Krise, welche Krise? – Wie sich Spaniens Hauptstadt eine Zukunft sucht

Madrid hat alles: Prachtboulevards und schattige Gassen unter schmiedeeisernen Balkonen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, eines der größten Königsschlösser Europas, Art-Déco-Bauten, Hochhäuser wie im New York der 20er Jahre, ein Viertel der Literaten, in dem die Gedichte auf der Straße liegen, grandiose Kunstsammlungen und beschauliche Quartiere, in denen die Menschen ihre gemeinsame Zukunft selbst in die Hand nehmen.

Taberna La Cristina in Madrid, bunte Eingangstür, 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

Taberna La Cristina in Madrid, Foto Robert B. Fishman

Madrid. Städte nennt Werner Durrer „Bücher, die man aufschlägt um darin zu lesen“.  Mit einem Edding markiert der Architekt die Festung Maghrit, übersetzt etwa „fruchtbarer Hügel“ auf einem Din-A-3 großen laminierten Stadtplan. Die Mauren ließen die Burg im Mittelalter einen Tagesritt nördlich ihrer Metropole Toledo bauen. Die Grundmauer findet man heute gegenüber der Kathedrale. Auf den Bergen in Sichtweite warteten die Heere der christlichen Herrscher von Aragonien und Navarra auf eine Gelegenheit zum Angriff. Die Reconquista, die „Rückeroberung“ Spaniens von den Kalifen hatte begonnen. Durrer zeichnet die Frontlinie auf den oberen Rand des Plans. Lange nachdem Kastilien an die spanischen Könige gefallen war, wählten sie 1561 das Nest zu Füßen der zerstörten arabischen Festung zu ihrer Hauptstadt. Die Siedlung lag in der Mitte zwischen den beiden Häfen Lissabon und Barcelona. Mit dicken blauen Strichen zeichnet Durrer die Entwicklung der Stadt von West nach Ost. Der Hauptplatz Plaza Mayor entstand erst später, ebenso die östlich angrenzenden Innenstadtbezirke.

 Müll auf dem Boden, reichlich Gäste, gutes Essen

„Hat jemand von Ihnen eine Knoblauchallergie“ fragt Javier lachend ein Häuflein deutscher Touristen auf der Plaza Santa Ana. Im Hintergrund leuchtet blütenweiß das fast 100jährige Luxushotel Reina Victoria, gegenüber das älteste noch bespielte Theater Europas. Scharen von Nachtschwärmern ziehen über das Kopfsteinpflaster in die Bars und Kneipen des Ausgehviertels. Zusammen mit seiner deutschen Freundin bietet er unter „Madrid Travel Solutions“ Themenführungen und Tapas Touren an.

traditionelles spanisches Lokal El Abuelo in Madrid, 20.3.2016, Foto: Robert B. Fishman

Lokal El Abuelo, bekannt für Garnelen in Konblauch Foto: Robert B. Fishman

„Wir Einheimischen sind wie Kakerlaken“, erzählt der Mittdreissiger lachend in fehlerfreiem Deutsch. „Wir gehen da hin, wo es dunkel ist“. In den sonnigen Straßencafés auf den großen Plätzen säßen vor allem Touristen. Javi, wie sich der fröhliche junge Mann nennt, führt uns ins Lacón. Schmelztiegel Spaniens „Hay raciones“, etwa „Portionen“, steht wie an fest jeder Bar am Eingang. „Niemand bestellt Tapas. Die gibt es automatisch zum Getränk“, erklärt Javier. Entstanden ist die Tradition angeblich im 16. Jahrhundert, als mit dem habsburgischen Königshof das Gefolge in die neue Hauptstadt kam. Sie verlangten Bier. Weil es das nicht gab, tranken sie schweren spanischen Wein. Als die Wirte genug von betrunkenen Höflinge hatten, legten sie ihnen belegte Brote als Deckel (Tapa) auf die Gläser. So hofften sie, dass die Herrschaften länger nüchtern und friedlich blieben. Später verbreitete sich die Sitte in ganz Spanien. Heute versuchen die Gastronomen mit möglichst ausgefallenen Tapas, die wachsende Konkurrenz zu übertrumpfen. Im Lacón ( C/. Manuel Fernández y González, 8) gehen die Uhren anders. Hier bestellen die Gäste die Häppchen. An der rund zehn Meter langen Theke servieren die Kellner neben Eigenkreationen lokale Spezialitäten: Lomo (Lende), Bacalao (Stockfisch), Sardinen (Boquerones) oder gegrillte Pilze- viel zu lecker, um sich Appetit für die nächsten Stationen aufzusparen. Wir ziehen durch das Literatenviertel Barrio de las Letras, in dem einst Nationaldichter Cervantes lebte. Plaketten kennzeichnen sein Wohnhaus, die Druckerei, in der die erste Ausgabe des Don Quixote entstand und den Stadtpalast der Fugger, die die Habsburger Könige finanzierten. Im Straßenpflaster glitzern in goldenen Buchstaben seine Verse und die anderer Poeten wie Lope de Vega. „Gute Bars erkennst Du am Müll auf dem Boden“, lässt uns Javier wissen, als wir beim „Großvater“ ankommen. „El Abuelo“ hat angeblich die besten Gambas con Ajillo, in Öl und frischem Knoblauch gebackene Garnelen.  Unter den Barhockern liegen Papierservietten, Zahnstocher und anderer Unrat, obwohl der Wirt zwei Papierkörbe dafür aufgestellt hat. Viel Müll, reichlich Gäste, gutes Essen, so die Logik der einheimischen Madrileños.

nächtliche Gassen in Madrid im Regen im Stadtteil Las Letras, Gedicht von Lope de Vega im Straßenpflaster, 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

Wo die Gedichte auf der Straße liegen… Foto Robert B. Fishman

Schmelztiegel der spanischen Kulturen

In Spaniens Hauptstadt verschmelzen die Kulturen des Landes. Die meisten Bewohner sind erst in den 50er, 60er und 70er Jahren zugewandert. Die Industrie suchte Arbeitskräfte. Ihre Eltern und Großeltern stammen aus Galicien, Andalusien, Asturien oder anderen spanischen Regionen. Obwohl weit weg vom Meer floriert am Rande Madrids der zweitgrößte Fischmarkt der Welt. Zahlreiche Fischgerichte brachten die Zuwanderer von den Küsten mit. Javier zum Beispiel ist im Norden aufgewachsen. Seit neun Jahren lebt er in der Hauptstadt. Das Dorf in der Stadt Wie unter einem Mikroskop zeigt sich der permanente Wandel der Metropole im einen halben Quadratkilometer kleinen Stadtteil Lavapiés am Südrand der Innenstadt. In die einst billigen Altbau-Wohnungen ziehen Künstler, Designer, Musiker und andere, die hier ihr schwierig gewordenes Leben selbst in die Hand genommen haben.

von Anwohnern selbstverwaltetes Freigelände Campo de la Cebada in Madrid, 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

selbstverwaltetes Freigelände Campo de la Cebada, Foto Robert B. Fishman

Auf dem eingezäunten Grundstück neben der Markhalle La Cebada gedeihen in Holzkisten Kräuter, Spinat, Tomaten und anderes Gemüse. „Wir machen auf, wenn wir da sind“ steht in Sprühbuchstaben auf dem Rolltor zum „Campo de la Cebada“. Auf selbstgebauten rohen Holzbänken sitzen junge Leute. Sie lesen, unterhalten sich und genießen die ersten warmen Sonnenstrahlen des beginnenden Frühlings. Auf dem betonierten Platz in der Mitte spielen einige Basketball. In einer Ecke des 2500 Quadratmeter großen Areals kniet ein bärtiger Mann mit einem Maßband auf einer am Boden ausgebreiteten hauswandgroßen Plastikfolie. „Die Folie hat uns das Theater da drüben geschenkt“, erzählt er mir und zeigt auf das Teatro La Latina. „Wir bauen uns daraus eine Kuppel für ein Veranstaltungszelt.“ Musiker Pedro schreibt Lieder und Gedichte. Zusammen mit Monica leitet er das Campo de la Cebada. Rund 15 Freiwillige organisieren den Gemüsegarten, Feste, Konzerte, Lesungen Theateraufführungen und das Freiluftkino. Als Leinwand dient ein weiß gestrichenes Rechteck auf der Brandmauer am oberen Ende des Geländes. Wer etwas veranstalten möchte, bringt die Vorschläge montags auf der Vollversammlung ein.

Eingang zur Freifläche Campo de la Cebada in Madrid, die die Anwohner selbst verwalten, 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

Eingang zur Freifläche Campo de la Cebada in Madrid, die die Anwohner selbst verwalten, 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

Die seit zehn Jahren wütende Wirtschaftskrise hat Spanien verändert. Vor allem in den großen Städten helfen sich Menschen in Not gegenseitig, legen auf Brachflächen Gemüsegärten für die Selbstversorgung an. Was Sie nicht mehr bezahlen können, stellen sie selbst her: Musik, Kunst, Lebensmittel. Pedro und Monica erzählen mir, dass das Campo de La Cebada lange leergestanden hat: Ein verrottender Sportplatz auf einer verlassenen Teerfläche neben der Markthalle mitten einem der an dichtesten besiedelten Gebiete Madrids. „Wir haben uns mit ein paar Nachbarn zusammengetan und die Stadt gefragt, ob wir das nicht nutzen können.“ Pedro wundert sich heute noch, dass er im Rathaus auf offene Ohren gestoßen ist. Er ist in Santander an der Nordküste aufgewachsen. Über die Sehnsucht nach dem Meer hat er ein Lied geschrieben. „Si arribas a mi puerto“, wenn Du an meine Tür kommst, textete er in seiner ersten Wohnung in der Madrider Altstadt. Fünf- und sechsstöckige Mietshäuser aus dem 18. Jahrhundert tragen einen halben Schritt schmale Balkone mit schwarzen schmiedeeisernen Geländern. Sie werfen ihre Schatten auf die Gassen, durch die mit viel Augenmaß des Fahrers ein Kleinwagen passt. „Das Viertel atmet und lebt die Vielfalt“, schwärmt Musiker Pedro. Auf den Bänken am Nelson Mandela Platz oder an der U-Bahn-Station Lavapiés sitzen Afrikaner arbeitslose Tage ab. Jobs gibt es für sie nicht. Andere eröffnen ein Café, einen Imbiss, einen Laden oder betteln. „Willst Du Grass?“, fragt einer direkt vor dem Supermarkt, der rund um die Uhr geöffnet hat. Kommt ein Streifenwagen der Polizei vorbei, verschwinden die Jungs in einem Hauseingang.

Wünsche an die Zukunft auf Zetteln an einer Wand in Madrid, 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

Wünsche an die Zukunft, Foto Robert B. Fishman

Die Wurzeln im Himmel

In Lavapiés gedeihen zahlreiche Welten, manche nebeneinander, viele miteinander: Chinesische, pakistanische, westafrikanische und türkische Imbissbuden, alternative Cafés, uralte Kneipen, Bars, wohnstubenkleine Lebensmittelgeschäfte, wie sie aus anderen Städten längst verschwunden sind. Monica, die zusammen mit Pedro die Plane auf dem Campo de la Cabada vermessen hat, lädt mich zu einer Tour durchs Viertel ein. Sie arbeitet für eine Konzertagentur, singt, tritt als Tänzerin auf und entwickelt mit Künstler-Kollegen aus Lavapiés Performance-Stücke. Wir sehen uns auf der Plaza Nelson Mandela gegenüber der Quimera, einem besetzten Haus, das die Stadt bisher nicht geräumt hat. Auf dem Platz hat sie Betonwürfen als Sitzgelegenheiten aufgestellt. „Hier treffen sich die Senegalesen, die für die dortige Regierung sind, auf der anderen Seite die aus der Opposition“, erklärt mir Monika. Streit gebe es deshalb keinen. Auf der Terrasse des Café Baobab bestellen die ersten Gäste ihren Kaffee oder eine Caña, ein Bierchen. An die Fassade des Hauses haben die Wirte einen Baobab-Baum gezeichnet. „Schau“, sagt Monica „der hat die Wurzeln im Himmel, wie wir.“ Manche der zahlreichen Bars und Kneipen öffnen nach Laune der Besitzer, andere rund um die Uhr. An den Wochenenden veranstalten viele Live-Konzerte, oft spontan, wenn Musiker vorbeikommen und eine Jam-Session spielen.

Soziales Café beim Friseur

genossenschaftliches Bio- und fair Trade Cafe del Mar OCSI in einem ehemaligen Friseursalon in Lavapies in Madrid, 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

genossenschaftliches Bio- und fair Trade Cafe del Mar OCSI in einem ehemaligen Friseursalon in Lavapies  20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

An der Calle Embajadores fällt mir ein komplett mit bunt bemalten, Jahrzehnte alten Kacheln, den traditionellen Azulejos, bedeckter Laden auf. Peluqueria, Friseursalon, informiert ein leuchtend blauer, geschwungener Schriftzug auf den historischen Fliesen über der Tür. „Wir sind kein Friseur, sondern ein soziales Café“, hat jemand auf die Tafel am Eingang geschrieben. Drinnen duftet es nach Kaffee und Kuchen. Die Kaffeemaschine zischt. Zwei junge Frauen arbeiten die vielen Bestellungen ab. Zwischen Cappuccinotassen und Kuchentellern erklärt mir eine der beiden das Konzept: ein selbstverwalteter Betrieb ohne Chef, von einer Handvoll Enthusiasten gegründet, verkauft Bio-Obst, Gemüse und Selbstgebackenes aus frischen Bio-Zutaten und Produkten aus fairem Handel. Wer keinen Job findet, schafft sich einen oder versucht es zumindest: Architekten, die sich mit Stadtführungen selbstständig machen, ein ehemaliger Vodafone-Manager, der eine Kochschule eröffnet oder die Kulturbegeisterten, die das Teatro del Barrio, das Theater des Viertels, gegründet haben.

Fernando raucht mit ein paar Partygästen eine Zigarette vor der Tür. Nein, erklären könne er mir das Konzept des Theaters heute nicht mehr, „zu betrunken“ sei er, aber „komm doch rein und feiere mit“. Drinnen tanzt ein Dutzend Leute, andere schauen zu und unterhalten sich. Es gibt, Wein, Nüsse und Knabbereien. Das Teatro trägt Kultur in die Nachbarschaft: Eigenproduktionen, Theaterworkshops, Gastspiele und eine eigene Universität. jeden und Montags und Dienstags holt das Teatro del Barrio Wissenschaftler zu kostenlosen Vorträgen und Diskussionsabenden in seine Räume. Es geht um Politik, Wirtschaft, Naturwissenschaften, oft um Themen, „über die man hier sonst nicht so gerne spricht“: die Aufarbeitung der Franco-Diktatur oder das Königshaus.

Wir können

Entstanden ist hier die Bewegung, die Spanien verändert hat: Podemos lud 2011 zu einer ihrer ersten Versammlungen ins Teatro del Barrio. Gegründet wurde die spätere Partei im Laden gegenüber.  Musiker Yerik, hat den »Mädchen von Lavapiés» ein Lied gewidmet. Darin erzählt er von Punkerinnen mit bunten Haaren, von Frauenbewegten, Eigenwilligen, Mutigen und Engagierten wie Fanni und ihrer Freundin Yolanda. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein: Schnell, klein, drahtig, hellwach und quirlig die eine; groß, kräftig und ein wenig behäbig die andere. Fanni, die Intellektuellere, Informatikerin, analysiert die spanischen Zustände, sieht 2011 Tausende an der Puerta del Sol, die die gleichen Fragen stellen wie sie, sich über Korruption und Ungerechtigkeit im Lande empören: Junge Leute, gut ausgebildet, ohne Chance auf einen Job. Polzisten tragen Familien mit kleinen Kindern aus ihren Wohnungen, weil sie, arbeitslos geworden, den Kredit nicht mehr bedienen können. Bittere Armut neben protzigem Reichtum, hungernde Bettler vor den Filialen internationaler Luxusmarken an der Preciados, einer der teuersten Einkaufsmeilen Europas. Fanny war fasziniert von der Aufbruchstimmung an der „Sol“. Sie fing an, mit den Leuten dort zu reden. „Wir wollen das Land verändern“, erklärt sie mit einer Bestimmtheit, die jeden Zweifel an ihrer Entschlossenheit verbannt. Der diffuse Protest wurde zur Bürgerbewegung. Daraus entstand die Partei Podemos („Wir können“), die seit Herbst 2015 mit in der Stadtregierung sitzt. Fanni geht neben dem Fulltime-Job zu Versammlungen und arbeitet in Bürgerinitiativen mit. „Privatleben habe ich keines mehr“, sagt die 36jährige. Sie klingt müde. Aber aufgeben kommt für sie ebenso wenig in Frage wie für Yolanda, die wegen einer Behinderung Rente bekommt.

Illusionen

Einradfahrer an der nächtlichen Puerta del Sol in Madrid, 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

Einradfahrer an der nächtlichen Puerta del Sol, Foto Robert B. Fishman

Abgekämpft wirkt auch sie, aber voller „ilusión“ – ein Wort, das sich mit Illusionen, Träumerei übersetzen lässt – oder als Hoffnung und (Vor)-Freude auf die Veränderungen, die Podemos in Spanien noch bewirken kann. Die 35jährige engagiert sich in der Nachbarschaft, hilft Leuten in Not. Oft denkt sie an die Frau, die mit ihrem Baby weinend vor ihr stand: Das Kind schrie und die Mutter hatte kein Geld, um etwas zu essen zu kaufen. „Leute haben sich umgebracht, weil die Krankenkasse lebensnotwendige Medikamente nicht mehr bezahlt“, erzählt Yolanda, selbst den Tränen nahe. Kraft schöpft sie aus den Veränderungen, die die Protestbewegung schon bewirkt hat: „Menschen wie Du und ich finden Gehör und regieren mit.«

Was Podemos landesweit erreichen will, setzen einige in Lavapiés und anderen Madrider Vierteln schon in ihrem Alltag um. Zwei junge Männer stehen vor einer mit Kerzen beleuchteten Erdgeschosswohnung voller bunter Gemälde.  Mario Chaamaño feiert mit ein paar Freunden Geburtstag. Seine Werke scheinen mir wie übergroße Alltagsfotos aus befremdlichen Perspektiven: Putzeimer auf schachbrettgemusteren Fußböden oder farbige Flächen. Realer Raum und Bilder kann ich kaum voneinander unterscheiden. „Ich male realistisch“, erklärt mir der junge Chilene. Sein Nachbar restauriert alte Kunstwerke. Gegenüber hat ein Bildhauer eine Galerie eröffnet. „Wir arbeiten zusammen“, erzählt der 33jährige. Jeden Mai öffnen die vielen Künstler unter dem Motto „Los Artistas del Barrio“ ihre Ateliers. Dann ziehen Scharen von Besuchern durch den Stadtteil. Zum Leben reicht Marios Kunst noch nicht. In der nahen Tabacalera gibt er Malkurse.

Fabriken für die Kunst

Wandgemälde an der Aussenmauer des Kulturzentrum Tabacalera in Madrid: 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

Wandgemälde an der Aussenmauer des Kulturzentrum Tabacalera

Die Stadt hat die mehrere Häuserblocks große stillgelegte Zigarettenfabrik vor ein paar Jahren zum Kulturzentrum umgebaut. In der obere Hälfte betreibt sie Ausstellungsräume. Einige der weitläufigen Hallen und Innenhöfen verwalten junge Leute selbst. »Was sich nicht teilen lässt, ist keine Kultur«, bringen die Macher ihr Anliegen auf den Punkt. In eines der ehemaligen Fabrikgebäude ist eine Fahrradwerkstatt eingezogen. Andere bieten Werkstätten für Malerei, Bildhauerei oder Fotografie an. Gleich oberhalb der Tabacalera blühen weitere Zeichen des Aufbruchs im Kleinen. Vor der Markthalle San Fernando sitzen Leute auf den Treppen in der warmen Nachmittagssonne, manche mit einer Flasche Bier in der Hand. Ein entspannter Nachmittag. Drinnen schließen die letzten Bars und Marktstände. An einem Klapptisch zählt eine junge Frau lächelnd die Tageseinnahmen. Jeden Sonntag organisiert sie hier mit ein paar Freunden Salsa-Tanznachmittage. Schade, dass die Musiker gerade ihre Instrumente einpacken. Nebenan hat eine Genossenschaft von Anwohnern einen Bio-Laden eröffnet: Zu Obst und Gemüse gibt es Saatgut und Kurse in biologischem Gärtnern. Krise, welche Krise Wer mag, pflanzt auf dem Campo de la Cebada oder gleich um die Ecke auf dem Grundstück „Esta es una Plaza“ (Das ist ein Platz). Aktivisten haben das leerstehende Gelände der Stadt abgetrotzt, Beete in großen Holzkisten angelegt, eine Bar, einen Kinderspielplatz gebaut und einen alten Baucontainer aufgestellt. In der Fahrradwerkstatt reparieren Interessierte unter Anleitung Fahrräder.

Pedro, der Musiker vom Campo de la Cebada, erlebt die Vielfalt in Lavapiés „als Mehrwert, nicht als Barriere«. „Da arbeitet ein Afrikanerin mit einem Australier zusammen, Spanier mit Argentiniern, die gemeinsam eine Jam-Session spielen.“ All das passiere von selbst. „Da brauchst Du keine Zuschüsse von der Stadt.“

„Diese Stadt ist wie eine Flasche Ketchup“

Die hat sich auch politisch verändert. Nach Jahrzehnten der konservativen Ratsmehrheit hat das links-alternative Bündnis „Ahora Madrid“ (Jetzt Madrid) die Stadtregierung übernommen. Bei den Wahlen im letzten Herbst verlor die Volkspartei PP überall im Lande deutlich an Stimmen. „Korruption schreibt man mit zwei P“, lästern manche. Sogar skandalgewohnten Spaniern sind Vetternwirtschaft und Schmiergeldgeschichten zu viel geworden.

Kulturzentrum Matadero (ehemaliger Schlachthof) in Madrid, 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

Kulturzentrum Matadero (ehemaliger Schlachthof) in Madrid, 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

„Nach Jahren des neoliberalen PP-Mottos „bereichert Euch wo Ihr könnt“ schlägt das Pendel in die andere Richtung“, fasst Thomas Büser den Stimmungswandel zusammen. 23 Prozent offizielle Arbeitslosigkeit, mehr als die Hälfte aller Jugendlichen ohne Job. Die »ni-ni Generation« (ni formación ni trabajo, weder Ausbildung noch Arbeit) sucht ihre Zukunft. Die Bauwirtschaft, bis 2007 Konjunkturmotor der Wirtschaft, ist zusammengebrochen. Viele Architekten wie Werner Durrer oder Fremdenführer Javier finden weder Job noch Auftraggeber. In Madrid konzentrieren sich die Sorgen und Hoffnungen der Menschen wie unter einem Brennglas. „Rau“ nennt Thomas Büser das Klima in der Hauptstadt und meint damit nicht nur das extreme Wetter: brütend heiße Sommer mit über 40 Grad, eisige Winter. Die meisten Madrilenen seien direkt, schnoddrig im Ton und gesprächig, wie man es den Berlinern nachsagt. „Diese Stadt ist wie eine Flasche Ketchup. Du schüttelst und schüttelst und nichts passiert, bis dann plötzlich die ganze Ladung herauskommt“. Thomas, aus Deutschland zugezogener Autor und Journalist, hat einen Reiseführer über Madrid geschrieben. Sein Unternehmen Bellavista bietet Themenführungen und komplette Städtereisen an, Operntouren zum Beispiel inklusive Karten für die international begehrten Aufführungen. Mit seinem kubanischen Lebenspartner wohnt er am südlichen Stadtrand. Noch in den 80er Jahren steckte der spanische Staat Schwule ins Gefängnis. Dann kam die Movida Madrileña, die bunte, fröhliche Jugendbewegung der, die alles nachholen wollte, was sie unter der faschistischen Diktatur bis 1975 versäumt hatte. In Chueca und Malasaña, wo die Jugend damals feierte, Künstlerateliers und Galerien und stylische Bars eröffnete, wehen heute viele Regenbogenfahnen. Homosexuelle Paare haben sich Eigentumswohnungen gekauft, die inzwischen Vermögen wert sind. Jedes Jahr Anfang Juli findet in Chueca die größte Schwulen-, Lesben- und Transgenderparade Europas statt. Spanien hat als eines der ersten Länder gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften der Ehe gleichgestellt, erzählt Thomas. In Madrid mag er die Dichte und hohe Geschwindigkeit des Lebens, die Fülle an Kultur: ungezählte Museen, Theater, Kinos. Ständig entsteht Neues. Stadt und Region verlegten die Umgehungsautobahn M30 unter die Erde. Das Flüsschen Manzanares wurde renaturiert. „Die Schulden dafür zahlen sie noch bis 2045 ab“, vermutet Thomas. Eine Studenteninitiative setzte durch, dass ein 7,5 Kilometer langes Gelände über der Autobahn zum Park wurde: Madrid Rio mit Sportanlagen, Spielplätzen, Rad- und Wanderwegen.

„Das nächste große Ding“

Thomas zeigt auf das betongraue gekommene Fussballstadion. Die Arena des Vereins Atlético, Club der Arbeiter und einfachen Leute, weicht zwei Wolkenkratzern mit Büros, Luxuswohnungen und Einkaufszentrum: „Das nächste große Ding.“ Der Viktualienmarkt gegenüber, ein konturloser Betonkasten, soll wie der Matadero zum Kulturzentrum werden. In die mehr als 100 Jahre alten Back- und Bruchsteinbauten des einst größten Schlachthofs Spaniens sind auf 120.000 Quadratmetern Galerien, Restaurants, eine Bilbio- und Mediathek mit Leseräumen, Ausstellungsflächen und eine Außenstelle des Nationaltheaters gezogen. Zu den Veranstaltungen kämen die kulturbegeisterten Madrileños in Scharen. Vor Museen wie dem Prado oder dem Reina Sofia bilden sich täglich lange Schlangen. Ausstellungen, Galerien, Kinos und Theater sind gut besucht. Blütenweiß leuchtet das ehemalige Hauptpostamt Palacio Cibeles. Mit verzierten Türmen und Kuppeln erinnert es an eine überdimensionale Zuckerbäckertorte. Drinnen zeigt die Stadt unter fünf, sechs Meter hohen, stuckgeschmückten Decken wechselnde Ausstellungen. Die Aussichtsterrasse bietet den Blick auf Prachtbauten des Art Déco wie das Telefonica Hochhaus: In den 20er Jahren als höchster Wolkenkratzer Europas errichtet, war es im Bürgerkrieg zentraler Aussichtspunkt der republikanischen Verteidiger. Francos Truppen versuchten es zu zerstören, trafen aber nur die Wohngebiete in der Nachbarschaft. Am Mondplatz Plaza de la Luna füllen gesichtslose Nachkriegsbauten die Lücken, die die Bomben hinterlassen haben. An seinem Rand teilt Madrids barockeste Kirche ein Gebäude mit einem Schwulenclub und einem Fitnesstudio. Im Süden leuchten die roten Dächer von Las Letras, La Latina und Lavapiés, im Westen die Art Déco- und Glasfassaden der Gran Via. Vor 100 Jahren schlugen Planer und Architekten den damals futuristischen Boulevard mit Kinos, Theatern, Showbühnen und Kaufhäusern mitten durch die Altstadt. Eine Woche reicht nicht, um im dicken Buch dieser Stadt zu blättern. Pflastersteine, Fenster, Mauern und Millionen Gesichtern bergen noch viele Geschichten.

Hinweis: Die Recherche zu dieser Reportage wurde unterstützt von tourespaña. Vielen Dank!

Madrid Info:
Tourist-Information mit Büros am Flughafen, Plaza Mayor 27 (Nordseite, Casa de la Panadería), Plaza Colón 1 und Ecke Glorieta Emperador Carlos V / Calle Santa Isabel am Museo Reina Sofía

Die Madrid Card gewährt kostenlosen Eintritt in viele Museen und Rabatte in zahlreichen Restaurants und zahlreiche weitere Vorteile.

Stadtentdeckung:
Madrid ist zu groß, um die Stadt in wenigen Tagen zu erfassen. Vor allem wer kein Spanisch spricht ist bei den deutschsprachigen Anbietern von Führungen und Stadterkundungen gut aufgehoben. Einige habe ich ausprobiert und kann sie empfehlen:

Bellavista Madrid, Thomas Büser, , Tel. +34 610642579 (Handy)

Madrid auf Deutsch, Javier Sardon Alhambra: Stadtführungen, Tapas-Touren, Kochkurse, Musik-Workshops und mehr,  Tel. +34 648665288 und www.madridtravelsolutions.com

Explora lo Desconocido, Enrique Fernández Envid: vor allem historische Führungen an weniger bekannte Orte Madrids auf Spanisch und Englisch, literarische Stadtrundgänge, Kneipenführungen, Mittelaltertouren u.a.,, Tel. +34 91 4686289
Nightlife
Theater, Tanzen, Musicals, Konzerte, Diskos, Tapasbars… Madrid hat alles und davon reichlich. Alleine rund um die Plaza Santa Ana gibt es angeblich mehr Bars als in ganz Norwegen.

Verkehr:

Metro: Das Netz ist dicht und funktioniert zuverlässig. Tagsüber wartet man höchstens 5 Minuten auf einen Zug.

Fahrrad:
BiciMad: An zahlreichen Stationen verleiht die Stadt Pedelecs. Leider werden die Räder oft geklaut und viele sind häufig kaputt. Dennoch ein grandioses Angebot

Inzwischen gibt es auch einige Fahrradvermieter wie trixi Bikes, die auch geführte Radtouren anbieten, Calle de los Jardines 12, Tel. +34 660091644

Einkaufen:
Schickes und Teures findet sich im Nobelviertel Salamanca, hippe ausgefallene Läden bieten die Stadtteile Malasaña und Chueca, zum Beispiel die Calle de Fuencarral oder die Plaza de Chueca mit ihren alternativen und Szene-Läden.

sonntäglicher Flohmarkt El Rastro in Madrid, einer der größten Flohmärkte Europas, 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

Flohmarkt El Rastro („Die (Blut)spur“, weil hier früher die Metzger waren)

Flohmarkt:
El Rastro: einer der grössten Flohmärkte Europas jeden Sonntag bis zum frühen Nachmittag zwischen Embajadores, Plaza de Cascorro und Mercado de la Ribera, Online-Flohmarkt

Märkte:
Jedes Viertel hat seine eigene Markthalle mit Lebensmittelständen, Cafés und kleinen Restaurants , zum Beispiel:

Preisgünstig, sehr entspannt, wenig touristisch mit einigen Bio- und Vegan-Ständen, viele junge Leute: Mercado San Fernando, Plaza Lavapiés / Calle Embajadores, , nebenan findet sich das Germinando, ein genossenschaftlich organisiertes Zentrum für Bio-Landwirtschaft und Gemüsebau mit Saatgut, frischem Obst und Gemüse und Bio-Gartenbaukursen, Calle Tribulete 25,

Schick und relativ teuer, in einem gut 100 Jahre alten Gebäude aus Glas und Eisen im touristischen Zentrum der Stadt: Mercado San Miguel, Plaza de San Miguel

einfach, lokal und bodenständig mit erschwinglichen Preisen: Mercado de la Cebada in La Latina, Plaza de la Cebada

traditionelle Stadtteil-Markhalle, in der auch Köche einkaufen, im 1. Stock gibt es einen schlichten, offenen Aufenthaltsraum mit freiem W-Lan, Mercado de Anton Martín, Calle de Santa Isabel 5,

La Ecomarca
On- und Offline Markt und Einkaufsgenossenschaft für Bio-Produkte


Museen:
Für Kunstschwärmer bietet Madrid reichlich. Allein in den drei wichtigsten Museen Prado, Reina Sofia und Thyssen-Bornemisza kann man Tage verbringen.

Prado
7.000 Bilder besitzt das Museum, davon zeigt es rund 1000, darunter 115 Goyas, 83 Rubens, 50 Velázquez, 40 Brueghels, 36 Tizians, 32 El Grecos, 20 Zurbarans. Das Gemälde “Las Meninas” von Velázquez gilt als eines der „besten“ Gemälde der Welt, Calle Filipe IV,  Tipp: Eintrittskarten vorher online kaufen. Die Schlangen vor den Schaltern sind lang.

eigener Saal für Pablo Picassos Werk Guernika im Reina Sofia Kunstmuseum in Madrid: großer Besucherandrang, , 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

eigener Saal für Pablo Picassos Werk Guernika,  Foto Robert B. Fishman

Museo Reina Sofia
: Auf 12.500 qm finden sich hier neben modernen Wechselausstellungen in den oberen Stockwerken zahlreiche Werke von Picasso, Miró und Salvador Dalí. In der 2. Etage widmet sich eine ganze Abteilung in Gemälden und Filmen dem spanischen Bürgerkrieg. In einem eigenen Saal hängt hier Picassos großes Werk Guerníka, das sich mit dem verheerenden Terrorangriff deutscher, italienischer und spanisch-faschistischer Bomber auf die baskische Stadt 1937 befasst, Calle Santa Isabel 52,
Di. geschlossen. So. vormittags freier Eintritt.
Thyssen-Bornisza Museum
: Eines der berühmtesten und besten Kunstmuseen der Welt. Dieses Museum wurde erst 1992 eröffnet und bietet 775 Exponate aus dem Mitelalter, 17. Jhd., Rokoko, Klassizismus, Expressionismus, Surrealismus und Pop-Art, kostenlose Führungen, Paseo del Prado 8,

Museo Naval (Schifffahrts-Museum der spanischen Marine):
Zu sehen sind zahlreiche Schiffsmodelle, Exponate über die Eroberung Amerikas und Seefahrerreliquien vom Original-Säbel bis zur historischen Seekarte. Eintritt frei, Paseo de Prado 5 (gleich neben dem Prado) .
Caixa Forum: Das 2008 eröffnete Museum zeigt auf 2500 Quadratmetern vor allem moderne und postmoderne Kunst. Daneben gibt es Konzerte, Vorträge, Diskussionsveranstaltungen, Lesungen und mehr. Entworfen haben den Umbau eines ehemaligen Kraftwerks die Architekten Herzog und de Meuron aus Basel. An der Hauswand gedeihen im vertikalen Garten von Patrick Blanc 15000 Pflanzen, Paseo del Prado 38,

Museo de America:  Das Amerika-Museum erzählt die Geschichte der Entdeckungen und Eroberungen in Amerika. Highlights sind die Ausgrabungen und die Original-Mumie von Paracas (Momia de Paracas), , Avenida Reyes Católicos 6

Kulturzentren:
Madrid ist die Kulturmetropole. Fast jedes Viertel hat ein (oder mehrere) Kulturzentren, zum Beispiel:

CentroCentro im Palacio Cibeles:
Das monumentale ehemalige Hauptpostamt (ein lichter, schlossartiger Bau aus Stein, Stahl und Glas mit vielen Stuckverzierungen, feritggestellt 1919) beherbergt auf mehr als 12.000 Quadratmetern ein Kulturzentrum mit Ausstellungsflächen, Bibliothek und Veranstaltungsräumen. Die hervorragenden Ausstellungen sind längst nicht so überfüllt wie die der großen Museen. Die Karten für die Aussichtsterrasse im 6. Stock mit ihrem Ausblick über die ganze Madrider Innenstadt muss man draußen am Schalter rechts neben dem Haupteingang vorab kaufen.
Plaza de Cibeles 1 an der Plaza Colón

Blick von der Terrasse des Circulo de Bellas Artes auf die Dächer von Madrid, 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

Blick von der Terrasse des Circulo de Bellas Artes

Circulo de Bellas Artes de Madrid
Kulturzentrum mit Ausstellungen, Lesungen, Konzerten und mehr in einem Prachtbau der vorletzten Jahrhundertwende. Die Aussichtsterrasse mit ihrem loungigen Cafe-Restaurant bietet mit den besten Blick über die Stadt. Calle Alcalá 42
Matadero:
Zum Zentrum für zeitgenössische Kunst umgebauter ehemaliger Schlachthof mit Ausstellungen, Kino, Bars, Restaurant, Konzerten, Lesungen, Festivals und Ateliers für Gastkünstler – eines der größten Kulturzentren Spaniens, Plaza de Legazpi 8

Tabacalera
teilweise selbstverwaltetes Kulturzentrum in einer mehrere Häuserblocks großen ehemaligen Tabakfabrik mit Konzerträumen, Ausstellungen, Kreativworkshops (Film, Fotografie, Tanz, Theater u.a.), Fahrradwerkstatt und mehr, Calle Embajadores 51
La Casa Encendida
Umweltschutz, Verbesserung der Lebensbedingungen vor allem für sozial Benachteiligte, Förderung junger Kunst und des sozialen Zusammenhalts hat sich „das entflammte Haus“ auf seine Fahnen geschrieben. Geboten sind Ausstellungen, Konzerte, Workshops, Seminare, ein eigenes Radio- und Multimedia-Studio, Fotolabor, ein Kino, ein „solidarischer Laden mit Produkten aus fairem Handel“ und mehr, Ronda de Valencia 2
Kathedrale de la Almudena
: Erst 1955 fertiggestellt und 1993 vom Papst geweiht ist die San Isidro Kirche eine der jüngsten Kathedralen Europas, Calle Bailén neben dem Königspalast

Palacio Real (Königspalast): Arbeitsplatz des spanischen Königs und seiner Familie mit 3000 Räumen
Santiago Bernabeu Stadion
Spaniens wahrer König ist der Fussball: In Madrid ist man reich und für Real oder volkstümlich und für Atlético. Soweit des Klischee (das meistens stimmt 😉 ). Touristen dürfen sich beide Stadien anschauen. Das Heimatstadion von Real Madrid ist mit 81.000 Plätzen eines der grössten der Welt. Benannt wurde es nach dem ersten Präsidenten des Vereins.

Stierkampf in der Arena Ventas in Madrid: Totale der Arena 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

Stierkampf in der Arena Ventas in Madrid

Stierkampf:
An der Metrostation Ventas steht die wichtigste Stierkampfarena Spaniens mit knapp 24.000 Plätzen. Zur Hauptsaison in der zweiten Mai-Hälfte sind die Kämpfe in der 1931 eröffneten Arena restlos ausverkauft. Die Statue vor dem Gebäude erinnert an den Stierkämpfer Jose Cubero. Drinnen gibt das Museo Taurino einen Einblick in die Welt des Stierkampfs, Plaza Toros de las Ventas, Calle Alcalá 237

Cafés, Bars und Kneipen:
Krise hin oder her, die Madrileños gehen aus. Das Leben findet auf der Straße statt – und in den ungezählten Bars, Kneipen und Cafés. Wir können nur ein paar besonders gelungene Beispiele nennen:
Café Gijón
Um die Feinheiten des Lebens zu besprechen treffen sich Literaten und Philosophen zu Tertulias zum Beispiel in diesen mit Geschichte und Geschichten vollgesogenen Räumen. „Herberge der Kultur“ nennt sich das 1888 gegründete und seitdem kaum veränderte Literatur- Café Gijón, Paseo de Recoletos 21

Ocsi Café el Mar
Wir sind kein Friseursalon sondern ein soziales Café verkündet ein Schild. Über dem Eingang steht noch „Salon de Peluquería“ an der bunt verkachelten Fassade. Zum Abreißen wären die mehr als 100 jahre alten Azulejos auch viel zu schade. Drinnen gibt es Konzerte, Lesungen und kleine Leckereien, das meiste aus Bio-Zutaten und fairem Handel. Betrieben wird das kuschelige Café vom gemeinnützigen (Kultur)- Verein OCSI, Calle Embajadores 31, Lavapiés,

Gegenüber im Atelier Café de la Llana serviert Enrique Kaffee, Kuchen und andere Leckereien zu Poesie, Literatur und Kunst. Man sitzt auf alten Stühlen zwischen frischen Gemälden und Plastiken. Abends treffen sich hier oft Künstlergruppen, Calle Embajadores 26

Live Konzert in der Kneipe Borodin in Madrid 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

Live Konzert in der Kneipe Borodin in Madrid 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

Borodin:
alternativ und anarchistisch angehauchte Musik-Kneipe mit leckeren selbstfabrizierten Hamburgern für 4,50 Euro und verschiedenen Biersorten vom Fass, abends spielen oft Musiker spontane Sessions, Rondo de Valencia 14

La Fugitiva:
Buchladencafé mit freiem W-Lan zum Schmökern und Entspannen bei Kaffee (oder Tee) und Kuchen, an der Markthalle Anton Martín Calle de Santa Isabel 7

Die unsichtbare Stadt lädt Reisende zu inspirierenden Pausen bei Kaffee, Kuchen und Tapas zu Diskussionen und Vorträgen ein. In den Regalen stehen Reiseführer aus aller Welt, in denen die Gäste schmökern dürfen. La Ciudad Invisible, Calle Costanilla de los Angeles 7

Theater:
Zahlreiche freie Bühnen und Initiativen tragen Kultur und Selbstorganisation der Menschen in die Stadtviertel, zum Beispiel:

Microteatro por Dinero, Calle Loreto y Chicote 9

Theater, Musik- und Kulturkooperative Teatro del Barrio, Calle Zurita 20, Lavapiés

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Flamenco:
Auch wenn der feurige Tanz aus Andalusien stammt gilt Madrid als die Flameco-Metropole. Einwanderer aus dem Süden brachten ihn in die Hauptstadt. Die bekannte Off-Flamenco-Bühne Peña Flamenca El Duende gastiert häufig im Restaurant San Telmo, Calle Lago Titicaca 10,

Film:
Filmoteca Española (Cinemathek des spanischen Kulturministeriums)
Im ehemaligen Ciné Doré, einem stuckverzierten rosa Bau aus dem frühen 20. Jahrhundert kann man für 2,50 Euro Eintritt in drei Sälen nach Herzenslust Filme gucken. Calle Santa Isabel 3

Stadtgärten:
In den dicht bebauten Innenstadtbezirken Lavapiés und La Latina haben Anwohner freie Grundstücke in grüne Oasen verwandelt. Nachbarn bauen dort gemeinsam Gemüse an, treffen sich zum Feiern, Grillen, Entspannen und organisieren Workshops. Besucher sind willkommen:

Krise, welche Krise? – Wie sich Spaniens Hauptstadt eine Zukunft sucht

Nachbarschaftsgarten „Esta es una Plaza“ in Madrid-Lavapies 20.3.2016, Foto Robert B. Fishman

Esta es una Plaza, Calle Dr. Fourquet 24,
Campo de la Cebada, Plaza de la Cebada 4 (neben dem gleichnamigen Markt)

Stadtteil-Infos:
Malasaña

In mehreren Stadtteilen haben junge Leute leerstehende Häuser besetzt um dort auch Begegnungs- und Kulturzentren einzurichten, zum Beispiel in Lavapiés:
La Quimera, Plaza de Nelson Mandela (ehem. Cabastreros), Nordseite

Stadtteilzeitung Lavapiés des Nachbarschaftsvereins La Corrala

Lesen:
Tipps zu Kneipen, Bars, Restaurants, Kulturveranstaltungen und mehr 

Treffen:
Jeweils sonntags und mittwochs internationale Treffen für Einheimische und Angekommene
Kochkurse:
Paella- und Tapas-Kochkurse bietet Eduardo Jiménez in seinem Cooking Point, Calle Moratín 11

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