"To the Führer of the German people. Chancellor Adolf Hitler. My Führer. As a loyal party member and upstanding German. I turn to you in a time of great need. The Japanese Imperial troops conquered the city of Nanking on December 12, 1937. Since then I have witnessed atrocious crimes against civilians. Please help to end this catastrophe and make an appeal to our Japanese allies in the name of humanity. With a German salute." -
Im Falle der Inszenierung von historischen Dramen ist auch die deutsche Filmlandschaft stets bemüht, das Publikum mit authentischen, komplexen, spannenden und historisch akkuraten Dramen überzeugen zu können... Denn spätestens seit "Gladiator" von Ridley Scott (aus dem Jahre 2000) ist das unterhaltsame, geschichtsträchtige Drama wieder en vogue. Also verpflichtete man mit Regisseur Florian Gallenberger einen weiteren Teil der "Creme de la Creme" der deutschen Filmszene, um das Publikum mit dem zweiten Weltkriegs-Drama "John Rabe" erfreuen zu können, welches Steven Spielbergs 7fach Oscar-gekrönter Holocaust-Aufarbeitung "Schindlers Liste" des öfteren frappierend ähnlich ist... Und auch wenn Hollywood momentan nicht seine besten Glanzzeiten in Sachen unabhängiger Filmproduktion durchlebt, kann die deutsche Filmlandschaft mit der amerikanischen qualitativ nachwievor nicht mithalten, wie "John Rabe" wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis stellt... Florian Gallenberger ist auf dem Regiestuhl nun mal kein zweites Genie wie Steven Spielberg, sondern am Ende einfach "nur" ein guter Handwerker und biederer bis wenig innovativer Geschichten-Erzähler.
Mit einem enormen Produktionsaufwand wurden für die Umsetzung von "John Rabe" authentische Sets geschaffen und dazu passende Locations gewählt. Stamm-Kameramann Jürgen Jürges gelingen stets die passenden Cinema-Scope-Bilder von hoher Qualität. Aber wenn es um die A-Note, die Pflicht, nicht die Kür geht, werden die Schwächen von Florian Gallenbergers Drama "John Rabe" allzu schnell deutlich... Gerne wäre man bereit dazu, über Florian Gallenbergers typisch deutsche, verkopfte und steife Inszenierung hinwegzusehen, wenn man mit "John Rabe" genau das für das Publikum an Akkuratesse einlösen würde, was man bereits vorher in den Feuilletons vollmundig ankündigt und versprochen bzw. sich bei Steven Spielbergs Welterfolg "Schindlers Liste" angeschaut hatte. Oskar Schindler war ein Held wider Willen, ein findiger Geschäftsmann, ein Mensch, der über weite Strecken, auch gemessen am Verlauf des zweiten Weltkriegs und daraufhin folgender Ereignisse, zunächst keinerlei Interesse daran hatte, einer unglaublichen Anzahl von Menschen das Leben zu retten bzw. ein ganzes Volk vor der Auslöschung zu bewahren. Erst am Schluss wurden Oskar Schindler in "Schindlers Liste" moralisch die Augen geöffnet... Oskar Schindler erschien als geläuterte Persönlichkeit, als Antiheld. Was Florian Gallenberger als Regisseur und Autor hingegen mit der Filmfigur "John Rabe" erzählt, stößt Dank der zu Grunde liegenden Naivität übel auf... John Rabe (solide verkörpert: Ulrich Tukur) wird im gleichnamigen "Drama" derart schnell zu einem zu akademisch- wirkenden Gutmenschen, Lebensretter, ja todesmutig-klischeehaften Helden hochstilisiert, bis das Publikum nicht einmal bis 5 zu Ende gezählt hat und alle nun chinesischen Landsleute, zur Abwechslung einmal nicht zu rettenden Juden, in den eigenen Katakomben verschwunden sind. Solch eindimensionalen Charakterzeichnungen genügen heutzutage nicht einmal mehr dem inszenatorischen Mittelmaß. Hätten Ulrich Tukur und der restliche Cast wie z.B. Daniel Brühl am Ende keine akzeptable Schauspielleistung geboten , dann wäre "John Rabe" zu einer inszenatorischen Katastrophe geraten. Gott Sei Dank gibt es auch den restlichen Cast, der die zu bekämpfenden Gegner in "John Rabe" ganz ordentlich verkörpert...
"Congratulations, Major. You'll make an excellent commander one day. But I ask myself, why is it that I give orders not to take prisoners, and you arrive with thousands?" "Please forgive me."
"Your Highness." "I didn't ask you to speak!"
"So, Major. What do you propose?" "Your Highness. It would be extremely difficult to execute that many prisoners.". "Is that so?"
Darüber hinaus ist die deutsche Synchronisation in "John Rabe" zu gewöhnungsbedürftig geraten. Insgeheim freut sich das Publikum sehr über einen Gastauftrit von Steve Buscemi ("Armageddon"), welcher seiner Figur Dr. Wilson, trotz des ein klein wenig beißenden Zynismus, hin- und wieder dann doch einige interessante Facetten abgewinnen kann...Trotzdem bleibt angesichts seiner furchtbaren, unpassenden deutschen Synchronstimme (Kenner wissen, von wem sie stammt) ein übler Nachgeschmack vorhanden... Darüber hinaus ist es schade, das dem Publikum bereits im Einstieg von "John Rabe" an das Gefühl vermittelt wird, das dieses nur eine spannungs- und actionarme, dialog- und kopflastige, gräulich wirkende, "trockene" Geschichtsstunde serviert bekomt, welche immer höchst akkurat den Umgang mit ihren historischen Eckt-Daten pflegen, also bei jeder kleinen Gelegenheit zur Schau stellen muß... Damit das eigene Können entsprechend demonstriert werden kann. Gewollte formale Fehlerfreiheit ist aber nutzlos, wenn dem Publikum ein historisches Drama am Ende trotz aller Werte, für die man wie John Rabe am Ende in pathetischer Art und Weise kämpfen soll, einfach nur unsexy erscheint. Ein absoluter Widerspruch, den Florian Gallenberger während einer ordentlichen Laufzeit von 134 Minuten niemals aufzulösen vermag. "John Rabe" kommt in Sachen Inszenierung nicht lockerleichtfüssig, sondern spießig-verkrampft daher. Es ist halt wichtig, das Publikum beim Kampf für eine gute Sache zu fesseln, dazu braucht es eine richtige, funktionierende Mischung aus Entertainment, politisch-unterschwelligen Subtext, Emotionalität, Dramatik und Spannung... Und genau in den letzten drei genannten Punkten enttäuscht "John Rabe", auch auf Grund eines wenig durchdachten Scripts, auf ganzer Linie... Florian Gallenbergers geschichtliche Aufarbeitung "John Rabe" legt den Sexappeal einer unterkühlten, stoischen und gelassenen Geschichts-Dokumentation zur Prime Time Sendezeit auf N24 an den Tag, welche dem Publikum stets das Gefühl vermittelt, das dieses etwas thematischen ganz anspruchsvollen beiwohnen darf... Ebenso liegt der Vorteil in einfachen Dokumenationen darin begründet,das man meistens dazu in der Lage ist, thematisch dazu zu lernen, also den eigenen Horizont zu erweitern. In Florian Gallenbergers Drama "John Rabe" hingegen kann dies am Ende dann doch nicht zur Gänze funktionieren, denn dieses erweist sich nach einiger Recherche in wenigen Momenten dann doch, trotz des ehrlichen wirkenden Verkaufs diverser Eckdaten des zweiten Weltkrieges, als historisch-verfälscht. Zum Vorteil einer funktionierenden Dramaturgie. Zudem ist auch die musikalische Untermalung von Florian Gallenbergers Geschichtsstunde einfach zu pathetisch, aufdringlich, also völlig unpassend geraten...
Fazit: "John Rabe" ist daher ein Musterbeispiel, wie man sich bei der Inszenierung eines historischen Filmes ausgerechnet im Falle der wichtigsten Aspekte vollkommen verheben kann. Florian Gallenbergers Drama offenbart sich nach Gewichtung aller Vor- und Nachteile als ein am Ende gerade einmal durchschnittlich-fader Beitrag im Historien-Genre, der auch mittels konservativ-bitterer, ab und an einschläfernder Telenovela-ARD-Dialoge vergeblich versucht an die Klasse großer Vorbilder wie Steven Spielbergs "Schindlers Liste" heranzureichen. Letzlich genügt "John Rabe" denjenigen, denen die ewig gleichen deutschen, glattgelutscht-gräulichen Möchtegern-Film-Dramen am Ende bereits genug sind.
Wertung: 5/10 Punkte