Bei Frau Brüllen ist wieder Tagebuchbloggen und ich bin mit dabei.
„Julius was würdest du eigentlich machen?“, frage ich meinen 14 jährigen Sohn. Ich sitze nach der Arbeit zufrieden, aber erschöpft im Lesesessel und überlege ob ich es wagen soll oder nicht.
„Du weißt ja, ich hab da jeden Tag dieses Proustprojekt und bisher war es für mich auch okay mal müde zu lesen und Gefahr zu laufen, nur einen minimalen Teil mitzubekommen. Aber jetzt bin ich an einer Stelle, an der es wirklich schade wäre Disziplinlesen auszuüben.“
„Heißt es nicht Qualität vor Quantität?“, fragt der Sohn lächelnd und geht die Treppen hinauf.“ Ich lege Proust erleichtert zur Seite. Karla hat morgen Geburtstag, ich darf noch ihren Geburtstagstagstisch decken. Und sonst?
Was habe ich heute eigentlich gemacht?
8.00 Uhr auf dem Parkplatz gestanden und nach Jemanden Ausschau gehalten der mir beim Tragen der Apfelkisten helfen könnte. Irgendwann kam C. und half tragen.
Apfelsaftpresse im Garten aufgebaut, Waschanlage, Tische mit Brettern und Messern.
In der noch kühlen morgendlichen Herbstluft prasselte ein Feuer und erzeugte diesen typischen würzigen Herbstduft mit Spuren von Äpfeln und Holzfeuer. Die Bosköppe waren ergiebig. Die Kinder zerkleinerten mit Feuereifer Äpfel, schredderten, kurbelten und jubilierten als der goldgelbe Saft in den Topf floss.
Zum Mittag gab es Safranreis mit Hackfleisch, später Blaubeerpudding. Gegen 17.00 verließ ich die Kita, telefonierte, Whats appte, hing Wäsche auf. Karla bekam die Nachricht dass sie erstmalig beim Reitunterricht helfen darf und tanzte durch die Wohnung. Was für ein Geburtstagsgeschenk! Letztes Jahr um diese Zeit erhielt sie die Einladung zu einem Casting und tanzte durchs Haus.
Ich genieße den früheren Einbruch der Dunkelheit, der einem das schlechte Gewissen nimmt. Nur noch schnell den Kuchen aus dem Ofen nehmen, den Geburtstagstisch decken und dann schlafen, ich bin so müde.
Mit Proust geht es spätestens Samstag weiter.