Hallöchen, hiermit möchte ich gerne eine neue Rubrik auf meinem Blog einführen.
Da ich letztens über einen Ordner von damals gestolpert bin, der weit hinten im Schrank vergraben war, habe ich mir mal wieder meine geschriebenen Texte von damals betrachtet, und dachte mir dass ich sie gerne mit euch teilen möchte.
Aber bitte seit gewarnt, ich war bedeutend jünger als jetzt und für meine geistigen damaligen Ergüsse hafte ich nicht^^
Doch fangen wir mal mit der ersten Kurzgeschichte an.
Angst
Mein Atem gefror.
Der einzige Gedanke: „kalt und steif.“
Eisig, wie zum Hohn, fuhr der Wind in meine Haut, durchdrang wie spitze, scharfe Nadeln meine Kleidung.
Schmerz, der zu Anfang mein Bewusstsein erfüllte, war bereits verebbt.
Zurück blieb das Gefühl der beklemmenden Angst.....Angst vor dem Tod.
Weiter, Schritt für Schritt.
Stillstand würde das Ende bedeuten.
Doch viel zu schwer und erdrückend lastete das Gewicht der Verzweiflung auf meinen Schultern.
Mein Blick schweifte, wurde unstet, um dann doch vor Müdigkeit und Erschöpfung zu verschwimmen.
Gab es Hoffnung?
Ich bezweifelte es.
Aufgeben oder doch weiter kämpfen, um dann vermutlich doch zu Versagen?
In Gedanken versunken, die mich von meiner Pein ablenkte, schleppte ich mich weiter voran.
Der unebene Waldboden bremste meine Flucht und ich musste aufpassen nicht über Zweige und Wurzeln zu stolpern und im Dreck zu landen und den Vorsprung zu verlieren, den ich mühselig aufgebaut hatte.
Das dachte ich zumindest....doch wie sehr ich mich täuschte, stellte sich alsbald fest.
Oder täuschte mich mein Verstand? Lauschend stand ich kurz still da, musste ich doch das Geräusch und die leise Vorahnung die mich überkommen hatte überprüfen.
Die Ungewissheit zeriss meine Nerven, doch nichts rührte sich.
Ich traute dem Frieden bei weitem nicht, wusste ich doch dass es meist die Ruhe vor dem Sturm war. Ein Sturm, der bald nicht nur von dem Wind um mich herum herrührte , nein, sondern von meinem Verfolger. Mein Herz klopfte gegen meine Brust und kurz blitzte in mir die Ironie auf, als ich daran dachte, womöglich einen Herzinfarkt zu erleiden.
Klack. Klack.
Tief sog ich die Luft in meine Lungen ,um nicht vor Entsetzen laut aufzuschreien.
Er war da! Ich bildete mir ein seinen herben und widerwärtigen Geruch zu riechen. Schnell, versuchte ich die Richtung auszumachen, die womöglich zu meiner Rettung führen würde. Doch mein Vernunft verdrängte die Aussicht auf Hilfe und Schutz. Mitten in dieser Wildnis, würde mich niemand finden, weder tot. geschweige denn rechtzeitig lebendig!
Vor allem nicht mit ihm an meiner Seite.... Mitleidig schaute ich auf den kleinen Jungen, der mit Tränen in den Augen zu mir aufblickte. Ich wollte ihn trösten...so wie ich es vor einer Stunde bereits getan hatte, nachdem ich ihn aus seiner grausigen Gefangenschaft befreite.
Doch kein Wort drang über meine Lippen. Wozu Lügen erzählen und falsche Hoffnungen schnüren, die nicht in Erfüllung gehen?! Mitleid hatte mich dazu gebracht, mich um ihn zu kümmern, um ihm womöglich die Freiheit zu schenken, doch es war dumm von mir gewesen....
Unser Peiniger und Entführer war kurz davor sein Werk, oder sollte ich lieber sagen, seine Zerstörung zu vollenden. Wir waren seine Beute, sein Bildnis, sein grausiges Verlangen.
Während ich mit einer schweren Entscheidung ring, die mit dem Knaben zutun hatte, erlebte ich aufs Neue die Vergangenheit:......
Es war 23:10. Ein Mittwochabend. Ich lief über den kleinen Feldweg am Ortsausgang. Nichts ungewöhnliches. Dies tat ich jede Woche, Monat um Monat, Jahr für Jahr. Ich war in einem Club, einem Bücherclub, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Interesse zu schnüren. Interesse zu erwecken, an einer geschriebene Gänsehaut und an packende Geschichten rund um die Gefahr. Spannung zu erzeugen, um den Leser zu fesseln, das war unser Motto. Wir waren 3 Personen, Freunde waren wir beileibe nicht, wie könnten auch Partner nicht der teuflischen Todsünde des Neids erliegen ? Für die Bewohner unseres kleinen Dorfes, waren wir eine Attraktion. Ich denke es hat damit zu tun, dass sie etwas Schwung und Aufregung in ihrer Einöde in uns sahen. Vielleicht würden wir berühmt werden, und unserer Heimat die ihr zustehende Puplicity ermöglichen. Mir jedoch war dies einerlei. Einzig und alleine meine Leidenschaft war es, die mich immer wieder Mittwochabends zu unserem Treffpunkt, in einer Scheune führte. Doch auf dem nach Hause weg, passierte nichts mehr gewöhnliches....
Es ging viel zu schnell um mögliche Selbstverteidigungsschritte auszuführen geschweige denn, sie erfolgreich anzuwenden. Wie ein Blitz passierte etwas, das mein Leben innerhalb von Minuten, Sekunden, in eine Hölle verwandelte.
Diesen Schlund erblickte ich gleich nachdem ich mein Bewusstsein wiedererlangt hatte. Stöhnend wachte ich mit einem kleinen Schmerzenslaut auf, der von dem schweren Schlag auf meinem Hinterkopf herrührte, den ich zuvor erlitten hatte.
Dunkle Finsternis umhüllte mich.
Nicht einmal ein kleiner Hauch von Licht drang in die Dunkelheit.
Wo bin ich??Warum bin ich hier`??
Ich versuchte mich langsam vorzutasten, aber meine Bewegungsfreiheit war sehr eingeschränkt.
Ich konnte mich nicht bewegen, da der Platz viel zu eng war indem ich mich befand.
Langsam drang Panik in mir hoch, daher begann ich mich auf meinen Atem zu konzentrieren, um mich zu beruhigen.
Doch ich wurde abgelenkt, als ich einen üblen Geruch war nahm....der leicht muffig und vermodert roch.....
Meine Finger glitten erneut über den beengten Raum, indem ich lag......ich bekam keine Luft mehr....meine Panik drohte mich umzubringen, als ich bemerkte wo ich mich befand.
Ich lag in einem Sarg.
Zitternd versuchte ich den Deckel hochzustemmen, doch vergeblich, meine Kräfte reichten nicht aus....
Ich konnte mich nicht mehr beruhigen, als ich feststellte das ich wortwörtlich festsaß.
Ich fing an schreiend gegen das harte Holz zu schlagen...ich merkte gar nicht wie meine Hände aufplatzen und zu bluten anfingen.
Ich merkte wie ich unkontrolliert zu zittern anfing, und es mir immer schwerer fiel zu atmen.
„Bitte. Bitte...“fing ich zu flehen an, wusste aber nicht wer mir helfen sollte...
Kaum hatte ich das Stoßgebet gen Himmel, der mir verdeckt war, gesandt, ertönte eine Stimme.
Sie füllte mein Grab aus, als ob sie direkt in meine Seele fuhr.
„Hallo Cassie....wenn Träume wahr werden, verdanken wir es meistens dem Zutun von anderen, meist fremden Menschen....
Woher weiß er meinen Namen? Was redet er da? Was will er nur von mir??....
„Du wirst mir helfen und ich helfe dir! Glaube mir, gemeinsam kommen wir ans Ziel“
Abrupt endete das Tonband, und Stille senkte sich erneut über mich
Tränen rannen über meine geschlossenen Augen, während ich über diese kurze Botschaft nachdachte und sie zu entwirren versuchte.
Jedoch vergeblich.
Ein Scharren und Ächzen drang durch mein Bewusstsein und ein baldiges Aufblitzen einer Lichtquelle ließ mich mein Selbstmitleid kurz vergessen.
Atemlos lag ich einige Sekunden wie vom Donner gerührt da, unfähig an das Wunder zu glauben, dass dieser Lichtstrahl vollbrachte. Sollte ich wirklich frei und in der Lage sein einfach aus meinem Gefängnis zu entkommen? Oder wartete das richtige Grauen erst draußen auf mich? Lief ich Gefahr direkt in mein Verderben zu stürzen? Schließlich wagte ich es doch, den gelösten Holzdeckel, zur Seite zu schieben.
Wohltuende Luft, die mich schon bald vor Kälte erzittern lassen würde, empfing mich.
Mit zitternden Knien stieg ich aus der Kiste, und sah mich um.
Niemand war zu sehen....und doch war ich nicht alleine. Ich spürte wie ein Blick mich durchdrang.
Eine Gänsehaut fuhr über meine Arme, und ließ mich erschaudern.
Wagemutig hob ich den Blick und versuchte den Verursacher ausfindig zu machen.
Doch der Wald der sich tief und weit, um diesen alten Teil des Friedhofes erstreckte, verhüllte den Gesuchten mit einem Mantel aus Unsichtbarkeit.
Wohin sollte ich gehen? Durfte ich mich abwenden... womöglich um mir mit diesem Verhalten eine Kugel im Rücken einzuhandeln?
Oder sollte ich direkt auf das Unheil zulaufen, ganz nach dem Motto: Augen zu und durch?
Ich entschied mich für die erste Wahl, war ich doch kein Mensch der frontal auf Problemsituationen zuging.
Nach einigen Metern, und mit einem unversehrten Rücken ausgestattet, kam ich an ein kleines Pfarrerhaus an.
Brüchig und schäbig war das Gebäude,was nicht verwunderlich war, da es seit mehreren Jahren nicht in Gebrauch war.
Kaum wollte ich mich abwenden, um meinen Weg fortzusetzen, hörte ich ein Wimmern im Inneren.
Beim besten Willen konnte ich in diesem Moment nicht meine Augen, bzw. meine Ohren vor diese Tatsache, dass jemand anders Hilfe braucht, verschließen.
Ich betrat das mehr als baufällige Komplex mit vorsichtigen, tapsigen Bewegungen.
Ich musste jedoch nicht lange nach dem wimmernden Wesen suchen.
Kaum war ich ein paar Schritte hinein gegangen, lag eine gefesselte Schlange, die sich zu einem kleinen Jungen, von ca. 6-7 Jahren entpuppte auf dem kahlen Boden. Schnell und aller Vorsicht vergessend,bückte ich mich und machte mich daran seine Fesseln zu bearbeiten. Während ich mich damit abmühte die Knoten zu lösen, hörte ich einen ohrenbetäubenden Schuss. Vor Schreck zuckte ich zusammen. Der Junge der jedoch nicht sehr von diesem Schuss abgelenkt worden war, ergriff die Initiative, und forderte mich mit „Bitte helf mir doch!“ auf ,weiter an seiner Befreiung zu arbeiten.
Während ich mich von dem kurzen Schock erholt hatte, flüstere ich belanglose Dinge der Beruhigung. Ich musste stark bleiben, hatte ich doch jetzt einen Schützling an meiner Seite, den es ebenfalls zu retten gab.
„Er hat Tom wehgetan.....“, unterbrach der Kleine, meine monotonen Worte.
Überrascht schaute ich ihn an und erkannte dass er ebenfalls nahe eines Nervenzusammenbruchs stand.
„Tom?“, fragte ich vorsichtig nach.
„Ja, mein Freund! Er hat geschrien und dann war er ganz ruhig, er hat ihn umgebracht nicht wahr?!“, mit ernsten Augen schaute er mich an und ich wusste nicht was ich erwidern sollte.
Wusste ich doch viel zu wenig, um Vermutungen auszusprechen. Das einzige das ich mit Gewissheit sagen konnte war, dass wer immer dies getan hatte, immer näher zu uns kam....
„Wir müssen hier raus...“ wisperte ich ihm zu. Nickend gab er mir seine Zustimmung zu verstehen.
Hand in Hand rannten wir aus dem Gebäude, direkt in den tiefen Wald hinein.
Wenn wir uns beeilen würden, könnten wir ihm sicherlich entkommen, war mein Gedanke, meine Hoffung, mein Bestreben.
Doch wie sehr ich mich täuschte, stellte sich nun in diesem Augenblick dar...
Mein Blick war immer noch auf den Jungen gerichtet, als ich aus den Erinnerungen wieder erwachte.
Eine leise Stimme in meinem Inneren forderte mich auf etwas zu tun, das mich nach diesem Erlebnis, sollte ich es überleben, direkt in die Hölle befördern würde. Doch über die Entscheidung konnte ich nicht lange nachdenken, da sich eine Gestalt aus dem Geflecht von Bäumen materalisierte und immer näher auf uns zukam. In seiner Hand hatte er zwar keine Pistole, wie ich vermutet hätte, nein, das was er bei sich hatte, ließ mich erbleichen.....
Die Axt glänzte unheilvoll und ließ mich auf schluchzen.
Es kam mir vor, als wäre ich in einem Horrorfilm gelandet, dessen Hauptrolle ich unfreiwillig übernommen habe.
Schweiß drang aus meinen Poren, als ich die maskierte Gestalt seinen Abstand verringerte und uns somit bald erreichen würde.
Mit Gewalt riss ich mich von dem Anblick los, drehte mich und rannte panisch los.
Nach einigen Sekunden, kam mein Gefährte ins Stolpern, konnte sich nicht fangen und schlug der Länge nach hin.
Erschrocken verharrte ich.
Eine Sekunde! Eine Sekunde, die über Tod und Leben entscheiden konnte.
Eine Sekunde, von der soviel abhängen kann....und in der ich das Schicksal zweier Menschen besiegelte....
Mein Überleben und den Tod eines unschuldigen Jungens....
Ja, ich ließ ihn zurück, ich half ihm nicht.
Feige rannte ich um mein eigenes unbedeutsames und mir doch so wertvoll erscheinendes Leben....
Die einzige Entschuldigung die ich anbieten kann ist......Angst!
Doch für mein Schweigen, gibt es vermutlich keine Ausrede.
Niemand erzählte ich von dem Geschehenen.....warum? Angst!
Seit diesem besagten Mittwochabend, ist und wird mein Leben von diesem vorherrschenden Gefühl beherrscht.
Angst, vor der Schuld die ich auf mich geladen habe, Angst vor meiner eigenen dunklen Seite, Angst davor dass die Menschen die Wahrheit erfahren und davor meinem Verfolger erneut zu begegnen....
Doch mit einem hatte der Unbekannte recht gehabt: „ Du wirst mir helfen und ich helfe dir! Glaube mir, gemeinsam kommen wir ans Ziel“
Ich hatte eine erfolgreichen Thriller veröffentlicht, natürlich mit einigen Abwandlungen meines erlebten Traumas, und er hatte das was er vermutlich von mir wollte...eine eigene Identität, seine Geschichte.....
Doch für welchen Preis ich diesen Ruhm erlangte, mag niemand zu erahnen......
Ende!