Kritik - Godzilla (1998)

Erstellt am 9. Juni 2014 von Tobias Lischka @tobe781

"We need bigger guns." - 

Roland Emmerich, seines Zeichens viel kritisierter Regisseur diverser Hollywood-A-Blockbuster, gilt laut eigener Aussage als jemand, der das Publikum mit einfacher Pop-Corn "Unterhaltung" stets zufriedenstellen möchte. Welche sich als Mixtur aus einem Haufen zumeist locker-lustig agierend-besetzter Hauptdarsteller, der technokratischen Gigantomanie in Form diverser Spezialeffekte, einer schlichten, aber gewollt-verständlichen Erzählweise und einer zum Schluss beschwörenden Zeigefinger-Geste an das Publikum zusammensetzt, welche an nicht zu vernachlässigende, persiflierte, kämpferische Tugenden ("Independence Day") zur US-amerikanischen Errettung der Welt appelliert. Oder zur Abwechslung nicht mit Kritik am ökologischen Verhalten der Menschen selbst sparen soll ("The Day after tomorrow"). Nur sind die guten Absichten Roland Emmerichs überwiegend zum Scheitern verurteilt, wenn halt immer wieder inszenatorische Überlänge mit mustergültiger Epik verwechselt wird. Und das eigene Anliegen Dank des sturzbetrunken wirkenden US-Patriotismus zu übertrieben karikaturistisch, also kitschig-naiver als bei Steven Spielberg selbst mitsamt gewollter, zu persiflierender Klischees des "American Way of life" vorgetragen wird. Darüber hinaus darf das Publikum in solchen Momenten mit Dialogen vorlieb nehmen, welche eher den Eindruck erwecken, als würden sie der Feder eines Drehbuchautoren am US-amerikanischen Schülertheater oder des öffentlich-rechtlichen, deutschen Daily-Soap-Programms und nicht gerade der besten Kreativ-Schmieden Hollywoods entstammen. So etwas bringt uns  doch den Spaß ins Kino, ins heimische Wohnzimmer und steht doch für eine gute Qualität beziehungsweise DIE angemessene Form der Unterhaltung, wie Roland Emmerich es nicht müde wird zu betonen. Es sich also persönlich als auch für sein Publikum wünscht, ODER?  



"Wait, I don't get it... If he's the first of his kind, how can he be pregnant? Doesn't he need a mate?" 
"Not if he reproduces asexually." "Where's the fun in that?" - 
Letztere Frage sollte man sich bewusst stellen. Denn geraten Roland Emmerichs Blockbuster unserer Meinung nach ernsthaft auf den Prüfstand, so kann in Wirklichkeit gar nicht mehr von intelligenter, ernstzunehmender und im richtigem Maße spaßiger, nicht albern-hibbeliger Unterhaltung die Rede sein. Wie z.B. der flache 1998er Action, Horror und Science-Fiction Cartoon-Klamauk "Godzilla" eindrucksvoll unter Beweis stellt, der sogar eine kunterbunte Cartoon-Serie nach sich zog. Und nicht nur zu einem krachendem Katastrophenfilm, sondern zu einer spektakulären Katastrophe von Film mit anschließender, sprichwörtlicher Bruchlandung geraten ist. Wenn die Titel gebende, Dank den Gesetzen der Natur nur ihrem Paarungsdrang nachgebende, "gute" Echse, die Matthew Broderick verschont, ihre letzten Momente im Angesicht der Gesellschaft erleben darf. Die die Natur beim besten Willen einfach nicht verstehen möchte. Oder keine endgültige Lösung zur Eingliederung einer fremden Spezies findet. Die sich also selbst zum Erfolg gratulieren darf, wenn das vermeintlich böse Monster nach einem öde-konventionellen, vorhersehbaren Dramaturgie-Verlauf mit samt immer jeglichen Anflug von Spannung negierender Effekthascherei erledigt ist. Aber die Menschheit wird in den letzten Minuten dabei nicht ein einziges mal kritisch hinterfragt. Die Menschheit, pardon, das Special-Effects affine Publikum gewinnt, die kollektive Blödheit im Film siegt, denn die Natur muss trotz ihrer verständlichen Absichten in ihre Schranken gewiesen werden, weil sie die zusammen agierende Menschheit sonst auslöscht. Deren eigene Kurzsichtigkeit beziehungsweise gedankliche Engstirnigkeit Roland Emmerich nach einem zäh inszenierten Mittelteil am Ende thematisch gar nicht mehr näher in den Fokus rückt. Warum? 

"The radiation isn't an anomaly, it's the clue." - 

Dadurch das der anfängliche Satire-Anspruch Roland Emmerichs im Gegensatz zu "Independence Day" gegen Ende immer mehr der inszenatorischen Ernsthaftigkeit, verbunden mit einem ausuferndem CGI-Schlachtfest und fehlender Menschheit-Kritik weichen muss, könnte dessen Blockbuster "Godzilla" am Ende kaum noch zynischer, ideologisch-moralisch-verlogener beziehungsweise in Sachen Dummheit entlarvender sein. Roland Emmerich betonte einst, das er "Godzilla" als Kreatur nicht mögen würde. Ein Glück für das Publikum, das er das in seinem Blockbuster dann so unverblümt zur Schau stellen darf, wenn die blöde Menschheit (mit Ausnahme von Matthew Broderick) über einen gemeinsamen Pop-Kultur-Liebling siegen muß, der diese im japanischen Original immer vor den Folgen eigens herbeigeführter, atomarer Mutationen, beispielsweise "Mothra", beschützen beziehungsweise retten musste. Wen wundert es im nach hinein, dass das japanische Publikum Roland Emmerichs "Godzilla" zu keiner Zeit positiv goutieren wollte, da eine Pop-Kultur-Ikone völlig fehlinterpretiert und am Kern des Themas in den letzten Momenten, auch im Gegensatz zur 2014er Verfilmung, vorbei inszenierte wurde. Roland Emmerich beglückt das Publikum Dank seiner eigenwilligen Ansichten zu "Godzilla" mit einer grauenhaften Blockbuster-Mischung, welche mit umherirrenden Yuppie-Wissenschaftlern bzw. globalen Globetrottern auf New Yorker Sightseeing-Tour vollgestopft ist, die mit ihren zur Schau gestellten Pseudo-Weisheiten unsere globalen, in Wirklichkeit nicht gerade dummen Führungskräfte wie theoretische Physiker etc. wie banale Fünft-Klassiker ohne Ahnung von der Materie aussehen lassen. Die wohl als gelungene Persiflage auf Steven Spielbergs "Jurassic Park" bzw. den vor sich hin rumpelnden Blockbuster-Zirkus Hollywoods gedacht sind, aber Dank der zusammengebastelten Kamera Matthew Brodericks aus dem Yps-Heft, mit der New York und Godzilla fotografiert werden und auch dem klapprigen Gestell auf der Nase von Vicki Lewis alias Dr. Elsie Chapman prompt zum fremd schämen einladen.  Die Grenze zum schlechten Geschmack mittels des verklemmten, bunt-lustigen Trenchcoat-Kapuzen-Kostüm-Karnevals diverser, auftauchender Charaktere im dystopisch wirkenden New-York bei Regen und Mitternacht und dem der bedrückenden Stimmung irritierenderweise entgegenlaufendem, süßlichen John-Williams Ersatz-Score sollte in einer gewollten Blockbuster-Persiflage irgendwann halt nicht überschritten werden, sondern man sollte sich als Regisseur stets das eigene Fingerspitzengefühl im Falle moderner Satire-Kultur bewahren: Tugenden, die Roland Emmerich in "Godzilla" einst vergessen hat. 

"Sind die eigentlich so dumm? Oder tun die nur so?" - 

Darüber hinaus erfährt das Publikum nun, wie New York, der "Big Apple", nun außerhalb des Schwabenland aussieht und in all seiner uns vorgelebten Dummheit funktioniert, schön das wir Deutschen mittlerweile soviel kulturelle Weitsicht besitzen: Dank Roland Emmerichs Vision wird das Publikum Zeuge einer mit Pappmaché versehenen, erkennbaren New Yorker Studio Kulisse, welche stark an eine zweitklassige, zusammengefügte, zu künstlich wirkende Tim-Burton und Ridley Scott Hochhäuser-Replik aus "Batman Returns" und "Blade Runner" erinnert, in der ständig etwas zu Bruch gehen darf. Wenn zu auffällig-digitale CGI-Helikopter, Jets, Panzer und allerhand bissige Kreaturen zum gemeinsamen Tanz und anschließendem Menschen-Fleisch-Buffett bitten dürfen, da sie nur ihre Existenz verteidigen möchten. Die auch Dank ihrer mäßigen, zu sterilen Animationen eher Erinnerungen an die Qualität von "Asylum" Produktionen wach werden lassen. Trotz eines entsprechend höheren, finanziellen Budgets. New York wird darüber hinaus von einem grauhaarigen, kleinem Mann bzw. cholerisch-depressiv wirkenden Bürgermeister mit Knubbel Nase regiert, der vom Typ her irgendwie an Regisseur Martin Scorsese erinnert. Und wohl ein vermeintliches Zugeständnis an den modernen, US-amerikanischen Wut-und Protestbürger von heute sein soll, der am Ende aber zu oft knallchargiert und sich im Finale als strahlender Held präsentiert. Was wie angesprochen einfach nur geschmacklos und verlogen ist. Und um Karriere im Big Apple zu machen, muss man blond, halt dumm sein, den Zeitungsverleger-Chef zum Abend essen bitte und... Den Rest kann man sich ausmalen. Aber selbst dafür ist das weibliche Geschlecht in Roland Emmerichs "Godzilla" mittlerweile zu dumm, wenn Maria Pitillo in ihrer Rolle als Audrey Timmonds die Bühne betreten, ihren Vorgesetzten zurückweisen und später theatralisch heulen, wimmern und herum kreischen darf, weil auf der Karriereleiter dann halt doch nichts erreicht wurde. Bis beim Publikum die Grenzen der eigenen Nerven bereits deutlich überschritten sind. Nachdem Roland Emmerich moderne, weibliche Geschlechter-Klischees nicht nur zur Schau gestellt, sondern das weibliche Geschlecht selbst Geschmacklosigkeiten einer höheren Ebene geopfert bzw. unverhohlen unter die moralische Gürtellinie gezielt hat. Selbst Vicki Lewis verkommt als modern zur Schau gestellte Frau von heute in ihrer Rolle als Dr. Elsie Chapman zu einer spießigen Mitvierzigerin, die mit zu tragender Kassengestell-Fielmann-Brille, erhobenem Zeigefinger und der Nase im Wind gesellschaftlich grundsätzlicher weise derart verklemmt daher kommen darf, das sie nicht anders kann, als mit dem Gedanken zu spielen, Matthew Broderick endlich zu ... So sind wir halt alle mittlerweile, rüstig, reif, heiß. Und nicht gerade attraktiv.  Aber bereit zu allem. 

"He is scum! As far as he's concerned, you're just a pair of breasts that talk." - 

Um endlich mal ein bisschen Spaß haben zu dürfen. Im gehobenem Alter geht es bei uns allen halt nicht prüde zu, im Gegenteil. Was sind wir doch für... Aber dann darf man doch nicht? Warum? Und wer möchte in Roland Emmerichs "Big Apple" ebenso einmal gerne Urlaub machen, in dem 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr das nass-kalte, hektische Treiben regiert, dem man irgendwann mit samt seiner Yuppie, sich ab und an auch mal verschanzenden, also reinen Guerilla-Taktik-Bewohner nur noch entfliehen möchte? Was ist bloß in Roland Emmerich bei Inszenierung von "Godzilla" gefahren, als er einst Abziehbilder von Menschen der Gesellschaft ins Leben rief, die kombiniert mit den persönlichen, antiquierten und nicht der Realität entsprechenden Ansichten nicht schlimmer dargestellt sein könnten? Was dachte Roland Emmerich im Falle von "Godzilla" bloß über uns alle und unsere Rollen in der Gesellschaft, aus welcher Perspektive betrachtet er eigentlich unsere Welt?  US-amerikanische Hochsee- beziehungsweise Strand-Fischer sind so dumm, das sie aus 20-30 Metern Entfernung nicht einmal eine Riesenechse am eigenen Haken erkennen, haben zunächst soviel Gicht in den Knochen, das sie sich kaum von der Stelle bewegen können. Dennoch bewegen sie sich im nächsten Moment derart schnell auf der Flucht vor der Riesenechse davon, das selbst gestandene Leichtathleten bei Olympia blass vor Neid werden. Solche Momente fördern nicht auf konventionelle Art und Weise den so wichtigen Spaß zwecks Unterhaltung für das Publikum herbei.  Nein, es ist die Dummheit von Roland Emmerich selbst, die diesen zu Tage fördert. Roland Emmerich entpuppt sich also als eigener Karikaturist seines satirischen Schaffens "Independence Day" und seiner gesamten Weltanschauung. Schlimm. Zum Schluss agiert auch der Franzose in Gestalt von Jean Reno so kulturell-intellektuell beschränkt, das er einen Donut nicht vom einem Kaffee als auch von einem Croissant unterscheiden kann. Und lediglich eine miese, nicht zündend wollende Elvis-Presley Pointe für das Publikum übrig hat. Er darf für amerikanische Partner ansonsten halt keinen Funken übrig haben, denn der Donut und der bittere Kaffee schmecken am Ende halt nicht. Aber trotzdem ist Frankreich, obwohl das eingreifen des französischen Geheimdienstes in "Godzilla" zu keiner Zeit richtig durchleuchtet wird, mittlerweile kein altherrlich wirkendes Feindbild mehr. Sondern ein transatlantischer Verbündeter. Dieser kann einfach in internationale Krisen, ja weil es nun mal auf Grund kleingeistig aufgegriffener, thematisch verarbeiteter, täglicher Boulevard-Nachrichten Roland Emmerichs so ist, eingreifen.  Was Dank der Unterstützung von Autor Dean Devlin gelinde gesagt einfach nur wie an den Haaren herbeigezogen wirkt. Dem Publikum dürfen bloß keine Verständnis Schwierigkeiten bereitet beziehungweise erweitertes, tagespolitisches Denken erlaubt werden. Dinge, welche mehr erzählerische Transparenz und weniger künstlerische Engstirnigkeit ermöglichen. Die kulturelle Unwissenheit Frankreichs ist Dank der zur Schau gestellten Pietätlosigkeit Roland Emmerichs gegenüber den US-Amerikanern in unserer globalen, immer enger zusammenrückenden Gesellschaft einfach nur verlogen; die uralten, zu goutierenden Feindbilder wirken letzten Endes nicht wirklich witzig, sondern einfach nur geschmacklos, also wie ein schlechter Scherz, einfach nur reichlich aufgesetzt. Als auch durch den in 139 Minuten Laufzeit schwindenden Satire-Anspruch dann überflüssig, was Roland Emmerich mit den letzten Momenten Jean Renos noch erkannt hat, wenn dieser sich im strömenden Regen als US-amerikanischer Freund verabschieden darf. Aber Roland Emmerich hätte auf die Spielerei mit Amerikanisch/Französischen Uralt-Feinbilder-Klischees, Mätzchen beziehungsweise den nicht zündenden, dazugehörigen Scherzen von Anfang an lieber komplett verzichten sollen. Um für wenigstens etwas mehr an Qualität zu sorgen.  Fazit: "Godzilla" von Roland Emmerich offenbart sich letzten Endes nur als einer der, man muß es leider sagen, dümmsten zu sichtenden Blockbuster im Science-Fiction-Action-Horror-Genre, als leicht-ärgerlicher Mist. Der gegen Gareth Edwards 2014er Verfilmung keinerlei qualitative Chance besitzt. 
Wertung: 2.5/10 Punkte