Kristof Magnusson: Das war ich nicht.

Kristof Magnusson: Das war ich nicht.
Das war ich nicht ist ein wunderbarer, leicht skurriler Unterhaltungsroman. Kristof Magnusson beweist Sinn für Alltags-Irritationen und einen rasanten Plot, der als nicht allzu kompliziert, aber auch nicht übermäßig banal beschrieben werden kann. Wenn ich es schnörkellos sagen darf: die Geschichte macht Spaß.
Und die Figuren machen Spaß:
 Jasper Lüdemann ist ein Investmentbanker um die 30, ernährt sich von Snickers und Kaffee und ist ganz schön paranoid. Insgeheim versteht er sich als Rockstar des Händlersaals, ein schöner Verweis auf die “Masters of the Universe” in Tom Wolfes Fegefeuer der Eitelkeiten.
Henry LaMarck ist ein Weltklasseschriftsteller, gerade 60 geworden. Alle Welt wartet auf seinen neuen Roman, aber den gibt es gar nicht. Statt dessen verschwindet Henry von seinem eigenen Geburtstag und ward nicht mehr gesehen.
Meike Urbanski ist seine deutsche Übersetzerin, die vor dem Bio-Spießertum in Hamburgs Schanzenviertel in eine Bruchbude auf dem Land geflohen ist und dort verzweifelt auf Henrys Manuskript wartet.
Das Schicksal der drei Glücksritter verwebt Magnusson in Chicago; die Finanzkrise bildet die angemessene Rahmenhandlung für die emotionale Verwirrung der Figuren. Die Erzählperspektive wechselt zwischen Jasper, Henry und Meike, kurze zeitliche Überblendungen in der Dramaturgie halten die Spannung. Von der ersten Seite an war ich drin im Plot – das ist ja nun keine Selbstverständlichkeit.
Eine besondere Erwähnung verdient der Weinklimaschrank im Haushalt von Meikes Hamburger Pärchenfreunden. Hier wurde der klassische Bio-Markt-Hipster über 30 präzise beobachtet.
Undramatisches Fazit: liest sich ratzefatze weg, unterhält bestens. Kaufen.

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