Streetfood ist ja gerade extrem angesagt: Streetfood-Festivals schießen in vielen Städten wie Pilze aus dem Boden, während Burgertrucks die Straßen erobern.
Dabei ist das Thema “unterwegs essen” nun wirklich nicht neu. Ich erinnere mich beispielsweise noch gut, wie meine Mutter uns Kindern samstags auf dem Wochenmarkt öfter mal eine Fischfrikadelle gekauft hat, “auf die Hand”, für den kleinen Hunger zwischendurch. Und was wäre das Ruhrgebiet ohne seine mobilen Imbissbuden, die die hungrige Bevölkerung auch unterwegs mit der obligatorischen Currywurst oder Pommes rot-weiß versorgen?
Mein Eindruck ist jedoch, dass viele Streetfood-Köche der neuen Generation ein anderes Verständnis haben von dem “Fast Food”, das sie anbieten. Sie wollen die Menschen nicht einfach nur satt machen, sie wollen ihnen auch unterwegs ein Genusserlebnis bereiten. Daher experimentieren sie, kreieren neue Gerichte, kochen mit frischen Zutaten, Kräutern und Gewürzen. Verzichten auf Industrieware und backen ihre Burger-Buns lieber selbst. Beispiele dafür finden sich auch in Düsseldorf – wie etwa der vietnamesiche Streetfood-Laden An Bánh Mì – und erst neulich hat mich der Panino-Laden I Due Fratellini in Florenz restlos begeistert.
Diese neue Auffassung von Streetfood vertreten auch die Gastronomen, die der Hamburger Foodblogger und Buchautor Stevan Paul in seinem neuen Kochbuch Auf die Hand porträtiert. Zusammen mit der Berliner Fotografin Daniela Haug hat er “Marktstände, mobile Garküchen, Foodtrucks und Restaurants besucht”, durfte “in Töpfe, Pfannen und auf Lebenswege schauen”. In seinem Buch stellt Stevan Paul diese Köchinnen und Köche vor, erklärt ihre kulinarische Idee und verrät ihre Lieblings-Streetfood-Rezepte.
Wie passend, das Stevan Paul sein Buch neulich in Köln im Rahmen einer Streetfoodparty präsentierte! Und zwar im bei Kulinarikfreunden allseits beliebten Marieneck. Wie nicht anders zu erwarten, war die Foodblogger-Dichte bei diesem Event ziemlich hoch und ich habe an dem Abend viele nette Bloggerkollegen wiedergetroffen und zum Teil auch neu kennen gelernt.
Nach einer kurzen, sympathischen Buchpräsentation (“Hier ist es!”) durch den Autor, gab es ausgewählte Rezepte aus dem Buch auch gleich zu probieren. Darunter Crostini mit Bohnenpaste und geschmorter Paprika (S. 15), ein Haloumi-Burger mit Zuchhini-Auberginen-Gemüse (S. 86), Graved Lachs mit Gin (S. 122) und Pulled Pork Sandwich “Home Made Style” (S. 141). Dazu gabe es handgemachte Limo, lokale Craft Biere, Wein und Cocktails (ich möchte gar nicht wissen, mit welchen Zuaten der “Suffering Bastard” Bastard gemixt wird…). Untermalt wurde das alles von Soul und Funk aus den 60ern und 70ern – eine wirklich grandiose Musikauswahl bei angenehm unaufdringlicher Lautstärke, die nette Gespräche mit den anderen Gästen weiterhin zuließen.
Logisch, dass auch ich mir ein Exemplar von “Auf die Hand” gekauft habe. Und bin mehr als eine Woche später noch immer sehr angetan. Sicher werde ich nicht jedes einzelne Rezept nachkochen. Obwohl: den Graved Lachs werde ich bestimmt mal ausprobieren – und irgendwie reizt es mich auch, Merguez einmal selbst zuzubereiten (wer leiht mir seinen Fleischwolf?). Aber ein Rezept für “Strammen Max” hätte ich nicht unbedingt gebraucht, und wenn ich nun schon einmal bei mir zu Hause bin, muss ich das Steak auch nicht im Baguette servieren. Doch abgesehen davon ist das Buch ist einfach unheimlich schön zum Blättern und Lesen. Hier erfährt man unter anderem ob der Hamburger wirklich ein Hamburger ist, wie die New Yorker auf den Hund (Hot Dog) gekommen sind und wer denn nun eigentlich die Currywurst erfunden hat. Hinzu kommen viele Reportagen über Streetfood-Köchinnen und -Köche und natürlich ihre Lieblingsrezepte. Das alles wunderschön fotografiert und auf angenehm dickes, rauhes Papier gedruckt.
Wer noch ein Weihnachtsgeschenk für einen Menschen sucht, der gerne kocht, sich gerne bekochen lässt oder einfach nur gute Fotos und spannende kulinarische Geschichten mag: dieses Buch kann ich euch empfehlen!
Und hier noch ein kleiner Spezialtipp für alle Düsseldorfer: Schaut mal auf Seite 176-181: Dort gibt es ein Porträt des Düsseldorfer Foodbloggers Orhan Tançgil (Koch Dich Türkisch), der den Lesern sein Rezept für Köfte-Ekmek verrät.
Alles Liebe aus der schönsten Stadt am Rhein
Maren