"Der größte Kriminalfall aller Zeiten" war aufgedeckt worden in jeder "Operation Marcy", von der in den vielen, vielen Jahren danach seltsamerweise nie wieder etwas zu hören. Ebensowenig wie von der Aktion "Mikado", ihres Zeichens in ihrer Zeit ebenfalls der "größte Schlag gegen Kinderpornografie" aller Zeiten. Ein einsamer Angeklagter landete vor Gericht, mehr nicht. Dann nahm Vogt entnervt seinen Abschied und das Entdecken von weltweiten Kinderpornoringen mit zehntausenden von Mitgliedern verschwand nahezu völlig aus den Schlagzeilen.
Nun jedoch ist es zurück, denn nun hat die amerikanische Polizei zugeschlagen. Für den "Spiegel" endlich mal wieder Zeit, den alten Satzbaustein herauszuholen, der seit "Marcy" kühl gelagert im Klischee-Keller des Verlagshauses auf einen neuen Einsatzbefehl wartete. "Es ist die bisher größte Aktion gegen Kinderpornografie weltweit", jubelt das ehemalige Nachrichtenmagazin, dessen Mitarbeiter keinerlei Archive benutzen dürfen, um "großartige Geschichten nicht gleich wieder kaputtzurecherchieren", wie ein ehemaliger Pförtner im "Spiegel"-Hochhaus erfahren haben will.
Hier war die Gefahr groß, denn der "internationale Ring von Pädophilen", den die Polizei in der "bisher größten Aktion gegen Kinderpornografie zerschlagen" hat, zählt nach Angaben des Justizministerium in Washington 72 Personen, also 26928 weniger als der Pädophilentrupp, der in der Operation Marcy aufgeflogen war.