Der Besuch
I.
Der Morgen war wie üblich. Bevorich in die Redaktion ging, brauchte ich noch den Kugelschreiber. Ich vermuteteihn unter dem Schreibtisch und bückte mich. Der Stift lag neben einemmerkwürdig staubfreien Rechteck von etwa einem viertel Quadratmeter Größe, dassich links vom Stuhl befand. Ich hob das Schreibgerät auf und ging zur Sitzung.
II.
Abends saß ich am Schreibtisch. Derleere Bildschirm des Computers blickte mich an. Hier sollte jetzt Textentstehen, so daß ich den Blick erwiderte. Die Redaktion wünschte sich eineliterarisch-kulturelle Betrachtung für das Feuilleton – ›Hat Goetheausgedient?‹. Da unter dem Stapel unaufgefordert eingesandter Manuskriptenichts Passendes zu finden war, hatte ich den Auftrag erhalten. Die Ideenweigerten sich jedoch standhaft, aus dem Zettelkasten oder aus den Tiefenmeines Gehirns hervorzusprudeln. So fiel mein Blick wieder auf das Rechteckneben dem Schreibtisch, in dem jetzt eine kleine fahlgrüne Kugel lag. Ich nahmsie mit zwei Fingern auf. Sie hatte die Größe einer Erbse und fühlte sich auchso an. Achtlos legte ich sie auf den Schreibtisch. Da eine Idee weiterhinausblieb, kam ich auf den Gedanken, wieder einmal den Teppichboden abzusaugen.Die staubfreie Fläche war wahrscheinlich dadurch entstanden, daß dort längereZeit ein Karton herumgestanden war. Allerdings konnte ich mich daran nicht sorecht erinnern. Den Computer schaltete ich aus. Ich rechnete damit, daß mireher dann etwas Sinnvolles einfiel, wenn ich es nicht sofort eintippen konnte.Schließlich erfüllte dasgleichmäßige Brummen des Staubsaugers den Raum, den ich in langen Bahnendurchzog. Als ich in die Nähe des Schreibtischs gelangte, lag die Kugel wiederauf dem Boden. Sie war offenbar von der Platte heruntergerollt und in diestaubfreie Fläche gefallen. Unter das Motorgeräusch mischte sich das Telefon.Als ich abhob, meldete sich Pierre, der unbedingt die neue Trendkneipe testenwollte. Da mir die Saugerei auf die Nerven ging und ich immer noch keine Ideefür den ausgedienten Goethe hatte, sagte ich zu. Bevor ich ging, warf ich dieErbse in den Papierkorb.Bei meiner Rückkehr hatte ich zwarimmer noch keinen Einfall, aber ein paar Eindrücke von der Kneipe und vonPierres Gerede. Beides wollte ich wenigstens auf einer Karteikarte festhalten,um es später einmal zu verwenden. Als ich zum Schreibtisch kam, sah ich auf denBoden. Meine Reinigungsbemühungen von vorher endeten in der Nähe des ominösenRechtecks, und dort lag schon wieder die Erbse. Offenbar hatte ich den Papierkorbverfehlt, so daß sie auf dem Teppich gelandet war. Jetzt hatte ich aber genugdavon. Trotz der unbürgerlich späten Stunde beschloß ich, den Staubsauger nocheinmal zu bedienen. Ich stülpte das Rohr über die Erbse und schaltete das Gerätein. Das klickende Geräusch im Schlauch zeigte an, daß die Erbse ihren Weg inden Staubfänger genommen hatte. Als ich das Rohrende anhob, lag sie unverändertan ihrem Platz. Also wiederholte ich den Vorgang. Wieder hörte ich das Geräuschder Erbse. Während der Staubsauger noch lief, meldete sich das Telefon. Ichschaltete den Sauger ab und nahm den Hörer. Ein pfeifendes Geräusch empfingmich, ähnlich dem eines Fax-Geräts. Bevor ich auflegen konnte, hörte ich eineundefinierbare hohe Stimme, von der sich nicht sagen ließ, ob sie männlich oderweiblich war:»Lassen Sie das!«»Wer spricht da?« fragte ich.»Ein Name würde Ihnen nichtserklären. Aber ich fürchte, Sie müssen eine geringfügige Einschränkunginnerhalb der von Ihnen beanspruchten Koordinaten hinnehmen. Ein Bruchteil von0,38 Prozent ist gewissermaßen in meinen Besitz übergegangen. Sie würdenwahrscheinlich sagen, es erfolgte durch eine Art Preisausschreiben, das dortstattfand, wo ich herkomme. Dorthin werde ich jetzt zurückkehren, um noch einpaar notwendige Dinge zu holen. Dann auf gute Nachbarschaft.«Es knackte in der Leitung, dieVerbindung war unterbrochen. Wahrscheinlich hatte sich tatsächlich jemand durchdas Staubsaugergeräusch stören lassen. Der Mensch besaß allerdings einemerkwürdige Art von Humor. Die Erbse war jedenfalls endlich verschwunden. Daich auf anonyme Anrufe nicht zu reagieren pflege, reinigte ich gleich die ganzeWohnung. Das Rechteck neben dem Schreibtisch unterschied sich nun nicht mehrvon dem übrigen Teppichboden. Ich ging zu Bett.
III.
Am nächsten Morgen. Ich lag nebendem Schreibtisch auf dem Bauch. In dem Rechteck auf dem Boden war der Teppichverschwunden. Statt dessen befand sich dort eine glatte Fläche in demursprünglichen Beigegrau. Darauf lagen kleine geometrische Körper – verschiedeneQuader, Würfel und Zylinder – unregelmäßig verstreut wie Bauklötze. Sie hobensich nur durch ihre Form vom Untergrund ab. Mein Blick war auf die Erbsegerichtet, die zwischen den Gegenständen hin und her huschte. Schließlichüberwand ich meine gebannte Lähmung und berührte die kleine fahlgrüne Kugel,die sofort stehenblieb. Das Telefon gab Alarm. Ich versuchte, es zu ignorieren,aber es ließ nicht locker. Schließlich riß ich mich von dem Bild los und nahmden Hörer ab. Erst ertönte dasselbe Pfeifen wie am Tag zuvor, dann sagte diegeschlechtslose Stimme:»Lassen Sie das!«Stumm starrte ich auf das Rechteck.»Hat es Ihnen die Spracheverschlagen? Macht nichts. Wir schließen am besten ein Abkommen. Sie lassenmich in Ruhe und ich Sie.«»Spreche ich mit der kleinen grünenKugel?«»Es ist durchaus möglich, daß ichin Ihrer optischen Wahrnehmung so erscheine.«»Was soll das Ganze?«»Wie ich schon einmal ausführte,ein minimaler Anteil Ihrer beanspruchten Fläche gehört jetzt mir. Und diesenkann ich nutzen, wie es mir beliebt.«»Wer sagt, daß Ihnen der gehört?«»Ich habe eine Urkunde.«»Wer soll denn die ausgestellthaben?«»Die Einzig Zuständige Behörde.«»So ein Quatsch.«»Sagen Sie das nicht. Die Behördeist für alle Koordinaten zuständig, die erreichbar sind und bei denen es Sinnmacht, sie zu erreichen. Aber das ist ein ausgedehnter Bereich. Und darum istdie Behörde auch ziemlich groß ...«»Das klingt ja interessant. Dannbis später mal.«Ich legte auf. Inzwischen war mirein Verdacht gekommen. Zwar schien kein rechter Sinn dahinter zu sein, aberhier hatte sich wohl ein übereifriger Elektronikbastler, der irgendwie in meineWohnung gelangt war, einen Scherz erlaubt. Da die Apparatur auf eine direkteBerührung reagierte und ich nicht wissen konnte, was noch für Überraschungendarin verborgen waren, holte ich ein scharfes Messer. Damit schnitt ich denTeppichboden im Abstand von einer Handbreite um das Rechteck herum auf. DieErbse flitzte unbeeindruckt zwischen den Quadern, Würfeln und Zylindern hin undher. Nachdem ich das rahmenförmige Teppichstück entfernt hatte, mußte ichfeststellen, daß das Rechteck genau mit der Oberfläche des Estrichs abschloß,der sich unter dem Teppichboden befand. Steckte demnach der Mechanismus, derdie Erbse antrieb, im Boden oder sogar in der darunter liegenden Wohnung? Ichkratzte mit dem Messer direkt neben der glatten Fläche ein Loch in den Estrich.Die Schicht in der Farbe des Teppichbodens mußte hauchdünn sein, da sie imProfil nicht zu sehen war. Bei meinem Versuch, das angemaßte Grundstück derErbse zu unterhöhlen, brach die Klinge ab. Sie beschrieb einen hohen Bogendurch die Luft und landete mitten in dem Rechteck. Die Erbse blieb stehen.Erwartungsgemäß meldete sich dasTelefon. Im Hörer ertönte wieder das Pfeifen, gefolgt von der bekannten Stimme:»Ihr Betragen ist eigenartig undhöchst ungebührlich. Wir hatten doch ein Abkommen geschlossen!«»Das beruhte nicht aufGegenseitigkeit. Ich dulde keine beweglichen Erbsen in meiner Wohnung.«»Ich nehme an, daß sich der letzteSatz auf mich bezieht. Ich liege jedoch singularisch und nicht pluralisch vor.Im übrigen möchte ich das Verfahren jetzt vereinfachen. Daher schlage ich vor,Sie versuchen einen der für Sie fremdartigen Gegenstände, die Sie hiererblicken, oder auch mich selbst zu zerstören. Gelingt Ihnen das, so werde ichSie nicht mehr belästigen und das Grundstück in den ursprünglichen Zustandzurückversetzen. Im anderen Fall müssen Sie sich mit mir abfinden. Das Angebotgilt in Ihrer zeitlichen Dimension ab sofort, bis Sie aufgeben oder Erfolghaben.«Die Erbse unterbrach dieVerbindung. Sie war nicht mehr zu sehen.Ich nahm die Klinge wieder aus demRechteck heraus und holte dann den größten Hammer und ein Stemmeisen aus derWerkzeugkiste. Damit machte ich mich ans Werk. Zuerst versuchte ich mit immerwuchtigeren Schlägen, einen der geometrischen Körper zu zerschlagen oder ausder Verankerung zu brechen. Das fremde Material zeigte jedoch nicht einmaleinen geringfügigen Kratzer, genauso wenig wie die glatte Oberfläche desRechtecks. Daher war es eher ein Akt der Verzweiflung, als ich dieSchlagbohrmaschine anschloß. Obwohl schließlich der Motor heißlief undabschaltete, unterschied sich das Ergebnis durch nichts von dem vorherigen. DasTelefon meldete sich ein weiteres Mal.»Wollen Sie das Haus abreißen?«,fragte eine Frauenstimme.»Nein, nein, ich bin schon fertig.«»Dann ist ja gut.«Es knackte in der Leitung. Bevorich ebenfalls auflegen konnte, sprach die Erbse im Hörer:»Darf ich jetzt ungestörthierbleiben?«»Bleibt mir wohl nichts anderesübrig, aber im Keller ist viel mehr Platz. Außerdem stört es mich dort nicht.«»Dazu hat aber die EinzigZuständige Behörde keine Zustimmung gegeben.«»Die hat hier bestimmt keineBedeutung.«»Behörden definieren ihre Kompetenzdurch sich selbst.«»Wie kommt diese Behörde eigentlichdazu, in fremden Wohnungen Grundstücke zu vergeben. Früher nannte man dasKolonialismus.«»Ein höchst komplexer Begriff, derhier nicht unbedingt anwendbar ist, da nicht ein anderes Kollektiv darausNutzen ziehen will, sondern nur ich persönlich.«»Diese Diskussion wäre noch zuführen. Immerhin war ich zuerst da.«»Was heißt das, zuerst?«»Ich bin schon einige Zeit hier,während Sie erst jetzt aufgetaucht sind.«»Verstehe, aber da die Zeit wiejede andere Koordinate willkürlich wählbar ist, tut das nichts zur Sache.«»Bei mir schon.«»Daran kann ich nichts ändern.«»Ich nehme an, daß ich jetzt einaußerirdisches Wesen in der Wohnung habe.«»Wenn Sie so wollen.«»Habe ich nun, oder habe ichnicht?«»Da ich mich hier aufhalte, bin ichnicht außerirdisch.«»Das ist Ansichtssache.«»Für mich nicht.«Ich wechselte das Thema:»Bleiben Sie länger?«»Ich denke schon. Und nachdem dieFormalitäten geklärt sind, möchte ich mich abermals den wichtigen Dingen zuwenden.Guten Tag.«»Halt!« rief ich in das Knacken imHörer, aber die Erbse hastete bereits wieder von einem Bauklotz zum anderen.Trotz allem hatte ich jetzt eineSensation auf dem eigenen Teppich, und dies gedachte ich auszunutzen. Alserstes photographierte ich die rechteckige Fläche mit dem dahinrasendenErbsenwesen, das sich durch die Blitze nicht beeinträchtigen ließ, aus allendenkbaren Blickwinkeln. Eine Filmaufnahme wäre natürlich besser gewesen. Dafiel mir Pierre ein. Als ich ihn anrief, war er zu Hause.»Ich brauche sofort dich und eineVideokamera.«»Wofür?»Ich möchte ein paarBewegungsstudien durchführen, und es eilt!«»Das geht jetzt aber nicht.«»Wann dann?«»Heute abend um sieben.«»Hast du auch etwas, um einTelefongespräch aufzuzeichnen?«»Was hast du bloß vor?«»Betriebsgeheimnis.«»Klingt ja beinahe spannend.Jedenfalls bringe ich alles mit.«»Aber pünktlich.«Wir legten auf. Da ich nicht wissenkonnte, ob der Außerirdische nicht demnächst wieder in die Tiefen des Allsverschwinden würde, mußte ich jetzt improvisieren. Mit Klebestreifen befestigteich vor der Hörmuschel des Telefons ein Mikrophon, das ich an denKassettenrekorder anschloß. Über Kopfhörer konnte ich so verstehen, was derAußerirdische sagen würde, während gleichzeitig alles aufgezeichnet wurde.Meine eigene Stimme wäre dann zwar auf dem Band nicht zu hören, was jedochnicht so sehr störte. Um angerufen werden zu können, legte ich statt des Hörersden Hammer auf die Telefongabel.Jetzt fehlte nur noch eineKontaktaufnahme, allerdings hatte mir der kleine Grünling seine Telefonnummernicht mitgeteilt, und die Auskunft hätte mein Anliegen sicher nicht verstanden.Ich berührte das Wesen mit dem Zeigefinger. Es lief einfach weiter. Also holteich das Buch mit Goethes Gedichten in zeitlicher Reihenfolge und stellte esmitten zwischen die Bauklötze. Augenblicklich war das Zimmer von einem grellenPfeifen erfüllt, das aus den Wänden, der Decke, dem Fußboden und auch aus jedemMöbelstück drang. Ich hielt mir die Ohren zu, denn ich hatte nicht einmal denKopfhörer aufgesetzt. Als ich den Griff vorsichtig lockerte, hörte ich dieStimme des Außerirdischen:»Entfernen Sie das bitte, sonst mußich es tun!«Die Konturen des Buchs begannen zuverschwimmen.»Halt!« rief ich ein weiteres Mal.Das Buch mit Goethes Gedichten inzeitlicher Reihenfolge bekam wieder seine festen Umrisse. Ich nahm es aus derGefahrenzone, da ich wenigstens nicht auf diese Weise darauf verzichten wollte.Allerdings fragte ich mich, über welche Fähigkeiten die Erbse sonst nochverfügte. Technisch gesehen, hatte sich die Lage immerhin vereinfacht. Ichentfernte das Mikrophon vom Telefonhörer und schaltete den Rekorder ein.»Gute Idee, nicht mehr das Telefonzu benutzen«, begann ich das Gespräch.»Ich wählte diese andere Art derKommunikation, da sie mir adäquater erscheint.«»Wie funktioniert es?«»Transponierte Exaltationen vonMaterie.«»Aha. Und was bedeutet das?«»Ein technischer Begriff, weiternichts.«»Nein, ich meine, wie funktioniertdie Technik?«»Die Materie wird transponiertexaltiert.«»Darf ich eine andere Fragestellen?«»Um Ihnen Zeit zu ersparen, nein.«»Aber es ist wichtig.«»Wichtigkeit ist ein relativerBegriff.«Im Zimmer knackte es wie imTelefon. Als sich nichts weiter regte, schaltete ich den Rekorder wieder aus.
IV.
Bis zum Abend hatte das Wesenkeinen Laut mehr von sich gegeben, meine gelegentlichen Rufe hatte esignoriert. Die kleine Kugel huschte weiterhin unregelmäßig über das Rechteck.Während ich auf Pierre wartete, bekam ich Hunger. Ich stellte einen Teller mitRadieschen vor mich hin und blätterte dann in dem Gedichtband. Bei einem derfahrigen Griffe zum Teller rollte ein Radieschen zu Boden. Ich bückte mich undsah, daß es zwischen den Bauklötzen des Außerirdischen gelandet war. Bevor iches aufheben konnte, verschwand es.»Hallo!« rief ich, aber die Erbseantwortete nicht.»Hallo! Mein Radieschen!«Eigentlich hatte ich auch keineReaktion erwartet. Mechanisch blätterte ich weiter in Goethes zeitlichsortierten Gedichten. Als ich gerade die Widmung an einen Schreibtisch las,ertönte das bekannte Pfeifen des Außerirdischen aus der Wand und dann dessenStimme:»Kann ich noch eins bekommen?«»Was?«»Soweit ich weiß, nennen Sie esRadieschen.«»Nur dann, wenn ich ein paar Fragenbeantwortet bekomme.«»Zuerst das Radieschen!«Ich schaltete den Rekorder ein.»Was ist daran so interessant?«»Für eine Manifestation vongewöhnlicher Materie hat es eine höchst ungewöhnliche Isotopenzusammensetzung.«»Was bedeutet das?«»Jetzt habe ich die Frage für das ersteRadieschen beantwortet, also möchte ich nun das zweite.«»Die Antwort reicht nicht. Außerdemhabe ich noch viel mehr Fragen. Zum Beispiel, was einen Außerirdischen dazubewegt, auf dieser für ihn fremden Welt zu siedeln. Nach Beantwortung der Fragegibt es wieder ein Radieschen.«»Ich bin nicht außerirdisch. Undwenn ich nicht sofort ein Radieschen bekomme, beantworte ich überhaupt keineFragen mehr. Nebenbei ist Neugier unhöflich!«Ich legte ein Radieschen neben dieErbse, die bei einem der Zylinder stand. Das Radieschen verschwand sofort. Ichwartete auf eine Äußerung des Außerirdischen, der keiner sein wollte, aber ichwartete vergeblich.»Was ist jetzt mit der Antwort?«fragte ich nach einer Weile in Richtung auf das Rechteck, wo die Erbse immer nochan derselben Stelle stand. Genauso gut hätte ich in das kosmische Vakuumhineinrufen können. Während ich die kleine Kugel anstarrte, veränderte sichihre Farbe von fahlgrün zu lindgrün und wieder zurück. Sie begann, zwischenverschiedenen Grüntönen hin und her zu wechseln. Schließlich setzte sie sich inBewegung, allerdings im Kriechgang. Sie schien zu torkeln.»Radieschensaft ...« sang es ausdem Schreibtisch. »Radieschensaft ... der ist gesund ... und der gibt Kraft...«»Was ist jetzt mit der Antwort?«wiederholte ich.»Antworten sind ... Schall undRauch ...«Der Außerirdische war betrunken,berauscht von irdischen Radieschen. Hoffentlich machte er keine Dummheiten. DieTürklingel kündigte an, daß Pierre gekommen war.
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Entnommen aus:
Er erreicht oder verfehlt immer sein Ziel. Die Frage ist, welches.
Biografische Notiz:
Lothar Seidler, geboren 1957 in Nürnberg, promovierter Diplombiologe, übersetzt und lektoriert freiberuflich molekularbiologische Fachbücher, schreibt vor allem (Kurz-)Prosa mir einem gewissen Hang zum Absurden. Begründer und Inhaber des kleinsten Verlagshauses in Heidelberg.