Kunming: Eine Woche in der „Stadt des ewigen Frühlings“

…und warum wir uns sofort verliebt haben

Ehrlich gesagt hatten wir keine großen Erwartungen an Kunming. Nach unserem Aufenthalt in Chengdu sollte es eigentlich nur ein Zwischenstopp werden, bevor wir nach Vietnam weiterflogen. Aber manchmal überrascht einen das Reisen – und Kunming hat uns vom ersten Tag an völlig umgehauen. Eine Woche im Oktober 2025 wurde zu einer der schönsten Reiseerfahrungen, die wir je hatten.

Drei farbenfrohe Hydranten mit bemalten Gesichtern stehen vor einer Blumenwand auf dem Bürgersteig. Ein kleines Kind steht vor einem Straßenimbiss mit Spießen und Schildern, auf denen Speisekarten in chinesischer Sprache abgebildet sind. Belebte städtische Straße in China mit Menschen, Motorrollern, Geschäften und hohen Gebäuden im Hintergrund.

Die Zugfahrt von Chengdu – schon das war ein Erlebnis

Sechs Stunden im Schnellzug von Chengdu nach Kunming – klingt lang, war aber wie ein Film. Die Landschaft verändert sich komplett, von den grünen Hügeln Sichuans zu den dramatischen Bergen Yunnans. Irgendwann merkst du: Du bist in einer anderen Welt angekommen.

Am Kunming Bahnhof wurden wir dann erstmal von der Größe erschlagen. Riesig, modern, aber irgendwie auch entspannter als andere chinesische Großstädte. Die Taxifahrt zum Hotel dauerte eine halbe Stunde – und schon da haben wir gemerkt: Diese Stadt hat was Besonderes. (sie liegt auf über 1800 Höhenmeter)

Mehrfamilienhaus mit vielen Balkonen, die mit Metallgittern und einigen Pflanzen bedeckt sind, von einem niedrigen Winkel aus gesehen. Hohe moderne Wohnhäuser mit Glasfenstern hinter Bäumen und einem See mit einem weißen Zaun davor.

Jen Hotel by Shangri La – perfekte Basis für unsere Entdeckungen

Unser Jen Hotel by Shangri La lag super zentral. Das Personal war unglaublich hilfsbereit – nicht nur freundlich, sondern wirklich interessiert daran, dass wir die Stadt kennenlernen. Die Concierge hat uns Tipps gegeben, die in keinem Reiseführer stehen. Sowas merkst du sofort.

Menschen, die dein Herz berühren

Ich weiß, das klingt kitschig, aber die Menschen in Kunming sind anders. Nicht nur freundlich – das sind viele Chinesen. Sondern richtig neugierig und offen. Im Green Lake Park kam eine ältere Dame auf uns zu, zeigte uns ihre Tai Chi-Bewegungen und wollte unbedingt ein Foto mit uns. Ohne ein Wort Englisch, aber mit so viel Herzlichkeit, dass wir fast geheult hätten.

Ein anderes Mal saßen wir in einem Teehaus, und der Besitzer brachte uns immer neue Teesorten zum Probieren – einfach so, weil er stolz auf seine Yunnan-Tees war. Solche Begegnungen machen eine Reise unvergesslich.

Green Lake Park – wo Kunming lebt und atmet

Der Green Lake Park ist nicht einfach nur ein Park. Das ist das Wohnzimmer von Kunming. Ursprünglich war das hier ein Sumpfgebiet, bis es während der Qing-Dynastie zu einem See umgewandelt wurde. Heute sind es eigentlich vier kleine Seen, die durch traditionelle chinesische Brücken verbunden sind – insgesamt 21 Hektar mitten in der Stadt.

Morgens um sieben ist hier schon die Hölle los – aber im positiven Sinne. Hunderte von Menschen beim Tai Chi, andere tanzen zu chinesischer Musik, wieder andere singen Opern-Arien. Wir haben uns einfach dazugesetzt und zugeschaut. Besser als jedes Fernsehprogramm.

Fun Fact: Im Winter kommen hier tausende Möwen aus Sibirien an. Die Einheimischen füttern sie dann mit Brot – ein Spektakel, das wir leider verpasst haben, aber definitiv ein Grund, nochmal zu kommen.

Eine lächelnde Frau mit langen Haaren steht an einem Baum in der Nähe eines Teiches und trägt ein schwarz-weißes Outfit. Zwei Personen mit Kameras und großen Objektiven fotografieren im Freien in der Nähe eines Flusses; Bäume und andere Menschen im Hintergrund.

Die Teehäuser rund um den See

Rund um den Green Lake stehen überall kleine Teehäuser. Nicht touristisch aufgemotzt, sondern richtig authentisch. Wir haben Stunden in einem davon verbracht, verschiedene Yunnan-Tees probiert und einfach das Treiben beobachtet. Der Pu-Erh-Tee hier ist übrigens der beste, den wir je getrunken haben – kein Vergleich zu dem Zeug, das man in Deutschland bekommt.

Yuantong Tempel – 1200 Jahre Geschichte zum Anfassen

Der Yuantong-Tempel ist schon was Besonderes – und das liegt nicht nur daran, dass er über 1200 Jahre alt ist. Das Ding ist nämlich in eine natürliche Senke gebaut, du musst bergab gehen, um reinzukommen. Weltweit gibt es nur wenige buddhistische Tempel mit dieser Bauweise.

Die Haupthalle steht mitten in einem Teich – umgeben von Wasser, was in China ziemlich einzigartig ist. Die Architektur stammt noch aus der Yuan-Dynastie, und wenn du genau hinschaust, siehst du überall Details, die Jahrhunderte alt sind. In der Mitte führt eine steinerne Brücke zu einem achteckigen Pavillon – Instagram-tauglich, aber vor allem einfach wunderschön.

Ach ja, und Schildkröten gibt es auch massenhaft. Die schwimmen im Teich rum und lassen sich von Besuchern füttern. Irgendwie passt das zur entspannten Atmosphäre des Tempels.

Traditioneller chinesischer Tempel mit rotem Dach an einem Teich mit Steinbrücke und Bäumen, die sich im Wasser spiegeln. Farbenfrohe traditionelle chinesische Tempelfassade mit verschnörkelten Mustern, Säulen und goldenen Inschriften über dem Eingang.

Golden Temple – 250 Tonnen Bronze, die in der Sonne glänzen

Der Golden Temple auf dem Mingfeng-Berg ist schon von weitem zu sehen. Kein Wunder – das Ding ist komplett aus Bronze gebaut und wiegt 250 Tonnen. Ja, richtig gelesen: 250 Tonnen! Gebaut wurde er Ende der Ming-Dynastie und ist der größte Bronzetempel Chinas.

Der Aufstieg lohnt sich nicht nur wegen des Tempels. Die Aussicht über Kunming ist spektakulär, besonders bei Sonnenuntergang. Der Tempel ist dem taoistischen Gott Zhenwu gewidmet – Säulen, Dachziegel, Wandpaneele, einfach alles ist aus vergoldeter Bronze. Bei Sonnenschein glänzt das so krass, dass man fast eine Sonnenbrille braucht.

Kleines Detail am Rande: Im dritten Stock hängt eine riesige Bronzeglocke aus dem Jahr 1432. Die ist 3,5 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 6,7 Metern. Wenn die läutet, hört man das wahrscheinlich in der ganzen Stadt.

Dianchi-See – Kunmings „blaue Perle“ mit Problemen

Der Dianchi-See ist riesig – 300 Quadratkilometer, der größte Süßwassersee in Yunnan. Früher war er kristallklar, heute kämpft man mit Umweltproblemen. Trotzdem ist die Uferpromenade wunderschön, besonders bei Sonnenuntergang.

Wir sind mit der Seilbahn zu den Western Hills gefahren – 20 Minuten über den See schweben, dabei die Skyline von Kunming im Blick. Oben angekommen gibt’s mehrere Tempel und den besten Blick über die ganze Stadt. An klaren Tagen siehst du bis zu den Bergen am Horizont.

Steinwald – UNESCO-Welterbe vor der Haustür

90 Kilometer von Kunming entfernt liegt der berühmte Steinwald – und der Name ist Programm. Über 270 Millionen Jahre hat die Natur hier Kalksteinformationen geschaffen, die aussehen wie versteinerte Bäume. UNESCO-Weltnaturerbe seit 2007, und das völlig zu Recht.

Der Tagesausflug lohnt sich definitiv. Die Felsformationen sind bizarr und wunderschön zugleich. Manche sehen aus wie Tiere, andere wie Türme oder Brücken. Die Chinesen haben für fast jeden Felsen eine Legende – manche romantisch, manche tragisch, alle irgendwie poetisch.

Warum „Stadt des ewigen Frühlings“? Das Klima ist einfach perfekt

1900 Meter über dem Meeresspiegel, subtropisches Hochlandklima – klingt kompliziert, fühlt sich aber einfach nur gut an. Im Oktober hatten wir jeden Tag 20-25 Grad, nachts war’s angenehm kühl zum Schlafen. Keine krasse Luftfeuchtigkeit wie in anderen chinesischen Städten, wenig Regen, viel Sonne.

Kein Wunder, dass die Stadt diesen Beinamen trägt. Hier ist praktisch das ganze Jahr über Frühling – nie zu heiß, nie zu kalt. Perfekt zum Rumspazieren, perfekt für die ganzen Parks und Teehäuser.

Essen in Yunnan – eine Küche für sich

Die Yunnan-Küche ist komplett anders als das, was man sonst in China isst. Nähe zu Myanmar, Laos und Vietnam merkt man sofort – viele Gewürze, frische Kräuter, oft scharf, aber nicht so wie Sichuan-scharf.

Cross-Bridge Rice Noodles (Guoqiao Mixian) musst du probiert haben – das ist DAS Gericht von Yunnan. Kommt in einer riesigen Schüssel mit kochend heißer Brühe, dazu rohe Zutaten, die du selbst reingibst. Klingt simpel, schmeckt genial.

Der Yunnan-Schinken ist weltklasse – luftgetrocknet, jahrelang gereift, geschmacklich auf Parma-Niveau. Und die Pilzgerichte! Yunnan hat über 600 essbare Pilzarten, manche davon gibt’s nur hier. Im Oktober war gerade Pilzsaison – wir haben Sorten gegessen, die wir nicht mal aussprechen konnten.

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Die ethnischen Minderheiten – 25 Völker in einer Provinz

Yunnan ist ein Völkermuseum. 25 verschiedene ethnische Minderheiten leben hier, jede mit eigener Sprache, Kultur, Kleidung. Im Yunnan Ethnic Village kannst du das alles komprimiert erleben – normalerweise bin ich kein Fan von solchen Touristenattraktionen, aber hier war’s wirklich interessant.

Die Dai, die Yi, die Naxi – jedes Volk hat seine eigenen Traditionen. Manche leben noch sehr traditionell in den Bergen, andere sind längst in der Moderne angekommen. Diese Vielfalt spürst du überall in Kunming.

Ein leuchtend roter Fisch schwimmt auf die Kamera zu, umgeben von anderen roten Fischen in einem dunklen Aquarium. Belebter Straßenmarkt in China mit bunten Ladenschildern, Einkäufern und vor den Geschäften geparkten Motorrollern.

Abschied und Weiterflug nach Vietnam

Nach einer Woche mussten wir weiter nach Vietnam. Der Kunming Airport ist modern und gut organisiert – die Verbindungen nach Südostasien sind super. Viele nutzen Kunming als Sprungbrett für Touren in die Nachbarländer.

Beim Abschied waren wir ehrlich gesagt etwas traurig. Kunming war ursprünglich nur als Zwischenstopp geplant, wurde aber zu einem der Höhepunkte unserer China-Reise.

Ein Mann mit Sonnenbrille und einem Getränk steht auf einer belebten Straße mit Laternen und Geschäften im Hintergrund. Traditionelles chinesisches Tor mit verschnörkeltem Dach, darunter gehende Menschen, Stadtgebäude im Hintergrund.

Warum Kunming anders ist?

Nach drei Wochen in China können wir sagen: Kunming ist anders. Nicht so hektisch wie Shanghai, nicht so touristisch wie Beijing, nicht so überwältigend wie Chengdu. Hier läuft das Leben entspannter, authentischer.

Die Menschen nehmen sich Zeit für dich. Die Stadt hat Ecken, die noch nicht von Touristen überrannt sind. Das Klima ist perfekt. Die Natur ist spektakulär. Und das Essen ist genial.

Wenn du das „echte“ China suchst, abseits der großen Touristenströme, dann ist Kunming perfekt. Eine Stadt, die unter dem Radar fliegt, aber definitiv auf jede China-Route gehört.

Praktisches für deinen Besuch

Metro gibt’s, ist modern und günstig. Taxis sind überall und kosten fast nichts. Englisch sprechen wenige, aber die Menschen sind so hilfsbereit, dass das egal ist. Übersetzungs-App hilft trotzdem.

Beste Reisezeit? Eigentlich immer. Wir waren im Oktober und hatten Traumwetter. Aber auch März bis Mai soll super sein. Winter ist mild, Sommer nicht zu heiß – eben „ewiger Frühling“.

Ein Tipp noch: Nimm dir Zeit. Kunming ist keine Stadt, die man mal eben abklappert. Hier geht’s ums Erleben, um Begegnungen, um das entspannte Leben. Eine Woche ist perfekt – weniger wäre schade.

Auf einer belebten Straße in einer asiatischen Stadt gehen Menschen an Geschäften und einem großen roten Holzgebäude vorbei. Frau mit langen Haaren und Jeansjacke sitzt lächelnd auf einer Brücke an einem Lotusteich, dahinter Bäume und Gebäude.

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