Und schon schreiben wir November. Kurze Tage, die manchmal einfach nicht hell werden wollen und noch längere Abende. Proportional zum schwindenden Tageslicht erhöht sich die ‘Vor dem Kamin Abhängen Zeit.’
Eine grosse Kanne dampfenden Tee, das knisternde Feuer im Ofen, kuschelige Jogginghosen, Wärme, Weichzeichnerei, Kerzenschein, Gemütlichkeit, peitschende Unwetter ( von denen in diesem Jahr keine Spur ist), prasselnder Regen, schwaches Sonnenlicht>>>> das sind so typische Herbstattribute. Lange hat der Sommer an uns festgehalten. Wollte nicht gehen der Bursche. Hat ihm auch niemand übel genommen. Wir haben ihn folglich auch nicht extra noch einmal aufgefordert dazu. Ganz langsam, Fingerchen um Fingerchen hat er sich dann gelöst, verabschiedet, ist auf leisen Sohlen ins Winterquartier entschwunden. Und wir?!
Wir freuen uns auf Punsch und Schnee, Weihnachtszauber, frostrote Nasen und Apfelbäckchen. Nichts ist bezaubernder als die zugefrorene Ostsee im Februar. Leider dauert es bis dahin noch ein bisschen und vor das Schlittschuhvergnügen im Hochwinter hat Petrus Neblige Novembertage, Weihnachtspunsch, Julklapp und Gänsebraten gesetzt.
Der November zieht gerade alle Register. Hin- und wieder bringt sich zwar der scheidende Sommer mit dem einen oder anderen Sonnenstrahl ins Spiel zurück. Aber es ist unaufhaltsam, es wird trüber, kühler, kälter, dunkler….Es gibt Tage da muss ich mich regelrecht aufs Rad zwingen, um meine Runde zu drehen, den nötigen Sauerstoffkick zu inhalieren, um nicht ganz meschugge und Dämmerrungsverrückt zu werden. Ich stelle dabei jedes Mal fest das so eine Radtour im novembrigen Sprühregen, entlang der vom Nebel umwaberten Küste, einen ganz speziellen Reiz ausüben kann. Jahaaaa das hört sich nostalgisch an was?! Nun, es ist noch nicht ganz Weihnachten und deswegen warte ich mit verklärten Geschichten auch noch ein Weilchen.
Ein echter Vorteil der stillen und leisen Zeit ist die Ruhe. Endlich habe ich kein schlechtes Gewissen mehr, wenn es mich früh aufs Sofa zieht. Herrlich so ein vertrödelter Tag! Und nein es wird überhaupt nicht langweilig. Früher waren irgendwann alle Bücher ausgelesen, die letzten Zeitungen zerfleddert, das Radio in der Wiederholungsschleife und das TVProgramm im Sendeschluss- früüüüüher! Heute, dank des WorldWideWeb und der Bloggomanie, ist so ein trüber Nachmittag im November geradezu geschenkte Zeit. Ich fröhne in diesen Stunden meinem neuen Hobby und durchstöbere die kunterbunte Bloggingwelt.
Der neuen Zeit sei Dank funktioniert die papierlose Informationspolitik der unterschiedlichsten Medien hervorragend. Noch vor wenigen Jahren brauchtest Du für jede Frage, zum Beispiel in Sachen Handarbeit zumindest und mindestens eine strickerfahrene Oma, die Dir in unzähligen Stunden vor dem heimeligen Kamin versuchte das Wunder der Stäbchen, Luft- und Festmaschen näher zu bringen. Weils bei Oma aber nicht immer nur spannend war beschränktest Du die Stunden dort auf ein Minimum, hörtest nicht richtig zu, warst mit den Gedanken schon bei Deinen Freunden und der Schneeballschlacht, welche vor dem Haus tobte. Jedenfalls blieb bei Oma nix oder nicht so viel hängen. Heute ist das ganz einfach. Du tippst ‘Socken stricken’ in die Googleleiste ein und schon kannst Du wählen zwischen Helgas Strickstübchen und Marthas Handarbeitsstream dem Fröhlichen Strickblog oder Irinas Wollewunderwelt. Unzählige Blogs, you tube Strickanleitungen und Webseiten bringen dir heute das Socken stricken näher. Viele total überflüssig und nicht alltagstauglich, aber einige und unter ihnen durchaus irrsinnig vergnügliche Blogs lassen dich Socken stricken, da hätt die Oma ihre wahre Freude dran gehabt. Und wenn mal wieder was unklar im Erklärungsvideo ist dann spulste einfach wieder auf den Anfang.
Es gibt nichts auf unserer weiten Mutter Erde das nicht eines Blog’s würdig wäre. Irgendwo findet sich immer wieder jemand der über die langweiligste Geschichte auf Erden zu berichten weiß, sich seinen Kummer von der Seele schreibt,Ungerechtigkeiten anprangert, dem Gesellschaftsklischee trotzt, Gesellschaftsprobleme wälzt, (ganz wichtig) dem Plastikwahn den Kampf ansagt, sein Glück heraus posaunt oder einfach nur Socken strickt.
Brauch ich ein bestimmtes Rezept such ich mir statt Chefkoch den passenden Blog, denn da krieg ich immer noch nützliche Tipps dazu. Umsonst und kostenlos. Gerade die ganze Veganisierungswelle hat dem Bloggen nochmal einen Schub gegeben. Mangels vernünftiger Kochbücher haben sich viele Anhänger der tierleidlosen Kost in den verschiedensten Blogs ausgetauscht. Auch ich stöber dort sehr gern. Ich liebe mein Stück Fleisch pro Woche, bin einer darüber hinausgehenden gesunden Ernährung jedoch nicht zwingend abgeneigt.
Es gibt Blogs die sich mit der Umwelt auseinandersetzen, Hausfrauen geben ihre Putztipps zum besten, Näherinnen berichten über Stoff- und Zuschneidepannen, Weltumsegler lassen Dich an ihrem Abenteuer genauso teilhaben wie die Mount Everest Bezwinger. Ja natürlich kommen auch die Kiter und Surfer im Bloggingkaleidoskop nicht zu kurz. Allen voran jedoch die Koch- und BackBlogs.
Die Ami’s haben es uns (mal wieder) vorraus. Bloggen vernetzt die Welt noch enger, der Informationsfluss wird viel breiter und ergiebiger. Als wir hierzulande einen Blog noch mit Block und Plattenbau verbanden (zumindest die nicht ganz so amerikanisierten Mitbürger) hauten die Barack Obamas und ClintEastwoods auf der gegnüberliegenden Ozeanseite bereits kräftig in die Tasten und “missbrauchten” das WWW als Tagebuch. Aber warum auch nicht. Schreiben hilft. Kummer, Freude, Hass, Wut und Glück auf dem Papier oder im PC verewigt lenkt aufwallende Emotionen in ausgeglichene Bahnen. Und natürlich ist es doch auch schön, sich mitzuteilen- irgendjemandem da draussen. Wenn sonst schon keiner zuhört können sich weltweit die Blogger wenigstens der Illusion hingeben, das irgendwer da draussen das liest. Besser als NullEcho allemal. Das Teilen von Informationen und Emotionen im weltweiten Netz ist eine Art seine Seele und die Gefühle auszudrücken.
Ein verregneter Novembernachmittag geht beim Blogstöbern so schnell vorbei. Schwupps ist schon wieder Tagesschauzeit, der Tag herum und ausser im Netz gestöbert hast Du nicht viel erreicht. Das macht überhaupt nichts. Kein Mensch auf dieser Welt muss jeden Tag produktiv, erfolgreich und in Bewegung sein. Im November sowieso überhaupt schon einmal gar nicht. Reich und vollgestopft mit Ideen- “Ach-Nähen könnte ich auch mal.” oder “Das Pfefferkuchenrezept gerade eben eignet sich doch hervorragend für den Adventstee.” schlummert es sich hervorragend und entspannt. Im November ( und eigentlich auch sonst im Jahr) ist es mehr als legitim einen Nachmittag BlogZuLesen. Schließlich bildet es.
Und damit ich Euch nicht allzulange aufhalte- ihr gleich wieder weiter schlendern könnt hier meine derzeitigen Lieblingsblogs:
Fräulein Julia- bezaubernde Buchtipps- und Kulturtipps fast so als wenn Amelié persönlich empfiehlt
Kochtrotz – wunderbar rebellisch, entschlossen der Nahrungsmittelallergie zu TROTZen und zwar mit Charme, Ideen und jeder Menge Witz
Jule Stinkesocke- unglaublich berührend! Ein Mädchen so stark und zart, gezeichnet von einem Unfall und trotzdem nicht am Umfallen. Respekt Jule für Deine Poesie!
Sprouted Kitchen- Einer der besten VeganBlogs derzeit
Reisefreunde - ein Blog der unterhaltsam durch die Welt, Europa und Niedersachsen führt