Die Veterniär-Medizin drängt seit Jahren mit Macht in den riesigen Markt der Hundezucht, um die Technik zu vermarkten. 2007 hat sich die Arbeitsgruppe Reproduktionsmedizin in der Hundezucht (AGRH) gegründet. Praktisch alle Tiermedizin-Unis betreuen inzwischen dieses Feld. Überall sind Veterinäre unterwegs, um den Hundezüchtern ihre Dienste einer technisierten Fortpflanzung anzupreisen.
Tatsächlich gibt es einige gute Gründe, diese moderne Technik der Medizin zu nutzen.
Künstliche Besamung kann zum Wohl und der Gesundheit der Hunde sinnvoll sein, zum Beispiel
- wenn hierdurch eine genetische Verbesserung der Population erzielt werden kann, etwa durch Genmaterial eines hervorragend passenden Rüden, der aber weit entfernt steht.
- in Verbindung mit Nachzuchtbeurteilungen und Langzeitstudien, die besonders vitale und langlebig gesunde Hunde identifizieren, deren Samen dann in einer Genbank erhalten ist und zur Verbesserung der Population zielgerichtet verwendet werden könnten.
- wenn sie zur Zuchtverwendung von Hunden führt, die selbst nicht mehr imstande sind, sich natürlich zu vermehren. Das ist in meinen Augen aktive Förderung von Qualzucht!
Viele Exzesse der Qualzucht der letzten Jahre haben die Veterinäre erst durch die instrumentelle Samenübertragung möglich gemacht. Im WDR wurde kürzlich der Vorsitzende des AGRH, Dr. Konrad Blendinger, gezeigt, der zwei Bulldogs für die Zucht verpaarte. Diese armen Hunde waren durch Qualzucht nicht in Lage, sich natürlich fortzupflanzen und zeigten zudem extreme Atemprobleme. In meinen Augen hat sich Dr. Blendinger hier aktiv an Qualzucht beteiligt und gegen §11b Tierschutzgesetz verstoßen. Ohne die aktive Mitwirkung der Veterinäre wären diese krank gezüchteten Hunde einfach ausgestorben. - wenn damit bestimmte Champion-Rüden, Popular Sires, massenhaft und über die weltweite Population verteilt für die Zucht verwendet werden, samt ihrer Veranlagungen für Erbkrankheiten und angesichts der hinlänglich bekannten Schäden durch Inzucht und Homogenisierung des Erbgutes. Das ist genetische Qualzucht.
- wenn sie quasi als Zwangsmaßnahme zur Befruchtung von Hündinnen eingesetzt wird, die von dem gewählten Rüden nicht gedeckt werden wollen. Auch Hündinnen, die aufgrund Degeneration mental nicht mehr zu einem natürlich Deckakt bereit sind, sollten nicht durch instrumenteller Besamung in der Zucht gehalten werden.
Tierarzt zum Wohl der Tiere?
Dr. Blendigner samt einen übertypisierten Bulldog ab,
der nicht natürlich decken kann und extrem Atemnot zeigt.
Screenshot vom www.wdr.de/tv/diestory, Sendung vom 22.08.11
Aus Tierschutzgründen sollte die künstliche Besamung in der Hundezucht verboten sein, mit Ausnahme der erstgenannten Gründe.
Berry Spruijt, Professor für Tierschutz an der Universität Utrecht:
"Wo Tiere sich nicht mehr selbst fortpflanzen können und das auch noch einschließlich Paarung und Geburt, sollte man diese Varianten einer Art auch nicht mehr am Leben halten. Es ist mir unbegreiflich, wie so etwas der Ausgangspunkt eines Tierarztes sein kann, der eigentlich die Gesundheit und das Wohl der Tiere befördern soll. Ich verstehe nicht, dass der Berufsverband der Veterinäre sich nicht klar distanziert und seine Mitglieder anweist, solche Dinge nicht zu tun."
(In der niederländischen TV-Dokumentation "Einde van de rashond" vom 11.12.2010)