Kritik - Fluch der Karibik

Erstellt am 29. Oktober 2013 von Tobias Lischka @tobe781
 

"Als du mich auf diesem gottverlassenen Fleckchen Land ausgesetzt hast ist dir was wichtiges entgangen mein Guter: Ich bin Captain Jack Sparrow." -  

Jerry Bruckheimer ist wohl einer der bekanntesten Produzenten Hollywoods, dessen Umsatz-Hit-Maschinerie sich bis heute aus folgenden Zutaten zusammen setzt: aus dem Verzicht auf erzählerischem Tiefgang, dem typischen, ausuferndem martialischem Getöse und dem manchmal kaum zu ertragenden Patriotismus. Ebenso wird zu seinen Film-Produktionen meist eine extra Portion Pathos serviert.  Ein Besuch im Kino, um Blockbuster à la Jerry Bruckheimer zu konsumieren, gleicht auch immer persönlichen Besuch im Burger-King-Restaurant. Der Durchschnittskonsument  ist später zufriedengestellt, denn irgendwie schmeckt das, was man serviert bekommt, ziemlich lecker. Aber einen Nährgehalt haben die Dinge, die man konsumiert, am Ende nun mal nicht. Und nach zu viel Konsum ist man einfach pappsatt. Als auch  dem Angebot überdrüssig bzw. langweilt sich wenn nach getaner Erholung nichts Neues auf der (filmischen) Speisekarte erscheint.

Dementsprechend skeptisch  durfte man sein, als  sich Regisseur Gore Verbinski unter der Produktion von Jerry Bruckheimer im Jahre 2003 nach mäßigem Fast-Food Konsum wie "Armageddon" daran machte, der Popcorn/Fastfood Sparte durch "Fluch der Karibik" neues Leben einhauchen zu wollen.  Und es gibt tatsächlich noch diese Momente, in denen man durch Jerry Bruckheimers Verdienste als Produzent wirklich einmal weit überdurchschnittliches, delikates Fast Food genießen darf: "Fluch der Karibik" entpuppt sich im Endeffekt als simpel gestrickte, aber höchst effizient inszenierte Blockbuster-Sause, welche zu DER Blaupause der Popcorn-Sparte avancierte. Und ihre Figuren trotz aller Augenzwinkerei ernstnimmt  und sogar eine simple Rahmenhandlung in den Vordergrund stellt.

Die Handlung ist hinreichend bekannt: Der Pirat Captain Jack Sparrow ist auf der Suche nach seinem Schiff, der Black Pearl, das er an Captain Barbossa verloren hat. Barbossa, gespielt von Geoffrey Rush, überfällt die Stadt Port Royal und entführt die Tochter des Gouverneurs, Elisabeth Swann (Keira Knightley, welche die große Liebe von Schmied Will Turner (Orlando Bloom) ist. Nach einigen Turbulenzem und gegenseitigem kennenlernen verbünden sich Jack Sparrow und Will Turner, um Captain Barbossa das Handwerk zu legen.  Diese Ausgangssituation bildet den Auftakt zu einem Mainstream Achterbahn Abenteuer, welches vielerlei spektakuläre Momente und einen unvergessenen Auftritt zu bieten hat:

Johnny Depp spielt als Captain Jack Sparrow die Rolle seines Lebens. Als tuntiger, versoffener, trotteliger, torkelnder, verschlagener, charmanter und auch an einen guten Freund erinnernder Pirat schafft er eine Figur, welche man Dank des exzellentes, originären Schauspiels und der Charakterisierung (inklusive des einzigartigen Humors) schwerlich in eine Schublade und ein Bewertungsschema zu pressen verma.g Aber auch Geoffrey Rush vermag als verschlagener Piraten-Captain Barbossa zu überzeugen. Durch Johnny Depps und Geoffrey Rushs Aufeinandertreffen erfährt Gore Verbinskis Action-Spektakel "Fluch der Karibik" die entsprechende Reibungsfläche, welche zur Vorwärtsbewegung in der Geschichte zwingend erforderlich ist. Aber auch der restliche Cast überzeugt durch seine gute Schauspielleistung : Keira Knightley und Orlando Bloom gehen in ihren Rollen im richtigem Maße auf. Darüber hinaus erweist sich "Fluch der Karibik" als handwerklich stimmig in Szene gesetzt:  Die Komposition aus Bild- und Tonschnitt, Hans Zimmers geschriebenem Score, den eingefangen, Atmosphäre verströmenden Bildern und der gewählten Ausstattung weiß zu gefallen. Das Piratenfilm-Genre wird in der Sparte Popcorn auf die richtige Weise, trotz kleiner inszenatorischer Schwächen, konsequent entstaubt: Gore Verbinskis Spaßgranate "Fluch der Karibik" hat lediglich im Mittelteil mit einigen Längen zu kämpfen und muß sich Dank seines Ausgangs der Geschichte den Konventionen des Action-Blockbusterkinos beugen.

Fazit: Regisseur Gore Verbinski gelingt  unter den Fittichen von Produzent Jerry Bruckheimer  trotz vorhandener, zu vernachlässigender Makel eine spaßige, rasante und mitreißende Achterbahn Sause. Welche an ein hervorragendes Niveau in der Blockbuster-Sparte gemahnt, welches auch die beiden Nachfolger und etliche Nachzügler der einfachen, US-amerikanischen Mainstream-Unterhaltung bis dato nicht mehr zu erreichen im Stande waren.

"Also, ich finde das alles sehr hübsch. Wir sind doch schließlich alle irgendwie weitergekommen. Spirituell, dramatisch, menschlich. Und euch hab ich immer unterstützt mein lieber Freund, denkt daran. Elizabeth, es wäre mit uns nie gut gegangen, Schätzchen. Es tut mir leid. Will, schöner Hut." -

Wertung: 9/10 Punkte