15. Dezember 2010 von Fuchs
Kugelschreiber. Jeder kennt das. Braucht man einen, ist keiner da. Insbesondere bei Bürojobs entwickelt sich das häufig zu einem ernsten Problem. Braucht man hingegen keinen Kugelschreiber, hat man en masse. Dafür aber dann keinen Marker. Oder keinen Bleistift. Um dieses Mysterium handelt der Brief an eine Kollegin.
Guten Nachmittag, Mylady!
Ist es nicht eine überaus faszinierende Angelegenheit, dass, nun, wo unser Tageswerk fr die nächsten Wochen getan ist, plötzlich wieder Unmengen von Graffitstiften, Kugelschreibern und Markern da sind?
Alleine vorhin hatte ich zwei Stifte, die ich das letzte Mal am Montag vor drei Wochen sah. Gewiss müssen sie sich die ganze Zeit versteckt haben... Doch ich würde nicht bezeugen, dass sie es aufgrund einer Aversion gegen uns taten. Im Gegenteil; da die Stifte nun wieder auftauchten, spricht das doch dafür, dass sie sich in unserer Gegenwart sicher genug fühlen.
Findet Ihr nicht auch?
Nun, da kommt jetzt natürlich die Frage auf, vor wem hatten die Stifte eine solch große Furcht, dass sie von der Bild-, beziehungsweise der Schreibtischfläche verschwinden mussten?
Natürlich; es läge mir fern, jemanden anzukreiden, doch welche vier Schlawiner belagerten denn Morgen für Morgen den Tisch? Ihr wisst es, ebenso, wie ich! Gewiss müssen diese vier Rabauken die Stifte vertrieben haben...
Oh, ich möchte nicht schlecht über Andere reden...
Womöglich war es nämlich auch schlicht und ergreifend die Kräuterhexe von Gegenüber.
Auch wenn sie gewiss freundlich und nett ist, so erscheint sie mir doch mit dem schwarzen Meister im Bunde zu stehen. Man weiß ja, dass Leute, die mit IHM im Bunde stehen hin und wieder etwas verwirrt erscheinen... In Einzelfällen wurde angeblich schon mal beobachtet, wie ein junges Mädchen ihren Kopf um 360° drehte... Gruselig.
Ah, um auf die wieder aufgetauchten Stifte zurückzukommen...
Natürlich bin ich mir nun meiner großen Pflicht bewusst. Meiner Pflicht, die Schwachen zu schützen... Die Stifte befinden sich nun wohlbehalten in meiner Tasche.
In den unendlichen Weiten werden sie gewiss glücklich werden...
Oh ja, haha, ich bin mir sicher, Ihr wisst genau, was ich damit bezwecken will, unschuldige Stifte einzusperren.
Einen nie endenden Vorrat an Stiften!
Was meint Ihr? Etwas Dunkelheit; Papier zur Nahrung und einen Collegueblock, auf dem die Stifte spielen können... Sind das nicht die idealen Zuchtbedingungen?
Wenn Ihr nun an die Genfer Konvention und an die Paragraphen zum Thema Tierschutz und Tierversuche denkt, so seid gewiss: Ich verletze keine Gesetze, denn Stifte gelten nicht als Tiere.
Hach... nur noch eine halbe Stunde. Nun, was heißt „nur". Ich erwähnte Euch gegenüber bereits, diese vier Rabauken, die nun Aug' in Aug' mit mir sitzen. Brrr, wie es mir den Rücken herunterläuft. Ich muss wahrlich gestehen, diese Viere haben eine unsympathische Ausstrahlung! Das sahen die Stifte bestimmt genauso.
Apropos, ich muss nachsehen, ob sich da schon was getan hat!
Habt Dank für Eure Zeit, Mylady!
Euch stets zu Diensten und in Freundschaft verbunden