Franziskus stellte bei einer spontanen Pressekonferenz im Anschluss zu seinem Abstecher nach Brasilien klar, dass ihm die Ausgrenzung von Homosexuellen widerstrebe.
Für diese wachsweichen Worte fand er nicht nur bei Westerwelle Anerkennung.
Allerdings mischt sich auch berechtigte Kritik in den Jubel: Der Sprecher des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (LSVD), Manfred Bruns, stellt in der Berliner Zeitung klar, dass der Papst keine Neuigkeit verkündet habe. Und das diese Aussagen keine Änderung des vatikanischen Denkens bedeuten. Denn “das entspricht dem, was schon im katholischen Katechismus steht. Der Unterschied ist nur, dass sich Franziskus nicht dogmatisch, sondern menschlich äußert.”
Deutlicher wird da David Berger in einem Interview mit n-tv. Er weist darauf hin, dass diese nette Aussagen des Papstes zwar in freundlichem Ton gesagt wurde, aber auch sofort eingeschränkt wird: “Das Ausleben der Homosexualität ist Sünde und man darf keine Werbung für Homosexualität machen. Das heißt, sich zusammenzuschließen und für die Rechte von Homosexuellen zu kämpfen, ist verboten.” Er fährt fort: “Mich wundert, dass alle in Jubel ausbrechen. Eine offene Diskriminierung ist oft weniger gefährlich als eine, die freundlich daherkommt.”
Und so wird sich für homosexuelle Gläubige nichts ändern: “In Einrichtungen der katholischen Kirche führen Homosexuelle, ob Frauen oder Männer, ein Doppelleben: Einerseits dürfen sie sich nicht outen, andererseits wird ihre Veranlagung toleriert – allerdings nur so lange, wie nach außen hin niemand etwas davon erfährt.”
Darauf machen auch die Veranstalter des Nürnberger Christopher-Street-Day (CSD) aufmerksam: Unter dem Motto “Achtung Kirche: Homophobie ist Sünde – GegenSteuern!” treten sie in diesem Jahr an.