Kritik - From Paris with Love

Kritik - From Paris with Love

Wenn ein Zehnjähriger dir eine Knarre ins Gesicht hält, tu verdammt nochmal, was er will!” -

Dass das Blockbuster-Kino heutzutage immer weniger mit innovativen Action-Thrillern zu überaschen vermag, dürfte richtige Filmliebhaber eher wehmütig stimmen: "Style Over Substance” Inszenierungen, selbstverliebt wirkende Darsteller und reaktionäre, wie in den 80er Jahren stumpfsinnig erzählte Geschichten versucht man heute oftmals durch die postmoderne, rosarote Brille zu begutachten. Also unter die Rubrik trashy as trash can abzuheften. Es existieren aber auch Flickwerke des modernen Blockbuster Kino wie beispielsweise Pierre Morels "From Paris With Love”, die sich einfach nicht in die Kategorie der Action-(Spaß)granaten einordnen lassen wollen, egal aus welcher Perspektive man sie betrachtet. In das "Bourne Ultimatum” beispielsweise bewies Paul Greengrass, zu was das moderne Kino in Sachen Inszenierung von Action- Thrillern durchaus in der Lage ist, wenn schnelle Film-Schnitte, ein vorexerzierter Rhythmus eines Filmes und knallharte Action-Sequenzen zu einem vitalem / fühlbarem Erlebnis vereint werden. Und sich diese formalen Aspekte einem intelligentem Plot als Background, welche z.B. die Mechanismen des amerikanischen Staatsapparates zur Terrorbekämpfung hinterfragt, unterordnen müssen. Pierre Morels stylisher Action-Thriller "From Paris With Love" hingegen ist ein ein Paradebeispiel dafür, was man in einem Blockbuster trotz einer erzählerischen Schlichtheit und eines gewollten, zu Tage geförderten Spaßes, also Dingen, die in uns Erinnerungen an die besten Momente des Kinos wach werden lassen sollen, trotzdem falsch machen kann.

Kritik - From Paris with Love

Man bekommt zu keiner Zeit wie in älteren als auch modernen Action-Feuerwerken wie beispielsweise "Phantom Kommando" oder "Das Bourne Ultimatum” das richtige Gefühl dafür, das man als Publikum den Rhythmus des Filmes wie einen gleichbleibenden, unaufhörlichen Adrenalinstoß wahrnimmt. "From Paris With Love” fühlt sich eher danach an, als würde das Zucken in den Kniescheiben niemals aufhören. Pierre Morel setzte seine in "From Paris With Love" auf das Publikum einstürzenden Action-Sequenzen geradezu unverschämt inflationär in Szene, ohne die notwendige Kontrolle über die Montage (auch Dank des konfusen Film-Schnitts) erkennen zu lassen. Die gewollt spaßfördernden Sequenzen überlagern meist deutlich das Geschehen, werden einfach nur an den falschen Stellen eingestreut und unterbrechen so immer wieder die für das Publikum gerade erst entstandene Spannung. Darüber hinaus werden den spaßigsten Momenten rassistische bzw. herrenideologische Untertöne beigefügt, die "From Paris With Love" schwer goutierbar machen, also wie einen geschmacklosen Scherz erscheinen lassen: John Travolta darf mit seiner typischen "Laissez - Faire" bzw. "Ach was bin ich doch wieder einmal heute Cool" Haltung aus Quentin Tarantinos "Pulp Fiction", die sich mittlerweile Dank unzähliger Wiederholungen in diversen Filmen totgeritten hat, mit Glatze und rassistischen Tönen in seiner Rolle zum grotesken Over-Acting ausholen und sich selbst dabei als vermeintliches Genie abfeiern. Vor allem dann, wenn er ausländerfeindlich und selbstgerecht in seiner eindimensional-definierten Welt(anschauung) Chinesen und Arabern samt dazugehörigen Dialogen das Lebenslicht ausknipsen darf. Und als Höhepunkt des menschenfeindlichen, ideologisch-idiotischen Faszinosums werden dem Publikum Minderjährige serviert, die die Erwachsenen eiskalt ins Jenseits befördern, sollte man ihrem Willen nicht nachkommen. Genügend zur Schau gestellte Peinlichkeiten verderben Pierre Morels gewollten Action-Spaß am Ende also gründlich.

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Wenn ich das nächste Mal sage 'Leg den Wichser um!' - leg den Wichser um!" -

"From Paris with love” offenbart sich als monoton wirkender und formelhaft inszenierter "Rape- And-Revenge" Thriller, der Luc Bessons Produktion aus eigenem Hause,"96 Hours”, gerne ernsthaft Konkurrenz machen möchte und genau so zynisch und reaktionär verklemmt wirkt. Pierre Morel serviert dem Publikum nicht mehr als einen haarsträubenden B-Movie Ego-Shooter, der sich im Verlauf Dank seines hanebüchenen konstruierten Plots und eingefädelter, nach 30 Minuten vorhersehbarer Intrigenschürerei zwischen James Reese (total durchschnittlich bzw. in einem beengtem Wirkunsradius und mit steinerner Miene agierend: Jonathan Rhys Meyers) und Caroline (sichtlich bemüht: Kasia Smutniak) zu einem plattem post 9/11-Paranoia-Thriller mäandert, der auf bereits vordefinierten, ausgetretenen Genrepfaden wandelt und dem Betrachter keine neuen Impulse und Ansätze zur Grunde liegenden Thematik bieten kann: John Travoltas arabische Gegnerschaft gerät zu einem klischeehaften Feind-Abziehbild des US-amerikanischen Post - 9/11 Thriller- Szenarios. Kasia Smutniak verkommt in ihrer ihrer Rolle hingegen zu einer eindimensionalen Bombenattentäterin, bei der man sowieso keine andere Wahl hat, als sie auszuknipsen, weil sie sich nun mal der falschen Ideologie verschrieben hat. Die Vereinigten Staaten müssen doch um jeden Preis vor dem NUR abgrund tief bösen Osten beschützt werden. Dem Publikum wird also nur plakativer und kleingeistig-reduzierter Anti-Terror-Thrill mit ideologisch-gefährlich vorinstallierten, streng zu goutierenden Feindbildern geboten, dessen Beweggründe aber zu keiner Zeit auch nur ansatzweise richtig hinterfragt werden. Also nur ein Alibi bzw. eine schale Rechfertigung für John Travoltas Action-Amoklauf als selbsternannter, unbezwingbarer Superheld Charlie Wax sind.

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Zu guter letzt stört das befremdlich wirkende, also unpassend- und konstruiert wirkende Ende, wenn John Travolta als Charlie Wax die Bilder seiner ehemaligen Geliebten aus der Tasche ziehen darf und ihr auch noch in Liebe gedenken muss: welcher normale Mensch würde auch im entferntesten an bestimmte Gefühle für eine Selbstmordattentäterin zurückdenken, welche ihn vor kurzem noch um ein Haar eiskalt ins Jenseits befördert hätte?. Eben. Denn diese wurde ja bereits (neben allen Ausländern) frauenfeindlich von der Matte geputzt. Dank Pierre Morels Action-Thriller "From Paris With Love” wird man (auch im Finale) also mit fragwürdigen, zwischenmenschlichen Siuationen und Comic-Relief Helden konfrontiert, die zu Beginn einen Bezug zu einer geschaffenen Realität in Piere Morels Thriller herstellen soll, welche man nicht allzu ernst nehmen soll. Aber auf Grund dann plötzlich so mancher ernsthafter Anti-Terror- Wendung dann doch. Pierre Morels Helden Wax und Reece heben ihre spätere, schwer zu bekämpfende als auch zu durchdringende Zelle der Terrorgegnerschaft aber leider wie zwei Superhelden vom Reißbrett in in einem denkwürdig-gewollten, ernsthaft-inszeniertem und zu goutierendem Szenario aus, als gehörte diesem lediglich einem Amateur-Schützenverein aus der tieferen bayrischen Provinz an. "From Paris With Love" offenbart sich somit lediglich als ein inkohärenter inszenierter, gewaltverherrlichender und reaktionärer Selbst-Justiz-Action-Thriller, der als mit der heißen Nadel und am Schund-Film-Tisch zusammengestrickte Fieber-Phantasie vieler Pubertierender (die der Welt da draussen mal so richtig schön zeigen wollen, was man so drauf hat, damit diese entsprechend aufgeräumt werden kann) oftmals die Grenze zur Lächerlichkeit überschreitet. Denn wirklich gute Buddie-Movies, so zeigen US-amerikanische Action-Klassiker wie Lethal Weapon, zeichnen ihre Helden nicht als unbezwingbare Supermänner, sondern als MENSCHEN, die zusammenhalten, sich entwickeln, steigern und so manch harten Moment unvermeidbarer Weise durchleben müssen, in dem z.B. die entstandene Freundschaft einer ECHTEN, harten Bewährungsprobe unterzogen wird, bevor man endlich sein Ziel erreichen darf. In "From Paris With Love" ist von diesen besonderen und seit über zwei Jahrzehnten gängigen Genre-Topoi des Blockbuster-Kinos am Ende nichts mehr zu spüren, wenn Jonathan Rhys Meyers John Travolta stoisch folgen muß und diesem zu keiner Zeit Paroli bieten darf.

Fazit: Luc Bessons mit Vollgas gegen die Wand gefahrene, phasenweise nervtötende Produktion "From Paris With Love" sollte man also lieber ganz schnell wieder vergessen.

Wertung: 4/10 Punkte


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