Kritik - Sabotage

  Kritik - Sabotage

"Some of us are getting paid, the rest of us are just getting dead." - 

Mit "End of Watch" inszenierte Regisseur David Ayer einst einen interessanten, sehr sehenswert-künstlerischen Einblick in den täglichen Kampf gegen das organisierte Verbrechen, welches sich mitten in Los Angeles beheimatet fühlt. Und es den ortsansässigen Cops in Sachen Bekämpfung alles andere als leicht macht. Genre kundige Hounds werden sich ebenso daran erinnern, das in "End of Watch"   hin- und wieder persönliche Opfer gebracht werden mussten, falls sich langjährige, auf "Streife" befindliche Partner im nach hinein dazu entschlossen, diverse Drahtzieher hinter dem organisierten Verbrecher dingfest zu machen. Oder am besten gleich in übermütiger Manier zu eliminieren.

Kritik - Sabotage

"I gotta ask you a few questions. Ten million dollars is missing from your cartel bust. Did you steal it?" -  Auf diese bewährten Erzähl-Konstellationen greift David Ayer nun auch in seinem 2013er Thriller "Sabotage" zurück, wenn Arnold Schwarzenegger mit einem erfahrenem Trupp an Drogenfahndern das organisierte Verbrechen bekämpfen und ebenso ins Visier der Drogenmafia geraten muss. Aber das größte Problem von David Ayers Actionthriller "Sabotage" ist noch nicht einmal die Handlung. Die mittels ihrer diversen, aneinander gereihten Episoden, in denen zunächst reichlich Alkohol konsumiert, gevögelt und ein Haufen schweinischer, Möchtegern Sprüche abgelassen werden dürfen, in den ersten 40 Minuten Laufzeit zu zäh und breitgetreten, dann zunehmend verwirrender erzählt und auch wie amateurhaft am Reißbrett zusammengeschustert wirken darf. Nein, "Sabotage" ist in Sachen vorgetragener Widerlichkeiten und vor allem US-amerikanischer Ideologie zu einem der fürchterlichsten Thriller der letzten Jahre geraten, der das Publikum mit seiner im Einstieg zu Grunde liegenden "Let´s kill 'em all, those motherfucking terrorists and gangstaz wohoo motherfucker" Propaganda, der also typischen, US-amerikanischen Waffengewalt-Verherrlichung und der damit auch verbundenen, finalen Cowboy-Mentalität von Arnold Schwarzenegger im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Kopf in die nicht nur sprichwörtliche, sondern auch sichtbare "Scheiße" drückt. Und somit eine dicke Gehirnwäsche verpasst. Und zwar schon zu Beginn, wenn mehrere Millionen Dollar eines Drogenkartells Dank eines gefährlichen Einsatzes in den ersten Minuten in einem fremden Klosett runter gespült werden müssen, damit diese an anderer Stelle wieder herauskommen können. In Sachen moderner, finanzieller Existenz-Krisen-Ängste ist mittlerweile alles erlaubt, um über die Runden zu kommen, auch für US-amerikanische Drogenfahnder.  Kritik - Sabotage

"In what we do, there is only trust." - 

Während sich das eigene Land im wirtschaftlichen Abwärtstrend befindet.  Welch pervertiertes Sinnbild. Vor allem, wenn man einige, richtig schön  dicke Exkremente zu Gesicht bekommt. Man muss sich aktuell also regelrecht durch die "Scheiße wühlen", um noch etwas anständiges zu Stande zu bekommen. Denn auch am Ende geht es, wenn der Übeltäter ermittelt ist, der Arnold Schwarzeneggers Squad in Dank vieler "Sabotage" Aktionen auf dem Gewissen hat, diesem halt nur ums liebe Geld, das einfach irgendwie her muss, um die weitere US-amerikanische Existenz zu sichern. Der amerikanische Charakter wird momentan immer weiter verdorben. Ein Land am Abgrund. Um überleben zu können, werden die Menschen halt immer perverser: das ist im Grunde genommen alles worum es in "Sabotage" geht, ja was uns im Endeffekt gezeigt wird.  Über den puren Selbstzweck dieser Botschaft gibt es in "Sabotage" rein gar nichts hinaus zu entdecken. Das Publikum wird am Ende aber einfach für einfach nur für dumm verkauft. Denn hinter den gesamten in "Sabotage" einstürzenden Bildern, die von Anfang bis Ende eine Perversität an die nächste reihen und eine der banalsten Botschaften seit langer Zeit transportieren, steckt keinerlei Aussagekraft. David Ayer gelingt es in den letzten Minuten seines Films ebenso wenig, den zum einen notwendigen Ekel vor der Bestie zu schüren, die durch Geld verdorben wird und Arnold Schwarzeneggers Mitstreiter auf dem Gewissen hat. Und ebenso wenig, den Ekel in Mitleid vor dem seelisch verkrüppelten Menschen umschlagen zu lassen, dessen Motive erst gar nicht hinterfragt werden, damit man überhaupt verstehen kann, warum Menschen mittlerweile jedes Mittel Recht ist, um an das dringend benötigte Geld zu gelangen. Das Gute muß gewinnen, Hauptsache das "Üble" ist ein für allemal erledigt. Angestammte Hollywood-Klischees werden zum Vorteil des dramaturgischen, oberflächlichen Effekts gegeneinander ausgespielt.  Die auf dem einem gefalteten Bierdeckel passende, in "Sabotage" zu Grunde liegende, angesprochene Prämisse rechtfertigt somit lediglich mal wieder, also wie selbstverständlich, wenn man alles dafür tut, um überleben und andere aus dem Verkehr ziehen  zu können, die US-amerikanische Mentalität, in den nächsten Waffenladen zu stürmen und die gekaufte Waffe, die später dann im Haus unter dem Kopfkissen liegt, hervor zu ziehen. Arnold Schwarzenegger darf sich also mit dicker Havanna im Mund vor Einrollen der Credits natürlich, wie sollte es auch anders sein, mit fiesem Seitenscheitel, also mit herrenideologischer Optik, auf einem Stuhl in selbstgefällige Pose begeben.  Das Fressen und die Show sind halt wichtiger als alles andere...Auch als die eigenen Squad-Kameraden, deren Tod am Ende gar nicht mehr reflektiert wird. Die finale Klugheit von "End of watch" wird somit komplett null und nicht gemacht. Der Zweck beziehungsweise die althergebrachte Gewalt gegen die moderne Gewalt heiligt am Ende die Mittel, es bleiben am Ende nur blutige, beinahe zu Brei deformierte Schädel übrig. An etwas anderes außer der Gewalt, um den modernen, US-amerikanischen Verbrechen halt irgendwie Einhalt gebieten zu können, braucht man in "Sabotage" am Ende gar nicht erst zu denken. Obwohl die Amerikaner unter der Regierung Obama mittlerweile zum Großteil Kriegs- und auch ansonsten Einsatz müde geworden sind. Aber Roland Reagan wäre stolz auf die in "Sabotage" wieder Einzug erhaltene, kurzgesichtige Cowboy-Diplomatie von gestern, die gar nicht mehr in unsere heutige Zeit passt. Und besonders nicht zu einem zu Grunde liegenden Thema wie in "Sabotage", das einfach differenziert und intelligent behandelt werden, also nicht mit Gewalt zu einem abrupt-rotznäsigen Schluss gelangen muss. David Ayer  Action-Thriller "Sabotage" wirkt ehrlich gesagt einfach nur idiotisch, populistisch-hetzerisch, aufgesetzt und unfreiwillig komisch: wir sagen an dieser Stelle daher Dankeschön, für den tollen, erzählerischen Tiefgang beziehungsweise alle in "Sabotage" vermittelten, unfassbar weisen Erkenntnisse. Kritik - Sabotage

"Sweetheart, you're so in over your fucking head." - 

Ohne Witz. Denn der in "Sabotage" ausgetragene Kampf gegen die ortsansässige Drogenmafia erweist sich Dank vieler gut platzierter, sexistisch-rassistischer, dümmlicher und daher einfach nur Zuschauer verachtender Oneliner des Darsteller-Ensembles, das nur Furz- bis Unterhosen-Witze absondern im nach hinein als derart "Fucking Huge", das David Ayers Thriller "Sabotage" Menschen mit Verstand zügig die Schamröte ins Gesicht treiben beziehungsweise das nicht hartgesottene Publikum direkt zum Ausschalter nötigen wird. Vor allem dann, wenn man mit Mireille Enos als unerträgliche, zu Beginn bereits wie eine Nutte wirkende DEA-Kämpferin Lizzy vorlieb nehmen muss, die im Mittelteil zur Abwechslung auch mit den Augen wild herum rollen und mit irrem Grinsen im Gesicht darüber philosophieren darf, wie toll es als Amerikanerin doch ist, andere "Gangstaz" heutzutage über den Haufen zu schießen. Ob schwarz, weiß oder gleich Latino? Who cares?  Man darf doch heute alle Grenzen überschreiten um noch für Recht und Ordnung sorgen zu können. Klar, Geld verdirbt den Charakter. Aber müssen "Sabotage" deswegen gleich solche geschmacklosen, teils rassistischen Untertöne beigefügt werden? Und auch im Einstieg von "Sabotage" darf Enos mitten in einem hartem Einsatz gegen das organisierte Verbrecher ihren Squad-Partner auf gekünstelte Art und Weise "ablecken", um zu zeigen, wie "abgefuckt" es heute nach dem Kampf gegen das organisierte Verbrechen zu geht.  Kritik - Sabotage

"Don't blow your balls off. Don't worry, they're made of brass. Are they as big as your wife's?" - 

Und wie hart die Frau von heute sein bzw. welchen Charakter sie besitzen muss, um da draussen bestehen zu können. Wer so etwas glaubt: bitte sehr. Aber Hauptsache, Mireille Enos wirkt für das Publikum von heute "Yippie Yeah F... Yeah", so etwas wird dann gleich als ironisch-coole-zeitgemäße Spielerei beziehungsweise passende Begutachtung diverser Agenten-Thriller der 80er und 90er Jahre durch die postmoderne Brille fehlinterpretiert, die einem Vergleich mit "Sabotage" standhalten müssen. Wenn man jemanden erreichen möchte, muß man ihn mittels aller Überzogenheit aktuell halt mit dem Vorschlaghammer ins Gesicht treffen.  Aber Mireille Enos Momente wirken Dank ihres grotesken Overacting´s in Wirklichkeit einfach nur lächerlich. Und haben mit Stil, Ironie und wahrer Coolness rein gar nichts zu tun. Also wenn die moderne Frau also mittlerweile soviel Testosteron im Blut haben darf, wie ihre männlichen Kollegen es niemals bewerkstelligen können. Chapeau! Und alles andere als selbst-ironisch, daher einfach nur geschmacklos und nicht-authentisch in Bezug auf die Schilderung des Kampfes gegen das organisierte Verbrecher  geht es auch im weiteren Verlaufe von 109 Minuten Laufzeit in "Sabotage", David Ayers Anschlag auf die Sinne des Publikums, weiter. Der sich mit seinem fehlenden Fingerspitzengefühl beziehungsweise dem falschen Verständnis in Sachen ironisch-gebrochener Charakterisierung und der gesamten Art und Weise, seiner Rechtfertigung von Gewalt beziehungsweise seiner gesamten Form der Inszenierung am Ende einfach nur selbst torpediert.      Kritik - Sabotage

"I'm gonna destroy them." - 

Ja, und was bekommen wir mit "Sabotage" gleich in den ersten zwei bis drei Minuten eigentlich zu Gesicht? Arnold Schwarzenegger sitzt vor einer Videoaufzeichnung und schaut, während er in seiner Rolle als John Wharton die Ermordung der eigenen Familie durch Terroristen nie verwinden konnte, sich die Folter einer jungen Frau an, welche sich selber in der Hand von Terroristen befindet. Und um ihr Leben schreit: das verletzte amerikanische Seelenheil muss durch Selbstfolter, also in Form einer schmerzhaften Katharsis, wieder kuriert werden. Aber wie psychopathisch-selbstzerstörerisch veranlagt muss man eigentlich sein, um so etwas jemals in Erwägung ziehen und überhaupt durchstehen zu können? Und auch im nächsten Augenblick dürfen alle in "Sabotage" auftretenden Helden in Sachen zu legitimierender Terrorbekämpfung und den damit verbundenen Mitteln niemals ausreichend hinterfragt werden. Der Zweck heiligt also die Mittel. Denn auf geht es in den Kampf, wenn die eigenen Buddys zur Tür hinein nmaschieren, die Arnold Schwarzenegger unterbrechen und in den nächsten Erzähl-abschnitten wie der (optisch und geistig) unterbelichtetste und prolligste Trupp US-Marines wirkt, den man aktuell zu Gesicht bekommt. Der mit einigen der dümmsten Sexualisierungen der letzten Jahre aus der Feder von Autor Skip Woods protzen muss. Nach dem man sich der reinen "Terror-Selbstfolterung" zur Läuterung unterzogen hat. Und nun zäh allem Verbrechen den Kampf ansagt. George W. Bush hätte an der zu Grunde liegenden, zynischen Rächer-Prämisse, zu der auch Darsteller Sam Worthington ("Avatar") mit verkniffenem, leichten "Hach, was bin ich heute wieder böse und gefährlich" Gesichtsausdruck, Glatze und fiesen Ziegenbart im Gesicht beitragen darf, in "Sabotage" also seine helle Freude.  Kritik - Sabotage

"Don't fucking scream at me! Look at you! With your fucking 48% body fat! And you, you scrawny little bastard! Fuck you guys!" - 

Die in Wirklichkeit nur den Brechreiz fördert, wenn man merkt,  welchen ideologisch-dümmlichen, also geistigen, Menschen verachtenden hinterwäldlerischen Streifen David Ayer doch eigentlich inszeniert hat, der ebenfalls kurzsichtig inszenierenden US-Kollegen wie Zack Snyder laut eigener Aussage zu Jubelstürmen hinreißen würde: Hauptsache es wird im Film gef... bis  gemordet. Das reicht doch, um irgendwie bei der Sache zu bleiben. Etwas anders zwischendurch interessiert doch gar nicht. Auch nicht wenn einem zwischendurch Dank aller vulgären Aussagen und dazugehörigen Bilder sprichwörtlich ins Gehirn gesch... wird. Das Publikum merkt dies und lacht teilweise dann sogar noch über alle in "Sabotage" zu Grunde liegende Dummheit, wenn den Opfern eines Amok laufenden Squad-Mitgliedes die Eingeweide herausgerissen werden. Und in billigster Slasher-Manier runterhängen. Ohne das jemals deutlich gemacht wird, wieso, weshalb warum das halt alles passiert. Ach ja, es geht ja nur ums liebe Geld, das gebraucht wird. Das ist der einzige Grund. Da wäre doch niemand jetzt von alleine drauf gekommen. Nunja. Deshalb müssen alle Squaddies mittels eines Masterplans sterben. Und zweitens muß alles Killer-Gesindel heutzutage so ausgeklügelt agieren, so das selbst Hannibal Lecter vor Neid erblassen würde: damit die Aufmerksamkeit des Teils des Publikums gewonnen werden kann, das sich an aller, in "Sabotage" vorhandenen Dümmlichkeit nicht stört, müssen halt nur noch blutige, Saw-ähnliche Folter Morde her. Und der Rest wendet sich lediglich angewiedert vom Geschehen ab.  Fazit: Von Arnold Schwarzeneggers bestem Come-Back-Film kann Dank "Sabotage" im Endeffekt also gar nicht die Rede sein. Nein, das Gegenteil ist leider der Fall..."Sabotage" ist der Mittelfinger ins Gesicht all derer, die gute Crime-Thriller sehen möchten: ihr seit ja eh so anspruchslos beziehungsweise immer zufrieden mit dem, was geboten wird, wollt also nur die schnelle, oberflächliche Unterhaltung. Daher guckt ruhig weiter hin. Etwas besseres bekommt ihr leider nicht. Und auch schlechter als das gebotene wird eh nichts mehr...Bitte, hier habt ihr was ihr wollt...Einen schönen Tag noch! Wertung: 2.5/10 Punkte


 

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