"Drei Regeln: Setze Mogwai niemals Tages- oder sonstigem grellem Licht aus. Halte ihn fern von Wasser. Füttere ihn niemals nach Mitternacht." -
Denn das könnte fatale Folgen haben, für eine US-amerikanische Kleinstadt, aber auch für das Publikum . Ihr lieben, kleinen Gizmos, ihr garstigen kleinen, gemeinen, sarkastischen, fiesen Gremlins, wie fehlt ihr dem Publikum doch. Auch heute. Schon früher habt ihr euer Unwesen in Mythen und Legenden getrieben. Und sogar einigen legendären Cartoon Figuren, darunter Bugs Bunny, einheizen dürfen, in Flugzeugen euren Schabernack getrieben und bemitleidenswerte Piloten zur Verzweiflung gebracht. Aber euren wohlverdienten Ruhm durftet ihr dann in der Joe Dante Verfilmung aus dem Jahr 1984 ernten, in der ihr allen mal so richtig zeigen durftet, was denn eine schöne Harke ist. Und was diese so alles bewirken kann. Joe Dantes '84 kultiger Horror-Komödien-Spaß "Gremlins" offenbart sich als das inhaltliche Gegenstück zu Spielbergs Wohlfühl-Science-Fictionener "E.T.", denn endlich ist Schluss mit feuchtfröhlichen Kindergeburtstagen und runzeligen Aliens bzw. einem bis auf die Hauptfigur hohem Knuddelfaktor, aus der nicht das gute, sondern das BÖSE entspringt. "Gremlins" war ein einst an den Kinokassen verdienter, voller Erfolg und hat dem Publikum die Haare vor Lachen zu berge stehen lassen. Und das völlig zu Recht. Der Grund ist folgender: Der Erfinder Rand Peltzer, gespielt von Hoyt Axton, hat seine besten beruflichen Tage schon lange hinter sich gelassen. Eines schönen Tages ersteht er in einem altem abgewrackten Laden in Chinatown einen kleinen süßen Mogwai. Diesen bringt er seinem Sohn Billy (Zach Galligan) als Weihnachtsgeschenk mit nach Hause. Der eigentliche Besitzer des Mogwai macht Peltzer aber auf drei Regeln aufmerksam, die es zu beachten gilt: Mogwai darf auf keinen Fall hellem Licht ausgesetzt werden, niemals mit Wasser in Berührung kommen und unter keinen Umständen nach Mitternacht gefüttert werden. Kurzerhand versucht man sich also an besagte Regeln zu halten, das putzige Kerlchen wird in Gizmo umgetauft und lieb gewonnen. Es kommt natürlich, was kommen muss, wer hätte es geahnt: genau die Dinge, die nicht passieren dürfen, passieren. Wie schon so oft werden solche dramaturgischen Elemente in Kontrast zur liebsten Freizeitbeschäftigung der amerikanischen Vorstadtbewohner gesetzt, schlicht und ergreifend dem Fernsehen. Denn das arme Volk ist völlig ahnungslos, was mit Gizmo und seiner unfreiwilligen Nachkommenschaft, den Gremlins, vor sich geht. Gizmo gebärt ein paar unzähmbare, fiese, sarkastische Gremlins, die mit einem unstillbaren Appetit gesegnet sind, sich ab und an auch mal in den Mixer verirren, sich flugs vermehren, als Konsequenz die Stadt Kingston heimsuchen und nebenbei auch noch im Kino "Schneewittchen und den sieben Zwergen" fröhnen. Mit katastrophalen Folgen. Bisweilen fliegen sie im Kino auch mal in die Luft. Und so bleibt am Ende von der Stadt Kingston kaum noch etwas übrig...Bis dem Unheil endlich Einhalt geboten wird.Joe Dantes Horror-Komödie "Gremlins" folgt also vordergründig den konventionellen Erzählmustern des Genres. Was diesen Kult-Film aber so herausragend macht, ist nicht das "was" sondern das "wie" - wie die Stadt Kingston in ihre Bestandteile zerlegt wird. Denn diese Darstellung ist einfach nur grandios. Denn Kingston erinnert im weiteren Verlauf an die in ihre Bestandteile zerlegte Stadt aus Tom Hanks Komödie "Meine teuflischen Nachbarn". Eine herrlichere Schlacht hat man selten im Film toben sehen. Diese geht vor allem auf das Konto von Stripes, dem bösen Ober-Gremlin, mit weißer Irokesen-Frisur (!!!), welcher mit seiner entstehenden Bande im späteren Verlauf der Geschichte der profitgierigen Mrs. Deagle, die sogar ihren Katzen Namen wie "Dollar Bill" gegeben hat, eins auswischen darf. Die Szenerie, in der sie mit ihrem Treppenlift immer mehr Fahrt aufnimmt und anschließend im hohen Bogen bzw. im obersten Stockwerk aus dem Fenster geschossen wird, ist einfach herrlich böse und zum brüllen komisch in Szene gesetzt worden. Und darüber hinaus ist die Abfuhr gerechtfertigt. Joe Dante gibt keinen Pfifferling darum, einen Weihnachtsfilm mit vorbildlicher Idylle / politischer Korrektheit zu zelebrieren, hier steppt der Bär, hier tobt die Schlacht, hier wird mit den ach so gutherzigen Menschen abgerechnet, die sich vor der Gesellschaft verstecken, armen Menschen mit wenig Besitz im Laufe des Jahres Angst gemacht haben, ihren Job zu verlieren, dann der Moral mit aufgesetztem Heiligen-Kranz an Weihnachten fröhnen und Sonntags dazu auch noch scheinheilig in die Kirche gehen. Während andere vielleicht auch mit dem Leben abschließen möchten. Damit Weihnachten satirisch auf Korn genommen werden darf, verzichten Joe Dante und Drehbuchautor Chris Columbus auf die Ausgestaltung so mancher menschlicher Gut-Menschen-Charaktere. Sondern installieren einfache, menschliche Schablonen, die in herrlicher Weise zum Abschuss freigegeben werden.