Ehrlich gesagt, hatte ich mir von der lieben Señorita Prim etwas mehr erhofft, schließlich haben gleich zwei Kolleginnen davon geschwärmt. Der Ort San Ireneo wirkte zwar schön verträumt und auch ein wenig paradiesisch - die technikablehnende Einstellung und der Glaube an Tradition erinnerten zwar ein bisschen an die Amish-People, doch keine Angst, so krass war es dann doch nicht - aber in Kombination mit der altklugen Protagonistin, die irgendwie nicht ganz wusste, was sie wollte, schien dieses Setting nicht mehr ganz so zu glänzen.
Ein großes Problem hatte ich mit der aufgesetzten Sprache der Figuren, denn alle Personen versuchten zu sprechen wie die Protagonisten eines Jane Austen-Romans. Das klingt eigentlich ganz nett, aber diese höflichen Umgangsformen in einem Klassiker zu lesen ist etwas ganz anderes, als ihnen in einem "modernen" Roman zu begegnen. Alles erschien mir dadurch so gestellt, distanziert und nicht wirklich ergreifend. Egal ob Señorita Prim, ihr Chef oder die anderen Einwohner des Ortes, keiner von ihnen konnte mich erreichen. Das Buch war somit ein nettes Märchen mit poetischen Verschnörkelungen, aber mehr leider nicht...