Kulinarisches | Butterbrot mit Blaubeerziegenkäse (oder wie auf Foodblogs geschummelt wird)

Von Rheintopf @rheintopf

Jawohl, ihr habt richtig gelesen: Auf Foodblogs wird geschummelt.

Auf meinem zumindest – mal mehr, mal weniger. Oder glaubt hier jemand im Ernst, dass ich tagtäglich Beeren, Gewürze oder Kräuter malerisch auf der Tischdecke drapiere, bevor ich es auch nur wage, die Gabel in Richtung Teller zu senken? Oder dass besagte Teller sich bei mir auch im Alltag auf pittoresk zusammengeknüllten Servietten oder Leinentüchern räkeln? Oder dass ich stolze Besitzerin von15 kompletten Service-Serien und 10 vollständigen Besteck-Sätzen bin, aus denen ich Tag für Tag meine Tischdeko nach Lust und Laune neu zusammenstelle?

An alle, die dies bislang noch geglaubt haben: Ihr müsst jetzt ganz stark sein – denn das ist geschummelt! Zwar versuche ich auch im Alltag, Speisen möglichst ansprechend auf dem Teller anzurichten (schließlich isst das Auge mit) doch den ganzen restlichen Aufwand mit Kräuterzweig hier und Serviette da betreibe ich tatsächlich nur für den Blog. Die Teller, Schüsseln, Tassen und Brettchen, die ihr hier seht, sind überwiegend Einzelstücke, die ich mir nach und nach zusammen gekauft habe, um mehr Abwechslung in meine Fotos zu bringen. Das schöne antike Silberbesteck, das ihr gelegentlich im Blog bewundern könnt, sind ein paar einzelne Messer, Gabeln und Löffel vom Flohmarkt. Und falls ihr wissen wollt, woher ich den hübschen weißen Holztisch habe, auf dem ich mein Essen meistens fotografiere: Das ist kein Tisch – das sind Holzlatten aus dem Baumarkt, die ich weiß angestrichen habe.

Wie? Was? Dann ist hier alles Lug und Trug???

Nicht wirklich. Schließlich koche und backe ich die Gerichte, die ihr hier seht, wirklich. Und esse sie auch, wenn die Fotos im Kasten sind. Was nicht schmeckt, wird nicht verbloggt. Und das Essen sieht bei mir auf dem Teller in der Regel so aus, wie ihr es hier im Blog seht. Nur gebe ich mir eben für die Fotos mehr Mühe mit dem ganzen Styling drum herum. Schließlich möchte ich, dass man den Fotos ansieht, wie lecker es schmeckt! Dass in diesen Zitronenküchlein Rosmarin drin ist, sieht man ihnen nicht auf den ersten Blick an – also kommt, zack, beim Fotografieren ein Rosmarinzweig auf den Teller. Und dieser Rote-Bete-Dip sieht mit ein paar darüber gestreuten Sesamkörnern einfach so viel schöner aus…

Mal ehrlich: Niemand würde sich doch ein Kochbuch mit grottenschlechten Fotos kaufen, neben denen dann steht “Man sieht es diesen Bildern zwar nicht an, aber die braune Pampe auf den beigen Tellern schmeckt echt lecker!”… Also kann auch keiner etwas dagegen haben, wenn wir Foodblogger das Ergebnis unseres Kochens und Backens möglichst ansprechend stylen, statt unseren Lesern ein paar hingerotze “Schnappschüsse” zuzumuten, die eher abschrecken als dass sie zum Nachkochen  inspirieren.

So, nachdem wir das geklärt habe, folgt nun das eigentliche Geständnis. Ich habe letzte Woche das Titelrezept aus dem Buch “100 Butterbrote” ausprobiert: Butterbrot mit Blaubeerziegenkäse und Petersilienwurzel. (Geduld, Geduld, das Geständnis kommt gleich!)

Sind ganz schön geworden die Fotos, mit dem geknubbelten Tischläufer und den dahin drapierten Blaubeeren auf dem Tisch, der keiner ist, oder? Die Scheiben von der Petersilienwurzel und die Kerbelblättchen sorgen nicht nur für den geschmacklichen, sondern auch für den optischen Kick.

Äh ja. Petersilienwurzel? Kerbel? Diese beiden Zutaten habe ich nicht bekommen, als ich kurz vorr Ladenschluss noch schnell in den Supermarkt hetzte. Aber Pastinakenwurzeln und Blattpetersilie sehen ja im Prinzip so ähnlich aus… und so  landeten beide zunächst im Einkaufskorb und schließlich auch auf dem Butterbrot.

Die Blattpetersilie schmeckt auch wirklich gut zum Ziegenkäse und zu den Blaubeeren. Die Pastinakenscheiben hingegen passen nicht wirklich. Das habe ich aber natürlich erst festgestelllt, nachdem ich mit den Fotos fertig war und herzhaft in die Stulle biss. Also habe ich die Pastinakenscheiben wieder heruntergesmmelt und erneut zugebissen. Und siehe da: sehr lecker! Die Blaubeeren und der Ziegenkäse sind aber auch eine Traumkombination!

Daher möchte ich euch das Rezept hier trotzdem vorstellen. Und zwar so, wie ich es das nächste Mal ausprobieren würde:

Und so geht die Zubereitung:

  1. Die Blaubeeren waschen und mit der Gabel zerdrücken. Mit dem Ziegenfrischkäse vermischen.
  2. Die Petersilienwurzel (wenn man denn eine hat) schälen und in schmale Scheiben schneiden.
  3. Das Brot zuerst mit der Ziegenkäse-Blaubeerencreme bestreichen, dann die Petersilienwurzelscheiben darauf legen.
  4. Mit Kerbelblättchen (ich habe Blattpetersilie genommen) dekorieren und mit Salz und Pfeffer würzen.

Schummeln hin oder her: So ein paar Blaubeeren locker aufs Brettchen gestreut machen auf den Fotos schon was her, oder? ;-)

Alles Liebe aus der schönsten Stadt am Rhein
Maren