"Nun mal hoch meine Süßen, worauf wartet ihr noch? Wollt ihr im Bett frühstücken? Wieder fängt ein glorreicher Tag an. Und ein Tag bei den Marines ist wie Ferien auf ner Farm. Jede Mahlzeit ist ein Bankett, jeder Sold ein Vermögen, jeder Appell ist eine Parade, ich bin von der Armee begeistert!" "Ach du dickes Ei, der Boden ist ja eiskalt!" "Soll ich Ihnen ihre Pantoffeln holen?" "Würden sie das tun, Seargent? Das wäre wirklich reizend!" "Sehe ich so bescheuert aus?"
James Cameron galt in den 80er und 90er Jahren als großer visionärer Regisseur, als Macher, als Mann der Superlative, der das, was er anpackte, zu richtigem Gold werden ließ. Es gab Zeiten da nahm man ihm sein übergroßes Ego noch ab, da er auf seine markigen Sprüche und die eigenen, visionären Vorstellungen noch exzellente Taten folgen ließ, bevor er sich zum "King Of The World" aufschwang und mit kitschigem, schlumpfblauem Bombast á la Avatar das Kino-Publikum spaltete. Mit "Aliens – die Rückkehr" bewies er einst, das er großartige, nervenzerfetzende Spannung auf die Leinwand und in die heimischen Wohnzimmer bringen konnte, welche einfach nur das Adrenalin und die Pumpe des Publikums zum kochen brachte. Man denke dabei nur an die Reaktionen des internationalen Publikums bei der Uraufführung von "Aliens" im Jahre 1986 zurück. James Cameron war clever genug zu erkennen, das er Ridley Scotts Genre-Steil Vorlage "Alien" unmöglich erneut in Szene setzen konnte, da diese bereits das Genre durch viele innovative Ideen abschloss. Also einen Deckel auf das bisher gesehene im Science-Fiction-Genre setzte. Er vermied intelligenterweise einen faden Abklatsch und verlagerte den Schwerpunkt in seiner Spiegelung von Ridley Scotts Survival-Schocker Alien, "Aliens – die Rückkehr" so, das weniger der psychologische Horror, sondern der reine "Terror" neben bahnbrechenden Actionsequenzen im Vordergrund stand. "Aliens" offenbart sich als im Director´s Cut zweieinhalb Stunden langer, Action lastiger Horror Trip, der mit einigen psychologischen Motiven versetzt wurde. Und laut James Cameron der Inbegriff von "40 Miles of Bad Road," ein surrealer Alptraum ist, den man wie in einem dunklen Tunnel durchquert, bevor man am Ende wieder das rettende Tageslicht erblickt.
Dabei fängt James Cameron in Sachen Inszenierung doch so verhalten, aber unheimlich atmosphärisch und schon beängstigend an. Nach den ersten 5 Minuten bereits erfolgt mit Ripley eine kleine Schocksequenz, die einen kleinen Vorgeschmack darauf bietet, was man im Laufe des Filmes noch zu erwarten hat. Cameron lässt sich Zeit, viel Zeit, um die wichtigsten Charaktere wie Ellen Ripley und Carter Burke einzuführen und den psychologischen Nährboden für das dann Handeln aller Beteiligten im weiteren Verlauf sähen zu können. Aber auch dafür, warum Ellen Ripley eine Beziehung mit Ersatztochter Newt eingeht bzw. damit deren Beweggründe erkennbar sind, sich im Kampf der "Mütter" der Alien-Königin im gelungenem Showdown zu stellen. Besonders deutlich wird dies im Director´s cut. Durch den kalkulierten Griff von James Cameron in die eigene Trickkiste, als er das Script zu "Aliens – die Rückkehr" persönlich in die Hände nahm und die Story selber zu Papier brachte, kam das Publikum nicht nur in den Genuss von Sigourney Weavers starkem Schauspiel, sondern auch zu etwas gänzlich anderem, unerwarteten. Cameron gelang der Geniestreich, Ellen Ripley in der Handlung der Fortsetzung aus eigenem Hause zu einer richtigen, glaubwürdigen Art von Abtrünnigen, Ausgestoßenen, zu einer Ersatzmutter und zu einer noch härteren Gegenspielerin des perfekten Killer Organismus heranreifen zu lassen. Und durch die Ergänzung von Carrie Henn und deren Verbindung zu Sigourney Weaver entstand "das" emotionale Herzstück des Filmes, das auch heute noch zu überzeugen und zu fesseln vermag. Beide Protagonistinnen liefern eine meisterliche Schauspielleistung ab, die auch heute noch der Gradmesser vieler, aktueller Blockbuster Produktionen ist. Durch die Schauspielleistung Sigourney Weavers und Carrie Henn fällt am Ende auch die an den Konventionen des Genres ausgerichtete Rahmenhandlung um Ellen Ripley, welche sich mit Vergangenheit und Zukunft, Schuld und Sühne beschäftigt, nicht ins Gewicht.
Manch einer mag James Cameron auch Zeitverschwendung und eine falsche Gangart vorwerfen, wenn er zu Anfang, nach bedrohlich wirkendem Intro und einem tollen Score, der nicht von ungefähr frappierende Ähnlichkeit mit Stanley Kubricks "2001 – A Space Odyssey" hat, mit gemächlichen Schritten die in sich geschlossene Handlung, die vom Vorgänger ebenso gut losgelöst zu betrachten ist, vorantreibt. Dieses gemächliche Vorgehen dient aber einer komplett anderen Intention: James Cameron nutzt dieses, um in der ersten Stunde Laufzeit eine bedrohlich gärende Atmosphäre sondergleichen aufzubauen (die dem Original nur "fast" stand hält, Cameron gleicht dies durch eine größere Anzahl an schockierenden Momenten aus ). Das Publikum wird dann per schleichendem Prozess ins Geschehen mit einbezogen, diesem wird unbemerkt die Schlinge um den Hals legt. Und diese wird dann mittels der klassischen Gangart fest zu gezogen. Als stellvertretend für diese Gangart erweist sich auch der erste Auftritt des Chestbursters, der aber nicht dem selben Blutschwall wie Ridley Scotts legendäre "Table scene" mit John Hurt erliegt, was für das Publikum ermüdend gewesen wäre. Nein, James Camerons Szene funktioniert ganz eigenständig. James Cameron hatte das Glück, mit dem leider verstorbenen, genialen Stan Winston (R.I.P) einen tollen Effekte Techniker an der Seite zu haben, der wirklich etwas von seinem Handwerk verstand, bedrohliche Momente, wie zum Beispiel Horror-Szenarien mit gleich zwei Facehuggern in einem hermetisch abgeriegelten Raum zu schaffen.
Und auch sonst bietet James Camerons würdige Fortsetzung zu Ridley Scotts "Alien" allerfeinstes: die Darstellung von Paul Reiser z.B. als hinterhältigem, skrupellosen und verschlagenem Carter Burke ging mittlerweile ebenfalls in die Film Historie ein. Und das, obwohl Paul Reiser aus dem Bereich der Comedy-Szene stammt und man daher eigentlich nicht erwarten konnte, das er solch durchtriebenen Charaktere wie Carter Burker glaubwürdig verkörpern würde. Ebenfalls hervorzuheben bleibt die Performance von Bill Paxton als Gefreitem Hudson, der sich als totales Nervenbündel und unheimlich labil entpuppte. Die Darstellung solch eines Charakters war es, die in "Alien" immer wieder einen tollen Draht zum Publikum ermöglichte. Bill Paxton übernimmt in "Alien - die Rückkehr" den Part, den Veronica Cartwright in "Alien" ausfüllte. Er verkörpert ebenfalls die inneren Ängste des Publikums, den Kampf mit dem inneren Schweinehund, also gegen das "Alien", verlieren zu können. Zudem sorgen Darsteller wie Jeanette Goldstein als coole Vasquez oder Michael Biehn als sympathischer Hicks für die hin und wieder notwendige Auflockerung der bedrückenden bis erdrückenden Atmosphäre, wenn der eine oder andere, mal mehr mal weniger smarte Oneliner abgefeuert werden darf.
"Hey, Vasquez, bist du schon mal für einen Mann gehalten worden?"
Vasquez: "Nein, und du?" Get away from her, you bitch!”
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"Aliens" entwirft eine weitere typische "Alien" Dystopie. James Cameron ändert zwar den inszenatorischen Schwerpunkt, setzt aber ansonsten wie Ridley Scott auf den ganz großen, epischen Maßstab und auf eine stilistische bzw. optisch hervorragende Kontinuuität im "Alien" Universum, was dem ganzem Prozedere nur zuträglich ist. Er entwickelt eine Welt, ein "Alien" Universum, über das es wie in Ridley Scotts Original kaum etwas positives zu berichten gibt. Und bleibt dabei trotz seiner Veränderungen dem Geist des Franchises treu. Aber im Gegensatz zum ersten Teil tritt noch deutlicher, weil personalisiert, zum Ausdruck, das die Gesellschaft Weyland Yutani, die schon im ersten Teil im Hintergrund die Fäden zog, ein schlimmeres Verhalten an den Tag gelegt als die Aliens selber. Ironischerweise wird dieses Verhalten durch das Abbild des wahren, menschlichen Bishop konterkariert, sprich durch den Gesellschaftsandroiden Bishop (ganz stark: Lance Henriksen), der im Hinblick auf den Vorgänger "Alien" das genaue Gegenteil zum Spitzel "Ash" ausfüllt. Optisch und actiontechnisch klotzt James Cameron also richtig ran, beweist Klasse, Geschmack und Stil. Darüber hinaus treibt er seine Geschichte (die im Director´s Cut durch neue Schnitte / Ergänzungen nicht mehr ganz so überraschend daherkommt) dramatisch so richtig schön auf die Spitze, so es sich für einen richtigen Film "Alien" im mittlerweile 4teiligen Alien-Franchise gehört. Wie bereits angesprochen ist es Sigourney Weaver und Carrie Henns Schauspiel und deren funktionierender Chemie zu verdanken, das auch der finale Showdown zu jederzeit herzergreifenden bzw. emotionalen Angelegenheit wird und diesen (neben dem genialen und legitimen Einfall der Alien Königin) zum absoluten Ass im Ärmel für alle am filmischen Prozess beteiligten macht. Vom Showdown in "Aliens – die Rückkehr" kann sich auch Regisseur Jean Pierre Jeunet z.B. ("Alien - Die Wiedergeburt") auch heute noch eine dicke Scheibe abschneiden. Mit den einfachsten Methoden des Filmemachens, aber total genialen Tricks zog James Cameron einst alle Register der Filmkunst, die auch heute noch Bestand haben. Er hob die Messlatte zum überqueren im Science-Fiction-Genre in bisher unerreichte Höhen. Der finale Showdown gilt auch heute noch als überlebensgroßer Gradmesser für alle Nachfolgefilme im Genre, überzeugt Dank seiner handgemacht Qualität, kommt also komplett ohne Mätzchen und seelenlose CGI Tricks aus.
Und ebenso bekommt man mit James Horners genialem Score erstklassiges für die Ohren vorlegt, der auch der nachher folgende Maßstab für diverse Trailer-Einspielungen im Kino war. Um mehr über den schwierigen Entstehungsprozess der Musik von Titanic Komponist James Horner zu erfahren, eignen sich die Extras, die der BluRay Special Edition "Aliens – die Rückkehr" beigefügt sind.
Fazit: "Aliens – die Rückkehr erweist sich zu Recht eines der besten Sequels der Filmgeschichte, als ein absoluter Meilenstein im Genre. Neben Terminator 2 – Jugdment Day gilt "Aliens – die Rückkehr" als das Meisterwerk von James Cameron im Actionjargon, in dem wirklich alles stimmt.
Man bekommt eine originäre und funktionierende Mischung aus toller Geschichte, Sciencefiction, Action, Horror und Crimeelementen geboten, all das fügt sich am Ende zu einem homogenen ganzen zusammen. James Cameron steht mit seinem Schaffen Ridley Scotts "Alien" in nichts nach. Welchen der ersten beiden Franchise Produktionen man für sich bevorzugt, bleibt reine Auslegungssache. "Alien" und "Aliens - die Rückkehr" setzten jeweils auf ihre Art die entsprechenden Maßstäbe im Genre. Entweder man entscheidet sich für die pure Science Fiction Essenz von Scott oder die actiontechnische und schauspielerische Meisterleistung von James Cameron. Die gebotene Qualität ist und bleibt aber enorm hoch.
"Sollten wir eine unheimliche Begegnung haben, stehe in nicht gerne nackt da." - "Könnte nicht schaden." -
Wertung: 10/10 Punkte