zwölf Distrikte und das Kapitol namentlich von Nordamerika abstammen. Dazu kommen all die Kleinigkeiten, die mehr an eine mögliche Zukunft unserer Welt erinnern, als an eine völlig abwegige.
Die Gestaltung eben dieser Welt gefällt mir. Ich bin generell ein Fan solcher fiktiven, aber reellen Möglichkeiten der Zukunft und der Roman spricht mich hier voll an. Es gibt zwar kleinere Ungereimtheiten, aber die tauchen stets auf, wenn man eine Welt in dem Maße beschreiben will. Oder man macht es sich einfach, wie Bachmann/King es in Menschenjagd getan hat…
Weiterer Kritikpunkt wäre noch, dass die Geschichte sehr vorhersehbar ist und wenig wirkliche Überraschungen bietet. Aber das macht die Athmosphäre der Geschichte und die packenden Charaktere um Längen wett und packen daher umso mehr.

Stil – Ich würde mich normalerweise nicht auf den Stil versteifen, da dieser für mich in einem Buch zweitrangig ist, wenn der Rest stimmt. Aber man muss zugeben, dass die Art und Weise, wie Suzanne Collins schreibt ungewöhnlich ist. Nicht nur der Gebrauch des Präsens, sondern die einfache Klarheit der Sätze, die aber alles genau auf den Punkt bringen, sind in Zeiten von Fließbandschreibarbeiten auf der einen und stilistischen Albatrossen auf der anderen Seite was Frisches.

Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele hat mich gepackt bis zum geht nicht mehr und ich kann nur jedem empfehlen, diesen Roman zu lesen. Er hat meine Erwartungen übertroffen (kein Wunder, wenn keine da waren) und ich freu mich jetzt schon, morgen Band 2 und Band 3 ebenfalls auszuleihen.
Vielleicht kann ich mit diesen Werken dann auch Geschwindigkeitsrekorde brechen.

PS: Der Roman wird übrigens verfilmt und kommt vorraussichtlich 2012 in die Kinos. Mit Jennifer Lawrence (Mystique aus dem neuen X-Men) in der Hauptrolle. Der Film ist jetzt schon sowas von vorgemerkt!


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