Kritik - Ride Along

Erstellt am 25. April 2014 von Tobias Lischka @tobe781

"Hey! You're white, you're white! You don't fight! " -

Hollywood bekleckerte sich in den letzten 2 Jahren in Sachen "witziger Actionkomödie" ja nicht gerade mit Ruhm, wie Produktionen wie "Taffe Mädels" und "Einmal ist keinmal" überzeugend unter Beweis stellten. Nach Sichtung beider Filme durfte man bis jetzt ebenso davon ausgehen, das der Tiefpunkt der momentan negativen Entwicklung der US-amerikanischen, formelhaftigen und mittlerweile zu episodenhaft-zerstückelt wirkenden "Action-Buddy" Zusammenraufereien  bereits erreicht wäre. Weit gefehlt, sollte man meinen, falls man den Entschluss fasst, sich mit Tim Story´s Actionkomödie "Ride Along" im Jahr 2014 näher zu beschäftigen.  Tim Story gelingt sogar das Kunststück, die Infantilität seiner eigenen beiden bisherigen "Fantastic Four" Comic-Verfilmungen auf dem Regiestuhl noch zu unterbieten.

Den größten Fehler, den man in einer Action-Film Produktion wie "Ride Along" zunächst machen kann, ist es bekanntlich, dem Publikum ein Darsteller-Gespann zu servieren, das im Zusammenspiel beim besten Willen einfach keine zwischenmenschliche Reibungsfläche, ja gar keinen notwendigen Antrieb aus einer (beinahe) unmöglich zu bewältigenden Aufgabe entwickeln kann, einen mit allen Wassern gewaschenen Gegenspieler dingfest zu machen, der zu spät, also erst nach über 65 Minuten (!) als Überraschungsgast die Bühne betritt. Und dieser Überraschunsgast darf als erfahrener Actiondarsteller, der schon in der Matrix-Trilogie auftrat, das gesamte Darsteller- Ensemble in "Ride Along"  Dank routinierten Spiel bereits in kurzer Zeit sehr schlecht aussehen lassen. Obwohl er sich mit einem bekanntem Film-Zitat in gefährlich-glorifizierte Untiefen begibt. Wie soll das Publikum ebenso Sympathien für jemanden wie einen (heimlichen) Versager / klischeehaften Unsympathen namens James Payton (mit maximal 2 Gesichtszügen versteinernd agierend: Ice Cube) entwickeln, der, wie man erfährt, trotz seines gelungen-übertrieben wirkenden Einstandes über 2.5 Jahre im Beruf keinen Erfolg vorzuweisen hat. Und glaubt er hätte als Cop den meisten Verstand. Der aber im Angesicht dieser Tatsache während einer knappen Laufzeit von 100 Minuten seinen noch verlorener wirkenden bzw. vom echten Leben ahnungslosen, nur beim Ego-Shooter wie einen König agierenden und sogar mit Kindern nicht richtig umgehend könnenden Partner Ben Barber  (albern-herumschreiend und überwiegend hibbelig agierend: Kevin Hart) eiseskalt im Angesicht einer Gruppe knallharter Biker auflaufen lässt, gegen die auch sonst kein einzelner Polizist etwas ausrichten könnte, selbst wenn er sich wirklich nach Leibes-Kräften bemühen würde? Und beide Protagonisten raufen sich nach 50 Minuten Laufzeit nicht auf die einzig mögliche, also positive Art und Weise zusammen, damit Tim Story´s Action-Komödie generell funktionieren kann, sondern werfen sich im übertragenen Sinne noch mehr Schmutz ins Gesicht? Eben. Ein Mitfiebern, welches durch die entsprechenden filmischen Mittel bzw. mittels gängiger Genre-Topoi hervorgerufen wird, ist bei "Ride Along" also von vorne herein ausgeschlossen.


"Ja, Baby, ich hab dich, Baby, Baby, Baby!" -

Dazu serviere man: sehr wenige und steril wirkende, inszenierte Actionmomente, weitesgehende Handlungs/Spannungsarmut und sexuell-verklemmt wirkende, reaktionäre Zoten als auch unlustige Grimassen. Wie beispielsweise einen Mann im Supermarkt, der in siffiger Unterhose ein großes Geschlechtsteil vorzuweisen hat und sich fast nackt mit Honig am ganzen Körper einreiben darf. Jerry Lewis würde sich bei solch einem Missverständnis seiner eigenen Komik vermutlich im Grabe umdrehen. Als Nachschlag dazu gibt es den geschäumten Lotussitz als auch "Black Hammer, Kaboom, Boom, Baby, Baby". Nun wissen wir also, wie sexuell-offenherzig es mittlerweile in der US-amerikanischen Actionkomödie zugeht. Gratulation dafür.  "Ride Along" ist also entgegen so manch landläufiger Meinung des amüsierten Publikums zu  einem brechreizfördernden Film geraten, der zum fremdschämen ohne Unterlass einlädt. Und sich zum einen einfach nur als eine große "Schmalspur" Variante von Michael Bays Spassgranaten-Produktion "Bad Boys", ja als ein Film des schnell gewollten Geldes ahnungsloser Macher mit nonexistentem Talent auf und hinter dem Regiestuhl entpuppt, welcher für ein mittlerweile existentes Publikum konzipiert ist, das sich leider noch niemals annähernd mit US-amerikanischer Filmgeschichte bzw. prägenden Action-Filmen der 80er und 90er Jahre beschäftigt hat. 

Die an einer Hand abzuzählenden, mittelmäßigen Pointen und die späteren Zoten, die als solche vom Publikum mißverständlicherweise als sehr gelungen eingestuft werden, sind lediglich die selben, welchen man bereits vor über 25 Jahren im Action-Genre beiwohnen durfte. Diese entsteigen nun in schlechterer Form ihren eigenen Gräbern, hinterlassen also einen verwesteren Eindruck. Und tyrannisieren nun als mickriges Destillat aus Richard Donners mittlerweile 4teiligem "Lethal Weapon" Schaffenswerk  erneut die Zuschauer. Ebenso bereitet bereits der Vorspann auf das Mißverständnis von Tim Story vor, wie gute "Action-Buddy" Movies generell zu inszenieren sind: viel zur Schau gestellte Oberposer-High-Five- Coolness, ein BMW, der im "Need for Speed Most Wanted" Video-Clip-Stil am Publikum vorbeifährt. Schau an. Alles muß natürlich dem Zeitgeist entsprechend angepasst werden. Daher serviere man einige stylische Slow Motion Momente und Ice Cubes auf hip und trendy getrimmte Art, welche durch das eigene Lächeln für die Generation "Maybe" vorgetragen wird. Letzteres wirkt am Ende aber leider nur völlig Designer/Zahnpasta like, daher total aufgesetzt und folgerichtig völlig fehlplatziert. Obendrauf fehlt ebenso nur noch ein Selfie, das geschossen und auf Facebook veröffentlicht werden muss, nachdem ein kleiner Fisch dingfest gemacht wurde. Jede Generation verdient also ihre gelungene Actionkomödie, bitte sehr. Hier ist sie. Schaut man sich den Erfolg beim US-Publikum an und sieht man gleichzeitig bei dem, was man serviert bekommt, am Ende richtig hin, dürfte für echte Film-Liebhaber am Ende nicht mehr als ein Kopfschütteln übrig bleiben.

Fazit: Tim Story Action-Komödien Desaster "Ride Along" sollte man am besten ganz schnell wieder vergessen...

Wertung: 2/10 Punkte