Puh, so langsam habe ich aber den Kanal voll vom Winter, mit Triefnase, ständig beschlagener Brille und eskimoartiger Vermummung, wenn man das Haus verlassen will. Müssen jetzt wirklich noch gaaaanz viele Wochen des “Handschuhe – Anziehens” und “Mütze – Aufsetzens – und – dann – ohne – Mütze – verruschelt – Aussehens” kommen? Ich mag nicht mehr. Weiß ist schön (auch wenn es streng genommen keine Farbe ist) aber Schnee müsste wegen mir jetzt nicht noch mal kommen. Wahrscheinlich müssen wir uns auf schlammgraubraun einstellen in den nächsten Wochen, keine erbauliche Aussicht – ich brauch’ Farbe!
Der Liebste und ich schwelgen in Gedanken über den Frühjahrstrip zum Photo-Workshop nach Frankreich. Und auch der Sommer wirft, nun nicht gerade seine Schatten, aber zumindest eine Vorahnung an Temperaturen weit oberhalb des Gefrierpunktes, laue Abende und kühle Weine, voraus.
Als ich gestern durch eins der örtlichen Einkaufszentren “lustwandelte”, war dort schon der Frühling eingekehrt. Mannigfaltige Beete mit Tulpen, Hyazinthen und Narzissen erstrahlten in den herrlichsten Farben und erfreuten mein Auge mit ihrem liebreizenden Anblick.
Dazu gab es, wenn auch künstlich, Vogelgezwitschere und Tirilieren, sodass auch ich innehalten musste und mich tatsächlich kurz im Frühling wähnte.
Gut, ich habe nicht zum Verweilen auf einer der Bänke Platz genommen, aber die ansehnliche Pracht hatte sich in meinem Kopf festgesetzt und rief: “Ich brauch’ Farbe” – vorläufig beim Kochen und Backen. Ansonsten heißt es, sich in Gelassenheit und Geduld zu üben. Bis der wirkliche Frühling sein Stelldichein gibt, wird es sicher noch eine klitzekleine Weile dauern.
Nächste Woche beginnt zunächst die Fastenzeit, 7 Wochen, die wir gern für ein bisschen Verzicht nutzen. In diesem Jahr schließen wir uns wieder der Aktion “7 Wochen ohne” an. Gut genug – 7 Wochen ohne falschen Ehrgeiz sind nicht von Pappe, eine Herausforderung, wenn man so’n bisschen perfektionistisch veranlagt ist. Passt doch prima mit dem Jahresmotto “gelassener werden” zusammen.
Ein Fasten vom Kochen und Backen ist nicht angedacht. Bei aller Liebe, nein! Ich begebe mich lieber in meine Küche, grummele dabei ein bisschen in meine progressive Arbeitsunzufriedenheit (mit dem Tagesjob) und lasse mich von neuen Gedanken inspirieren – sozusagen Frühlingsgefühle light.
Dabei lässt es sich auch wunderbar neue Rezeptideen umsetzen. Die Financiers sind eine Adaption von meinem derzeitigen Lieblingsbuch. Béa hat sie mit Pistazien und Hirsemehl zubereitet. Meine glutenfreien Erfahrungen sind bisher Schmalspur und so breche ich auf zu neuen Ufern und wage mich an Buchweizen – und Kastanienmehl. Die Pistazien habe ich zum Teil durch Kürbiskerne ersetzt und zusätzlich ein Topping aus Blutorangen – Curd gemacht. Das gibt den Financiers zusätzlich Frische und Feuchtigkeit. Gekrönte werden sie durch ein paar Pollen de fleurs.
Da sie gänzlich ohne Schokolade sind, eignen sie sich als kleines Süßstück für diejenigen, die während der Fastenzeit auf ihre Schoki verzichten wollen. Ganz ohne schlechtes Gewissen darf man seinen Süß-Jeeper damit stillen
Worauf verzichtet ihr in den nächsten 7 Wochen? Oder verzichtet ihr auf den Verzicht?
Für alle die, die sich gern mal belohnen wollen bei allerlei Verzicht, hier das Rezept für die Financiers:
Kürbiskern-Mohn- Financiers
ergibt ca. 8 Stück, geeignet zum Backen sind sowohl die klassischen Financier-Förmchen als auch Muffin – Förmchen
60 g Kürbiskerne
30 g Pistazien, ungesalzen
100 g Butter, zerlassen und abgekühlt
das Mark von 1 Vanilleschote
60 g Buchweizenmehl
2 EL Mohn
100 g Zucker
1 TL Salz
4 Eiweiß, schaumig aufgeschlagen
Den Ofen auf 180˚vorheizen. Die Financier- oder Muffinförmchen vorbereiten. Die Kürbiskerne und Pistazien fein mahlen und beiseite stellen. In die zerlassene Butter das Mark der Vanilleschote und die Schote geben und für 10 min beiseite stellen.
In einer Schüssel, das Mehl, die Kürbiskerne und Pistazien, den Mohn, den Zucker und das Salz vermengen. Die aufgeschlagenen Eiweiße dazu geben und unterheben. Dann die Vanilleschote aus der Butter nehmen und die zerlassene Butter dazu geben und rasch verrühren.
Die Masse in die Förmchen geben und für ca. 15-20 min backen. Aus dem Ofen nehmen und abkühlen lassen.
für das Topping:
Blutorangen-Curd
ergibt 2 Gläser á 200 ml
Saft von 3 Blutorangen
Abrieb der Blutorangen
200 g Zucker
100 g Butter
3 Eier
1 Eiweiß
In einer hitzebeständigen Schüssel den Saft, Abrieb, den Zucker und die Butter über einem Topf mit köchelndem Wasser geben. Dabei darauf achten, dass der Schüsselboden nicht mit dem Wasser in Berührung kommt. Mit dem Schneebesen ab und an umrühren, sodass die Butter schmelzen kann.
Die Eier und das Eiweiß mit einer Gabel gut verrühren und dann zu den anderen Zutaten geben. Das Curd 10 min köcheln lassen bis es dickflüssig wird. Dabei ab und an mit dem Schneebesen durchrühren.
Danach abkühlen lassen und währenddessen immer wieder gut durchrühren. In saubere Gläser abfüllen. Das Curd kann einige Wochen im Kühlschrank aufgehoben werden.