Kritik - Requiem for a dream

Kritik - Requiem for a dream

"Requiem for a dream is not a drugmovie, and neither an antidrugfilm, it´s not the addiction, it´s the hope that makes people stumble.”  -

Im Jahre 2010 servierte Regisseur Darren Aronofsky dem Publikum sein kompromissloses und bis heute umstrittenes Existenzial- und Ballett- Drama "Black Swan", in welchem die Geschichte der selbstzerstörerischen Ballerina "Nina" erzählt wird, die der Star auf den Brettern, welche die Welt bedeuten, werden möchte. Jedoch offenbart sich "Black Swan" keinesweg als das bisher "radikalste" Werk von Darren Aronofsky. Denn mit seinem zum Kult avancierten Existenzial-Drama aus dem Jahre 2000, "Requiem For A Dream", inszenierte Darren Aronofsky  einst ein wesentlich härteres Existenzial-Drama, welches thematisch unwiderlegbare Parallelen zu "Black Swan" aufweist. Nämlich die in den Mittelpunkt gerückten inszenierten Träume, Wünsche, Hoffnungen, Vorstellunngen und Ideale von Menschen einer aktuellen, fremdbestimmten, hoffnungslosen, ferngesteuerten (manipulierten) und inszenierten Gesellschaft, welche am Ende wie eine Seifenblase am Firmament zerplatzen...

Kritik - Requiem for a dream

"We got a winner, I said we got a winner, we got a winner! Our next winner is that delightful personality, straight from Brighton beach Brooklyn, Please give a juicy welcome to Mrs. Sara Goldfarb!" -

Unsere Gesellschaft befindet sich ständig im Wandel und ist mittlerweile unerträglich schnelllebig geworden. Sollte man den Menschen unserers Zeitalters je die Frage stellen, in welcher Art von Gesellschaft und WIE sie in dieser am liebsten leben würden, also in einer archaischen oder industriell-technologisch-fortgeschrittenen, würde man natürlich öfters die Antwort erhalten, dass man die Wirklichkeit unserer Gesellschaft der letzten 10 Jahre als die für sich immer noch lebenswerteste Menschengemeinschaft erachten würde.  Dank allen technischen Fortschritts in unserer modernen globalisierten Welt und deren etablierter Gesellschaftsordnung wird den menschlichen Massen die FREIHEIT, zu tun und zu lassen, was man möchte, auf immer neue, manchmal auch erschreckende Arten vor Augen geführt . Also durch die modernen Massenmedien wie dem Free-TV, dem Internet usw. und dem daraus resultierenden gesellschaftlichen Zwang, unbedingt erfolgreich, reich und schön sein zu müssen, um gesellschaftliche Anerkennung finden als auch gesellschaftlichen Normen entsprechen zu können, als etwas lohnenswertes dargestellt.   Dazu ist unsere Gesellschaft mit ihren technischen Errungenschaften und technologischen Möglichkeiten ja auch gerade dazu geschaffen, denn sie hat das Prinzip der "technisch-wissenschaftlichen Revolution" verstanden, dann verinnerlicht und in faszinierend- morbider Weise zu einem bisherigem gesellschaftlichem Höhepunkt getrieben, an der viele Menschen, besonders in den reicheren Industrienationen, direkt teilhaben dürfen.

Gewiss offenbart diese Tatsache Durch die tagtäglichen, psychischen Einflussnahmen durch die modernsten Massenkommunikationsmittel der unüberschaubar gewordenen Medien, welche von sich aus behaupten, dass sie für jeden etwas erstrebenswertes bieten könnten, in modernen Zeiten als mittlerweile nichts mehr ungewöhnliches. Unsere Menschenmassen werden jeden Tag in ungewöhnlich-intensiver Form in ihren Welt-Anschauungen und Einstellungen indirekt immer wieder beeinflusst, um DER wichtige Teil als unterstützende, mitwirkende, und nicht zuletzt, gleichgeschaltete Handelnde im Sinne unserer Gesellschaftsordnung zu sein, sprich sie werden in eine Art von psychischer "Sucht", einen daraus resultierenden Sog von zu erfüllenden "Träumen" und im nachhinein sehr oft platzenden "Hoffnungen", egal in zu welcher Jahreszeit und in welchem Jahrzehnt, getrieben.Die "Sucht" entsteht durch das unfassbare "Leid" des Menschen. Das "Leiden" und unsere daraus resultierenden Süchte entstehen durch weggesperrte Emotionen, welche durch nicht zu erfüllende Bedürfnisse oder allgemeine Dinge, welche unser Verhalten täglich maßregeln sollen, hervorgerufen werden.  Und damit wir unseren Teil der "Lebensberaubung" nicht erfühlen müssen, erzeugt unser Verstand auf künstliche, verstörende Art und Weise "Probleme". Probleme, welche ab und verdrängt werden und bei Nichtverdrängung als auch Wiederauftauchen gelöst werden müssen. Probleme offenbaren sich als nicht anderes als DIE Erklärungen für die unliebsamsten Erlebenszustände, wie z.B. die Nichtakzeptanz als Individuen in unserer Gesellschaft . Und je mehr Probleme man sich auflädt, desto mehr "Leid" fügt man sich selbst zu, dieses wird täglich immer "schlimmer", "schwerer", und "schwieriger" zu bewältigen.

Kritik - Requiem for a dream

Unser tägliches Leid, das durch die Sucht nach allem möglich evoziert wird , erweist sich am Ende nur als Konstruktion der Ratio, als ein künsterlicher Überbau zur Ablenkung vom Eigentlichen. Nämlich uns und unserer eigenen Unzufriedenheit im gesellschaftlichen Status Quo. Darren Aronofskys "Requiem For A Dream" befasst sich also nicht nur mit dem Thema "Drogen" und dem körperlichen Zerfall seiner Protagonisten an sich, sondern in erster Linie mit dem weit dehnbaren Begriff  der "mentalen" und daraus resultierenden "körperlichen" Sucht, welche viele Gesichter und Ursprünge in unserer Gesellschaft hat. Und täglich zu zwischenmenschlichen Tragödien führt, welche wir immer leider sehr oft nicht wahrnehmen, da wir unsere Welt nur von unserem egozentrischem Standpunkt mitsamt den eigenen "Süchten", "Ängsten", "Wünschen," "Hoffnungen" und "Vorstellungen" sehen. Wir verschließen uns aus Angst vor dem Fremden und anderen leidenden Menschen. Gekonnt nimmt Regisseur Darren Aronfosky zu Beginn von "Requiem For A Dream" in beinahe schon satiritsch-anmutender Manier die individuellen sozialen, familiären Strukturen und Situationen seiner wichtigen Protagonisten Harry, Sara und Marion als Enstehungsgründe für die später um sich greifenden körperlichen, aber vor allem seelisch zerstörerischen Süchte aufs Korn, untersucht deren allgemeine berufliche Situationen, deren intimen Wohnverhältnisse, zufriedenstellende Freizeitmöglichkeiten und die restlichen sozialen Einbindungen in der Nachbarschaft. Etwa wenn diese permanent Dank eines eigenem, verstecktem Leids heraus tyrannisiert werden.  Er analysiert per  "Tappy Tibbons Show" , die sich Sarah Goldfarb anschaut, die für die Gesellschaft gültigen Wertesysteme, z.B. in Hinblick auf Konsumsitten, Leistungsanforderungen und Belohnungen. Interessant ist später auch der Vergleich, welche gesellschaftliche Einstellung zu welchen Drogen sich überhaupt als opportun äußert, schließlich werden z.B. die Schlankheitsmacher, die Sarah Goldfarb zusich nimtt, im täglichen, wahren Leben auch manchmal ärztlich legalisiert. Die zu konsumierenden Drogen, welche Harry, Tyron und Marion zu sich nehmen, sind dagegen natürlich nicht legalisiert. Ebenso spielen im Verlaufe von "Requiem For A Dream" die täglichen Einflüsse von Werbung und Modeerscheinungen auf die Gesellschaft, welche nur durch unsere Unzufriedenheit im gesellschaftlichen Status Quo noch verstärkt werden, eine wichtige Rolle. Wie auch das Verschreibungsverhalten der zuständigen Ärzten bei Medikamenten mit Suchtpotential (iatrogene Sucht).  Darüber hinaus interessiert sich Darren Arofonofsky in seiner in "Requiem For A Dream" im Grunde genommenen  visuell- künstlerisch-entlarvenden und dargelegten Lebens- und Familiengeschichte für folgende thematische Kernpunkte : existieren evtl. bestimmte Strategien in der Familie, um mit auftretenden Konflikten in Punkto auftretender Sucht, Wünsche und Hoffnungen umzugehen? Werden diese konstruktiv gelöst oder nur übergangen, gar totgeschwiegen? Als wie hoch erweist sich überhaupt die Frustrationstoleranz der Protagonisten und deren Fähigkeit, richtige "Beziehungen" und "Freundschaften" aufzubauen und das eigenen Leben zur Zufriedenstellung so zu gestalten, damit sich die eigenen Träume am Ende von "Requiem for a dream" für jeden einzelnen erfüllen?

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"In the end it´s all nice..." (Sara Goldfarb) -

Zum Inhalt:

Kapitel: Sommer

In  "Requiem For A Dream" lernen wir zunächst Sara Goldfarb als ältere, verwitwete Frau kennen, welche alleine in Brighton Beach, einer Gemeinde auf Coney Island, Brooklyn (New York City) lebt. Ihre Freizeit besteht darin, sich der "Tappy Tibbons Show" im Fernsehen hinzugeben, welche den Menschen verspricht, ihre geheimsten "Träume" und "Hoffnungen" zu erfüllen. Sara Goldfarb verspürt nocheinmal die Hoffnung, wieder schlank, gut aussehend und angesehen im Kreise ihres Umfeldes sein zu können. Und um diese entstandene Sucht nach seelisch-körperlicher Befriedigung und Anerkennung ein für alle mal hinter sich lassen zu können, lässt sie sich Schlankheitspillen beziehungsweise Appetitzügler, welche Amphetamine enthalten, verschreiben. Welche sie nach und nach auch in eine "körperliche" Sucht treiben, welcher später zu einem wahrhaftem, erstklassig bebilderten und herausgearbeiten Höllentrip gerät, in welchem sie nicht mehr zwischen Wahn- und Fiktion unterscheiden kann. Ihr ältester Sohn ist Harry, welcher ständig ihren Fenseher beim Pfandleiher verhökert, um seine ebenfalls nicht nur mentale, sondern auch körperlich entstandene "Sucht" finanzieren  zu können, welche Dank der gelebten Hoffnung entsteht, dass er zusammen mit seiner Freundin Marion einmal im Leben etwas großes erreichen kann, sprich irgendwann reich und berühmt sein wird, wenn er mit ihr einen anständigen Modeladen aufmacht. Bei Harry ist von vorneherein schon eine mentale "SehnSUCHT" nach gesellschaftlicher Anerkennung entstanden. Harry und seine Freundin Marion brauchen dringend Geld für die Erfüllungen ihrer Träume bzw. bestehenden Hoffnungen. Und sie glauben, das sie mit dem schon angefangenen Drogenhandel genug Geld erwirtschaften können, damit ihre Hoffnungen letzten Endes in unserer schnellebig gewordenen Gesellschaft, welche durch radikal-eingesetzte, technische Mittel wie den schnellen Bewegungen der Protagonisten und tickender Uhren greifbar gemacht,  nicht wie eine Seifenblase am Firmament zerplatzen.  Unterdessen beginnt Harry auch mit seinem Freund Tyrone zu dealen. Harry hat durch das Drogengeschäft die Hoffnung, seiner Mutter nicht mehr ihren Fernseher entwenden zu müssen und ihr endlich einen modernen Fernseher schenken zu können, damit sich deren Hoffnungen und Sehnsüchte nach Entspannung am Lebensabend am Ende erfüllen. Ein wahrer Teufelskreislauf nimmt also seinen Lauf. Stellvertretend für die entsprechenden Hoffnungen und Süchte der in "Requiem For A Dream " auftretetenden Protagonisten erweisen sich zwei ins Gedächtnis brennende, brillant eingefangene Bilder : Marion steht nackt, also sich selbst betrachtend vor dem eigenem Spiegel und Sara vor ihrem Frühstück. Inklusive Ei, Kaffee und einer Orange. Marion hat nach dem setzen des nächstes Schusses die Hoffnung, nicht nur einmal unheimlich schön, sondern reich, berühmt und auch unheimlich, vielleicht auch einmal von jedem Mann, begehrt zu sein... Sara hat die Hoffnung, nach ihrem Abnehmen wieder normal essen zu können und würde am liebsten ihr Frühstück verdrücken. Ei - Schnitt, Kaffee - Schnitt - Orange - Schnitt, alles verschwindet in ihren Gedanken. Denn sie hat Angst, das durch ihr Frühstück die Hoffnung zunichte gemacht werden würde, das sie in Zukunft wieder schlank sein kann.

"Purple in the morning, blue in the afternoon, orange in the evening." -

Kapitel: Herbst

Tyrone gerät in eine Auseinandersetzung zwischen zwei rivalisierenden Drogengangs, wird gefasst und landet in Untersuchungshaft. Ein großer Teii des bisher erwirtschafteten Kapitals aus seinem Drogenschäften mit Harry wird für seine Kaution verwendet. Ebenso wird es für Harry und Tyrone zunehmend schwerer, durch die vorangegangene Verhaftung in Brooklyn an Drogen heranzukommen. Zunehmend wird auch das Kapital bei Harry und Marion knapper. Marion beginnt auf Verlangen Harrys daher mit der Prostitution. An den entstanden körperlichen, mentalen und wirtschaftlichen Süchten/Hoffnungen scheint deren entstandene Beziehung dann zu zerbrechen: Marion schläft zunächst mit dem Psychiater Arnold und erscheint später bei dem Dealer Big Tim, der nun die einzige Drogenquelle in Brooklyn zu sein scheint...Haben sich hier nicht Harrys Hoffnungen zerschlagen, das Marion sich als das Mädchen seiner Träume, die große Liebe erweist? Würde sich eine große Liebe wirklich freiwillig in die Prostitution begeben oder dem eigenem Partner die eigenen falschen Ideale und daraus resultierenden Hoffnungen vor Augen führen?

Kritik - Requiem for a dream

"Now we come to step three. This... drives... most... people... crazy." -

Kapitel: Winter

Harry und Tyrone unternehmen nach ihrem mißratenen Drogengeschäften einen gemeinsamen Trip nach Florida, denn sie haben den Traum und die Hoffnung, noch einmal ein neues Leben anfangen zu könne. Aber Harry hat sich mittlerweile eine schwere Infektion (verursacht durch den übermäßigen Anteil von schmutzigen Drogenkonsum) am Arm zugezogen. So will er sich in einem Hospital in South Carolina medizinisch behandeln lassen. Er wird jedoch zusammen mit Tyrone festgenommen und daraufhin in einem Krankenhaus für Drogensüchtige bzw. Kriminelle untergebracht. In der Zwischenzeit wird seine Mutter Sara Goldfarb, nachdem sie von ihrem Sohn verlassen wurde, sich also ihre Hoffnungen zerschlagen haben, das er zu einem anständigem Erwachsenen heranreifen könnte,  in eine geschlossene Psychatrie eingewiesen.  Nachdem sie verwahrlost durch die Straßen gelaufen ist und andere, einzunehmende Medikamente nicht die Wirkung erzielt haben, sie Schritt für Schritt von ihren entstandenen Sucht, schlank sein zu dürfen, zu befreien. In der Psychatrie wird sie einer folgenschweren Behandlung mit Elektroschocks unterzogen, damit ihre  angeschlagene Psyche nach ihrem letztem höllischem Suchttrip wieder in Gang kommt. Marion hingegen trifft erneut Big Tim, welcher sie für Geld und Drogen (damit sie ihre Sucht und den gemeinsamen Wunsch / die Hoffnung von ihr und Harry nach mehr Kapital befriedigen kann) an einer Sexorgie teilnehmen lässt. Am Ende von "Requiem For A Dream" werden dann alle wichtigen Charaktere (Harry, Sara und Marion) nacheinander mit ihrer unvermeidlichen Lebenssituation konfrontiert, nämlich das ihre Träume und Hoffnungen sich Dank ihrer Sucht am Ende in Luft aufgelöst haben. Zurück bleiben nicht nur  körperlich geschädigte und auf Grund der mangelnden Empathie-, Logik-,Handlungs- und Medizinfähigkeit von Ärzten geschändete, sondern auch seelisch für immer verkrüppelte Individuen zurück, welche z.B. in der Kindslage  anmutenden Position den letzten seelischen Schutz vor der inhuman gewordenen, modernen Welt suchen, welche ihnen einst die Erfüllung ihrer Träume versprach.  Die für sie wie eine Seifenblase zerplatzt sind. Harry erlebt in der Zwischenzeit wieder seinen Traum, mit Marion bis ans Ende seiner Tage Dank allem finanziellem Komfort / seines Erfolgs als Geschäftsmannes glücklich zu sein. Marion wartet an einem Steg auf Coney Island auf ihn . Aber leider stellt er nach dem Erwachen fest, dass er sich, von Marion verlassen, in Gefangenschaft befindet und dass auch sein Arm amputiert wurde(!). Alle seine positiven Hoffnungen, Wünsche und Träume im Leben haben sich also in kürzester Zeit in Luft aufgelöst.

Kritik - Requiem for a dream

"I'm walkin' across the stage." -

Darren Aronofsky geht es im Falle der Schilderung dieser im Review besprochenen Schicksale aber nicht um eine moralische Zeigefingerbelehrung des Publikums, sondern nur um das eigene Zeigen der unvermeidbaren Tatsache, was mit Harry und allen weiteren Protagonisten im schlimmsten Falle der "Sucht" noch passieren kann und auch passieren wird.  Auf theatralische Gesten und Dialoge darf man  in "Requiem For A Dream" zu diesem Zweck Gott sei Dank verzichten.  Jeder Betrachter trifft sein für "Requiem For A Dream" gültiges, gedankliches Fazit bei Einrollen der Endcredits intuitiv, also ganz von alleine. Harrys Mutter Sara beispielsweise bekommt am Ende Besuch von ihren "Freundinnen", doch leider reagiert sie mental nicht mehr auf deren Ansprechen.Sie träumt in ihren Gedanken am Ende davon, dass sie umjubelt in ihrer geliebten Fernsehshow auftritt: Sie hat ihrer Vortstellung ihren heißersehnten Preis gewonnen. Danach erscheint ihr Harry.  In ihrer Vorstellung wird er zu einem erfolgreichen Geschäftsmann, der natürlich mit Marion verlobt ist. Aber diese Hoffnung hat am Ende keinen Bestand mehr.  Es wäre enorm kurzsichtig "Requiem for a dream" nach allem zu erlebendem nur auf den reinen, läppischen und kurzsichtigen Antidrogenappel "Nimm ja keine Drogen, sonst bleiben dir solche Schicksale wie von Harry, Sara und Marion leider nicht erspart" herunterzubrechen und zu instrumentalisieren. Man kann entstandene Drogen- und andere Formen der Süchte körperlich heilen, keine Frage. Aber damit lösen wir nicht das gesellschaftliche Problem, warum diese überhaupt entstehen und wohl für immer existieren werden. Der Kampf gegen die Süchte unserer korrupten, gläsernen gewordenen und von der Wirtschaft dominierten Gesellschaft offenbart sich als nicht zu durchbrechender Teufelskreislauf.  Dieses Phänomen setzt Darren Aronofsky in "Requiem For A Dream" gekonnt in Szene. Wenn "Requiem for a dream" endet hat sich an  der zur Schau gestellten Welt nachwievor nichts geändert. Das Problem eines gesellschaftlichen und gewollt weniger existierenden menschlichen Niedergangs durch falsche Wünsche,Träume,Süchte, Hoffnungen und manchmal daraus resultierenden Exzessen ist auch durch therapeutische Maßnahmen bis heute nicht vollständig gelöst, sondern nur ab und an gelindert worden. In einem wahrem "Rausch" zeigt uns Regisseur Darren Arofonosky uns unsere Welt anhand mehrerer Progatonisten, deren Arten von Süchten (Schlankheitsmacher, Kaffee, Nikotin oder gar härtere Drogen) generell austauschbar bleiben. Der menschliche Niedergang ist am Ende immer derselbe. Per Kamera durchqueren wir unsere kaputte Welt, als ob wir der unabstreifbare Teil von ihr wären, unfähig uns vor allem weiteren zu verschließen. Wieer einmal kommt dem Auge wie in einigen wirklich bedeutenden Filmen eine zentrale Rolle / Bedeutung zu. Nur diesmal nicht die der empfangen Eindrücke, sondern die eines "Projektors" von innen heraus, welches eine verstörende Wahrnehmung widerspiegelt, nämlich den Trugschluss, das mit uns und unserer Welt alles in Ordnung zu sein scheint, während man sich fremdgesteuert im inneren selbst belügt, betrügt und somit seinen Abwärtsstrudel generiert. Das Auge erschenit auch beim setzen eines Schusses: erst offenbart es sich als matt und kraftlos, dann hinterlässt es nach der Befriedigung der enstandenen körperlichen und seelischen Süchte plötzlich einen quicklebendigen Eindruck.  "Requiem For A Dream" erweist sich mittels der Kraft der geschaffenen Bilder als kalkuliertes, aber künstlerisch ungemein wertvolles und kompromissloses Meisterwerk, welches gekonnt unsere gesamte Gesellschaft als handlungsunfähig, inhuman und mitschuldig an täglich eintretenden Schicksalen wie im Falle von Harry, Sarah und Marion seziert und entlarvt. Wenn diese auf Grund unseres gesellschaftlichen Drucks in ihre folgenreichen Süchte getrieben werden.

"Sind es eher die Menschen, die eine genetische Anlage dazu haben, eine allgemeinen Suchtpersönlichkeit beziehungsweise bestimmten psychischen Störungen oder schlechten psychosozialen Bedingungen in der Biographie, mit traumatischen Erfahrungen, unbefriedigten Sehnsüchten oder bedenkenlosem Risikoverhalten, sind sie Opfer oder/und Sündenböcke einer Suchtgesellschaft, der gesellschaftlichen Ungleichheit und Ausgrenzung, des zugespitzten Leistungswettbewerbs, einer unbefriedigenden Beziehung oder einer krankmachenden Familiendynamik, der Verführung durch andere Menschen oder durch die Werbung der Orientierungslosigkeit im Wertepluralismus oder der modernen Vernunftorientierung oder sind es die sensibleren, phantasievolleren, kreativeren und daher verletzlicheren Menschen" (Peter Loviscach)


Kritik - Requiem for a dream

"All I want from life is no hassles... just some peace and harmony." -

Die entsprechende Inkompetenz und Nichtbereitschaft der Angehörigen unserer Gesellschaft, darunter Polizei, Ärzte und Therapeuten, welche mit solchen im Alltagsleben täglich vorkommenden Situationen wie mit denen der Protagonisten Harry, Sara und Marion nicht umzugehen wissen, oder mit den Protagonisten als "Drogensüchtige" nicht "umgehen" wollen, wird alleine durch die (emotionale) Kraft der Bilder deutlich gemacht, nicht Dank per Dialog in den Raum geworfenen verbalen oder theatralischen  Anklagen. Alle am Ende von "Requiem For A Dream" eintreffenden, verschiedenen Faktoren für die Entstehung von Sucht, Wünschen und zerstörten Hoffnungen entfalten alleine durch die entsprechende, mal direkte, dann wieder indirekte Kombination  ihre Wirkung. Jeder einzelne Protagonist trifft in "Requiem For A Dream " eine für aus seiner Sicht ihn vordergründig passende, hintergründig zerstörerische Lebensentscheidung, welche andere wieder indirekt berührt, mit in den Abgrund reißt und so fatale Konsequenzen nach sich zieht. Harry, Sara und Marion spiegeln in "Requiem For A Dream" halt das schlimme Schicksal vieler Menschen als sogenanntes, nicht belehrendes, sondern nur ZEIGENDES "Worst Case Szenario" wieder, die täglich unbeachtet von uns zu Grunde gehen. Nur ein Zyniker würde an dieser Stelle behaupten, das es das von Darren Aronofsky mit "Requiem For A Dream" inszenierte "Worst Case Sucht-Szenario" einfach nicht geben kann. Vielleicht weil man es bei anderen Menschen einfach noch nicht miterlebt hat. Und die Welt nur von seinem egozentrischem Standpunkt aus betrachtet / diese durch die limitierten Erfahrungen beurteilt und sich nicht traut, über den eigenen Tellerand hinauszuschauen.

Kritik - Requiem for a dream

"Ich glaube, eine Hauptform des Leidens, im Gegensatz zu einfachem Schmerz, ist zu versuchen, dies zu leugnen und den Teil des menschlichen Befindens zu leugnen, der diese Art von Trauer und Schmerz und "Ich will meine Mutter!" erfahren muss. Also, ich glaube, die Funktion des Leidens besteht darin, mich wissen zu lassen, das meine Wahrnehmung velrzerrt ist. Was ich tue, ist, natürliche Ereignisse so zu beurteilen, dass ich Leid in mir selbst erzeuge. Man empfindet z.B. Schmerz wegen bestimmter Gegebenheiten, wegen bestimmter Umstände, die auftreten. Und wenn man sagt, Ok, hier bin ich, ich werde den Schmerz erleben, leidet man nicht. Der Widerstand und der Grad des Widerstandes gegen das natürliche Phänomen des Leben erzeugt das. Das ist Leiden." (Hubert Selby Jr.)

Das " Leiden" will zum Beispiel Harrys Mutter Sara Goldfarb in "Requiem For A Dream " unbedingt vermeiden, in dem sie am Glücksgefühl des "American Dreams" unbedingt teilhaben möchte. Nur wird sie daran im Endeffekt genau wie der Rest der Protagonisten scheitern, wenn man alles positive im Leben erzwingen möchte, sich selbst als weniger wert im Angesicht der gesellschaftlichen Normen betrachtet, sich noch mehr Leid, Kummer und Hoffnungen im Rahmen der unerfüllten (Sehn)süchte zufügt und dann sogar in den Drogenmißbrauch abrutscht, um den entstandenen, persönlichen und inneren Schmerz zu betäuben.  . "Requiem For A Dream" erweist für das Publikum bei näherer Betrachtung also als perfekt-perfider Abgesang auf die nicht immer zu erreichenden Werte- und Normen der amerikanischen Gesellschaft, entlarvt  also die sogenannte FROM RAGS TO RICHES Lebenslüge, die daraus resultierenden, täglich gelebten ferngesteuerten Illusionen unserer Menschenmassen,  welche sich selber in den menschlichen, seelischen und körperlichen Abgrund reißen. Darren Aronofsky mutet den Betrachter durch den konsequenten Einsatz bestimmter visueller Techniken in "Requiem For A Dream" eine Menge unangenehmer bis schockierender Bilder zu. Allerdings verkommen die suggerierten Bilder, welche das Publikum einem wahren Höllentrip durchleiden lassen, zu keiner Zeit zu einem reinen Selbstzweck.  Die in "Requiem For A Dream" immer surrealer anmutenden Bilder   entsprechen der  psychisch verzerrten Wahrnehmung der Protagonisten, welche süchtig sind und einen für das Publikum bis zur Perfektion nachempfundenen Drogenrausch durchleben. Auch bei der zwischendurch auftauchenden, routiniert wirkenden Vorbereitung umd dem setzen eines Schusses. Als auch durch die entsprechende Krankenhaus- Drogen- als auch Sex/Prostitutionshölle. Nur wird in diesem Momenten niemand mit dem erhobenem Zeigefinger belehrt, sich von Drogen allgemein fernzuhalten.

"Requiem For A Dream " zeigt wider einmal in Stanley Kubrik´schen Dimensionen, welche Macht Filme mit ihrem dazugehörigem Bilderpotpourri besitzen. Denn in Darren Aronofskys Existenzial- bzw. Suchtdrama geht es vorrangig nicht um wissenschaftliche Erkenntnisse und Thesen, sondern im Kern um das Thema "Menschlichkeit": fatal an die Kraft von Stanley Kubrick und dessen scharfen Blick aus Meisterwerken wie "2001 - A Space Odyssey" und "Clockwork Orange" erinnernd, zwischen permanenter Gesellschaftskritik an fehlender Humanität, also der Manipulation des Menschen durch die eigenen (technischen) Errungenschaften und in den ständig einstürzenden / Sinneseindrücken der modernen Medien hin- und herpendelnd, gerät der "Tanz des Menschen" im unbeachteten Hintergrund der Gesellschaft zum einen am Ende reinem, brutalem Totentanz auf den Brettern, welche die Welt im allumspannenden, in "Requiem For A Dream" aber nicht zelebriertem Ballet-, sondern Mittelstandskosmosbedeuten.. In diesem vor allem seelisch zelebrierten Totentanz drückt sich mit den letzten Einstellungen von Darstellerin Jenifer Connely ("'Blood Diamond") der Wunsch nach Schutzbedürftigkeit aus, welcher einen humanen Grundappell  in uns nach dem einfachen, aber vollendeten und glücklichen Menschsein weckt.  Dank der verzerrten, subjektiven Wahrnehmung  der Protagonisten bleibt in "Requiem For A Dream" am Ende nur noch die bittere Erkenntnis übrig, das sich jedes einzelner Mensch, egal welchen Geschlechts, sich in  unserer Gesellschaft Dank der Illusion, Macht bzw. Kontrolle über die installierten Technologien zu besitzen, langsam in einer Art inhumaner Pseudo-Objektivität im neuen Jahrtausend verliert. Einsamkeit und Verbundenheit, Trennung und Zusammengehörigkeit sind dabei omnipräsente Themen, deren Bildereindrücke  (wie in Stanley Kubricks Science-Fiction-Meisterwerk "2001 - A Space Odyssey") "keine" Aussagen und konkrete, entgültige Antworten zum gesehenen liefern, sondern Dank der entsrpechenden Bilder und verströmenden Atmosphäre unaufhörlich zur notwendigen Auseinandersetzung einladen. Es liegt an uns, "Requiem For A Dream" entsprechend zu entschlüssenln. 

Fazit: Darren Aronofskys Existenzial-Drama "Requiem For A Dream" offenbart sich wie Stanley Kubricks Meisterwerke "2001 - A Space Odyssey" und "Clockwork Orange" als vollendete Kunst des Filmemachens.  Und gehört, unterstützt von Clint Mansells passendem Score, letzten Endes zu den Ausnahmefilmen/Meisterwerken der Filmgeschichte.

Wertung: 10/10 Punkte


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