Kritik - Unterwegs nach Cold Mountain

Kritik - Unterwegs nach Cold Mountain

"Dieser Krieg wird auf dem Schlachtfeld verloren, aber auch ein zweites Mal von jenen die Zuhause geblieben sind." -

Mit Regisseur Anthony Minghellas bisherigen Filmen warmzuwerden, ist kein leichtes Unterfangen. Denn er inszeniert als Regisseur zwar über alle Maße ambitioniert, neigt aber dazu, die zu Grunde liegende Thematik seiner epischen Dramen gelegentlich etwas zu ausufernd zu inszenieren. Seine Werke sind stets etwas zu schwerfällig inszeniert, so das der Qualitätssprung seiner Filme von sehenwerten Beiträgen zu den wirklich großen Erfolgen hin, trotz aller erzählerischen Korrektheit, des öfteren nicht gelingen will.  "Unterwegs nach Cold Mountain" bildet seinem bisherigen Oeuvre in dieser Hinsicht leider auch keine Ausnahme...

Jude Laws und Nicole Kidmans verzweifeltem Kampf um die große Liebe á la "Vom Winde verweht" wird zwar Dank einer grandiosen Atmosphäre und einer opulenten Kulisse, also in Form hübscher Bilder, der entsprechende Ausdruck verliehen. Dennoch muß man im Laufe von stolzen 154 Minuten Laufzeit mit einigen inszenatorischen Schwächen vorlieb nehmen.  Denn Regisseur Anthony Minghella verknüpft zwar alle verlegten Erzählstränge am Ende zu einem sinnvollen Ganzen, doch der so gar nicht lineare Erzählrhythmus und die spürbare Überkonstruiertheit der Geschichte lassen den Zuschauer zwischendurch oftmals sprichwörtlich auf dem Trockenen sitzen. Wenn etwa Jude Law als Deserteur in packender Weise um das nackte Überleben kämpfen darf, erfolgen hektische Schnitte und am Ende dann zuviele, scheinbar willkürliche Wechsel zu diversen Szenen, in welchen die dann weiterlaufende Handlung zu dialoglastig ausbuchstabiert wird.

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Die sich somit immer wieder unterschwellig entwickelnde Spannung der Inszenierung kann sich somit zu keiner Zeit auf dem erwartetem Höhepunkt entladen, wie man es aus anderen Epen verschiedener oder gleicher Genres  gewohnt ist. Ähnlich wie in Kevin Costners Western-Epos "Wyatt Earp" schleicht sich auch in "Unterwegs Cold Mountain" irgendwann eine gewisse inszenatorische Langatmigkeit / Redundanz ein, welche dann mit konventioneller Hollywood-Dramaturgie wieder ausgebügelt werden muß, etwa wenn der solide agierende Darsteller Ray Winstone als nebenbuhlerischer Teague mir seiner Halsabschneiderbande auftaucht, um für die passenden, aber auch vorhersehbaren dramaturgischen Momente zu sorgen. Das Finale widerum setzt Anthony Minghella zwar logisch, aber hollywooduntypisch weil tragisch, also recht unbefriedigend in Szene.  Die beim Publikum nach und nach über 154 Minuten aufgebaute Erwartungshaltung wird also konsequent unterlaufen.

Kritik - Unterwegs nach Cold Mountain

Ebenso darf man mit einem perfekten Einstieg in Anthony Minghellas US-amerikanischem Bürgerkriegs-Epos vorliebnehmen, denn dem Publikum werden die wichtigsten Protagonisten kurz und passend vorgestellt. Und deren Werdegänge und Beweggründe für ihr handeln werden genauestens erläutert. Und die daraus resultierenden Folgen für den Verlauf der Handlung, die zum Teil in Rückblenden illustriert werden, verschmelzen letztlich miteinander. Ebenso wird das Publikum mit einigen nervigen Figuren-Klischees konfrontiert, gegen die die prominente Darsteller-Riege um Renee Zellweger und Co. mit einem mal mehr, mal weniger von Erfolg gekröntem Versuch anspielt: Ruby Thewes etwa entpuppt sich als zunächst  gewöhnungsbedürftig-wirkendes, zeitweilig zupackend-resolutes Frauenbild aus der tieferen Klischee und Kolononial-Küche Hollywoods.  Inklusive verzogener Schmollippe und unattraktivem Äußerem. Darstellerin Renee Zellweger gelingt es aber trotzdem, Ruby Thewes Charme und eine entsprechende Seele zu verleihen. Charlie Hunnam hingegen legt als philosophischer Gegenpart zu Jude Law, also als tödlicher Engel mit Eisaugen und blonder Wallemähne, eher einen Auftritt als Schurkenkarikatur aus dem Boulevard Theater hin. Und darf, um dies gekonnt zu unterstreichen, zwischendurch auch mal mit den passenden Salti vom Zaun springen. Cillian Murphys herbeigesehnter Auftritt hingegen gerät leider nur zu einem Cameo. Und Ethan Suplee bringt als naiver Sidekick-Pangle die Nerven des Publikums kurz vor Schluss auf Grund seines unbedachten Handelns, durch das die Heldenstaffage in "Unterwegs nach Cold Mountain" in größte Gefahr gerät, noch einmal  unnötig kräftig in Wallung. 

Kritik - Unterwegs nach Cold Mountain

Ein schauspielerischer Lichtblick ist Hollywood-Veteran Donald Sutherland,  der in seiner Rolle als Reverend Monroeman solide agiert. Ein hochkarätiger Schauspieler wie Philip Seymour Hoffman hingegen, der  die Rolle des Geistigen Veasey brillant ausfüllt,  dient mit seinem zu kurz geratenemAuftritt als "scene-stealer" aber lediglich nur dazu, den zwischenzeitlichen, inszenatorischen Leerlauf kompensieren zu müssen.  Die besten Momente beschert Anthony Minghella dem Publikum in "Unterwegs nach Cold Mountain" aber gernau in dem Augenblick,  wenn Natalie Portman und Jude Law, der bis dato einen recht unterkühlt-unterforderten Auftritt hinlegte,  aufeinandertreffen und das Seelenleben derer verkörperter Figuren etwas genauer erforscht wird. Und dabei werden die Einsamkeit und Isolation der Menschen zu Zeiten des damaligen, US-amerikanischen Bürgerkrieges glaubwürdig illustriert bzw. die Moral und Loyalität der Protagonisten auf eine harte, spannende  und emotionale Bewährungsprobe gestellt. Auch Dank des späteren Auftauchens von Teagues Bande. Ab diesem Moment darf auch Jude Law emotional endlich aus sich herausgehen.  Allerdings gelingt es Regisseur Anthony Minghella auf Grund des Mangels einer Vielzahl dieser großen Momente in "Unterwegs nach Cold Mountain" am Ende nicht, das Publikum komplett für sich gewinnen zu können. 

Fazit:  Wofür sollte ein Soldat seinen langen Weg nach Hause in Kauf zu nehmen? Diese Frage wird in "Unterwegs nach Cold Mountain" mit den letzten Szenen des Filmes in einer recht sehenswerten und interessanten, aber teilweise auch unausgegorenen Form der Inszenierung beantwortet, wenn vor dem Abspann in "Unterwegs nach Cold Mountain" das kurze, intensive Loblieb auf verschiedene uramerikanische Werte wie Familie und Zusammenhalt gesungen wird. Ein entsprechendes Trostpflaster auf die inszenatorischen Schwächen des Films sind am Ende aber die grandiosen Schauwerte in Form von brillanten Landschaftsaufnahmen und opulenten Kostümierungen, welche "Unterwegs nach Cold Mountain" zum Sprung über das qualitative Mittelmaß des Genres verhelfen.

 Wertung: 7/10 Punkte


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