Kritik: J. Edgar (27.01.2012)

Gesamteindruck: Kritik: J. Edgar (27.01.2012)
Darsteller    Kritik: J. Edgar (27.01.2012)
Dialoge    Kritik: J. Edgar (27.01.2012)
Drehbuch    Kritik: J. Edgar (27.01.2012)
Dramaturgie   Kritik: J. Edgar (27.01.2012)
Innovation    Kritik: J. Edgar (27.01.2012)
Kamera/Optik Kritik: J. Edgar (27.01.2012)
Soundtrack    Kritik: J. Edgar (27.01.2012)
CINEtologisches Fazit:
Wäre der Gründer-CINEtologe mit schlechtem Stil geschlagen, dann würde er bezüglich J. Edgar wohl auf die bereits in der gestrigen Kritik zum Film Spurlos - Die Entführung der Alice Creed verwendete englischsprachige Wortgruppe "guy love" zurückgreifen. Und besäße er zudem keinerlei Pietät, käme er möglicherweise dazu, den von Leonardo DiCaprio so beeindruckend (sie geht gleich bis unter die Haut Altersmaske!) gemimten FBI-Chef der ersten Tage als machtbesessenes, an größtmöglicher Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit interessiertes, latent homosexuelles Muttersöhnchen zu bezeichnen... Ja, Mutter.
Beides wäre so wenig falsch wie es jedoch letztlich nur an der Oberfläche verhaftet sein würde. Und letzteres würde dem neuen Film von Clint Eastwood (Regisseur und Mitproduzent) beim besten Willen nicht gerecht.
Armie Hammer, Naomi Watts und Judith Dench (in dieser Reihenfolge) tragen mit ihrem Schauspiel - insbesondere unter der Altersmaske - ihren Teil zur außerordentlichen Intensität des Werkes bei.
Von bolschewistischen Kommunisten über Dr. Martin Luther King bis hin zum Ku-Klux-Klan - Mr. Hoover hatte in seinem (bzw. dem von seiner Behörde geführten) Kampf gegen all die Radikalen, welche die Ordnung, Sicherheit und Freiheit der Vereinigten Staaten von Amerika gefährden könnten, offenbar mit einigen "Bedrohungen" zu ringen. Vor allem aber mit seiner umfassenden Paranoia. Da hilft es schon, wenn man neben den in einer Fingerabdruckszentraldatei gesammelten Informationen über eben zusätzlich noch ein paar Geheimakten bei der Hand hat, die hoch Brisantes über amtierende und Präsidenten a.D. beinhalten...
Ein sensibles, zerbrechliches Portrait eines Mannes, der Maßstäbe in der Verbrechensbekämpfung zu setzen im Stande war, zugleich menschlich und ethisch nie zum Vorbild gereichte sowie Verleugnung v.a. sich selbst gegenüber praktizierte. Mit Präsident Nixxon wird gegen Ende ein ähnlicher Fall, diesmal allerdings gleich im höchsten politischen Amt, angedeutet.
Clint Eastwood ist - laut Abspann - auch für die Musik seines Films verantwortlich, die u.a. die berühmten Goldberg-Variationen (offenbar Nr. 2) des Johann Sebastian Bach beinhaltet. Schlicht eine großartige Komposition.
Dieser Film berührt letztlich ein Thema, das aktueller nicht sein könnte: Die wa(a)gemutige Balance zwischen Sicherheit und Freiheit in einer Gesellschaft. Nicht nur der U.S.-amerikanischen.

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