KRITIK - THE NOVEMBER MAN

Erstellt am 6. März 2015 von Wurfi

Autor: Kevin Zindler

Inhalt: Der in die Jahre gekommene ehemalige CIA-Agent Peter Devereaux (Pierce Brosnan), Codename NOVEMBER MAN, bekommt den Auftrag, eine Zeugin ausfindig zu machen und zu beschützen, die offenbar stichfeste Beweise für die Schuld des zukünftigen russischen Präsidenten an einem grausamen Massaker in Tschetschenien hat. Er gerät dabei nicht nur ins Visier anderer CIA-Einheiten und des russischen Geheimdienstes, sondern trifft auch auf seinen einstigen Schützling Mason (Luke Bracey), einem ehrgeizigen CIA-Agenten, der wiederum auf ihn angesetzt wird. Bei dem Versuch, die Augenzeugin zu retten und die Geheimdienste auszutricksen, liefert er sich mit dem jungen Ex-Kollegen einen tödlichen Schlagabtausch, in den er all seine Erfahrung legt. Am Ende kann es nur einen geben, der sagen kann: Auftrag erledigt.

Das ein Agenten-Action-Thriller wie THE NOVEMBER MAN – welcher mit Roger Donaldson (Thirteen Days, Cocktail) nicht nur einen routinierten Regisseur zu bieten hat, sondern auch Ex-James Bond Pierce Brosnan höchstpersönlich in der Hauptrolle präsentiert – hierzulande direkt für das Heimkino-Segment vermarktet wird, ist ein bezeichnendes Beispiel dafür, wie sehr sich unsere Kinolandschaft verändert hat. Das wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen. Beispiele prominent besetzter Kino-Produktionen, welche es aber deutschlandweit nicht auf die Leinwand geschafft haben, gäbe es zuhauf (wiewohl auch Machwerke wie zum Beispiel LEFT BEHIND mit Nicolas Cage dabei waren, die zu Recht den Weg ins DVD-Regal antraten). Ein Vorteil für diejenigen, die sich nur ungern von der kuscheligen Couch trennen, nur um sich ins Kino zu quälen. Für Macher kleinerer Filme, welche direkt für den Heimkino-Markt produzieren, ist diese Entwicklung aber eine Katastrophe, da sich der Verkauf derartiger Streifen an ein Label/Verleih als nochmal schwieriger herausstellt, weil sie mit Kalibern wie THE NOVEMBER MAN konkurrieren müssen. Es wird daher für kleine Studios/Filmemacher in Zukunft immer mehr zur Mammut-Aufgabe, sich am ohnehin übersättigten Heimkino-Markt durchzusetzen (oder überhaupt noch vernünftige Angebote zu bekommen). Dem geneigten Film-Fan dürfte diese Problematik relativ Latte sein, denn letzten Endes hat er berechtigterweise nur Interesse daran, einen bestenfalls tollen Film geliefert zu bekommen.

James Bond ist zurück! Ja, Pierce Brosnan läuft in der Tat als CIA-Agent Devereaux zur Hochform auf. Es macht ihm sichtlich Spaß, noch einmal auf Bond-Pfaden zu wandern. Er schießt, fäustelt und redet sich charmant in klassischer Bond-Manier durch den Film. Die ersten 40 Minuten sind enorm temporeich und die Action-Szenen können sich sehen lassen. Natürlich ist auch Brosnan älter geworden und er wirkt etwas langsamer als noch in der 90er Jahren, doch das wird gekonnt durch schnelle Schnitte kaschiert. Er liefert sich aufregende Duelle mit Luke-Bracey (G.I. Joe – Die Abrechnung) – welcher seinen ehemaligen Schützling und jetzigen Widersacher Mason mimt. Das Katz und Maus Spiel erinnert nicht selten an jenes zwischen Sly Stallone und Antonio Banderas in ASSASSINS – DIE KILLER. Allerdings stellt man sich schon das eine oder andere Mal die Frage, wieso sie sich überhaupt bekämpfen, denn so manches Aufeinandertreffen der beiden Streithähne endet ziemlich unbefriedigend, weil es inkonsequent wirkt. Mit Olga Kurylenko – die bereits in JAMES BOND 007 – EIN QUANTUM TROST als Bond Girl ihr Talent unter Beweis stellen dürfte, aber statt Brosnan mit Daniel Craig vorlieb nehmen musste – hat der ehemalige REMINGTON STEELE Darsteller zudem eine attraktive Schutzbefohlene unter seinen Fittichen. Wer hofft, dass wunderschöne ehemalige Model mit ukrainischer Herkunft „blank ziehen“ zu sehen, sollte jetzt stark sein: Nein, sie tut es nicht, doch sie ist definitiv ein Hingucker und kann zudem schauspielerisch überzeugen. Die Story ist ziemlich verworren, kann aber durch einige Wendungen und einen nicht ganz vorhersehbaren Plot punkten. Dem geneigten Thriller Fan sei daher empfohlen, den Pausenknopf zu betätigen, wenn er sich ein Bier aus dem Kühlschrank holen möchte. Was Donaldson aus dem relativ schmalen Budget von rund 15 Millionen Dollar herausgeholt hat, ist aller Ehren wert. Optisch und technisch gibt es nichts zu bemängeln und es gibt diverse Schauplatz-Wechsel, wie man sie auch aus den Bond Filmen kennt (in etwas abgespeckter Form).

THE NOVEMBER MAN hat weltweit gerade einmal 30 Millionen Dollar eingespielt, doch aufgrund überschaubarer Produktionskosten und den vielerorts positiven Kritiken, wird derzeit über eine Fortsetzung spekuliert.

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