KRITIK - THE HOMESMAN

Erstellt am 9. Mai 2015 von Wurfi

Autor: Florian Wurfbaum

Zum Inhalt: Nebraska, Mitte des 19. Jahrhunderts. Mary Bee Cuddy (Hilary Swank) lebt gottesfürchtig und allein in einer kleinen Grenzstadt in den endlosen Weiten des Wilden Westens. Der Kampf gegen die unerbittliche Natur und die Einsamkeit ist für die Frauen der Pioniere hart. Als die drei Farmersfrauen Arabella (Grace Gummer), Theoline (Miranda Otto) und Gro (Sonja Richter) aus unterschiedlichen Gründen den Verstand verlieren, beauftragt die ärmliche Gemeinde Mary, die drei Frauen zurück in die Zivilisation im Osten zu begleiten, wo sich eine Methodistengemeinde um sie kümmern kann. Gleich zu Beginn ihrer Reise trifft sie auf den Gesetzlosen Briggs (Tommy Lee Jones), dem sie das Leben rettet und gegen Geld das Versprechen abnimmt, sie den kompletten Weg zu begleiten und zu beschützen. Auf dem entbehrungsreichen Treck gen Osten trotzen sie Stürmen und lebensgefährlichen Begegnungen mit Siedlern und Indianern und beginnen langsam, sich einander anzunähern. Obwohl Briggs Mary davon überzeugen will, dass er ein bindungsloser, schlechter Mensch ist, sprechen seine Taten eine andere Sprache. Als Mary ihm schließlich die Ehe anbietet, muss er eine folgenschwere Entscheidung treffen…

„The Homesman“ mag zwar vom Verleih als Western tituliert werden, doch vielmehr handelt es sich hier um ein Drama, das getragen von seinen erstklassigen Charakteren getragen wird. So sucht der Western-Fan in diesem desillusionierenden Charakter-Kino vergeblich nach Shoot Outs oder Faustkämpfen. Dafür bietet Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Tommy Lee Jones genretypisch herrlich atmosphärische Landschaftaufnahmen, die mittels der großartiger Kameraarbeit von Rodrigo Prieto („Brokeback Mountain“) virtuos eingefangen wurden. Hierbei erzeugen die trostlosen Bilder in Verbindung mit der wortkargen Inszenierung eine immens authentische und beklemmende Atmosphäre, die Betrachter, die ohne Ereignisse leben können, vollends gefangen nimmt. Regisseur Jones schickt seine im Mittelpunkt stehende Charaktere auf eine wahre Odyssee um Liebe, Anerkennung und letztlich auch ums Überleben. Das Erzähltempo erweist sich dabei als gemächlich, was letzten Endes auch zu der einen oder anderen Länge führt. Jedoch insgesamt hervorragend in das stimmungsvolle und düstere Gesamtbild passt. Dieses erinnert stimmungstechnisch in seinen besten Momenten streckenweise an das Paul Thomas Andersons Meisterwerk „There will be Blood“ von 2007.

Das Arthouse-Western-Drama ist bis in die kleinste Nebenrolle fantastisch besetzt und so offenbart sich diese Ansammlung an Könnern als wahrhaftiges Schauspielfest, dass das Herz jedes Cineasten höher schlagen lässt. Neben den brillant aufspielenden Hauptdarstellern um Hilary Swank („Million Dollar Baby“), Tommy Lee Jones („Men in Black“), Grace Gummer („The Newsroom“) und Miranda Otto („Herr der Ringe“) vermögen eben auch mit wenig Screentime bedachten John Lithgow („Cliffhanger“), David Dencik („Die Borgias“), James Spader („Blacklist“) und Jesse Plemons (Breaking Bad) zu überzeugen.

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