Kritik - Maleficient

Erstellt am 7. Juli 2014 von Tobias Lischka @tobe781

"But, as many thought whenever they saw the graceful figure soaring through the air, it took a great hero and a terrible villain to make it all come about. And her name was Maleficent." - 

Es gibt sie des öfteren da draussen, solch (mittel)mäßigen Blockbuster der Produktions-Maschinerie Hollywoods, welche eine regelrechte Hassliebe auf Grund ihrer vorhandenen Stärken und dazugehörigen Schwächen, ebenso wie die involvierten Titelheld(inn)en Dank ihrer Persönlichkeit, evozieren. Und dem Publikum mehr erzählerische Tiefsinnigkeit vorgaukeln, als letztendlich mit den letzten Einstellungen vor Einrollen der Endcredits eingelöst werden kann. Da die Märchen-Moral der zu Grunde liegenden Geschichte trotzigerweise am Ende einfach nicht ausformuliert werden darf.  Wie z.B. in der 2014er Produktion aus dem Hause Disney, "Maleficient", Hauptrolle Angelina Jolie, die im Sturm (auch die deutschen) die Kino-Charts erobert hat. Die sich im Endeffekt also als nichts Ganzes, sondern am Ende nur teilweise als etwas gelungen-inszeniertes offenbart, da sich viel Sand im erzählerischen Getriebe befindet.  Dabei birgt die Idee, Maleficient zur Abwechslung nun als böse Hexe zur vom Paulus zum Saulus und wieder zum Paulus zurückkehrenden Heldin zu erklären, interessantes Potential und Gerissenheit in sich. Eine Idee, die für den dringend benötigten, frischen Wind beziehungsweise einen strukturell aufzubrechenden Impuls im seit Peter Jacksons "Herr der Ringe" Trilogie festgefahrenen Fantasy-Genre sorgen könnte. Und daher streckt Regisseur Robert Stromberg mit ehrlicher Leidenschaft die Finger nach wahrer, filmischer Größe aus. Und lässt eine wirklich gut bis hervorragende, und nur in den wenigsten Momenten zu theatralisch agierende Angelina Jolie als "Maleficient" durch eine geschaffene CGI-Welt auf eine berauschend-betörend-schöne Art und Weise fliegen, der man zuletzt nur in James Camerons kommerziellem 3D-Blockbuster-Erfolg "Avatar" auf ähnlich-qualitative Art und Weise beiwohnen durfte. Nur im guten, genau wie bei der titelgebenden Heldin, liegt auch immer das dunkle, hier in aller schönen Oberflächlichkeit, versteckt. Zum Beispiel auf handwerklicher Ebene: So schön der Look beziehungweise die geschaffenen Welten für "Maleficient" auch sind, in denen man sich posthum verlieren darf: sie vermögen mittlerweile einfach keine neuen Reizpunkte mehr zu setzen. 

Bild-Ausschnitt zum Vergleich: Maleficient

Bild-Ausschnitt zum Vergleich: Avatar

Da sie aktuell lediglich wie eine 1:1 Einheits-Brei-Kopie der Pandora-Ureinwohner-Landschaften wirken. Also Dank "Avatar" und vergleichbarer Blockbuster-Produktionen der letzten Jahre, die wie z.B. Peter Jacksons "Herr der Ringe" und "The Hobbit" Epen einen hohen visuellen Schauwert pflegen, jetzt leider nur zur austauschbaren, mit CGI aufgepumpten, etwas zu steril wirkenden Foto-Tapete heruntergebrochen werden. Es ist ja auch kein Wunder: Regisseur Robert Stromberg war bereits für das Production-Design von "Avatar" verantwortlich.  Hätte es "Avatar" nie gegeben, hätte "Maleficient" 2014 mit seinen protzigen Island-Lavagruben-Lampen-Kitsch-Landschaften auf visuell-handwerklicher Ebene 2014 neue Maßstäbe gesetzt. So begibt sich Disney mit "Maleficient" lediglich in das qualitativ sehr oft gleichwertige, am Ende mit James Camerons über 2 Milliarden US-Dollar Box-Office Erfolg aus dem Jahre 2009 aber dann doch nicht immer mithalten könnende, visuell-handwerkliche Fahrwasser. Da auch die Kreationen der Landschafts bevölkernden CGI-Tierchen nur teilweise gelungen sind, wie z.B. die obligatorischen Rüsselschweinchen, die uhrig-putzig-knuffig wirken und ihren thematischen Beitrag dazu leisten, das "Maleficient" ihr Herz zurückerhalten darf. Da diese das Herz der dunklen Fee Dank ihres Charmes und ihrer Gerissenheit berühren. Andersherum wählte man für diverse Kreaturen, z.B. herumfliegende Drachen und abgekupferte, kämpfende "Herr der Ringe" Bäume,  nur ein 08/15 Creature-Design. Die aktuellen Drachen und Bäume beispielsweise bleiben dem Publikum im Gegensatz zu den Rüsselschweinchen, die nach einer Schlammschlacht mit Prinzessin Aurora richtig durchdrungen werden und Robert Strombergs Blockbuster daher auf die richtige, erzählerisch-inhaltliche Meta-Ebene hieven, dem Publikum einfach seltsam fremd beziehungweise erzählerisch unterwickelt. Sie verkommen also zu einem reinem, visuellen Selbstzweck. So das "Maleficient" zeitweilen auch den Charme eines tumben Michael-Bay und "Bumm Bumm" Jerry-Bruckheimer-Blockbusters erfährt. 

 "Aurora, there is an evil in this world, hatred and betrayal. And I cannot keep you from it." -  Nebenbei durften auch die kämpfenden Bäume in Peter Jackson´s dreiteiligem Herrn der Ringe "Fantasy-Opus-Magnum" im Gegensatz zur aktuellen Blockbuster-Produktion "Maleficient" bereits vor über 10 Jahren in visuell-zwischenmenschlich glaubwürdigerer  Manier agieren. Damit wird, trotz eines nebenbei ansprechenden Kostüm-Designs, bereits auf der handwerklichen Ebene qualitativ nicht genug geboten, damit Robert Strombergs beziehungweise Disneys Blockbuster "Maleficient"  den eigenen, umwehenden, von einem Teil des Publikums ausgelösten Hype und seine Dauer-Krösus-Positionierung in den (deutschen) Kinocharts 2014 zu rechtfertigen vermag. Als auch den eigenes gesteckten Zielen am Ende gerecht werden kann, die Spitzenposition im Fantasy-Genre zu erklimmen. Wenn nebenbei des öfteren zur bewusst überhöhten, theatralischen, hin- und wieder an Tim Burtons "Sleepy Hollow" im düsteren Zauber-Fantasy-Wald erinnernden  Geste ausgeholt werden darf. Die der zu durchdringende Stoff, der ein Leinwand-Remake der klassischen 1959er Disney Geschichte "Dornröschen und der Prinz" ist, nun einmal dringend benötigt... Damit er auf der selben, opernhaften Ebene seiner Vorbilder funktionieren und vollständig positiv goutiert werden darf. Auch Lana del Rey´s gecoverter Titelsong "Once Upon A Dream" evoziert im Hinblick darauf Dank der Wahl der orchestralen Mittel Parallelen zu diversen Disney und zu von Komponist Danny Elfman vertonten Tim-Burton Fantasy-Klassikern. Und fügt sich wunderbar in das am Ende zu stromlinienförmige Geschehen ein. Der ktuelle Titelsong ist halt nicht zu DEM Ohrwurm geraten, der Robert Strombergs "Maleficient" zur am Ende immer notwendigen, am Ende leider fehlenden Reife verholfen hätte. Da das letzte Quäntchen Eingängigkeit beziehungsweise der letzte Schuss an Songwriter-Kreativität fehlen. Oder da er auf seiner tonalen Ebene halt etwas zu sehr vor sich dahinplätschert. 

"A king does not take orders from a winged she-elf. You are no king to me." -  Aber auch der erzählerische Einstieg in "Maleficient" wirkt etwas bleischwer beziehungweise dramaturgisch zäh. Und daher etwas gewöhnungsbedürftig, was wiederum auch auf die Dialoge des Drehbuchs zurückzuführen ist, für das sich gleich 8 (!) Autoren, darunter John Lee Hancock und Linda Woolverton, verantwortlich zeichnen. Wenn König Henry (Kenneth Cranham) zu Beginn das Schlachtfeld betritt, um sich Maleficients Sumpf einzuverleiben, dann wirkt das so, als würden Kenneth Cranham und Angelina Jolie in ihren Rollen versuchen, auf ungelenke beziehungsweise steifste Art und Weise Hamlet auf der Kleinkunst-Kitsch-Bühne mit dazugehörigen Griff in die Wühltruhe zu zitieren, um einen entsprechenden Eindruck beim Publikum zu hinterlassen. Beide Schauspieler müssen bei ihrem Auftritt stark konstruiert-wirkende Sätze aufsagen, die, wie z.B. in einer Landestheater-Komödien-Schwank-Aufführung, plakativ-blutleer, also abgesehen vom andeuten des Handlungsverlaufs nichtssagend in der Botschaft wirken. Und somit den Charme eines teils konzentrierten, teils stockenden Tele-Prompter-Ablesens evozieren  und daher am Ende völlig aufgesetzt  wirken. Und obendrauf wird eine zu schräg wirkende, akustische, orchestrale Untermalung von Komponist James Newton Howard serviert. Welche erst im Verlaufe des Filmes dem Publikum die dann eine gute, nicht erstklassige Qualität bietet, wenn die richtigen (emotionalen) Zwischen-Töne auf der gesamten tonalen Bandbreite von Quinte bis Terz auf exakte Art und Weise getroffen werden.  Die Eingängigkeit und Emotionalität, sprich die Klasse der "Herr der Ringe" Kompositionen im Fantasy-Genre beispielsweise, kann James Newton Howard mit seiner orchestralen Untermalung in "Maleficient" aber zu keiner Zeit erreichen. Und er zieht daher gegen Howard Shore´s Ocscar-prämierten 2001er bis 2003er Soundtrack klar den kürzeren, der als zu überquerende Messlatte im Fantasy-Genre gilt. "Maleficient" fehlt es halt, um wahre, filmische Größe zu evozieren und neue Impulse im Genre zu liefern, auch in letzter Hinsicht also an herausragender Qualität.  Und welche genaueren, vor allem in der Historie verankerten Beweggründe hat Maleficients Gegenspieler Henry neben der zu erreichenden (verderbenden) Macht eigentlich, um das von "Maleficient" behütete Gute auf der Welt kontrollieren zu können? Eine tiefgründige Antwort auf diese Frage bleibt dem Publikum verwehrt, denn alle monarchische Macht erfährt in Rombert Strombergs kunterbunten, zu quietschig und leider nicht immer seriös-inszenierten wirkenden Disney-Blockbuster keinerlei Analyse in Sachen politischer-weltlicher beziehungsweise zwischenmenschlicher Struktur, die bis in die tiefsten und dunkelsten Ebenen hineinreichen könnte. Was letztendlich verstärkt dazu beigetragen hätte, auf subversive Art- und Weise verstehen zu können, warum Menschen halt so sind wie sie sind, also anderen schaden möchten. Und warum daher das Böse in der Welt existiert. Was frische, thematische Impulse im Genre geliefert hätte.
  

"Sweet Aurora, you have stolen what was left of my heart and now I have lost you too." - 

Aber Disney als produzierendes, US-amerikanisches Filmstudio, die zuständigen Drehbuchautoren und Robert Stromberg als Regisseur beschränken sich lediglich, neben des schmerzlichen Verzichts auf eine Eingliederung ihrer Geschichte in einen zeitlich-passenden, per Texttafel ausgestelltem Kontext, der Dank Peter Jackson im Genre bereits sein dem Jahre 2001 erzählerischer Standard ist, thematisch lieber nur darauf, in einem engeren Sinne zu illustrieren, was das Böse mit uns Menschen letztendlich macht. Und warum man diesem wie "Maleficient" als Titel gebende Heldin nicht verfallen sollte. Was als Aufhänger im Grunde genommen eine nette Idee ist und während Angelina Jolies One-Man Show inklusive dazugehörigen Leider etwas länger als gewöhnlich und teils auch packend illustriert wird. Was auch aller Ehrenwert ist. Einzig und allein der Moment, in der Angelina Jolie seelisch verletzt am Boden liegend ihre Wandlung zum finsteren durchläuft, wirkt leider etwas gekünstelt. Man spürt zu sehr, das Angelina Jolie dann doch schauspielert. Und das thematische Endergebnis ihre Odyssee ist nach kurzen 96 Minuten Laufzeit mit seiner einfachen, zu Grunde liegenden Ursache-Wirkung-These aber leider zu altbacken-konservativ geraten. "Maleficient" funktioniert daher nur als im Endeffekt zu kurzlebige Guilty-Pleasure-Real-Film-Hommage an alte Disney Zeichentrickklassiker mit der finsteren Fee, die mit ihrer erhobenen Zeigefinger-Märchen-Moral das 8 -14 jährige Publikum niemals unterfordern werden. Und der modernen Frau von heute mit Gucci-Handtäschchen Dank aller emanzipatorischen Geste und kleingeisten Botschaft vorgaukelt, etwas unglaublich intelligentes, zu vermittelndes erlebt zu haben. So das man sich weiter emanzipieren sollte. Robert Strombergs Blockbuster "Malificient" kann aber auf diese Art und Weise der vollmundigen Ankündigung in diversen Making-Of´s, also dem großen, epischen, Fantasy-Kino gerecht werden zu können, nicht standhalten. Da die eigene Thematik und damit verbundene, Aussage am Ende von "Maleficient" zu intellektuell-beschränkt bleiben. Und somit einen leicht beschämenden Beigeschmack hinterlassen. 

Denn erleuchtete Wesen sind wir, die eine unzerstörbare Seele besitzen. Und wir sind nicht nur rohe Materie, der Liebe vermag sich am Ende halt niemand zu entziehen. Wer sich darüber hinaus als Frau dem Hass verschreibt, sich von Kinderlosigkeit, sich vom fehlenden Sex und der Gewalt des Mannes  unterkriegen lässt, zerstört sich am Ende selbst. Es lebe die Emanzipation, welche Dank ihrer Thematisierung in unzähligen US-amerikanischen Blockbustern und der damit verbundenen, immer wieder kehrenden und bis heute bereits zur Genüge durch deklinierten (als auch bekannten) Botschaft dem Publikum am Ende nichts neues mitzuteilen vermag.  Denn bereits vor über 20 Jahren inszenierte Ridley Scott beispielsweise mit "Thelma und Louise" das zum Kult erhobene Emanzipations-Roadmovie-Drama der 90er Jahre schlechthin, dass die im Genre-übliche weibliche Täter-Opfer Perspektive durchbrach, als es zwei Frauen aufgrund verletzender Pseudo-Männer-Liebe und anderer Ungerechtigkeiten losschickte, um es allem schlechten in der Welt mit gehöriger körperlicher und geistiger Willenskraft zu zeigen. Ridley Scott erklärte die Frau zum guten, aber auch tragischen Wesen durch ihre Einfluss nehmende, Männer dominante Umwelt. Was in "Maleficient" als altbekanntes, nun noch einmal leicht eindimensionaler wirkendes, erzählerisches Muster der 90er Jahre Blockbuster-Landschaft wieder einmal aufgegriffen und nur in ein anderes Genre verlagert wird. Folgerichtig gelten Blockbuster wie "Maleficient" als wagemutig, dürfen daher auch so rezipiert aufgeführt werden und anschließend die Position der Kinocharts auf heimliche Art erklimmen. In Wirklichkeit ist aber nicht eine einzige Idee in "Maleficient" irgendwie neu, auch nicht die Idee, wer jetzt wirklich dafür verantwortlich ist, das die Welt in "Maleficient" am Ende doch noch gerettet werden und das "Aurora" wach geküsst werden darf. Altbekannte Ideen kommen in Hollywood mittlerweile überall her und können nur auf andere, kreative, also handwerkliche Weise anders umgesetzt werden. Was auch halbwegs tolerierbar wäre. Aber Robert Strombergs Blockbuster "Maleficient" schwimmt halt wie angesprochen nur im visuellen Fahrwasser diverser Box-Office-Erfolge wie "Avatar", kann sich von diesen leider nicht emanzipieren mit und verrät sich mittels seines Twists, der überraschend daherkommen soll, leider am Ende selbst. Besonders wenn "Maleficient" Tränen weinen muss, wenn "Aurora" ihr Herz berühren darf. Der Ausgang des Films wird dem Publikum bei einem kleinem bisschen mitdenken sofort klar werden.  Wer rettet Aurora und die Märchenwelt? Eben. Darauf braucht sich niemand etwas einzubilden, da man es sich und dem Publikum am Ende einfach zu leicht macht. Darüber hinaus räumte Rupert Sanders halbgare Fantasy-Groschen-Roman-Emanzipations-Phantasie "Snow White and the Huntsman" im Jahr 2012 mit dem staubigen Klischee auf, das die Märchenwelt immer nur von Männern zu retten ist. Mit "Maleficient" wagt Robert Stromberg am Ende Dank einer durchschaubaren Twist-Trickserei den Versuch, seinen Blockbuster vom "Big-Budget" Kino-Hollywoods zu entkoppeln. Nur leider misslingt dies eklatant, da es im Grunde genommen egal ist, wer "Aurora" am Ende wach küssen darf. Die auf der Leinwand ins Leben gerufene Märchenwelt wird so oder so gerettet, man bleibt also in seinem eigenem, erzählerischen Erwartungs-Vakuum gefangen. Und bis dato wird dem zur Passivität verdammten Publikum in jeder (auch kleinen) Szene auf zu perfekt-absehbare beziehungsweise in Sachen Handlung kaum Haken schlagende, dünnhäutige Art diktiert, was es als nächstes wie in vergleichbaren von der Stange Hollywood-Michael-Bay-Material-Schlachten-Blockbuster-Produktionen zu erwarten hat.  Der Mainstream blutet halt langsam aus, man bekommt immer wieder nur das selbe zu sehen. 

"Maleficient" ist also zu einem zu streng durch-kalkulierten Blockbuster geraten, der sich Dank des aufgegriffenen Twist aus "Snow White and the Huntsman" auf tabulos-einfallslose Art und Weise die gegenwärtigen, gerade wieder frisch erscheinenden Mechanismen der Traumfabrik Hollywood zu eigen macht. Und im Handumdrehen wieder alt aussehen lässt: "Maleficient" offenbart sich als ein von Disney mit der eisernen Hand vorgetragenes Diktat einer sich immer weiter ausbreiterenden Mono- Kino-kultur Hollywoods, auf welche Art stereotyp-wirkende, zumeist spannungsfreie und in aller Ruhe vor sich dahinplätschernde Filme passiv durch die rosarote, beschönigende Brille zu konsumieren sind. Furchtbar. Wenn man "ansprechend" und "intelligent" unterhalten werden möchte, erstickt jedes Bild, jeder Anflug von Kreativität und eigenem Humor sofort bis teilweise in der gegenwärtigen Gleichmacherpresse. Und wir sagen dankeschön, weil uns der nächste Blockbuster toll unterhalten hat, der sich auch von vorangegangenen, sinnentleerten, langweiligen Transformers-Action-Blockbuster-Produktionen (visuell und inhaltlich) mit albernen Slapstick-Einlagen, beispielsweise umherwackelnden Roboter-Hoden in "Transformers, Teil 2", Dank seines eigenen, hervorgebrachten Gaga-Humors, einem unerträglichen Elfen-Trio sei nun Dank, nur geringfügig bis gar nicht unterscheidet.  Und wenn "Maleficient" zur Abwechslung auf solide Art funktioniert, ist dies halt nur auf Angelina Jolie zurückzuführen. Den neuesten, angekündigten Star-Wars Sequels zum Beispiel, Regie J.J Abrams, darf man, der Produktionsphilosophie Disneys beziehungweise der Machart von Robert Strombergs Blockbuster  "Maleficient" sei Dank, daher in Zukunft mit großer Skepsis begegnen. 

"And thus the thief who sought to steal gems, stole something far more precious." -  Aber auch die künstlerische Entscheidung, warum die Beweggründe von Maleficients großer Liebe, Stefan (gespielt von Sharlto Copley), die Macht an sich zu reißen, nicht näher psychologisch durchleuchtet und anschließend auf ein stabiles, im Blockbuster nicht brüchiges Fundament gestellt werden, ist auf Disney strenges Studio-Diktat zurückzuführen... Wenn Maleficient zum Beispiel ihre Flügel verliert. Das Publikum darf halt niemals zuviel eigenständig denken: Sharlto Copley muss in seiner Rolle als Stefan eine mittlerweile auch in vielen anderen Hollywood-Blockbustern erzählerisch-grassierende Hauruck-Veränderung  und daher wenig glaubwürdige Verwandlung zum Bösen durchlaufen. Etwas anderes würde halt ein typisches, modernes ADS-Syndrom (Aufmerksamkeitsdefizits-Syndrom) verursachen, wenn einige Handlungsstränge im Geiste gekonnt miteinander verknüpft werden müssten. Dabei wäre innerhalb einer mittlerweile möglichen Fantasy-Epos-Länge von  150, wenn nicht sogar 180 und nicht kurzweiligen 96 Minuten Laufzeit, genügend Platz- und Zeit für eine entsprechende Charakter-Exposition von Sharlto Copleys Figur gewesen.  Aber auch Angelina Jolies Hin- und Zurück-Verwandlung als "Maleficient" wirkt thematisch wie an den Haaren herbeigezogen. Also am Ende zu einfach gestrickt als auch zu durchschaubar. Denn im Sieben-Meilen-Stiefeln-Verfahren wird Maleficient böse, viele Jahre im "Maleficient" Universum werden bei ihrer Wandlung einfach übersprungen, so das die gesamte Rahmen- Handlung zu sehr wie aus dem Kontext gerissen, am Ende einfach nur übertrieben-gehetzt wirkt... Erstklassiges Storytelling und glaubwürdige Charakter- bis Welten-Entwicklungen funktionieren halt anders.  Aber auch mit der Art des künstlerisch an den Tag gelegt Humors, der sich abseits von Angelina Jolies smartem Sarkasmus, wunderbar-teuflisch-ironischen Lächeln und Giftpfeilen gegenüber ihren gespielten Peinigern, also Dank des mittlerweile bekannten und zu Recht kritisierten Elfen-Trios, unter anderem verkörpert von Imelda Staunton von aus "Harry Potter und der Orden des Phoenix", auf Pipi und Kaka Slapstick-Grimassen-Torten-ins-Gesicht-Klein-Kinder-Kram Niveau bewegt, hapert es am Ende. Licht und Schatten halten sich auch in letzterer Hinsicht in "Maleficient" die Waage. Imelda Staunton legte im fünften Harry Potter Ableger eine einst unerträgliche Präsenz an den Tag, weil es ihre Rolle als intrigante  Unterrichts-Leiterin nun einmal erforderte. In "Maleficient" hingegen gelingt ihr mühelos das Kunststück, eine eigentlich gewollt liebenswert-erscheinende Elfe nun zu einer kunterbunten Schreckensfigur umzufunktionieren beziehungsweise diese komplett Dank bestimmter, sich wiederholender, alberner Grimassen zu entstellen. Aber auch die deutsche Synchronisation leistet ihren gelungenen Beitrag dazu. 

Es gab halt einst Zeiten, in denen Regisseur Peter Jackson zum Beispiel ohne das strenge Diktat der zuständigen Filmstudios seine Adaption der Herr der Ringe Fantasy-Klassiker mit einer liebenswert-bodenständigen Art von Humor versehen durfte.  Wenn halt in den Wanderungen der Mittelerde-Botanik die Hobbits über Rauchmittel oder das anstehende Mittagessen ("Die Rückkehr des Königs) philosophieren durften. So das sich alle Altersgruppen von der schrulligen Eigenheit des adaptierten Tolkin-Universums angezogen fühlen durften. Ein notwendiges Kunststück. So etwas ist in "Maleficient" leider nicht mehr möglich, da Disney als produzierendes Filmstudio Rombert Strombergs eigene Empfindungen zur thematischen 1958er Vorlage, zu der auch eine bestimmte Art von Humor gehört, immer wieder Dank des unerträglichen Auftritts von Imelda Staunton und ihrer zweier, dazugehöriger Zeit-Genossinnen komplett verwässert. "Maleficient" erscheint auf Grund der Gier nach dem schnöden Mammon am Ende einfach zu Mainstream-lastig glatt gebügelt. Denn wenn in den unpassensten und albern bis affig wirkensten Szenen das besagte Elfen-Trio den Erzählfluss des aktuellen Blockbusters hemmt, wird einfach aus nicht-künstlerischen Gründen diktiert, das die kleinsten bis noch minderjährigen Kinobesucher auf ihre Kosten kommen sollen... Nur geht diese Rechnung leider am Ende nicht auf, da auch dieser Zielgruppe, wie auch den Erwachsenen, der an den Tag gelegte, grenzdebil-aufgeblasene Humor nicht immer zusagt, was sich ohne Probleme belegen lässt. "Maleficient" spaltet in Sachen Rezeptionshaltung / Meinungsentwicklung das Kinopublikum nicht ohne Grund. Darum ist es von Vorteil, allen kreativen Beteiligten in Zukunft  wieder mehr Freiraum zu gewähren, damit eine entsprechend-eigene Handschrift bei Blockbustern wie "Maleficient" wieder vollständig erkennbar sein wird.  Und eben kein zwischen allen Stühlen herumeiernder, erzählerisch manchmal auf ein Minimum reduzierter, pompös bis ulkig wirkender, aus verschiedenen Elementen der Fantasy-Filmgeschichte zusammengeklöppelter, großer Fantasy-Trash-Flickenteppich wie halt "Maleficient" serviert werden muss. Der einfach dann am besten wirkt, wenn er in seinen ruhigen Momenten abseits aller Hektik und Albernheiten, Banalitäten und Zoten in aller epischen Ausschweifung ganz zu sich zurückfindet. Vor allem Elle Fannings Figur "Aurora" wird in diesen Momenten der Vorlage zu 100 Prozent gerecht,  wenn sie als naiver, vielleicht einen Tick zu überzuckert erscheinender Sonnenschein, ein wunder Punkt, über den man sich herrlich streiten kann, einige Szenerien an sich reißen darf. Ebenso interessant fällt der Part von Sam Riley aus, der als Hausrabe und Diener von "Maleficient" eine erzählerische Bodenständigkeit evoziert, die ein epischer Stoff wie "Maleficient" hin- und wieder dringend benötigt. 

Fazit: Aber diese Momente werden von den vielen Schwächen des Films am Ende überlagert. Man wird also regelrecht aus Robert Strombergs Blockbuster herausgerissen. Daher hat "Maleficient" mit ernstzunehmenden und großem, Genre-zerlegenden und wieder konsequent neu-zusammenfügenden Big-Budget-Event-Kino am Ende daher weniger zu tun. Don´t believe the hype!  Wertung: 6/10 Punkte