Kritik - Avatar - Aufbruch nach Pandora

Kritik - Avatar - Aufbruch nach Pandora

Der Reichtum dieser Welt liegt nicht in der Erde, er umgibt uns überall. Die Na´vi wissen das und sie kämpfen um ihn zu verteidigen. Wenn sie diese Welt mit ihnen teilen wollen, müssen Sie sie verstehen." -

Es ist schon ein Kreuz mit "Avatar", einem der teuersten Blockbuster, der je über die Leinwände unserer Welt flimmerte und der erste Film von James Cameron nach zehn Jahren Leinwandabstinenz ist. Von manchen spöttisch als "Die Schlümpfe im Science Fiction  Genre" verrissen, also kritischer Überhärte entsprungen, von der anderen Seite sklavisch verehrt, was man teilweise sogar auf Grund verschiedener Aspekte nachvollziehen kann; und von den Filmemachern selber als totale Revolution propagiert, macht es "Avatar" dem Betrachter keineswegs leicht, einn entgültiges Ureilt zu fällen, also zu der Seite der Liebhaber  oder Hassern von James Camerons Film zu tendieren. Denn die Wahrheit liegt bekanntlich meistens irgendwo in der Mitte, auch in diesem Falle. Denn die inszenatorischen Stärken und Schwächen halten sich bei James Camerons "Avatar" die Waage.

Kritik - Avatar - Aufbruch nach Pandora

Entscheidend für die Beurteilung von James Camerons Science-Fiction-Spektakel "Avatar" muß natürlich auch die Tatsache sein, das sich die gesamte Handlung Dank der Drehbuchatoren als zu plakativ, also bemüht, konstruiert, zu demonstrativ, also als zu sehr gewollt im Ausdruck der eigenen Überlegenheit offenbart, wenn diverse Western- und Märchenklischees zwecks der einer austauschbaren Dramaturgie heranbemüht werden. In James Camerons Science-Fiction-Spektakel vermisst man das Erlebnis einer wahrhaftigen, narrativen Komplexität,  also eine größere Vielschichtigkeit in den zwischenmenschlichen zu pflegenden Beziehungen in Form diverser gesellschaftlicher Grautöne. Und auch eine Botschaft, welche frühestens seit Kevin Costners 1991er 7fach Oscar-prämierten Welterfolg "Der mit dem Wolf tanzt" NICHT jedem bereits hinlänglich bekannt sein dürfte. Kevin Costner bietet mit seinem Film zudem den Vorteil, in Sachen Überwindung der Gegensätze der verschiedenen Kulturen (Eingeborene vs. weiße Kapitalisten)  echten Menschen, deren etwas differenzierterem Umgang miteinander und daraus resultierenden, ehrlicheren Emotionen beiwohnen zu dürfen. Man darf in "Avatar" also gerne auf "künstliche" Wildpferde mit unvermeidlichem USB-Anschluss im Gehäuseverzichten. Um sich so in der von Kevin Costner echt eingefangenen, rauhen Natur dem Clash "Antike vs. Moderne" hinzugeben. Welche in vielen Höhepunkten, beispielsweise in der bekannten Büffeljagd, gipfelt.

Kritik - Avatar - Aufbruch nach Pandora

Zu Gute halten muss man James Cameron aber, das er zumindest ein technisch nahezu perfektes Leinwanderlebnis inszeniert hat, welches aus vielerlei CGI-Aufnahmen (computer animierten Grafiken) besteht. Und diese Grafiken so perfektionistisch bzw. Detail versessen ausgearbeitet wurden, so das man kaum Anlass zur Kritik haben kann.  James Camerons visueller Stil lässt sich zudem schwerlich einer bekannten Kategorie im Blockbuster-Segment zuordnen, also weder mit einem visuellem Production-Design der WETA-Schmiede in Peter Jackson Herr der Ringe Trilogie, noch mit dem üblichen Animationsfilmverfahren der Pixar-Schmiede vergleichen. Denn in "Avatar" erfährt das Motion-Capture-Verfahren eine neue Dimension, wenn das "Reale" entsprechend, also technisch überhöht inszeniert wird. Und man mit Darstellern wie Sam Worthington, Zoe Saldana oder einer Leinwand-Ikone wie Sigourney Weaver ("Alien", Aliens") vorlieb nehmen darf. Welche für den dringend benötigten Charme in den bombastischen Kulissen sorgen, diese dem Publikum also empathiefähig erscheinen . Und somit der gut gemeinten, aber im Grunde genommen zu blauäugigen Handlung zumindest etwas positives abgewinnen können.

Denn man erhält in "Avatar" stets das Gefühl, als würde James Cameron seinem großem Ego mehr denn je als in vergangen, inszenierten Blockbustern freiem Lauf lassen. Aber ein großartiges Erlebnis definiert sich auch dadurch, das zu jederzeit eine fesselnde Geschichte zelebriert wird, welche die einen oder anderen, unvorhersehbaren Ereignisse auf das Publikum einstürzen lässt. Die Wendungen der Ereignisse bleiben in "Avatar" jedoch stets vorhersehbar. Ebenso muß man, mehr noch als in James Camerons Welterfolg "Titanic", mit so manchem Figuren-Klischee, hier in Form der eindringenden Milität- und Kapitalverbrecherbande vorliebnehmen, welche sich den Reichtum der Welt der Na´Vi unter dem Nagel reißen möchte. Besonders Stephen Lang wirkt als Colonel Quaritch eher so, als hätte man ihn einem Katalog entrissen, welcher mit den bekanntesten Klischees diverser, in US-amerikanischen Blockbustern auftauchenden Schurken aufwarten kann. Letztlich wirkt "Avatar" Dank James Camerons stringenter Inszenierung im Endeffekt besser, schöner und progressiver als es der Inhalt hinter der aufgezogenen CGI-Tapete nun mal in Wirlichkeit ist.  Letztlich bleibt ein Gefühl des leichten unbeschwerten Konsumierens mit eklatanten Makeln zurück, welches zum einen jeglichem Anspruch an INTELLIGENTER Unterhaltung entsagt und das gesamte, auf das Publikum einstürzende Erlebnis zu autark (zu selbstgenügsam und oberflächlich) wirken lässt. Das mag einer bestimmten Blockbuster konsumierenden Gruppe des Publikum nicht sauer aufstoßen, für die sich der Film als Genuss der üblichen Fast Food Konsumierung, also als Macht der Gewohnheit, offenbart. Warum sollte man diese Gewohntheit überhaupt kritisieren? Und mit dieser brechen, um etwas besseres zu probieren?

Kritik - Avatar - Aufbruch nach Pandora

Es gibt aber auch Zielgruppen, für die sich ein Genuss (auch im Blockbuster-Segment) als etwas besonderes offenbart. Und dieser Genuss sollte eher einem Fünf-Gänge-Menü gleichkommen, das man nach dem Kosten nicht so schnell vergessen möchte. Und Dank der geschürten Erwartungshaltung des Regisseurs, der Produzenten bzw. der zuständigen Filmstudios strömten sämtliche Besucher dieser Zielgruppen in die Kinos, damit ein jeder zufriedengestellt werden konnte. Was auf Grund der angesprochenen Schwächen von "Avatar" leider halt nicht möglich war.

Fazit: So sieht er also aus, der durchschnittliche Blockbuster von heute, also wie James Camerons "Avatar" : technisch hervorragend in Szene gesetzt, inhaltlich simpel strukturiert, also von echter, gewollter Tiefgründigkeit deutlich entfernt, überraschungsarm inszeniert, aber mit guten bis erstklassigen Schauspielern gesegnet, die immer versuchen, ihr bestes zu geben.Letztendlich lässt sich "Avatar" eher als inszenatorisches Mittelmaß einstufen, da man sich auf Grund des mauen Drehbuchs auf narrativer (erzählerischer) Ebene selber ausbremst. "Avatar" büßt nach 2-3 maliger Sichtung bereits deutlich an Reiz ein. Letztendlich bleibt James Cameron als "König der Welt" damit unter den selbst geschürten, qualitativen Erwartungen. Was lediglich vom US-Box-Office-Einspielergebniss traurigerweise kaschiert wird. Avatar ist und bleibt am Ende  halt nur eine inhaltlich unausgereifte Metapher bzw. Allegorie, welche sich mit kolonialistischer Kriegsführung beschäftigt. Und sämtliche, wichtigen historischen Ereignisse unseres Maktrokosmos wie die Vernichtung der Indianer, den Vietnam- und den Irakkrieg als auch die dazu gehörigen Klischees einmal gehörig durch durch den Wolf dreht. Und diese Bezüge im Fantasy /Science Fiction Genre in einem mit Zuckerschmalz versehenem Mantel präsentiert. James Cameron wird seine angekündigten Fortsetzungen zu "Avatar - Aufbruch nach Pandora" deutlich besser, also weniger seicht inszenieren, also es sich im Endeffekt nicht mehr "zu leicht" machen müssen.

Wertung: 6/10 Punkte


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