Die Nacht des Kranichs war für mich das erste Buch von Patrick Ness, welches in der erwachsenen Belletristik angesiedelt ist (wenn man mal von der Adult-Ausgabe von Sieben Minuten nach Mitternacht absieht). Schnell stellte sich heraus, dass ich es hier mit einem modernen Märchen zu tun hatte, reich gefüllt mit Metaphern, schönen Vergleichen, aber auch den alltäglichen Leiden unserer Zeit. Im Mittelpunkt standen dabei stets der 49-Järhige George und seine Tochter Amanda, die beide ihre Probleme mit der Liebe hatten. Auch sonst beschäftige sich die Geschichte hauptsächlich mit Partnerschaften, Trennungen, Vergebung und der Tatsache, dass wir stets Kranich und Vulkan zugleich sind (ein wunderbarer Vergleich).
Ich mochte die Idee und den Sinn des Buches sehr gern, allerdings gab es für mich einige Schwachstellen. Einerseits lag es an den Charakteren, die sehr oft im Selbstmitleid badeten, andererseits auch an der Langatmigkeit der ganzen Geschichte. Es schien mir so, als würde ich die ganze Zeit auf der Stelle traben und nicht weiterkommen. So wäre dieses Buch mit der Hälfte der Seiten auch gut ausgekommen und hätte mir dieses Gefühl der Langeweile wahrscheinlich nicht vermittelt. Das soll nicht heißen, dass ich keine ruhigen Bücher mag, doch irgendwie hat Ness es nicht geschafft, mich zu fesseln. Es gab schöne Augenblicke, keine Frage, aber wenn ich dieses Leseerlebnis mit den anderen Ness-Büchern vergleiche, so ist Die Nacht des Kranichs eindeutig das schwächste.