Es klingt widersprüchlich, wenn man einem Menschen sagen würde, er sollte lieber einen Teelöffel Zucker in seinen Kaffee geben als zwei, drei Drops künstlichen Süßstoff.
Dennoch belegen verschiedene Studien, dass mit künstlichen Süßstoffen angereicherte Getränke nicht die Wirkung haben, die sich der Konsument erhofft – die Reduktion seiner täglichen Kalorienzufuhr und ein zufriedenstellendes Geschmackserlebnis.
Diesem Artikel des Tagesspiegels zufolge soll eine EPIC Studie (EPIC – the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) bei 65000 Frauen durch Befragungen festgestellt haben, dass jene, die mit künstlichen Süßsstoffen gesüßte Limonade getrunken haben besonders viele Diabetes Neuerkrankungen aufwiesen. Gleichzeitig macht der Artikel im nächsten Satz schon einen Rückzieher, denn wer künstliche Süßstoffe nützt, sei häufig sowieso schon dick und damit Diabetesgefährdet. So eindeutig sehe ich die Sache nicht, denn wer trinkt in der Werbung die Light-Limos, isst die Light-Produkte? Meist schlanke Frauen und ich kenne auch schlanke Frauen, die lieber Süßstoff als Zucker konsumieren in der Hoffnung dadurch auch schlank zu bleiben. Statt diese Behauptung aufzustellen, hätte der Artikelschreiber sich bei der EPIC Studie genauer erkundigen sollen, die leider auch nicht genauer definiert und verlinkt worden ist.
Was genauer genannt wird, ist die Mäusestudie von Erin Elinav vom Weizmann Institut in Israel. Dort haben sie Mäusen Wasser mit hohem Anteil an künstlichen Süßungsmitteln gefüttert und dann ihre Glukoseverarbeitung untersucht. Tatsächlich hatten diese Mäuse dann eine schlechtere Glukosetoleranz, eines der ersten Anzeichen einer möglicherweise drohenden Diabetes Typ II Erkrankung. Die Ursache fanden die Wissenschaftler im Darm der Tiere, wo sich die Bakterienfauna verändert hatte. Sie hatten jetzt mehr jener Bakterien, welche die Aufnahme von kurzkettigen Kohlenhydraten, also Zucker, fördern. Eigentlich logisch. Durch die Süßstoffe bekam der Körper ja keinen echten Zucker, also stellte er sich um, um diesen Mangel auszugleichen, indem er besonders effiziente Bakterien für diese Aufgabe bevorzugte.
Um zu erfahren, ob Menschen da ähnlich reagieren wie Mäuse wurden 381 Menschen, die noch keine Diabetes hatten, befragt und ihre Glukoseintoleranzwerte getestet. Jene Befragten, die zugaben, besonders viel Süßstoff zu konsumieren, hatten auch die schnellste Glukosesättigung und höchste Glukoseintoleranz wie auch eine andere Bakterienfauna in ihrem Darm.
Um es genauer zu wissen, wurden sieben Freiwillige gefunden, welche eine Woche lang künstliche Süßstoffe zu sich nehmen mussten in dem Maße, wie die FDA-Grenzwerte es gerade noch zulassen und ihre Glukoseverarbeitung wurde untersucht. Drei wiesen keine Veränderungen auf und auch ihre Darmflora blieb die gleiche. Vier hatten danach deutlich schlechtere Werte und auch ihre Darmflora hatte sich wie bei den Mäusen verändert.
Weshalb der Unterschied? Es wird ein genetischer Einfluss vermutet.
Natürlich ist eine Studie mit nur sieben Probanden nicht allzu aussagekräftig und bei Befragungen muss man immer vorsichtig sein und Mäuse (wie auch die Ratten einer anderen Studie mit ähnlichem Resultat) sind keine Menschen. All diese Faktoren mit berücksichtigt bleibt für mich dennoch ein bitterer Nachgeschmack gerade weil auch meine Mutter, die bereits an Diabetes Typ II leidet, gern Light-Limonade trinkt und Süßstoff in ihren Kaffee gibt.
Künstliche Süßstoffe sind nach diesem FAZ Artikel in der Tiermast ausdrücklich verboten, werden aber jenem Tierfutter beigemischt, das Ferkel nach der Entwöhnung von der Muttermilch bekommen, weil sie das süßere Futter einfach lieber mögen.
In beiden deutschen Artikeln werden die Studienergebnisse von Gegenstimmen sofort lächerlich gemacht und es wird gedonnert, dass Mäuse und Ratten gaaaanz anders seien als Menschen. Man fragt sich, weshalb genau dieselben Stimmen jedoch schweigen, wenn Medikamente auf den Markt kommen für die viele Mäuse und Ratten gelitten haben und gestorben sind. Da schreit niemand, man solle den Tieren das Leid ersparen, es seien ja keine Menschen und die Ergebnisse nix wert…. Seltsam, nicht wahr?