Krise als Chance reloaded: Über Feuer und eine neue Einsicht

Von Silke Schwekutsch @kindeshalb

Kindeshalb
Kindeshalb - Der Kinderwunsch Blog für Frauen

Eigentlich mag ich den Spruch von der Krise als Chance nicht. Er wirkt auf mich abgedroschen, eine Floskel, die gerne verwendet wird, um jemandem halbherzig Mut in einer schwierigen Lebensphase zuzusprechen. Manchmal kann dieser Ratschlag auch sehr verletzend sein, denn wenn ich richtig im Loch sitze und total verzweifelt bin, dann fehlt mir die Kraft und Phantasie diese Situation auch noch als einzigartige Chance in meinem Leben zu begreifen.

Die Krise zur Chance wenden

In den letzten Tagen hat mein Verständnis allerdings eine Wandlung erfahren. Ausgerechnet in der Begegnung mit Feuer und totaler Zerstörung kann ich die Krise jetzt ganz neu als Chance für Veränderung und Neubeginn sehen. Das Thema Feuer ist in meinem Lebensumfeld gerade überall präsent. Denn es brennt in Kalifornien seit vielen Tagen lichterloh. Viele  Menschen haben dadurch ihr Leben verloren, tausende Häuser und hunderttausende Quadratmeter an Wald sind in Rauch aufgegangen. Die Zerstörung übersteigt mein Aufnahmevermögen, die Not und Verzweiflung ist riesengroß.

Was tun, wenn vom eigenen Leben nur noch ein großer Haufen Asche übrig bleibt?

Wie den Tod von Menschen verkraften, die nicht schnell genug vor dem Feuer fliehen konnten?

Krise als Bedingung für Wachstum und Erneuerung

In einer solchen Situation wirkt der Ratschlag Krisen doch als Chance zu begreifen absolut zynisch. Die Verzweiflung und eigene Ohnmächtigkeit ist übermächtig. Mit diesem Verständnis und dem Wunsch nach etwas Erholung bin ich in den Yosemite Nationalpark gefahren. Doch wieder begegnete mir Feuer und ganze Friedhöfe verkokelter Wälder.

Krise als Chance: Friedhof der Bäume im Yosemite National Park

Gleichzeitig aber drängte sich mir eine Frage auf:  Was bedeutet es, wenn die Krise von vornherein fest eingeplant und sogar zur Bedingung für eine Erneuerung gemacht wird?

Die nordamerikanischen Riesenmammutbäume (Sequoia) haben sich perfekt an die regelmäßigen Feuer in Kalifornien angepasst. Vielmehr noch: Die Mammutbäume brauchen  die Flammen für ihre Fortpflanzung. Nur nach dem Durchzug von Feuer und Rauch öffnen sich deren Zapfen und geben die Samen der Bäume frei, die dann auf dem durch die Asche frisch gedüngten Boden fallen und dort ideale Bedingungen finden.

Dieses neue Wissen fasziniert mich und öffnet mir einen neuen Zungang zur Krise als Chance.  Es lässt mich den größeren Zusammenhang, in dem wir alle stehen, erahnen und verschafft mir eine neue Perspektive für das Ganze in seinem Zyklus von Geburt, Wachstum, aber auch Abschied und Tod.

Krisen als Chance begreifen

Selbstverständlich lässt sich die geniale Anpassung der Sequioa an ihre Umwelt nicht einfach auf uns Menschen übertragen. Trotzdem wirft es ein völlig neues Licht auf krisenhafte Ereignisse im Leben.

Wir wissen alle, dass Krisen zum Leben dazu gehören. Auch der für viele Paare und Frauen extrem lange und steinige Kinderwunschweg gehört dazu. Ich wünsche mir, dass wir alle von klein auf den Umgang mit Krisen erlernen und Bilder wie die von den dem Feuer trotzdenden Sequioa an die Hand bekommen würden. Krisen können Chancen sein, an dem wir als Menschen wachsen können.

Krisen fordern auf, nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Wenn der eine Weg nicht oder nicht mehr funktioniert, dann macht es Sinn, sich nach anderen Optionen umzuschauen. Wenn Feuer mit regelmäßiger Sicherheit zu erwarten ist, dann ist es genial, dieses zerstörerische Ereignis umzukehren und zur Voraussetzung für neues Leben zu machen. Ich kann mir kaum einen kraftvolleren und sinnvollere Umwandlung dieser Krise als Chance vorstellen.

Herzliche Grüße

Silke

Foto: Bigstockphoto.com / Ekaterina Elagina