Das Prinzchen entdeckt derzeit alles gleichzeitig: Die alten Ägypter, die Kunst, seine kämpferische Seite, die Ritter und den christlichen Glauben. Wobei das mit dem Glauben bedenkliche Ausmasse annimmt – und das sage ich, die ich nun wirklich nicht den Atheisten zuzurechnen bin.
Es ist nämlich so: Das Prinzchen hat die Kiste entdeckt, die der Pastor ihm zur Einsegnung geschenkt hat. Darin hat’s eine Kinderbibel, einen Gebetswürfel, ein Holzkreuz mit einem Segensspruch und eine Taufkerze, die er anzünden kann, sollte er sich dereinst dazu entschliessen, sich taufen zu lassen. Den Inhalt dieser Kiste schleppt er nun schon seit Tagen mit sich herum.
Die Kinderbibel zum Beispiel packt er an dem hübschen, goldenen Bändchen, mit der sie sich verschliessen lässt, schwingt sie durch die Lüfte, knallt sie seinen Mitmenschen um die Ohren und wird damit im wahrsten Sinne des Wortes zum Bible-Beater. Dazwischen will er natürlich auch Geschichten hören, aber wehe dem, der ihm zu erklären versucht, dass es nicht möglich ist, die ganze Bibel an einem Abend zu erzählen. Dann entflammt nämlich Prinzchens heiliger Zorn und glaubt mir, das ist nicht lustig.
Am bedenklichsten aber ist Prinzchens Umgang mit dem Holzkreuz. “Schau mal Mama”, sagte er zu mir und sah mich drohend an, “dieses Kreuz kann man auch als Schwert brauchen. Ich bin jetzt ein Ritter und kämpfe mit diesem Kreuz gegen die Bösen!”
Ich hoffe, diese aggressive Art der Religionsausübung wächst sich bald aus. Wenn mich dereinst mal einer fragt, was aus dem Prinzchen geworden ist, will ich nämlich nicht verschämt antworten müssen: “Ääääähmmm, er ist jetzt ein Kreuzritter, aber keine Angst, er ist nicht hier, er verteidigt gerade das Heilige Land gegen die Heiden.”