Kühl geht auch anders

Wenn die Sommerhitze in die Wohnung dringt, versprechen Raumklimageräte schnelle und einfache Kühlung. Sie werden derzeit von vielen Bau- und Elektromärkten zu niedrigem Preis angeboten. Doch Klimageräte sind wahre Stromfresser und belasten die Haushaltskasse erheblich. Bis zu 300 Euro im Jahr kann ein Klimagerät die Stromkosten nach oben treiben – und die private Ökobilanz entsprechend verschlechtern.

Billige Raumklimageräte belasten Stromrechnung und Umwelt

Photo: jasleen kaur

Insbesondere mobile Kompakt-Klimageräte verbrauchen viel Energie für wenig Leistung. Wenn sie die warme Raumluft mit einem Schlauch durch das geöffnete Fenster leiten, strömt warme Außenluft zurück – das macht die Geräte ineffizient und leistungsschwach. Selbst ein Kompakt-Klimagerät der Effizienzklasse A benötigt durchschnittlich 460 Kilowattstunden in den heißen Wochen, kostet den Verbraucher damit rund 100 Euro im Jahr und belastet das Klima mit 287 Kilogramm CO2. Auch Kompaktgeräte mit dem doppelten jährlichen Stromverbrauch sind keine Seltenheit. Hinzu kommt, dass Kompressor und Lüfter Betriebsgeräusche von bis zu 60 Dezibel entwickeln. Das ist so laut wie ein Rasenmäher in zehn Metern Entfernung.

Die Kampagne „energieeffizienz – jetzt!“ der führenden Umweltverbände fordert daher, dass diese Klimageräte aus den Regalen von Bau- und Elektromärkten verschwinden – durch zukunftsorientierte Effizienzmindeststandards der EU. Verbraucher sollten Klimageräte nur von Fachbetrieben und nach eingehender Energieberatung installieren lassen, wenn zwingend Bedarf besteht. Klimafreundlicher und billiger sind in der Regel das bewährte Lüften und Schatten spendende Gardinen und Rollos. „Die etwa 25 Hitzetage in Deutschland im Jahr können auch ohne Klimageräte durch geeignete Vorsichtsmaßnahmen überstanden werden“, betont der Generalsekretär des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Helmut Röscheisen.

Wer seine Räume unbedingt mit Strom kühlen will, sollte ein so genanntes Split-Gerät von einem ausgebildeten Fachhandwerker installieren lassen. Split-Geräte bestehen aus zwei Elementen, die innerhalb und außerhalb des Gebäudes angebracht werden. Aber auch ein Split-Gerät der Effizienzklasse A braucht 540 Kilowattstunden pro Jahr und verursacht damit 337 Kilogramm CO2. Mit steigenden Temperaturen und zunehmender Verbreitung von Klimageräten, schafft sich der Klimawandel seinen eigenen Stromverbrauch. Das Klima leidet unter dieser Entwicklung sogar doppelt: Die Apparate enthalten häufig die extrem klimaschädliche Chemikalie Tetrafluorethan (R134a), die insbesondere durch die oft unsachgemäße Installation und Wartung entweicht.

Die Kampagne „energieeffizienz – jetzt!“ empfiehlt Verbrauchern in den heißen Wochen die in Mitteleuropa bewährten Kühltechniken für Wohnraum und Büro:

  1. Es gibt für Mieter wie Hauseigentümer viele Möglichkeiten, Wohnräume nachhaltig vor zu viel sommerlicher Wärme zu schützen: Eine gute Gebäudedämmung und eine moderne Verglasung halten im Winter die Wärme drinnen und im Sommer draußen. Auch eine Fassadenbegrünung kann wohltuenden Schatten spenden. Langfristig sind solche Maßnahmen kostengünstiger als mobile Klimageräte und verbessern das Raumklima ohne zur globalen Klimaerwärmung beizutragen.
  2. Ziehen Sie versteckten Wärmequellen den Stecker! Dazu zählen u. a. ungenutzte Kaffeemaschinen und Netzteile sowie alle Geräte im Standby-Betrieb.
  3. Schatten spenden: Die von der Sonne beschienenen Fenster mit Vorhängen, Jalousien, Markisen oder Rollos abschatten. In den heißen Stunden über Mittag die Fenster schließen, damit die heiße Luft nicht in die Räume drückt.
  4. In den kühlen Stunden lüften: Morgens und nachts kräftig lüften und dafür sorgen, dass die warme Luft nach draußen strömt.
  5. Ventilatoren sind besser als Klimageräte: Wenn die Luft doch mal dick wird, sorgen Stand- oder Deckenventilatoren für Erfrischung. Sie verbrauchen deutlich weniger Strom als ein Klimagerät.

Christian Noll, Experte für Energieeffizienz vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), sagt: „In einem heißen Sommer verbraucht ein Klimagerät mehr Strom als ein Kühlschrank im ganzen Jahr. Mobile Klimageräte sollten wie andere ineffiziente Elektrogeräte nicht mehr in den Handel gelangen. Mit dem seit diesem Monat geltenden Verbot stromfressender Kühlschränke hat die EU einen Schritt in die richtige Richtung gemacht“.

Laut EU-Recht müssen Raumklimageräte mit dem rot-gelb-grünen Effizienzlabel und der entsprechenden Effizienzklasse gekennzeichnet sein. Bekannt sind die Label und Effizienzklassen von A (effizient) bis G (völlig ineffizient) von Waschmaschinen, Kühlschränken und Energiesparlampen. Verantwortlich für die Kennzeichnung ist der Einzelhandel. Dabei müssen Effizienzlabel so angebracht sein, dass Verbraucher auf einen Blick den Energieverbrauch und die Effizienzklasse erkennen können.

Agnes Sauter, Leiterin Verbraucherschutz der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH): „Leider stellen wir noch heute, mehr als 10 Jahre nach Inkrafttreten der Kennzeichnungspflicht, große Defizite fest – viele Handelsunternehmen kennzeichnen schlecht bis gar nicht und die für den Vollzug der Verordnung verantwortlichen Behörden kontrollieren nur sehr lasch“. Die DUH führt seit einigen Jahren stichprobenartig bundesweite Kontrollen in verschiedenen Handelsunternehmen wie Bau- und Elektromärkten durch, um Verbrauchern zu ihrem Recht und der Umwelt und dem Klima zu effizienteren Geräten zu verhelfen.

Dr. Dietlinde Quack, Leiterin der Verbraucher-Informationskampagne EcoTopTen, sagt: „Bauliche Maßnahmen zur Außenabschattung und Wärmedämmung sowie die Nutzung von Nachtkühlung stellen die energieeffizienteste Wahl für den Schutz vor zu viel sommerlicher Hitze in Gebäuden dar. Wo das nicht möglich ist oder nicht ausreicht, empfiehlt sich die Fachberatung und ggf. die Wahl eines energieeffizienten Klimageräts.“

Dieter Brübach, Vorstandsmitglied beim Umweltverband der Wirtschaft B.A.U.M. e.V., sagt: „In Büros und Betrieben sind mobile Klimageräte umweltschädliche Kostentreiber. Hocheffiziente, zentral gesteuerte Klima- und Lüftungsanlagen, die von einem betrieblichen Energiemanager betreut werden, schützen das Welt- und Unternehmensklima. Bei Klimatechnik sollten sich Beschaffer wie bei allen Elektrogeräten an der Energie-Kennzeichnung orientieren. Darüber hinaus empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit Fachbetrieben, um richtig ausgelegte, effiziente Anlagen zu planen, installieren und warten zu lassen.“


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