Kurzfilme: "Die Krawatte" / "La cravate" [F 1957]


Lange als verschollen deklarierter, surrealistischer Kurzfilm von "Gott" Alejandro Jodorowsky, der Gerüchten zufolge auf einem Dachboden (wieder-)gefunden wurde. Ein Mann (Jodorowksy höchstselbst) hat keinen vorteilhaften weiblichen Fang gemacht, denn die Angebetete seines Herzens (breitgebaut, launisch) versteift sich auf Süßig- und Äußerlichkeiten. Also geht der Mann zu einer Friseuse unter umgekehrten Vorzeichen, um sich verschiedenhübsche Köpfe aufschrauben zu lassen. Eine latent grassierende Eifersüchtelei zwingt ihn, einem überlegenen Macho-Widersacher zuvorzukommen. Die Unvereinbarkeit, einheitliche Strukturen des alltäglichen Lebens grell zu verfremden und schrill zu entstellen (inbegriffen: Schach mit Äpfeln und Birnen sowie Blumen aus Papier), schöpft eine erste Arbeit eines umtriebigen Intellekts aus, für den Kino eine zwerchfellerschütternde und traumtänzerische Spielwiese ist und noch weitaus anarchischer sein wird. Von dem Filmtitel einmal abgesehen, der schlussendlich ein neckisches "Fin" formt, kommt der "Krawatte" aber keine essentielle Bedeutung zu – wie annähernd alles hinter amateurhaften Theaterkostümierungen verschwindet. "Die Krawatte" stammt von einem rastlosen Kind, das sich pantomimisch verständigen will. Als geschmeidiger Einstieg in die Marke (und das Vorwarnzeichen) Jodorowsky geeignet, besitzt dieser charmante, allenfalls behaglich fabulierende Kurzfilm liebenswerte Ironie, indem er einem ahnungslosen Mann (und uns Zuschauern) wortwörtlich den Kopf verdreht, da um ihn herum vieles auf den Kopf gestellt wird. Frauen, Männer. Männer, Frauen. Frauenmänner. 
6 | 10

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