Kritik - Chicken Run - Hennen rennen

Kritik - Chicken Run - Hennen rennen

"Aha! Ein Yankee! Die kommen in jedem Krieg zu spät!" -

Zwischen Knet- und CGI-Animationen besteht durch den Einsatz der herangezogenen Mittel seit jeher ja ein geraumer Unterschied. Allerdings muß die liebenswerte Knetanimation dem Hause "Pixar” in Sachen Qualität ja nichts nachstehen, wovon uns zu letzt Adam Elliots charmanter Animationsspaß "Mary und Max - Oder schrumpfen Schafe wenn es regnet” aus dem Jahr 2010 zu überzeugen wußte. Es gibt also immer wieder bestimmte "Knet-Highlights” zu bewundern, welche das Prädikat "Kult” zurecht verdienen, also es schaffen, dem eigenem Genre den Stempel aufdrücken. "Chicken Run” z.B. (aus der Feder der Wallace & Gromit Erfinder als auch Begründer der Aardman Schmiede Peter Lord und Nick Park) ist eines dieser kleinen Highlights. "Chicken Run” verblüfft zwar Dank einer begnadeten  Stop-Motion-Animationstechnologie, allerdings wird diese der tollen Geschichte und den charmanten Figuren untergeordnet.

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"Uns fehlt der Schub!" -

Und das wichtigste, absurd witzige, aber auch brillante am  Animations-Spaß der Aardman-Schmiede ist: es menschelt sehr.  Wer kann sich überhaupt Hühner vorstellen, die sich wie Menschen verhalten, die tiefer charakterisiert werden und ihrer gnadenlosen Verwurstung entgehen wollen? Auf solch einen positiv-absurden Einfall muß mancher Drehbuch-Autor erst einmal kommen. Der Empathiefaktor der "Protagonisten” ist enorm.  Es ist schwer vorstellbar, das  Stop-Motion "Hühner” es schaffen, eine emotionale Bindung zum Betrachter  aufzubauen. Aber in "Chicken Run" ist das nun mal eine Tatsache.   Denn die nichtmenschlichen Protagonisten in "Chicken Run” überzeugen wie angesprochen Dank ihrer enormen Charaktertiefe. Held "Rocky" (Mel Gibson) z.B. übernimmt die Rolle des tollen Hechtes, pardon, Hahns, der die gesamte, in "Chicken Run" versammelte Hühner-Gesellschaft aus dem eigenem "Ghetto" von Mr. und Mrs. Tweedys Hühnerfarm befreien darf.  Und Chefhenne Ginger widerum ist die besonnene Anführerin und gute Seele der Hühner-Gemeinschaft, welche ständig Pläne ausheckt und den Rest der Gesellschaft zur Flucht animiert.  Den Rest an memorablen "Charakterköpfen” muß man ebenfalls einfach in all seinen "Facetten" erlebt haben.

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"Die Chancen, dass wir hier jemals rauskommen, stehen eins zu einer Million!" - "Das heißt, dass wir eine Chance haben." -

 "Chicken Run" richtet sich Dank seiner Botschaft an ein teils erwachsenes und bereits den Kindernschuhen entwachsenes Publikum:  mit trockenem und lakonischem Witz wird ein historischer Perspektivwechsel vollzogen, der es wirklich in sich hat. Denn vor der quietschbunten Animations- und Popkulturtapete werden die Folgen des zweiten Weltkrieges und des Holocausts auf satirische Art und Weise gnadenlos durch den Kakao gezogen. Und entsprechend im Animationsverfahren bis zu einem gewissem Grad widergespiegelt. Wer letztendlich dabei Federn lassen muß, wird an dieser Stelle nicht verraten . Aber eines ist sicher: mit den menschlichem Hühnerhaufen bei ihrer "emotionalen " Tour de Fource bzw. Flucht aus dem "Ghetto" von Mrs. Tweedy mitzuleiden, macht einfach tierischen Spaß. Denn ein jeder der involvierten, schrulligen Charaktere spricht einen gewissen Betrachter der entsprechenden Zielgruppe des Publikums auf perfekte Weise an.   Peter Lord und Nick Parks Stop-Motion -Animations-Spaß "Chicken Run" offenbart sich Dank des typisch britischen, pech-schwarzen Humors bzw. der immanenten "Political Incorrectness" als drollig und erfrischend. Und hebt sich wohltuend vom Animations-Einheitsbrei mit der immer wieder durchdeklinierten, am Ende löblichen Moral wohltuend ab.  Und auch Dank eines wahren, inszenatorischen Höllentempos vollzieht sich im gelungenem Finale der Fluchtversuch der ins Leben gerufenen "Hühnergesellschaft.” Mrs. Tweedy hingegen wird der Leidenstour der "Hühner-Gesellschaft" zur veränderten, durch den Kakao gezogenen Todesbotin des KZ und des Nationalsozialismus umfunktioniert. Die  Hühner hingegen bekleiden die perfekte Gegenposition, werden aber dennoch nicht unnötig glorifiziert. Ihre Flucht als Volk vollzieht sich auf Grund des eigenen Willens zum überleben.  Und Gockel "Rocky” ist natürlich nichts anderes der gnadenlos persiflierte amerikanische "Patriot”, der nicht zu spät kommen darf, um ein gesamtes Volk vor dem Untergang zu retten. Die Spiel- und Detailfreude der in "Chicken Run" auftauchenden Knet-Figuren kennt bis zum Finale kaum Grenzen. Ebenso darf man im Verlaufe mit einigen geistreichen (!) Dialogen vorliebnehmen, welche zum referieren über den Wert des eigenen SEINS im Angesicht des nahenden Todes einladen. Aber auch einige inszenatorische Wendungen sind garantiert.

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Fazit: Plastilin-Knete, ein Hand voll genialer Ideen, eine interesante Geschichte und ein bißchen Spucke der Erfinder reichen am Ende vollkommen aus, um das Publikum berühren und mitreißen zu können.  "Chicken Run offenbart sich als spritzig-überdrehte Persiflage, welche  das vergangene, globale Weltgeschehen auf typisch britisch-gekonnte Art t als "nonsensical" und "silly" entlarvt.  Und nachwievor einen starken Reiz auf den Zuschauer ausübt.

Wertung: 8.5/10 Punkte


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