"In certain extreme situations, the law is inadequate. In order to shame its inadequacy, it is necessary to act outside the law. To pursue... natural justice. This is not vengeance. Revenge is not a valid motive, it's an emotional response. No, not vengeance. Punishment." -
Was kommt dabei heraus, wenn Marvel Entertainment sich als zuständiges Filmstudio dazu entschließt, eine Runde "Hitman Absolution" auf der Leinwand Wirklichkeit werden zu lassen? Die Antwort lautet: "The Punisher" aus dem Jahr 2004. Wobei "The Punisher", man muß es ganz ehrlich sagen, zu den missratensten, inszenierten Comic-Verfilmungen aller Zeiten zählt, auch wenn Hardcore-Fans des "Punishers" und Freunde von sogenannter Gaga-No-Brainer-Action dies vielleicht anders sehen möchten. Man sollte andere Meinungen akzeptieren, keine Frage, aber persönlich muß man einen Film wie "The Punisher" noch lange nicht tolerieren. Und das hat seine nachvollziehbaren Gründe: "The Punisher" gibt mit seinem dünnen Rache-Geschichte am Ende noch weniger zu goutierendes wie die schlechteste "Iron Man" Comic-Verfilmung mit Robert Downey Junior her. Und das soll schon etwas heißen. Denn trotz einer vermeidbar-lächerlichen, kugelsicheren Westen-Einlage und eines ganz routiniert-inszeniert wirkenden Auftakts mit reichlich gepfefferter Action driftet Jonathan Hensleighs Comic-Actioner haltet zunehmend ins bodenlose ab. Damit man nicht falsch verstanden wird: Es gibt sie halt immer noch da draußen, so einige Blockbuster, die ein gewisses Maß an Spaß evozieren können. Nur ist es in "The Punisher" halt nicht der Spaß im traditionellem Sinne, der ans Geschehen fesselt. Denn vieles ist in "The Punisher" so schlecht, so das es im nach hinein dann schon wieder unfreiwillig komisch wirkt."You're not doing drugs, are you?" "Not right now." -
Darüber hinaus ist es um die Entwicklung der obligatorischen, in "The Punisher" später auftauchenden Sidekicks Dank eines flachen Drehbuchs auch nicht gerade gut bestellt, die Frank Castle auf seinem Feldzug gegen das "Böse" unterstützen sollen. Denn Ben Foster und John Pinette bekommen als Pointen evozierendes Duo gar nicht erst soviel Freiraum in der Handlung zugesprochen, so das sie wie in standatisierten Comic-Erzählungen überhaupt irgendein praktisches Talent durch ihre Intelligenz hervorbringen dürfen, das Frank Castle hilfreich sein könnte. In Blade 1 und 2 beispielsweise durfte das Publikum Bekanntschaft mit Kris Kristofferson als Abraham Whistler beziehungsweise Norman Reedus alias Scud machen, die immer eine pfiffige Idee parat hatten und eine bestimmte Funktion in der Geschichte erfüllten. Ben Foster und John Pinette hingegen sind in "The Punisher" das ins Leben gerufene, peinlich-schlechte, dümmliche Sidekick-Spiegelbild der Blade Comic Verfilmungen, deren Taten und Intelligenz hier aber leider auf ein Minimum eingedampft werden, wenn man sich z.B. am Chili con Carne verbrennen und dann die italienische Opfer auf Grund des sich dann ergebenden Schmerzes aufführen darf. Was in den ersten Momenten lustig anmutet, dann aber repetitiv und mit Dauer ermüdend wird. Denn man weiß: man hat es leider nur mit recht beschränkten Zeitgenossen zu tun, die sich permanent trottelig anstellen. Und sich nicht dümmer anstellen, als sie es in Wirklichkeit sind, der Beweis dafür fehlt halt am Ende. Das Publikum bekommt es in "The Punisher" also mit einem reinen, durch eine spätere Folter bemitleidenswerten "Dumm und Dümmer Duo" zu tun, das durch Empathie goutierbar gemacht werden soll, was durch die dann fehlende Entwicklung und Anbindung ans Publikum dann leider nicht funktionieren kann. Und das sich durch den Verrat des eigenen Drogen nehmen selber dem Spott aller Beteiligten, inklusive Widersachern, preis gebt. Dessen Aktionen unterstützen nicht die schon bereits vorher, wenn vorhanden sehr dünne Geschichte. Nein, sie sind nur ein reiner Selbstzweck. Um den bereits besprochenen, entsprechenden nicht-traditionellen Spaß, also das unfreiwillig-absurd-komische während Frank Castle´s Actionhöhepunkt zu zementieren. Der wie angesprochen eine preiswerte Luc-Bessons Imitation ist, die "Kiss of the dragon" mit samt verbranntem Gesicht des Widersachers (man achte auf die von vorgestern Qualität des Latex) zügig ins lächerliche zieht. Als Höhepunkt wird die schlechteste "El Mariarchi" Imitation der Filmgeschichte obendrauf serviert, wenn Frank Castle einem Auftragskiller im Restaurant mit Gitarre und dazugehörigen Kasten gegenüber sitzen muss.Und wie endet "The Punisher"? Ja genau, wie bereits erwähnt mit einer der zynischsten und daher ekligen Aussagen, die das Comic-Film-Genre seit dem Jahr 2000 hervorgebracht hat. Denn für Frank Castle gibt es am Ende keine neue Familie mehr, keinen Selbstmord, der alles abschließt. Er ist nun zu einem modernen US-amerikanischen, Grenzen sprengenden "Punisher" geworden, der durch die Eliminierung seines Erzfeindes erst seine wahre Bestimmung gefunden hat: es allem übel da draußen so richtig zu zeigen, damit das amerikanische Seelenheil dabei befriedigt werden kann, selbst wenn neue Gebiete betreten werden, in die man sich auf Rücksicht auf andere nicht bewegen sollte, z.B. in Afghanistan. Frank Castle ist in "The Punisher" halt das per entsprechendem Metalevel evozierte gute, das alles und jeden mit dicken Totenschädel in Rente schickt. Also die Personifikation, sprich der Prototyp, wie sich Amerika aktuell halt sieht: man gibt es allen, die mit Flugzeugen bombardieren und alles in Schutt und Asche legen. Ohne sich selbst zu hinterfragen. Aber who cares, wenn einem der ätzend-glühende Patriotismus nun unverhohlen als etwas positives verkauft wird?Der "Punisher" ist nun der Soldat, für den Krieg gegen seine Widersacher nun nichts schlimmes zu vermeidendes, sondern einfach nur "Hey, Yeah, let´s shoot those motherfuckers over and over again" ist. Eine Frage, ob es nichts besseres auf der Welt gibt, als seine Widersacher mit Blei voll zu pumpen, ja die darf am Ende einfach nicht existieren. "The Punisher" offenbart sich mit samt seiner Prämisse als allergrößter Dreck, der dem Publikum mit dem schweren Kübel einfach übergestülpt wird. Ganz ehrlich: einen größeren Mist wie "The Punisher" hätte kaum noch drehen können. Nur "Transformers - Age of extinction" ist aktuell als Nicht-Film beziehungsweise eine reine Effekte-Rotationsmaschinerie noch schwieriger zu goutieren. Ja selbst ein Darsteller wie Roy Scheider wird in "The Punisher" als Guilty Pleasureverheizt. Und selbst Will Patton vermag als einziger, irgendwie noch solide agierender Schurke (nur auf die aufgesetzte "gucke mal wie cool" - Sonnenbrille hätte man verzichten müssen) das qualitative Ruder am Ende nicht mehr herumzureißen. Die Macher hatten bei Verfassen des Drehbuch am Ende einfach keine Ahnung davon, wann Leinwand-Charaktere wirklich cool agieren dürfen. Nämlich nicht allein auf Grund ihres Styles. Aber mittlerweile spricht sich das ja in Hollywood nicht mehr all zu oft herum.
Fazit: Selten hat man mehr (ehrliche) Idiotie in geballter Form in letzter Zeit auf Zelluloid bewundern dürfen...Wertung: 3/10 Punkte