Kritik - Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Erstellt am 13. Juli 2014 von Tobias Lischka @tobe781

"But, Gus, my love, I cannot tell you how thankful I am for our little infinity. I wouldn't trade it for the world. You gave me a forever within the numbered days, and I'm grateful." - 

Schüler-Aufsatz, Note sechs, Setzen. Thema verfehlt. Das sind Schlagworte, welche einem seit der Jugend- bzw. Schulzeit im Gedächtnis haften. Schade ist es nur, das diese Schlagworte ausgerechnet dann ihre elementare Bedeutung erfahren, wenn man sich z. B. die mit Spannung erwartete Verfilmung von John Greene´s Erfolgsroman "Das Schicksal ist ein mieser Verräter (OT: "The Fault in Our Stars") anschaut. Es ist halt wirklich bemerkenswert, inwieweit Josh Boone und die zuständigen Drehbuchautoren Scott Neustadter als auch Michael H. Weber es zustande bekommen haben, ein komplexes Stück (Welt)Literatur auf die gängigsten, zur Genüge durch deklinierten Erzähl-Muster des US-amerikanischen Drama Genres herunter zu brechen und entsprechend zu trivialisieren. So das die beliebten Figuren aus John Greene´s Erfolgsroman nun eine andere Wirkung als wie ursprünglich vorgesehen evozieren. Was bei Sichtung gezwungenermaßen zu tolerieren wäre, würde Josh Boone dem Publikum einen emotional-glaubwürdigen Zugang zu seinen Protagonisten gewähren, die lediglich wie ein austauschbares, stockkonservatives Bilder-Buch-Ehe-Paar aus der ZDF Telenovela "Lena - Liebe meines Lebens" oder einer für das Kino aufgepumpten Doppel-Folge "Der Landarzt" wirken. Die für die filmische Umsetzung von "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" Pate standen. Und in denen aktuell über das unvermeidbare Ende von "Gebärmutter-Halskrebs" und den Wertekanon einer nicht unter einem guten Stern stehenden Partnerschaft philosophiert wird, bis bei den härtesten Zeitgenossen die Tränen fließen dürfen.

"I don't want to see a world without Augustus Waters in it." - 

Die Methodik düfte also schnell erkennbar sein, wie nun auch dem letzten Kinobesucher in "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" die alltägliche, hier an eine berühmten Vorlage oft sehr genau angelehnte, aber thematisch am Ende dann doch vorbei zielende, hier noch einmal verarbeitete und übliche TV-Thematik als der neueste Brotaufstrich verkauft wird. Und warum diese Alltagsbanalitäten mit samt dazugehörigen Problem Wälzereien, trotz aller berechtigter Kritik zum trotz, so erfolgreich sind. "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" verhandelt nämlich wieder einmal Twilight typisch die gestörte "Romeo und Julia" Liebe, die sich allen Widrigkeiten zum Trotz frei entfalten soll. Und trifft damit erneut den Nerv der promiskuitiven Zielgruppen. Kenner des Romans wissen aber: John Green begleitet seine Protagonisten nicht nur beim erwachsen werden, er respektiert sie beziehungsweise erkennt sie als vollwertige Individuen an. Er nimmt sich halt die wichtige Zeit für deren Gefühle und Probleme. Und verliert niemals den Glauben an sie, egal wie aussichtslos die Lage, selbst im Falle einer schweren Krankheit und aller gegen einen arbeitenden Welt zu sein scheint. Und daher braucht es keine im Übermaße vorhandene Erwachsenen-Welt, um die "Unfähigen" zu vor sich selbst und den Folgen ihres Schicksals zu schützen. Die Innere, persönliche Stärke, also das rebellische aufbegehren gegen alles und jeden beziehungsweise die notwendige Durchsetzungsstärke waren immer gefragt. Um dem Leben halt erfolgreich trotzen zu können. Und keine zu dick aufgetragene Zeiger-Finger-Moral und rührende Romeo- und Julia Gestik. Aber was bekommen wir stattdessen in der Josh Boones Verfilmung von John Greene´s Roman aus dem Jahr 2014 zu sehen?

Das, was Josh Boone und Drehbuchautoren dem Publikum trotz aufgegriffener, einfach aneinandergereihter Dialoge, Personen, Orte beziehungsweise Erzähl-Abschnitte des Erfolgsromans servieren, ist am Ende halt wie angesprochen etwas völlig banales; die in der Verfilmung auftauchenden Figuren erscheinen uns zum Vorteil eines glatt-geleckten Wellness-Kino für das Publikum, dem das erzählerisch ewig gleiche schon gut genug ist, in ihrer Fassade entkernt. Sprich als leere Hüllen, die aus der stets berechenbaren Dramaturgie beziehungsweise der aseptisch-kalten Schema-F-Inszenierung nicht auszubrechen vermögen. Script und Regie erzählen in "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" nun dieselbe zu Grunde liegende Geschichte, die seit Howard Ziff´s 90er Jahre Komödie "My Girl" mit Anna Chlumsky und Macaulay Culkin einem größeren Publikum bekannt geworden ist, überflüssigerweise nun noch einmal. Nämlich die des "Small Town Girls", das auf schmerzhafte Weise seine erste große Liebe verlieren, die Toten ehren und dabei lernen muss, was es heißt, erwachsen zu werden. Vielleicht wird der eine oder andere Film-Freund sich noch erinnern: Ein Kind in "My Girl" zu sein bedeutete einst halt, das man dem Publikum als Mensch vorgestellt wird, dem man positive Attribute, zum Beispiel das man bereits früh in der Lage ist, die schlimmsten Lebens-Situationen zu bewältigen, gar nicht zusprechen darf. Denn gilt man wie Vada Sultenfuss seit frühester Kindheit (aus nachvollziehbaren) Gründen wie aktuell in "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" an als emotional gestört, wirkt man nicht gerade vertrauenswürdig. Und daher man braucht die Zuwendung (und nicht die Vernachlässigung) der Erwachsenen, um überhaupt erst einmal wieder auf den richtigen Weg zu gelangen. Also um selber erwachsen werden zu können. Oder mit anderen Worten: um eine entsprechende Beziehung, nicht nur zum Leben in Form sexuellen erwachsen werden, sondern zum Tod seiner Freunde selber pflegen zu können. Am Ende lernen wir also, was Liebe eigentlich bedeutet, besonders wenn man die große Liebe im Tod ehrt. Hach... In wie vielen, unzähligen Holywood-Verfilmungen haben wir das mittlerweile bereits gelernt?  Mittlerweile ist halt der Reiz verflogen, weil wir das ewig gleiche mit der sich immer wieder holenden Message auf grobe Art und Weise vorgesetzt bekommen. Aber bitte dann doch noch einmal die "Burger King" Fastfood und Mainstream Große-Liebe-Coming-of-Age-Kino-Gefühle als zu künstlicher Aromastoff zum mitnehmen. Angestammte Klischees werden halt erneut gegen den dramaturgisch gut wirkenden Effekt ausgespielt. Wann fällt Hollywood endlich wirklich wieder etwas neues, wirklich mutiges ein?  Und genau dieselbe thematische, angesprochene erzkonservative Herangehensweise an das Kapitel "erwachsen werden" pflegt Josh Boone in das "Das Schicksal ist ein mieser Verräter." Wenn Hazel Grace Lancaster (Shailene Woodley) dasselbe Schicksal wie Vada Sultenfuss, nur halt in einem höheren Alter, durchleiden muss. Denn am Ende von Josh Boones Verfilmung kennt Hazel Graze die Antworten ihres Lieblingsbuches und lernt die entsprechenden, wahren Gefühle des Lebens kennen , die Gus' Tod bei ihr ausgelöst hat. Der Tenor von John Greenes Roman ist jedoch ein anderer: vor Gus´Tod findet Hazel heraus, dass Gus noch etwas für sie geschrieben hat. Lidewij entdeckt Gus' Brief zwischen van Houtens Fanpost und schickt ihn zurück an Hazel. Es handelt sich um einen Nachruf auf Hazel, der ihr den Mut zuspricht, also trotz ihres unvermeidbaren Schicksals, sie ist nun mal krank und wird halt irgendwann unweigerlich sterben, halt das beste aus ihrem Leben zu machen. Für viele Leser des Romans, die vielleicht ein ähnliches Schicksal wie Protagonisten erleiden, erweist sich so etwas lebensbejahendes als ungemein wertvoll. Da ihnen der notwendige Halt in einer für sie schlimmen Situation (und bis zu ihrem unverweigerlichen Ende) geboten wird. Denn das Schicksal ist halt ein mieser Verräter. Dem Roman von John Green liegt eine Ehrlichkeit und Authenzität zu Grunde, die zwecks der Verfilmung von Josh Boone solange durch die Blockbuster-Industrie-Gleichmacher-Presse Hollywoods gedreht wird, bis zu Gunsten einer funktionierenden Hollywood-Dramaturgie und der Gier nach dem schnöden Mammon ein leicht verfälschter Abschluss entsteht. Der mit seiner Aussage natürlich jedem gefallen MUSS. Man soll halt an die große Liebe glauben, auch wenn das Schicksal ein mieser Verräter ist. Es ist  halt schade, das Publikum und die in überschwänglichen Lobeshymnen verfallende Kritik Josh Boones Verfilmung auch in Zukunft auf den Leim gehen werden, also triviales mit einem Achselzucken einfach so akzeptiert wird.  Zwischendurch nämlich darf auch Laura Dern als Hazels Filmmutter in Josh Boones Verfilmung versichern das sie, egal, wie es mit Haze auch immer ausgehen wird, das beste aus ihrem Leben machen wird. Was durch die rosarote, postmoderne, zu begutachtende Brille sehr schön anzuschauen ist, aber das Konfliktpotential von Hazel wie in manch anderen Momenten (im Gegensatz zum Roman) halt wieder schrumpfen lässt. Darüber hinaus werden Hazel und Ansel dem Publikum bereits zu Beginn als tumbe Teens vorgestellt, welche auf Grund ihrer umherwirbelnden Hormone erst gar nicht dazu fähig sind, eine emotionale Lebens-Achterbahnfahrt mit oder ohne den Tod zu bewältigen. Das Publikum hingegen goutiert soviel echt tolles, entgegen gebrachtes Vertrauen in Form einer entsprechenden, geschaffenen Identifikationsfläche irritierenderweise auf positive Art und Weise. Ebenso benötigen die Protagonisten einen großen Knacks beziehungsweise einen heftigen Wink des Schicksals , um die Genre-typischen, recht langweiligen Up´s And Down´s bewältigen zu können. Damit wird dem Publikum aktuell selbstverständlich gegeben, was es in schöner, aufgesetzt wirkender, klassischer "Tränendrücker-Drücker" Manier auf recht stereotype Art und Weise wieder sehen möchte. Wie es halt so oft wie in vor sich dahin oszillierenden, abendlichen Daily-Soaps des öffentlich-rechtlichen Programms der Fall ist. Was bei entsprechender Qualität mit einem Zähneknirschen zu akzeptieren wäre, aber trotz allem Hype des Publikums in Wahrheit einfach keinen Reiz versprüht. Also einfach nur als langweilig einzustufen ist. Und das hat folgende Gründe: zum einen erscheint auch der Plot-Twist bei einem Blick auf den Filmtitel alles andere als überraschend: selbst Nicht-Kenner der Roman-Vorlage brauchen sich gedanklich bereit nach wenigen Minuten nicht großartig anzustrengen, um Anfang, Mittelteil und Ende von Josh Boones Verfilmung, also den ganzen Ablauf der zu Grunde liegenden, adaptierten Erzählung, mit einer Leichtigkeit voraussehen zu können, die ihresgleichen suchen dürfte.

Und im Gegensatz zur aktuellen, gleichermaßen stockkonservativen Verfilmung von Josh Boone findet Howard Ziff in seinem neunziger Jahre Erfolg "My Girl" bessere, filmische Lösungen, damit das seelische Innenleben der Hauptdarstellerin beziehungsweise deren Konflikt mit dem Leben in Form einer sich anbahnenden, neuen Familie als auch dem und Tod vermittelt werden kann. Vor allem in Form von Wut auf die nicht zu umschiffenden Ungerechtigkeiten des Lebens, beispielsweise wenn der beste Freund stirbt. Was einst in einigen emotional ergreifend gespielten Momenten von Anna Chlumsky gipfelte, die nicht der Überzuckerung zum Opfer fallen dürfen. Anna Chlumsky optisch wie charakterlich auch für aktuelle Verhältnisse einfach authentischer als Shailene Woodley wirkt. Oder man wird Zeuge kleiner geschaffener, intimer Momente, die im Gegensatz zum aktuellen Blockbuster "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" einfach den nötigen, größeren Spielraum bekommen, damit die zueinander findenden Protagonisten in einzigartiger Weise ihren ersten Gefühlen füreinander freien Lauf lassen dürfen. Das eigene Schicksal wird in "My Girl" halt zu keiner Zeit verharmlost beziehungsweise heruntergespielt. In Josh Boones 2014er Drama "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" ist dies im Angesicht von Hazel Grace Lancaster zwar auch nicht der Fall. Aber Script und Regie begehen bei aller Liebe zum Sujet am Ende aber einen wie bereits angesprochenen, inszenatorischen Fehler, der alle Dramaturgie konterkariert: sie lassen es zu, das Dank den Auftritten von Hazels großer Liebe Augustus Walters (gespielt von Ansel Elgort) und ihrer Mutter, Mrs. Lancaster (ordentlich verkörpert von Laura Dern), lebensbejahende Kalender-Weisheiten propagiert und ein damit verbundener Rosamunde-Pilcher-Happy-Sommer-Märchen-Charme eines hier austauschbar wirkenden, ins Leben gerufenen TV-Allerwelts-Dramas für die große Kino-Leinwand evoziert werden dürfen; Dinge, welche dazu beitragen, das die tiefschürfenden Probleme von Hazel Lancaster beim zählen bis "Drei" in bestimmten Szenen immer wieder zu schnell aus dem Gedächtnis der Protagonisten (und auch dem des kollektiven Publikums) verdrängt werden können. Genauso wie es die zuständigen, behandelnden Ärzte im aktuellen Blockbuster halt in so manchen Szenen hinbekommen. Wie soll man dann überhaupt spüren, wie es wirklich um das Innenleben der Protagonisten bestellt ist, wenn ihnen das Grübeln darüber verwehrt wird. Da es stets mit einem charmanten Lächeln von Laura Dern oder den üblichen Genre-Problem-Lösungs beziehungsweise Erklärbär-Phrasen von neunmalklugen, behandelnden Ärzten weggewischt wird? Damit sich alles thematisch für das Publikum im rosaroten Wohlgefallen auflösen darf? Und am Ende kommt es doch ganz dicke, obwohl es nie so wirklich dramatisch wurde. Welch innovative Form der Inszenierung.  "Even thou you have freaking cancer, you are willing to give money to corporation for a chance to acquire even more cancer? Let me just assure you that not being able to breathe? SUCKS. Totally disappointing. Totally." -  Denn wo bis zur nächsten, ab zu hakenden Erzähl-Etappe, die dem Publikum mit dem sprichwörtlichen Bilder-Holzhammer, beispielsweise in Form von schwarz-weißer, dramatischer Krankenhaus-Aufnahmen diktiert, was es zum empfinden hat, dem ganzen dramaturgischen Prozedere entgegenlaufend keinerlei Konflikte und daraus resultierende Reizpunkte mehr zu existieren brauchen, da kann logischerweise auch kein nachhaltiger, also konstant-linearer Spannungsbogen entstehen. Die notwendige, packende Spannung, um der sterilen Inszenierung von Josh Boone etwas entgegenzuwirken, kann sich in "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" nur dann einmal zur Abwechslung einmal richtig entwickeln, wenn Schauspieler Willem Dafoe als Peter van Houten die Bühne betreten darf, der zumindest etwas Salz in die dramaturgisch ansonsten vor sich dahin plätschernden, am Ende nicht verharmloste, aber dann doch nicht bissig genug behandelte Thematik bringt. Also, warum wird Josh Boons Coming-of-Age-Drama "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" in den höchsten Tönen gelobt, wenn es in vielen Szenen an der letzten, thematischen Unbequemlichkeit, ja am eigentlich vorhandenen rebellischen Reiz der Figuren aus John Moore´s Vorlage, an der unterschwelligen, konstanten Spannung und auch am handwerklichen Fortune fehlt. Und somit keine richtige Wirkung evoziert werden kann? Wenn man sich schon die übliche Drama-Erzähl-Formel Hollywoods auf das sprichwörtliche Brot auftragen lässt, dann möchte man sich auch überwältigt und voller aller US-amerikanischen Problem Wälzerei übersättigt fühlen. So etwas haben andere, klassisch-inszenierte Hollywood-Dramen, über deren Qualität sich ebenfalls vortrefflich streiten lässt, zum Beispiel "The Help", bereits deutlicher besser hinbekommen.

Denn auch Hazels Reise, der unverständlicherweise damit einhergehende, austauschbar-wirkende Look, ein zu dunkles und daher unheimliches bis leblos wirkendes Café der auch in der Vorlage so wichtig erscheinenden Stadt Amsterdam als auch der mit den seltsam aseptisch bis tot wirkenden Wasser-Katakomben verbundene Blick in den gräulich-hässlich wirkenden Himmel tragen am Ende, im Gegensatz zum vernehmenden, irritierenden "WOW" der Protagonisten nicht gerade dazu bei, das man deren Entwicklung mit einem entsprechendem Kick erleben darf. Es fehlt halt einfach an der Extra-Klasse der Aufnahmen, damit Josh Boones aktueller Blockbuster auch auf visueller Ebene eine vom mittlerweile etablierten, angestaubten und semi-dokumentarischen Lehrer-Paar-Art-House Drama-Stils angenehme, dringend notwendige, also distanzierende Frische versprühen darf. "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" hinterlässt aber leider eher den Eindruck einer gräulichen Sonntag-Nachmittags ZDF-Seniorenfahrt ins vermeintliche Glück, die mit der preisgünstigen, mitgebrachten und festgeschnallten Steady-Cam des regionalen Touren-Leiters aufgezeichnet wurde. An deren Ende eine bittere Enttäuschung und nach einem gemeinsamen Kennenlernen der unvermeidbare Tod steht. Was durchaus hätte packend ausfallen können. Aber dabei man erinnert sich gleich wieder an die geniale Idee von Script und Regie, jeden kleinen Anflug von Hazels bis dato angedeuteter, tiefschürfender und Spannung evozierender Seelen-Krämerei durch romantische Momente und 08/15 Tage-Buch-Voice-Over zu negieren, die Tiefgründigkeit vorgaukeln sollen. Was logischerweise nicht funktionieren kann und leider eine unüberbrückbare Distanz zwischen Publikum und Protagonisten schafft. Denn die eingestreuten Voice-Over sind nicht mehr als ein wackeliges Verbindungsglied einer in der filmischen Adaption recht  konstruiert wirkenden Story. Wie frustrierend als auch ernüchternd. 

"They don't kill you unless you light them. And I've never lit one. It's a metaphor, see: You put the killing thing right between your teeth, but you don't give it the power to do its killing. A metaphor." -  Und so schön die obligatorischen "Tränen-Drüser-Drücker-Momente" von Shailene Woodley als Hazel Graze auch gespielt sind. Und auch wenn uns es uns das Herz zerreißt, wenn unsere große Liebe stirbt, was ja vollkommen normal und bereits erzählerisch abgewetzt ist: was nutzen diese zwischendurch aufblitzenden, besseren Momente des Films, wenn der entsprechende Funke von Shailene Woodley als dargestellter Persönlichkeit "Hazel" persönlich auf jemanden einfach nicht überspringen möchte. Weil sie bis dato neben den angesprochenen Schwächen der Inszenierung den Charme beziehungsweise den Sex-Appeal eines bräsig-biederen und nicht aufmüpfigen, sondern leider zu schlaffen, zu steif gespielt wirkenden, also todlangweiligen Öko-Girlies mit zurecht geföhnten, schönen Haaren und schlabbrig-gammeligen, geliehenen Kleidungsstücken der Second-Hand-Reste-Rampe, hässlicher als vom Kik-Kleidermarkt evoziert. Das gar nicht richtig aus sich herauszugehen und daher nichts und niemanden zu trotzen, geschweige denn zu berühren vermag. Und wenn dies zur Abwechslung in wenigen Momenten dann doch einmal bis zu einem gewissen Grade geschieht, wirken diese Momente sehr artifiziell-bemüht, wie ein plötzlich auftretendes "fast, harder, intense" auffordern Josh Boones, der niemals wirklich verstanden hat, warum John Greenes Roman so ungemein populär ist... Damit man nicht falsch verstanden wird: niemand erwartet von einer Darstellerin wie Shailene Woodley, das sie in "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" feinste Louis vuitton Kleidung vorführt, aber ein Reiz ihrer Figur Hazel, damit eine bodenständige Verbindung zum Publikum entstehen kann, sollte  halt auf authentische Art und Weise herbeigeführt werden.  Und daher liegt es an zuständigen Kostüm-Designern, einfach bessere Arbeit abzuliefern.  

Aber auch Ansel Elgort hinterlässt als Augustus Walters einen am Ende zu überzuckerten Eindruck und kann dieser am Ende notwendigen Authenzität nicht gerecht werden. Er legt halt die Ausstrahlung eines plakativ wirkenden, charakterlich-fehlerlosen Posers mit Zigarette in Munde, ja eines nicht freundlich erscheinenden, aber bereits hochtrabenden, nicht Literatur-Nobelpreis-Studenten-Exzentrikers, sondern eines nicht zu ertragenden Prosa-Schleimers vom University College in London an den Tag, der jegliche rebellischen Anflüge von John Greens interessanter, James-Dean-liker Figur Augustus mit Zigarette im Mund gleich als unglückliche Parodie erscheinen lässt. Und gibt es überhaupt charakterlich immer perfekte Menschen? Man darf daran zweifeln. Und genau aus diesem Grunde erscheint die zu Grunde liegende Hollywood-Dramaturgie in "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" im Gegensatz zur Meinung vieler Rezipienten nun einmal alles andere als ehrlich. Mit Hazel und Ansel werden uns als das  hässliche Entlein und der perfekte Prinz "Charming" verlogene Ideale aus Pretty-Woman als Hollywood-Mythos verkauft. Dies sind Dinge, die für den Durchschnitts-Bürger gar nicht zu erreichen  und halt etwas anderes ausdrücken, als es die Protagonisten in der Romanvorlage nun mal zu evozieren vermögen... Als bezeichnend dafür offenbaren sich auch Ansel Elgorts penetrantes Dauerlächeln und die dazugehörig-aufgesetzt wirkende, weltmännisch-kultivierte, zur Figur Augustus konträr wirkende, alles andere als passende Don-Juan Gewinner-Pose, mit der Hazel Graze beim gemeinsamen Abendessen in einem Luxuslokal in Amsterdam um den Finger gewickelt werden soll. Welches das Publikum mit einem Ambiente und eher dem erkennbaren, grob auf dem Teller servierten Kinder-Portion-Essen eines der Optik nach wirkenden Ein-Sterne-Restaurants verwöhnt.  Wo entsteht in Josh Boones Verfilmung dann überhaupt so etwas wie Romantik? Eben. Und warum verfällt vor allem das weibliche Publikum einem durch Ansel Elgort ausgelösten Hype, obwohl dessen hier zu aalglatte und todlangweilige Sascha Hehn Telenovela-Attitüde im Gegensatz zur mit Ecken und Kanten versehenen und daher interessanteren Persönlichkeit der Vorlage zweifelhaft bleibt? Solch ein in Josh Boones "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" gespieltes Liebes-Paar wie Hazel und Augustus soll also Sympathien hervorzaubern, gar zum mitfiebern anstiften, oder gleich Liebes-Gefühle in einem wecken? Obwohl nur der verbissene Ehrgeiz des Hauptdarsteller-Paares in jeder Sekunde zu spüren ist, unbedingt DAS aktuelle Liebespaar schlechthin verkörpern zu müssen, damit alle minderjährigen Harcore-Twilight-Fans, die in "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" die nun selbe Thematik geboten bekommen  bloß nicht enttäuscht werden dürfen. Ebenso kann keine romantische Stimmung existieren, wenn Ansel Elgort plötzlich als stark von sich eingenommener Lokal-Unterhalter auftreten muss, dem sein gegenüber kaum etwas entgegenzusetzen hat. Wo keine (romantischen) Konflikte entstehen, da kann nun mal kein Reiz vorherrschen. Wieder einmal. Nein, alles das kann im Gegensatz zur Meinung des Publikums, das sich rein von blinden machenden Emotionen leiten lässt, was an dieser Stelle keineswegs abwertend gemeint ist, also nur schaut, aber schon gar nicht mehr genau hinsieht, am Ende nicht funktionieren. Das "Schicksal ist ein mieser Verräter" offenbart sich nicht als leichtfüßiger Walzer, sondern ein vor sich dahin oszillierender Tango, wo jeder Schritt dem Hauptdarsteller-Paar schwerfällt, auch wenn trotz einer Adaption Josh Boones am Ende etwas anderes als ein langweiliger Literatur-Nobelpreis-Charme vermittelt werden soll.

Denn auch ansonsten regiert in Josh Boones Drama die asexuelle Prüderie, welche bereits in Jason Reitman Beinahe-Gewerbskitsch-Drama-Porno"Labor Day" das Publikum langweilte. Das Publikum wird in Josh Boones Drama gleich zu Beginn mit einem Brust-Anfassen eines Liebespaares konfrontiert, das bei kleinen Mädchen eventuell einen hochroten Kopf und ein wenig Kichern zu evozieren vermag. Aber genau wie Augustus und Hazels große Liebesszene, bei der es gerade einmal den Rücken der Hauptdarstellerin zu sehen gibt (es wird tatsächlich der BH geöffnet!), schwelgt dieser Moment in aller sterilen Keuschheit, Gestellt- und Keim-Freiheit vor sich hin. Damit man nicht falsch verstanden wird: niemand erwartet in "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" pornographisch wirkende Momente, aber zur Liebe gehört nun auch einmal das bestimmte Feuer beziehungsweise die Leidenschaft zwischen den Geschlechtern dazu. Die Protagonisten haben trotz ihrer Krankheit noch ausreichend Kraft dazu, miteinander Liebe machen zu können. Also warum bekomenn wir das auf nicht-pornographische Art und Weise nicht zu Gesicht? Es gibt genug Mittel und Wege dafür, Emotionen in jeder Bandbreite richtig darstellen zu können. James Cameron zeigte in seinem Welterfolg "Titanic", wie so etwas auf der Leinwand im Rahmen des Mainstreams richtig funktionieren kann.  Josh Boones Drama "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" hingegen folgt in letzter Hinsicht, genau wie "Twilight" und "Labor Day", einem mittlerweile überall grassierenden Hollywood-Trend. Der halt alles andere als sexy ist, auch wenn das Publikum das anders sehen möchte. Und entpuppt sich in Wahrheit einfach nur als ein Langweiler zum Quadrat, der Leerlauf als Intelligenz suggeriert, seine anderthalb Ideen auf Spielfilm-Länge auswalzt, sein Pulver bald zügig verschießt und ihm nach hinein nicht mehr das Interesse auf sich zu ziehen vermag.  

Fazit: Und daher ist Josh Boone mit seiner Verfilmung von "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" am Ende gescheitert, diese entpuppt als höchst uninteressantes Entertainment. 

Wertung: 4/10 Punkte